G
Gelöscht 124895
Gast
Ich hatte und habe nicht viel Geld, aber hin und wieder konnte ich mir mal ein paar Euro zusammensparen und habe mir dann mal was besonderes gegönnt und mich natürlich auch darüber gefreut, bzw. freue mich immer noch darüber, aber dass ich davon wirklich glücklich geworden wäre, kann ich nicht behaupten. Mich machen die Dinge glücklich, die man mit Geld nicht kaufen kann, wie z.B. als vor ein paar Jahren eine Ricke ihr Kitz bei uns im Garten abgelegt hat und ich die Beiden mehrere Tage lang beobachten konnte. Solche Dinge machen mein Herz weit und füllen es mit Licht und Wärme.Was denkt ihr? Gibt es in eurem Leben Dinge, deren Anschaffung tatsächlich mit Glücksgefühlen verbunden war?
Mir reicht meine kleine Wohnung; die ist schön urig und gemütlich und ich fühl mich hier sehr wohl und geborgen. Ein Auto brauche ich nicht, denn ich habe ja gar keinen Führerschein. Richtig gutes Essen gönne ich mir an meinem Geburtstag, an Weihnachten, Silvester und Ostern. Und dadurch, dass es so selten richtig gutes Essen gibt, kann ich mich schon Tage, ach was, Wochen vorher darauf freuen und bin dann glücklich, dass ich das bald essen kann. Wenn ich alles jederzeit essen kann, dann ist es ja gar nichts Besonderes mehr, aber so ist und bleibt es immer etwas ganz besonderes (deswegen esse ich z.B. Lebkuchen und Co. auch immer erst ab dem Montag nach Totensonntag). Und Urlaub brauche ich auch nicht, denn als Autistin bedeutet verreisen nur jede Menge Stress für mich. Darauf kann ich liebend gern verzichten.Oder will hier jemand glaubhaft erzählen, eine große, schöne Wohnung, ein tolles Auto, gutes Essen oder ein schöner Urlaub machen keinen Spaß?
Das trifft zumindest bei mir nicht zu. Geld erleichtert das Leben zwar und beruhigt einen auch, weil man keine Angst haben muss, dass z.B. der Herd kaputtgeht und man dann keinen neuen Herd kaufen kann, weil man kein Geld dafür hat, aber glücklich macht es nicht. Denn grad die Dinge, die glücklich machen, kann man meistens für kein Geld der Welt kaufen.Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte das Menschen, die nicht so viel Geld haben, eher dazu neigen zu glauben das Geld Glücklich macht.
Ich muss jeden Cent zehnmal umdrehen und kann mir vieles, was für andere Menschen völlig normal ist, nicht leisten, aber das ist eben so. Davon lasse ich mir noch lange nicht die Lust am Leben vermiesen. Und dafür habe ich ja andere Dinge, die mich glücklich machen. Meinen Verlobten, meine Familie, unsere Freunde, meine Katze und viele kleine Dinge, die andere Menschen gar nicht mehr wahrnehmen können, weil sie nur noch auf die vermeintlich tollen Dinge, wie z.B. Auto, Eigenheim und ähnliche materielle Dinge schauen. So bin ich arm, aber gleichzeitig doch um so vieles reicher als viele andere Menschen.Wenn ich heute jeden Euor dreimal umdrehen müsste, würde mir schon Lebensqualität fehlen.
Die Erfahrung habe ich (indirekt) gemacht, als ich zehn Jahre alt war. Da erkrankte mein Vater an akuter lymphatischer Leukämie und verstarb nach langen Kampf und mehreren Chemotherapien daran. Mitansehen zu müssen, wie mein Vater von einem Hünen von Mann (er war ein Kerl wie Dan Haggerty oder Bud Spencer) zu einem Schatten seiner selbst wurde, tat verdammt weh und hat mir sehr deutlich bewusst gemacht, dass das Leben jederzeit vorbei sein kann und man lieber im hier und jetzt leben sollte, statt immer nur eine Zukunft zu planen, die es vielleicht nie geben wird.Einmal ganz konkret die Erfahrung machen, dass das Leben endlich ist und jederzeit vorbei sein kann, dann beruhigt dich gar nichts mehr, Geld schon gar nicht.
Dass mich jetzt gar nichts mehr beruhigen würde, kann ich nicht behaupten. Letzten Endes müssen wir eh alle irgendwann sterben. Die einen früher und die anderen später. Sollte ich morgen sterben, habe ich immerhin versucht, aus jedem Tag das Beste rauszuholen und habe nicht vor lauter Zukunftsplanung vergessen zu leben.