Hi Chaosstudent,
tolles Thema! Ich bin ein paar Jahre älter als du und war in einer ähnlichen Situation, als ich Student war. Ich hab mich für die Rechte und Freiheiten der Frauen eingesetzt, war immer verständnisvoll. Feministische Lektüre von Judith Butler und Simone de Beauvoir war pflicht. Zwischen selbstgedrehten Kippen und Gin Tonics mit Gurke fielen dann Sprüche wie: "Wir kommen nackt zur Welt, alles Andere (Geschlechterrollen) sind antrainiert." Natürlich war die Überraschung groß und ja, auch die Enttäuschung, als ich eines morgens eine meiner feministischen Freundinnen im Sommer als Beifahrerin in einem Sport Cabriolet an mir vorbeiziehen sah. Am Steuer so einer, der von Judith Butler noch nie gehört hat und Simone de Beauvoir nicht mal aussprechen kann!
Hab ich deshalb meine Meinung geändert? Nö, ich hänge schon lang nicht in den Bars von damals rum, aber Feminismus lebe ich täglich. Meine Chefin - eine Frau. Für mich voll normal. Genauso wie Gleichberechtigung auf allen Ebenen, sexuelle Selbstbestimmung, gleicher Lohn für gleiche Arbeit und die ganze Palette.
Bin ich deshalb weniger Mann? Nö. Ist es attraktiv erfolgreich zu sein, ein Carbiolet zu fahren und einfach ein cooler Typ zu sein? Klar
Gleichzeitig weiß ich, dass die Gesellschaft mehrheitlich nicht alle meine Meinungen teilt. Neulich hat mir ein junges Mädchen gesagt Frauen könnten nicht Rückwarts einparken, das sei wissenschaftlich bewiesen. Es liege an ihrem Gehirn. Gibt es Menschen denen traditionelle Rollenverteilungen lieber sind? Ja. Das akzeptiere ich.
Haben andere Kerle mehr Chancen bei den Damen? Bestimmt. Ich akzeptiere mich so wie ich bin. Ich mag mich. Ich finde mich männlich. Ich koche, putze, kümmere mich um die Kinder und geh trotzdem im Fitnessstudio Hanteln stemmen und guck gerne Actionstreifen mit Jason Statham. Ich bin gerne ein Mann, dafür muss ich keine A-loch und auch kein Schleimer sein. Und ich mag es auch, wenn Frauen typisch weiblich sind.
Die Feminist*innen haben schon genug damit zu tun sich für ihre Rechte stark zu machen. Die Aufgabe zu definieren wie "der neue Mann" auszusehen hat, bleibt uns Männern überlassen.
Ich wünsche dir viel Spaß dabei, deine Männlichkeit für dich zu definieren. Es wurde schon vorher gesagt. Sei einfach du selbst. Das ist unschlagbar.