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Schrei nach Luft – wenn Eltern die eigenen Kinder kaputtmachen

schnute

Mitglied
Das mit dem Rucksack hatte ich so verstanden, dass dadrin ist, wie Eltern sein können. Eben gute Eltern und liebevoll. Und da dachte ich, dass Du diese Hoffnung nicht mehr hast, dass Deine Eltern so werden und deshalb den Rucksack ungeöffnet versenkst.

Wegen Deinem Bruder kann ich nur zustimmen. Solange er sich nicht helfen läßt, kannst Du nichts machen. Deshalb läßt Du ihn auch nicht im Stich!!
 
T

Truth

Gast
Hallo Vienne,
als ich Euer Alter gesehen habe, habe ich gestutzt und mich gefragt, wie Ihr beide es schafft, immer noch die "schuldigen" Kinder zu bleiben.
Wenn Eltern mit ihrem Leben nicht zurecht kommen, sind die Kinder die nächsten und ersten, die das zu spüren bekommen. Du hast das ja alles schon längst erkannt.
Jetzt frage ich mich, wie lange die kleine Vienne noch warten muss, bis sie die inzwischen große Vienne an der Hand nimmt und diese schlimme Szenerie verlässt um ihr einen Platz zu bieten, wo sie sich vor allem einmal ausruhen kann. Wer kann die Geeignetste sein, dieser kleinen Vienne endlich zu sagen, was für ein wunderbarer Mensch sie ist, wenn nicht die Große, die schon so viel erkannt hat und sich noch nicht sicher ist, wo sie mit ihren Konsequenzen anfangen soll.
Das kann an diesem kleinen Wort "soll" liegen, für das es keine Rechtfertigung gibt.
Es würde mmich überraschen, wenn Du nicht in der ganzen schlimmen Zeit schon längst Ideen entwickelt hast, wie gute Eltern, eine liebevolle Mutter oder ein liebevoller Vater sein können. Das brauchst Du und Dein Bruder wohl auch und Ihr tragt das wie in einem immer noch ungeöffneten Rucksack mit Euch herum. Wenn Du Vienne ihn öffnest, kannst Du Überraschungen erleben -schöne Überraschungen.
Die Weihnachstzeit ist eine schöne Zeit für herzliche Geschenke.
Alles Gute wünsche ich Dir und Deinem Bruder

Benedikt
Hallo Benedikt,

das idealste wäre, diesen Rucksack so früh wie möglich zu öffnen. Es ist aber ein Ideal. Die Entwicklung eines Menschens hängt von so vielen Äußeren und Inneren Faktoren ab, dass hier meiner Ansicht nach kein Maßstab im Sinne einer Altersgrenze gesetzt werden kann. Wichtig ist - und sollte für alle so gelten - dass er überhaupt geöffnet wird.

LG Truth
 
T

Truth

Gast
Hallo Vienne,

wenn ich deine Zeilen so durchlese, empfinde ich sehr viel Wärme. Das ist etwas wunderschönes, denn du hast sie dir bewahrt. Das ist auch nicht selbstverständlich. Bei deinem Bruder wird das wahrscheinlich schon wieder etwas anders aussehen. Im Prinzip machst du alles schon richtig, wenn ich das als Außenstehende so sagen darf, da ist halt noch dieser Stachel! Wenn du diesen Stachel entfernt hast, wirst du wahrscheinlich so richtig aufatmen können.

Deine Ansicht, dass die räumliche Trennung das Ausschlaggebende ist, macht mir ein wenig Sorge. Bestimmt hilft Abstand über manche Dinge hinweg zu kommen, aber "Nähe" kann uns auch zeigen, wie weit wir selber wirklich sind. Als Kind ist es unmöglich gesunde Grenzen zu ziehen, aber jetzt hast du die besten Voraussetzungen, das mal in die Praxis umzusetzen. Dir sind viele Dinge klar geworden und du hast sehr viel aufgearbeitet. Wenn du das jetzt irgendwie noch umsetzen kannst, gibt es dir den ultimativen Kick. Du hast diese Grenzen bisher innerlich gezogen, wenn du es schaffst, sie auch nach Außen hin anzuwenden, kann es dich nur weiterbringen. Das hilft dir, dich nicht verletzt zu fühlen. Denn dieses "sich verletzt fühlen", hängt von uns selber ab. Gleichzeitig verletzen wir dann auch andere nicht. Nach Außen hin anwenden kannst du nur mit Worten. Das gesprochene Wort hat in solchen Fällen eine enorme Kraft, eine Kraft, aus der du selber schöpfst - ganz allein für dich. Das darf natürlich nur in dem Bewusstsein passieren, dass deine Grenze auch gleichzeitig die Grenze des anderen bedeutet.

