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Wie viele Kontakte habt ihr im Real Life ?

Glücklicherweise habe ich ca. ein Dutzend richtig guter enger Freunde, die mich schon viele Jahre, teilweise schon Jahrzehnte begleiten. Und das ist echt klasse. Dafür bin ich sehr dankbar. Dafür gibts auf der anderen Seite kaum Familie und Bekanntschaften bedeuten mir nicht viel.

Ich freue mich für dich und drücke dir die Daumen, dass es so bleibt mit deinen Freunden! Und dass du dafür dankbar bist, macht dich sympathisch!
 
Spätestens seit dem seligen Adolf sollten gerade Deutsche dies wissen!
Und eine Demokratie, wir wir sie jetzt Gott sei Dank haben, sollte sich vor allem dadurch auszeichnen, dass auch Minderheiten zu ihrem Recht kommen und geschätzt werden. Dies müsste eigentlich auch auf zwischenmenschliche Beziehungen im Privatleben abfärben.

Alle Zeiten haben ihren speziellen Fetisch (hier nicht im sexuellen Sinne gemeint). Mal war es die Kirche, mal waren es Kaiser/Führer,Krieg, Vaterland, bei Hanni und Nanni war es der Sport, heute zu unserer Zeit ist es Schule/Beruf, Status. Wer zu diesem Fetisch nicht paßt, wird legal ausgegrenzt. Wer gegen die Kirche sprach, war einst des Todes. Wer nicht auf das Feld der Ehre wollte, war ein Verräter. Wer sich im Sport schwer tut, ist von Anfang an ein Niemand.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind, wenn ich mich mitteilen wollte, zu hören bekam, ich sollte mich gefälligst um dieses oder jenes Schulfach kümmern. Da kam früh der Komplex, dass ich nichts wert bin und kein Recht auf Kontakte habe, wenn ich nicht die gewünschten Schulleistungen erbringe. Das ganze Leben musste ich mich damit rumschlagen, irgendwo schlechter zu sein als jemand anders und deshalb kein Recht auf Respekt und Bindung zu haben.

Mein ganzes Leben war ein Kampf, eine Angst, aufgrund von Statusmängeln für andere nicht gut genug zu sein und keine Freundschaften zu verdienen. Bis heute kämpfe ich damit. Wir reden von Toleranz, von Antidiskriminierung, und diskriminieren wehrlose, verletzliche Kinderseelen, weil sie sich mit dem von anderen vorgegebenem Schulstoff schwertun. Föderschüler stehen überall außen vor, man rümpft die Nase, dabei haben diese jungen Mneschen niemandem was getan und können nichts für ihre Lernschwäche.

Wer Behinderte abwertet wird, zu Recht, angegriffen. Aber wo liegt die Grenze zur Behinderung? Haben wir nicht alle unsere Schwächen, für die wir nichts können? Wie viele Akademiker habe ich gekannt, und wieviele Schwächen hatten die in Wirklichkeit! Aber weil die Status haben, werden die wegen Unsportlichkeit oder anderer Schwächen nicht beschimpft, mit denen will man sich gut stehen, weil die einem selber Status bringen.

Wir müssen lernen, von diesen Fetischen wegzukommen, den Menschen an einer Sache zu messen, die gerade im Zeitgeist liegt. Wir müssen begreifen, dass der Mensch um seiner selbst willen wertvoll ist, völlig unabhängig von den Maßstäben, die von außen vorgegeben werden. Wir müssen lernen, uns vom Zeitgeist zu emanzipieren. Er ist ein weiteres Zwangskorsett, welches wir nicht brauchen.
 
Wer sich im Sport schwer tut, ist von Anfang an ein Niemand.
Sport war auch immer mein mit Abstand schlechtestes Fach.😉 Mit der ungesunden Folge, dass ich mich bis heute nur höchst mühsam zu irgendwelchen sportlichen Betätigungen (Fitnessstudio oder so) aufraffen kann. "Sport ist Mord" war immer meine Devise.

