ich habe mal ein sehr sehr beeindruckenes Interview gelesen, das mich all die jahre nicht los lässt und das für mich einige Fragen zum Thema gerechtigkeit beantwortet hat und dies nach wie vor tut.
Es war ein Interview mit einem Vater dessen Kind entfürt, missbraucht und getötet wurde. Also schlimmer geht es ja nicht mehr und wenn so ein Vater danach den Wunsch hat, den Täter zu killen, dann wird wohl jeder das nachvollziehen.
naja, jedenfalls frage man ihn, genau das: Ob er nicht den Wunsch hätte, wenn er könnte, diesen Täter umzubringen und er sagt: "Ja natürlich habe ich diesen Wunsch und wenn ich könnte würde ich nicht zögern und es tun, aber ich bin froh, dass ich in einem Land leben, das mich dafür bestrafen würde"
Wow! GENAU das ist es doch! Wir alle sind nicht gefeit vor diesem Wunsch und dieser Wunsch ist menschlich: Wenn uns etwas angetan wird (egal ob sehr schlimm oder eher wengier schlimm) dann ist der Wunsch nach Rache menschlich, vielleicht sogar sinnvoll. ABER: Unsere gesellschaft darf die Ausführung dieser Rache natürlich niemals dulden. Und genau da liegt doch der hase im Pfeffer: man sollte Leute niemals für den WUNSCH nach Rache verurteilen: Den darf man haben- die Gedanken sind frei und oftmals ist genau dieser Wunsch nach rache ein Stück auf dem Weg der "Heilung" (solange es nicht zu ausschweifend wird und sich versälbständigt). Wut usw sind erste gefühle auf dem Weg zum gesund werden. Wer Wut auf den Täter hat, der ist auf einem besseren Weg, als wenn der Hass sich zB auf einen selbst legt (was ja bei vielen Opfern so ist, die noch nicht so weit sind)
Also Wut, hass, Rachegedanken sind ein gesunder Weg der PSyche, sich abzugrenzen und Dinge zu verarbeiten. Und diese Wut darf auch in entsprechendem Rahmen rausgelassen werden.
ABER: Wir leben in einer Gesellschaft und wir stehen alle dafür ein, dass wir die Rache NIEMALS aussführen. (zumindest nicht im illegalen Rahmen)
ich denke, das geht bei dieser Diskussion gerade ein wenig verloren: Es besteht ein Unterschied zwischen Rachegedanken und der Ausführung einer Rache: Das eine ist positiv, das andere darf nicht passieren! Von einem Opfer zu erwarten, dass es diese Rachegedanken nicht hat, ist sinnlos, nicht an der Realität und auch "ungesund". kein Psychiater würde zu einem Opfer sagen: "Das ist jetzt aber unkorrekt dem Täter gegenüber"- DANN braucht man garkeine Therapie- dann kann man es gleich sein lassen. Im Gegenteil: Wut und Hass müssen raus und dürfen raus und wahrscheinlich würde ein Therapeut seinen Klienten genau dazu animieren: Die Rache und die Wut zu artikulieren: In Worten, Gedanken, im auf den Sandsack hauen usw. Aber eben nicht in einer Straftat.
Und so handhabt es ja auch unsere Justiz und nur so ist es richtig!
Also vielleicht bezieht ihr diesen Aspekt mal mehr in diese Diskussion mit ein. Denn er ist hier total wichtig. Es besteht ein Unterschied zwischen Gedanke und Tat!