Alles Liebe
Truth
 

Vienne

Aktives Mitglied
heute.... der Geburtstag meiner Mutter. Der 60. sogar, um genau zu sein.

Und ich wage es das 1. Mal, NICHT zu gratulieren, weil ich das in 1. Linie nur deshalb machen würde, weil ich Angst vor den Konsequenzen hab, es nicht zu tun (kann mir noch wer folgen?). Ich hab dieses Jahr bereits eine böse SMS von meinem Vater gekriegt, weil ich meiner Mutter an Muttertag einfach nicht gratuliert habe (sie waren damals geschäftlich unterwegs).

Daher sitz ich hier... ein Nervenbündel. Ich weiß, dass diese Ängste irrational sind, habt Ihr mir ja auch alle bestätigt. Dennoch ist es nicht leicht, diese einfach abzuschütteln.

@ Truth: Danke für Deine lieben Worte, dass ich mir das Liebevolle bewahrt habe. Tut gut zu lesen.

Und was das Entfernen des Stachels betrifft: Vielleicht bin ich wirklich zu feige? Ich schaffe es mittlerweile schon, meiner Mutter etwas entgegenzusetzen, wenn sie sich mal wieder wie der Elefant im Porzellanladen aufführt (als ich mich zum Beispiel gerade mal frisch getrennt hatte und es mir überhaupt nicht gut ging, schaffte sie es, noch Salz in die Wunde zu streuen "Bist Du langweilig, mit Dir ist nie was los."). Da hab ich ihr das 1. Mal gesagt, was ihre Worte anrichten und sie hat bedröppelt geschwiegen.

Was aber meinen Vater betrifft, da ist Hopfen und Malz verloren. Der kämpft notfalls bis auf's Blut (das klingt hart, aber Kampf scheint sein Lebensinhalt zu sein - ich kann es jedenfalls nicht anders bewerten). Wie oft bin ich auf ihn zugegangen, nur um dann erneut volle Breitseite zu kriegen. Daher muss ich mich einfach schützen und das geht nur, wenn ich zumache, mich ihm gegenüber nicht mehr öffne. Und kämpfen will ich nicht, ich möchte mir nicht meine Zukunft damit verbauen oder diese belasten. Es mag (zum Glück!) für Außenstehende befremdend wirken, das in Punkto Familie zu lesen, aber für mich ist Rückzug derzeit die einzige und auch gesündeste Lösung.

Liebe Grüße
Vienne
 

Vienne

Aktives Mitglied
Hallo Benedikt,

das idealste wäre, diesen Rucksack so früh wie möglich zu öffnen. Es ist aber ein Ideal. Die Entwicklung eines Menschens hängt von so vielen Äußeren und Inneren Faktoren ab, dass hier meiner Ansicht nach kein Maßstab im Sinne einer Altersgrenze gesetzt werden kann. Wichtig ist - und sollte für alle so gelten - dass er überhaupt geöffnet wird.

LG Truth
Im Nachhinein bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich für mich viele Dinge erst einmal begreifen musste. Ich hatte ein total verschobenes Bild von der "Normalität". Wie soll ich das beschreiben... Ich hatte nie das Recht, Grenzen zu setzen. Dies taten meine Eltern aber nur nach ihren Spielregeln. Ich musste erst einmal begreifen, dass hier grundlegend etwas total schiefläuft. Und das war mit einigem Schmerz verbunden. Daher ist das eine Entwicklung, die je nach der betroffenen Person und abhängig davon, ob sie Hilfe in Anspruch nimmt/erhält oder nicht, kürzer oder länger dauert.