Wie viele Akademiker habe ich gekannt, und wieviele Schwächen hatten die in Wirklichkeit! Aber weil die Status haben, werden die wegen Unsportlichkeit oder anderer Schwächen nicht beschimpft, mit denen will man sich gut stehen, weil die einem selber Status bringen.
Klar, auch Akademiker haben ihre Schwächen wie jeder andere Mensch auch. Allerdings gibt es auch Menschen, die Akademiker diskriminieren, weil sie neidisch sind oder Vorurteile haben. Genau das erlebe ich ja in Teilen meiner Verwandtschaft. Da kannst du noch so nett und offen sein und bescheiden auftreten, sie haben ihre Vorbehalte und sind halt reserviert. Es gibt leider nichts, weswegen ein Mensch nicht ausgegrenzt werden kann. 🙁 Andererseits: Was nützt einem Akademiker auch eine Bewunderung, bei der er dran riechen kann, dass sie sowieso nur aus purer Berechnung geheuchelt ist, weil der andere sich Vorteile erhofft oder sich mit scheinbar "vornehmen" Bekannten schmücken will?

Wir müssen lernen, von diesen Fetischen wegzukommen, den Menschen an einer Sache zu messen, die gerade im Zeitgeist liegt. Wir müssen begreifen, dass der Mensch um seiner selbst willen wertvoll ist, völlig unabhängig von den Maßstäben, die von außen vorgegeben werden. Wir müssen lernen, uns vom Zeitgeist zu emanzipieren. Er ist ein weiteres Zwangskorsett, welches wir nicht brauchen.
So sehe ich das auch. Wir müssen im Umgang mit unseren Mitmenschen der Stimme unseres Gewissens folgen (okay, manche haben wahrscheinlich nicht einmal mehr das) und nicht dem jeweiligen Zeitgeist. Im Übrigen steht selbst im Grundgesetz, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar ist!
 
Das Allerlächerlichste ist ja immer diese Behauptung, Freunde zu haben, die man mitten in der Nacht anrufen kann. Ich habe es erst ein einziges Mal im Leben erlebt, dass mir jemand dies angeboten hat. Alle anderen in meinem Umfeld würden sich "bedanken".

Du hast ein schönes Kriterium geliefert, über das sämtliche Leute nachdenken sollten, die von ihren "20 allerallerengsten Freunden" sprechen. Freundschaft, das Wort wird noch inflationärer verwendet als Liebe.

Und in der Gesellschaft herrscht das gefährliche und fatale Vorurteil, dass jemand, der isoliert ist, ein schlechter Mensch ist, egoistisch, verschroben und seine Isolation im Grunde nicht anders verdient. Diese Einstellung ist katastrophal und völlig daneben. Das ist nichts als eine Plattitüde der Trivialliteratur, und ich wundere mich immer, dass man heute in unseren angeblich so aufgeklärten Zeiten noch immer so denkt.

Gut gesprochen. Als ich Kind und Jugendliche war, herrschte seitens der Eltern und Geschwister immer ein zwar unterschwelliger, aber großer Druck, dass man ja nicht eigenbrötlerisch daheim herumzusitzen hatte. Ich kannte es gar nicht anders als den geballten Erwartungen nachzugeben und so hatte ich etliche Verabredungen, erst zum spielen, später zum trinken. Irgendwann haben mich diese Unsinnsunterhaltungen richtiggehend betreten gemacht, diese praktizierte Zeitverrostung kratzte an meinem Inneren und ich konnte es nicht mehr länger ertragen. Ziemlich bald habe ich mich dann davon losgesagt. Und plötzlich wieder das Gefühl gehabt, atmen zu können und Ich sein zu dürfen.
Auch danach noch hatte ich immer mal wieder Freunde, und für ein paar davon wäre ich durchs Feuer gegangen. Aus den verschiedensten Gründen konnte sich aber keine Freundschaft in die Jetztzeit retten. Es passte einfach nicht - und je tiefer man sich gegenseitig in die Seelen blickt und je stärker Reibung, desto wichtiger ist es, dass man vom Wesen her zusammen passt. Sonst verläuft es sich im Sande oder findet ein jähes Ende.

