Ich begegne Menschen, denen steht die Gewalt ins Gesicht geschrieben. Ein patriachalischer Gewaltmensch, der eine Frau sichtlich gegen ihren Willen durch die Gegend zerrt. Ein Typ, der an einer jungen Frau klettet, die noch gar nicht weiß, was ihr blühen wird. Ein Typ, der am Gehweg eine Frau aufhält uns sie bedrängt und ihr "nein" nicht akzeptiert, sie anfasst. Das heftigste, was ich mal öffentlich miterleben musste, war folgendes:
(Triggerwarnung, Gewalt. Man muss den Text markieren oder anklicken, um ihn lesen zu können.)
Ein Pärchen, U20, sitzt und unterhält sich, nichts besonderes, er fuchtelt irgendwas mit dem Zeigefinger vor ihr rum. Steht auf, geht ein paar Meter, geht zurück, schlägt ihr ein paar mal auf den Kopf (!!!). Sie steht auf, beschwichtigt (?), er fuchtelt wieder was, zieht ihr an den Haaren, schlägt sie wieder (weit ausholend) auf den Kopf. Sie fängt an zu umarmen, gibt Küsschen (??), so läuft das eine Weile. Das Geschehene musste ich von einem Gebäude aus, in der Nähe des Hauptbahnhofs, gegenüber den Gleisen, beobachten, ca. 50 m entfernt. Es waren noch 2 andere anwesend. Es hat ein wenig gedauert, die Türe zu öffnen (1. Stock, so eine Art Balkon). Präsenz zeigen. Der Typ hat uns bemerkt und für den Moment abgelassen. Dann gestikuliert "was wollt ihr". Da war schlicht kein Verstand für das Fehlverhalten vorhanden... Die Fragen, die sich mir aufwerfen: Warum ruft das Mädchen nicht um Hilfe und rennt davon? Und was hat den Typen zu so einen gewalttätigen Vollpfosten gemacht?
Ein Einzelfall? Außergewöhnlich eigentlich nur, weil es in aller Öffentlichkeit stattgefunden hat.
Menschen können zu solch unfassbaren Rohheiten, Gewalttaten imstande sein. Falls sich jemand pikiert fühlen sollte: Ich rede von Menschen, nicht den Menschen.
In HR tauchen hier immer wieder unfassbare Schilderungen von Gewalt und Missbrauch auf. In den Nachrichten wird man damit laufend konfrontiert. Kinderschändungen, Gewalt gegen Frauen, gegen Andersartige. Kriegstreibereien, Terror, Entführungen...
Die Gefahr, dass die Wahrnehmung hierdurch ungünstig beeinflusst wird, ist durchaus gegegeben (bitte jetzt nicht nur diesen einen Satz zitieren und gegen mich verwenden). Insbesondere passt man sich dem Milieu an, in dem man aufwächst. Anstatt sich auf seinen Sinn für Menschlichkeit zu besinnen und dagegen aufzubegehren, passt man sich an. Nie anders gesehen, nie anders gekannt. Man benutzt Begriffe wie Ehre, Männlichkeit, Loyalität, beruft sich auf Tradition, Glaube oder "die größere Sache" (Patriotismus und solchen Kram...).
Zum Mobbing: Als Jugendlicher während meiner Berufsausbildung hatte ich mal darunter sehr übel zu leiden. Später als junger Erwachsener in einer Maßnahme und mit 30 herum an einer Arbeitsstelle erging es mir sehr schlimm. Mobber sind in Bezug auf den Umgang mit Mitmenschen unnatürlich enthemmt. Besitzen keinen Sinn für Grenzübertretung und (die für menschliche Maßstäbe) inakzeptable Grausamkeit, die sie anderen zufügen: Jahrelanges Erniedrigen, Quälen, Ausgrenzen, Auslachen, Schikanen... Oftmals läuft es ganz "klassisch": Ein sog. Prinz, der Hauptakteur beim Mobbing, und außenherum die Höflinge, die mitmachen. Es gibt ein Opfer, das sich nicht wehren kann. Und viele "Wegschauer". Es gibt (üblicherweise nehme ich an) keine zwei Opfer oder mehr. Dies wäre zu stark für den Mobber (und die Mitläufer), da dieser ja auch nur ein charakterschwaches und seelenverkrüppeltes Wesen ist. (Möglicherweise eine Wertung, aber nehme ich mir mal so frei heraus.)
Die Welt da draußen ist ganz offensichtlich voller Täter. Jedoch wenn es korrekt läuft, kann man ja auch andere Erfahrungen machen: anständige Umgangsformen, Toleranz, Achtsamkeit, Rücksicht, authentische Freundlichkeit, ... das sind ja zum Glück kein Mythen.
Heute gehe ich noch ein wenig in die Natur. Vielleicht habe ich wieder Glück, und mir begegnen ein paar ausgeglichene Menschen, die mich anlächeln und freundlich grüßen. Man möchte ja nicht verzweifeln...