Viele hier haben in Ihrer Jugend selber Gewalt erlebt, Durch Eltern, durch Umfeld, durch Fanatiker, körperliche und seelische Gewalt. Von der Ohrfeige bis zur permanenten Demütigung. Es wird Zeit das die Menschen erfahren was es mit euch gemacht hat, denn viele Wissen selber nicht das Ihnen das geschadet hat. Es gibt das Stockholm Syndrom- wo das Opfer sich mit den Tätern solidarisch wird um die eigene Situation überleben zu können. Ich denke das gibt es auch in der Erziehung. Und dann kommen solche Aussagen wie - die Ohrfeige hat mir auch nicht geschadet.
Also alle die Betroffen sind , schildert einfach mal was Ihr erlebt habt und wie euch das im Leben verändert hat.
Alle denen es zu nah geht, bei denen das Thema etwas auslöst was zu schmerzhaft ist, bitte geht nur so weit wie Ihr könnt. Es ist oft furchtbar das wieder auszusprechen wenn es noch unverarbeitet ist. Und alle die Glauben das sie nur ein paar Regeln auspacken müssen und schon ist alles halb so schlimm- die Bitte ich sich zurückzuhalten und einfach mal zuzuhören. Gefühle sind etwas sehr mächtiges und sie legen vielen Ketten an die sie nicht aus eigener Kraft lösen können.
Hier geht es nicht darum jemanden an den Pranger zu stellen sondern darum das man versteht warum mancher So ist wie er ist. Und ich bitte alle die sich hier beteiligen, wer betroffen ist kann leicht übersprudeln ,wenn es darum geht etwas zu zeigen. Aber denkt daran das hier auch viele zu Wort kommen sollten .
Auch ich wurde als Kind geschlagen und gedemütig und das von meinen Eltern. Ich fühlte mich erst so mies, so wertlos, so schlecht und vor allem "schuldig"! Schuldig am Suff meines Vaters, an den Nervenzusammenbrüchen meiner Mutter, ja sogar an einem Arbeistunfall meines Vaters! Er war im Bergwerk schwer verunglückt und ich war mit der Schulklasse im Zoo und habe den Affen beim Onanieren zugesehen. Deshalb hatte ich dem Bus verpasst und kam zu spät nach hause und da stand meine Mutter schon weinend und klagend vor der Tür, weil man sie vom Unfall benachrichtigt hatte. Und ich war nicht da! Also schuldig!
Natürlich suchte ich schon damals nach "Linderung", Ausgleich, Rache. Ich quälte Tiere, erniedrigte schwächere Nachbarkinder und war mit 12 zum 1. mal so besoffen, dass ich bei meiner Tante in den Kohlekasten reiherte. So mir 13 kam dann eine immer größer werdende Wur dazu, die Schläge machten mir nichts mehr aus (körperlich). Ich wurde aufsässig, ermunterte den schlagenden Elternteil zum festeren Zuschlagen, bat, er/sie möge sich beiilen, denn ich wollte noch raus zum Fußballspielen. Ich trieb sie zur Weißglut und eines Tages, ich war 16, da sagte ich zu meinem betrunkenen Vater, der mir den Arm brechen wollte weil ich auf Geheiß meiner Mutter die Tür zugehalten habe, um ihn am Weggehen zu hindern, wenn er auch nur noch einmal die Hand nach mir heben würde, so würde ich ihn auf der Stelle mit dem
Schürhaken erschlagen.
Das war das letzte Mal das ich geschlagen wurde. Von nun war ich der Schläger. Mein Vater trank weniger, ich mehr und nun öffentlich. Jede Woche hatte ich Schlägereien, Polizei, Gericht, Schmerzensgeldzahlungen. Meine Eltern waren geschockt, sie zahlten meine Schulden, hielten alles unter dem Deckel, wohl vor Angst, es käme etwas "den Leuten zu Ohren", wo sie doch so bedacht darauf waren, eine "ordentliche" Familie zu sein, nach außen, versteht sich.
Zahllose Affären, etliche Verlobungen, 3 Ehen und viele Narben später hatte ich mich an den Abgrund heran getrunken. Zig mal war ich kurz davor, mich selbst zu töten. Mit 33 erkannte ich, dass ich mich tatsächlich totsaufen wollte, so hasste ich mich und viele meiner Mitmenschen. Ich war in Reha, blutete aus Mund und Darm, zitterte wie Espenlaub, wenn ich nicht genug Zeit hatte, zwischen den Anwendungen in den Ort zu laufen und ein paar Bier und Schnapps zu kippen um die schlimmsten Entzugserscheinungen wenigstens im Zaum zu halten.
Doch dann lernte ich dorte einen Psychologen kennen und plötzlich vertraute mich diesem Mann an. Er hörte mir geduldig zu, empfahl mir eine Gruppe aufzusuchen, was ich dann auch machte. Erst dachte ich, da gehe ich mal hin, bis es mir wieder besser geht und dann....
Aber nun sind 25 Jahre vergangen und während ich das hier und jetzt schreibe kannn ich es gerade selbst nicht fassen, dass ich schon so langen und vor allem SO ZUFRIEDEN TROCKEN bin.
Gewalttätig bin ich auch ebensolange nicht mehr. Es war in langer harter Weg, aber ich kann jedem Betroffenen nur raten, ihn zu gehen. Es lohnt sich.
Und jeden der sieht, das ein Kind geschlagen wird möchte ich von ganzem Herzen bitten, schau nicht zu, misch dich ein, verhindere das. Und wenn du selbst schlägst, dein Kind schlägst, hör auf, lass dir helfen, ich bitte dich eindringlich.