Nun bin ich allein.
Was ich für mich als schade empfinde. Aber ich kann dieses oberflächliche Geplänkel auch nicht sonderlich gut vertragen und diese Treffen, nach denen ich am liebsten Anzeige erstatten wurde wegen Zeitdiebstahl. Also darben, warten, sich irgendwann auch wieder mal zu Aktivität aufraffen. Solange bleibe ich für mich. Mich mit heruntergeschraubten Ansprüchen ins Getümmel stürzen ist nichts für mich, dabei verliere ich am Ende. (Nicht, dass ich das nicht auch schon versucht hätte! Man ist ja aufgeschlossen.) Ich bin optimistisch; irgendwann und wenn erst in einigen Jahren, stoße ich allein der Wahrscheinlichkeit halber sicher mit jemandem zusammen, mit dem man blödeln, philosophieren, Pferde stehlen kann und den man stützen kann, der einen fordert und Liebe annimmt und gibt. Für anderes habe ich wohl nicht mehr die Nerven.
 
Du hast ein schönes Kriterium geliefert, über das sämtliche Leute nachdenken sollten, die von ihren "20 allerallerengsten Freunden" sprechen. Freundschaft, das Wort wird noch inflationärer verwendet als Liebe.



Gut gesprochen. Als ich Kind und Jugendliche war, herrschte seitens der Eltern und Geschwister immer ein zwar unterschwelliger, aber großer Druck, dass man ja nicht eigenbrötlerisch daheim herumzusitzen hatte. Ich kannte es gar nicht anders als den geballten Erwartungen nachzugeben und so hatte ich etliche Verabredungen, erst zum spielen, später zum trinken. Irgendwann haben mich diese Unsinnsunterhaltungen richtiggehend betreten gemacht, diese praktizierte Zeitverrostung kratzte an meinem Inneren und ich konnte es nicht mehr länger ertragen. Ziemlich bald habe ich mich dann davon losgesagt. Und plötzlich wieder das Gefühl gehabt, atmen zu können und Ich sein zu dürfen.
Auch danach noch hatte ich immer mal wieder Freunde, und für ein paar davon wäre ich durchs Feuer gegangen. Aus den verschiedensten Gründen konnte sich aber keine Freundschaft in die Jetztzeit retten. Es passte einfach nicht - und je tiefer man sich gegenseitig in die Seelen blickt und je stärker Reibung, desto wichtiger ist es, dass man vom Wesen her zusammen passt. Sonst verläuft es sich im Sande oder findet ein jähes Ende.

Nun bin ich allein.
Was ich für mich als schade empfinde. Aber ich kann dieses oberflächliche Geplänkel auch nicht sonderlich gut vertragen und diese Treffen, nach denen ich am liebsten Anzeige erstatten wurde wegen Zeitdiebstahl. Also darben, warten, sich irgendwann auch wieder mal zu Aktivität aufraffen. Solange bleibe ich für mich. Mich mit heruntergeschraubten Ansprüchen ins Getümmel stürzen ist nichts für mich, dabei verliere ich am Ende. (Nicht, dass ich das nicht auch schon versucht hätte! Man ist ja aufgeschlossen.) Ich bin optimistisch; irgendwann und wenn erst in einigen Jahren, stoße ich allein der Wahrscheinlichkeit halber sicher mit jemandem zusammen, mit dem man blödeln, philosophieren, Pferde stehlen kann und den man stützen kann, der einen fordert und Liebe annimmt und gibt. Für anderes habe ich wohl nicht mehr die Nerven.

Diesen Druck von daheim kenne ich auch. Da wurde gedacht, wenn man einfach unter Leuten ist, ist das Problem erledigt und mir wurde alles Mögliche aufgezwungen. Das war die Hölle gewesen, ich bin fast gestorben daran und bin heute noch echt krank davon. Wenn man mit Leuten zusammen sein muss, mit denen man nichts gemeinsam hat, die einen obendrein anpöbeln und mobben, dann ist das viel, viel schlimmer als jede Isolation.

Das konnte man aber weder zuhause noch sonst irgendwo klarmachen, nichts als Schuldzuweisungen. Wenn man wo angepöbelt wird, ist man das selber schuld, weil man sich selber schlecht benommen hat. So einfach war die Umwelt aus dem Schneider. Das ist noch so ein dämliches Vorurteil aus der Trivialliteratur: Wem es schlecht geht, der ist selber schuld daran, weil er einfach falsch gelebt hat, denn die Guten fahren automatisch ins Glück.

Ich frage mich, wie dumm, bequem, denkfaul und selbstgefällig kann man sein? Verschließen die Leute bewußt ihr Gehirn? Ahnen sie, was sie anrichten? Meine Seele schmerzt, wenn ich an all jene denke, die sowas nicht überlebt haben, die daran zerbrochen sind.
 
Sport war auch immer mein mit Abstand schlechtestes Fach.😉 Mit der ungesunden Folge, dass ich mich bis heute nur höchst mühsam zu irgendwelchen sportlichen Betätigungen (Fitnessstudio oder so) aufraffen kann. "Sport ist Mord" war immer meine Devise.

Klar, auch Akademiker haben ihre Schwächen wie jeder andere Mensch auch. Allerdings gibt es auch Menschen, die Akademiker diskriminieren, weil sie neidisch sind oder Vorurteile haben. Genau das erlebe ich ja in Teilen meiner Verwandtschaft. Da kannst du noch so nett und offen sein und bescheiden auftreten, sie haben ihre Vorbehalte und sind halt reserviert. Es gibt leider nichts, weswegen ein Mensch nicht ausgegrenzt werden kann. 🙁 Andererseits: Was nützt einem Akademiker auch eine Bewunderung, bei der er dran riechen kann, dass sie sowieso nur aus purer Berechnung geheuchelt ist, weil der andere sich Vorteile erhofft oder sich mit scheinbar "vornehmen" Bekannten schmücken will?

So sehe ich das auch. Wir müssen im Umgang mit unseren Mitmenschen der Stimme unseres Gewissens folgen (okay, manche haben wahrscheinlich nicht einmal mehr das) und nicht dem jeweiligen Zeitgeist. Im Übrigen steht selbst im Grundgesetz, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar ist!

Der Sport selber war für mich mich gar nicht so das Problem gewesen, sondern das Verhalten der Mitschülerinnen, die mich stark ausgrenzten und diskriminierten, weil ich mich eben da schwerer tat. Ich finde, da wird vielen Leuten sinnloses Leid zugefügt, aber im realen Leben konnte man dieses Problem nie ansprechen, da hatte man immer alle gegen sich, das verstand keiner. Warum versteht das keiner, dass ein Kind leidet, weil es wegen Unsportlichkeit angefeindet und ausgegrenzt wird? Ich hatte mir immer wieder Hass und Aggressionen eingefangen und bin irgendwann still geblieben und habe alles alleine getragen. Dabei bewege ich mich ganz gerne, gehe gerne spazieren und schwimmen.

Und dem Thema Akademiker habe ich viele, viele Erfahrungen gemacht. Mein Vater war Professor. Da meinten Leute, sie hätten daraufhin das Recht, mich in der Öffentlichkeit obszön anzupöbeln und zu beleidigen. Ich werde nie vergessen, wie damals vor langen Jahren bei einer Feier mit meinen Schwiegereltern in der Kneipe deswegen gejohlt wurde... In der Schule rümpften auch viele über mich und andere Professorentöchter die Nase, das dürfte wohl der reine Neid gewesen sein. Manche Mitschülerinnen lasen im Telefonbuch Prof.Dr.Ing. und dann trauten sie sich nicht mehr, anzurufen, geschweige denn, mich zu besuchen. Den Herrn Professor selber blöd anzumachen, das hat sich, soweit ich es erlebt habe, niemand getraut.

Seltener gab es Leute, die sich bei mir anschleimten, um mit dem Herrn Professor anzugeben. Das kam aber auch vor.

Und das Vorurteil, dass bei den feinen, priviligierten Leuten alles in Butter ist, dass alle immer nett zueinander sind und da immer die Sonne scheint, ist genauso dumm und daneben wie die anderen hier im Thread aufgezeigten Plattitüten. Ich kann aus eigener Erfahrung nur bestätigen, dass dem nicht so ist, absolut nicht. Leute, seid nicht neidisch, das was ihr da seht, ist alles nur Fassade!
 
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Als ich Kind und Jugendliche war, herrschte seitens der Eltern und Geschwister immer ein zwar unterschwelliger, aber großer Druck, dass man ja nicht eigenbrötlerisch daheim herumzusitzen hatte.
Das kenne ich auch. Ich war schon als Kind ein eher introvertierter Mensch und habe auch lieber drinnen gesessen und gelesen statt den ganzen Tag draußen zu sein. Mit einer Horde wilder, lärmender Kinder habe ich nie gern gespielt, sondern lieber mit wenigen Kindern (vielleicht einem bis dreien), dann aber phantasievoll und etwas ruhiger. Lärm hatte meine schon relativ alte, außerdem chronisch kranke Mutter auch nicht gern, aber ich glaube, meinen Hang zum Lesen statt zu irgendwelchen praktischen Betätigungen oder zum Spielen draußen hat sie nie nachvollziehen können, weil sie in der Hinsicht ganz anders geartet war.

Auch bei Besuchen bei meiner Tante (Schwester meiner Mutter) und meiner ein Jahr älteren Cousine wurde in meiner Kindheit Druck ausgeübt, "draußen mit den anderen Kindern" zu spielen. Egal, ob diese einem vom Naturell her lagen oder nicht.

Ich finde, man kann auch die Introvertiertheit eines Kindes respektieren und hinter den Kulissen dafür sorgen, dass es dabei nicht vereinsamt, ohne es mit Druck unter Leute zu bringen, die einfach nicht zu ihm passen. Aber wo wurde Kindern in den 1960er und 1970er Jahren schon wirklicher Respekt entgegen gebracht? Schon gar nicht, wenn sie irgendwie aus dem Raster fielen.

Aber ich kann dieses oberflächliche Geplänkel auch nicht sonderlich gut vertragen und diese Treffen, nach denen ich am liebsten Anzeige erstatten wurde wegen Zeitdiebstahl.
Bei solchen Treffen wird doch meist sowieso nur oberflächliches, hohles Zeug geredet, über die primitivsten Witze gelacht und Alkohol konsumiert. So eine richtige Vereinsmeierei, für die ich noch nie der Typ war.

Verwandtschaftstreffen verlaufen auch oft nicht besser. Ich hatte vor einigen Jahren mal ein Cousinentreffen. Da bin ich schon deshalb die Außenseiterin, weil ich ein ganz anderes Leben führe. Als einzige bin ich weder verheiratet noch habe ich Kinder, noch wohne ich im eigenen Haus. Der Schwerpunkt meines Lebens liegt dafür auf meinem Beruf, damals lag er auch noch auf der Sorge wegen meiner zu der Zeit noch lebenden, alten und seit Jahren schwerkranken Mutter; die Probleme mit meiner psychisch kranken, lebensuntüchtigen Schwester hatte ich ja oben schon erwähnt. Die Cousinen haben kein Gymnasium besucht, früh geheiratet, sich Kinder angeschafft (mit denen sie jetzt prahlen, weil diese teilweise studiert haben) und wohnen im eigenen Haus in ländlichen Gegenden. Bis auf eine haben inzwischen alle schon Enkel. Wie das Treffen verlief, könnt ihr euch sicher vorstellen. Es ging nur um Kinder, Enkel, Schwangerschaften und Hausrenovierungen, Kochen, Backen und Gartenarbeit. Keine geistigen Interessen, keine Lust, an dem Ort, an dem wir uns getroffen hatten, vielleicht mal eine Stadtführung zu machen oder sonst etwas zu besichtigen. Höchstens Shoppen war angesagt, was ich wiederum nicht so spannend fand, zumal ich nichts brauchte und folglich auch nichts gekauft habe. Fotos der Kinder wurden herumgezeigt. Es wurde betont, wie froh man sei, mit knapp 58 "endlich" nicht mehr arbeiten zu müssen.

Ich konnte zu der ganzen Unterhaltung nichts beitragen, sondern wurde in die Zuhörerrolle gedrängt. Erzähle ich denen nämlich was von meinem Beruf (ich bin Juristin und arbeite in der Verwaltung), und wenn's nur eine harmlose Anekdote ist, wird mir das gleich als Angeberei ausgelegt und demonstrativ überhört oder spitz kommentiert. Ich werde auch nie danach gefragt. Mit einer Cousine habe ich damals versucht, mal kurz auf einem Spaziergang über meine Probleme mit meiner Mutter und meiner Schwester zu reden, die mich gerade in der Phase stark belasteten, in der Hoffnung, von ihr vielleicht etwas "moralische" Unterstützung zu bekommen. Dies wurde sofort plump abgewürgt, nicht mal für fünf Minuten durfte das Thema aufs Tapet kommen.

Untereinander aber halten die Damen sich gegenseitig ständig (in ca. 14-tägigen Abständen) auf dem Laufenden, was mir jedes Mal bei den seltenen Anrufen der einzigen Cousine bewusst wird, die überhaupt mal (in Abständen von ca. 4 Monaten) was von sich hören lässt. Die spüren wahrscheinlich auch, dass ich nicht zu ihnen passe, und lassen mich das auch fühlen. Aber muss ich wirklich psychische und sonstige Kraftakte machen, um von denen nicht weiter ausgegrenzt zu werden, wenn mir der Kontakt zu solchen Menschen im Grunde gar nichts gibt?
 
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Primavera, diese Akte musst du nicht machen, sie bringen eh nichts, weder dir, noch sonstwem. Konzentriere deine Energien auf Dinge, die dir was bringen! Ich habe sinnlose Akte längst eingestellt und bin seitdem erheblich besser drauf.
 
Und dem Thema Akademiker habe ich viele, viele Erfahrungen gemacht. Mein Vater war Professor. Da meinten Leute, sie hätten daraufhin das Recht, mich in der Öffentlichkeit obszön anzupöbeln und zu beleidigen. Ich werde nie vergessen, wie damals vor langen Jahren bei einer Feier mit meinen Schwiegereltern in der Kneipe deswegen gejohlt wurde... In der Schule rümpften auch viele über mich und andere Professorentöchter die Nase, das dürfte wohl der reine Neid gewesen sein.
Selbstverständlich ist das Neid. Dabei sollten erst einmal die Neider selbst promovieren und sich habilitieren, dann würden sie nachvollziehen können, dass deinem Vater diese Titel nicht geschenkt worden sind. Aber wahrscheinlich steckt auch der Neid auf die entsprechende intellektuelle Befähigung dahinter, oder die anderen vermuten, du hättest wegen der Herkunft aus einer Professorenfamilie Zugang zu Kreisen, die ihnen verschlossen sind, oder sonstige Privilegien.

Seltener gab es Leute, die sich bei mir anschleimten, um mit dem Hernn Professor anzugeben. Das kam aber auch vor.
In meiner Klasse war nur eine einzige Professorentochter (der Vater war übrigens auch Prof. Dr.-Ing.). Um sie rissen sich aber die meisten, weil sie damit angeben wollten, mit der Tochter eines Professors befreundet zu sein. Diese Freundschaften wurden auch von den Eltern sehr unterstützt, die ebenso gern damit prahlen wollten, in welch vornehmen Kreisen ihre Kinder verkehrten. Vielleicht hing das aber auch damit zusammen, dass ich aus einer Kleinstadt stamme, in der ein Professor per se zu den "Honoratioren" gehört. 😉 Mein Vater war Volksschüler und "nur" kleiner Angestellter, ich bin Bildungsaufsteigerin, von daher war ich für gewisse Kreise nicht interessant.

Und das Vorurteil, dass bei den feinen, priviligierten Leuten alles in Butter ist, dass alle immer nett zueinander sind und da immer die Sonne scheint, ist genauso dumm und daneben wie die anderen hier im Thread aufgezeigten Plattitüten. Ich kann aus eigener Erfahrung nur bestätigen, dass dem nicht so ist, absolut nicht. Leute, seid nicht neidisch, das was ihr da seht, ist alles nur Fassade!
Auch in dem Punkt hast du Recht. Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, dessen Vater auch Professor war. Dieser Kollege erzählte mir, er sei mit 18 von zu Hause ausgezogen, weil der Vater immer wieder die Mutter geschlagen hätte. Das bei der Bildung! Aber nach außen wurde laut der Schilderung des Kollegen auch nur die Bilderbuchfamilienfassade gepflegt.
 
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Primavera, diese Akte musst du nicht machen, sie bringen eh nichts, weder dir, noch sonstwem. Konzentriere deine Energien auf Dinge, die dir was bringen! Ich habe sinnlose Akte längst eingestellt und bin seitdem erheblich besser drauf.
Ja, Hilaria, das habe ich auch einsehen müssen. Auch mein Freund, der inzwischen Einblick in diese ganzen Verhältnisse hat, predigt mir das immer wieder.

Aber das führt dann halt auch dazu, dass man in Threads wie diesem zugeben muss, kaum Kontakte außerhalb der Arbeit zu haben. Vielleicht sind Menschen wie du und ich oder auch Ikarus und einige andere hier auch einfach nur ehrlicher (und anspruchsvoller) in Bezug auf die Qualität ihrer Kontakte.
 

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