Was mich betrifft, für mich zählt unheimlich viel das Umfeld, in dem ich mich befinde. Ich habe in meiner jetzigen Beziehung das 1. Mal das Gefühl, angekommen zu sein, auf einer Linie mit meinem Partner und ich weiß, er täte alles für mich so wie ich auch für ihn. Das allein hat mir überhaupt die Kraft gegeben, endlich (wenn auch spät) damit anzufangen, mich zu wehren. Ich glaube "allein gegen die Welt" - das schafft keiner, weil Deine Eltern sind nun einmal die wichtigsten Bezugspersonen im Leben eines Menschen, daher dürfte das einer der härtesten "Kämpfe" überhaupt sein, den man zu ringen hat.
 

Vienne

Aktives Mitglied
Ich glaube "allein gegen die Welt" - das schafft keiner, weil Deine Eltern sind nun einmal die wichtigsten Bezugspersonen im Leben eines Menschen, daher dürfte das einer der härtesten "Kämpfe" überhaupt sein, den man zu ringen hat.
ok, vielleicht stimmt das nicht ganz so - kann man sicher nicht verallgemeinern. Aber für mich ist es nun einmal so.

Ich muss mir auch einfach noch ein bissl Luft machen hier und schreib daher mal drauflos.

Heute ist M.'s Geburtstag. Sie feiert diesen, der noch dazu ein runder ist, wohl das erste Mal ohne ein Familienmitglied.

Du (mein Vater) hast beschlossen, Dich zurückzuziehen und nie mehr wieder ein enges Verhältnis zu einem Familienmitglied aufzubauen. Das erachtest Du für Dein gutes Recht, weil Du ja der Meinung bist, wir alle würden ständig auf Dich einprügeln (Zitat!).

Ja glaubst Du denn allen Ernstes, es würde auch nur einem von uns anders gehen? Was verschafft Dir das Recht, immer nur Dich als Nabel der Welt zu sehen? Warum darfst immer nur Du austeilen und warum müssen wir anderen immer wieder einstecken?

Du glaubst wirklich, ich würde mich nur aus Trotz und weil ich schmolle nicht mehr melden? Das zeigt, wie begrenzt Deine Auffassungsgabe (von Verständnis kann ja nicht die Rede sein) ist.

Was gibt Dir das Recht, uns Kinder, die wir längst erwachsen sind, wie unmündige Trottel zu behandeln? Weil nur Du Lebenserfahrung hast, weil nur Du einen stressigen Job und Probleme hast? Weil Du es in Deiner Kindheit und von Deinen Eltern genauso erfahren hast?

Nein, es wird Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Wage es ja nicht, noch einmal Achtung von uns Deinen Kindern zu fordern, wo Du uns doch selbst uns nie als vollwertige Menschen gesehen und geachtet hast.

Das Recht, den eigenen Weg zu gehen, haben wir genauso wie Ihr. Ihr habt keinerlei Mittel und Wege mehr, uns daran zu hindern. Also unterlasse endlich Deine derben Beleidigungen und Drohungen und lerne endlich, mit Deinem Schmerz (für den die Kinder ganz sicher nicht verantwortlich sind!) selbst fertig zu werden, statt ihn uns aufzubürden!
 
M

MissNikita

Gast
Hallo Vienne,
ich habe Deinen Eintrag gerade gelesen. Vieles hat mich tatsächlich an meine Familie erinnert. Auch bei uns war es nicht erwünscht, eine Persönlichkeit zu entwickeln. Auch ich war das schwarze Schaf der Familie. Meine Schwester ist immer besser mit meiner Mutter zurecht gekommen, sie war immer sehr anpassungsfähig und hat die ewigen Nörgeleien meine Mutter einfach weggesteckt. Ich habe mich schon als Kind immer aufgelehnt, wenn etwas ungerecht war, wenn meine Mutter wegen eine Lappalie (Hausschuhe nicht ordentlich nebeneinander gestellt, eine benutzte Tasse oder ein Glas dann in die Küche gebracht, wenn sie gespült hatte, eine Tür nicht leise genug zugemacht) ausgerastet ist. Was ich hier schreibe, ist keine Übertreibung, eine solche Sache hat minutenlange Schreitiraden voller Beschimpfungen ausgelöst. „Schlampe“, „Du kommst ins Heim“, „D*******“ und vieles mehr. Wegen Hausschuhen, die nicht parallel nebeneinander aufgereiht waren. Welches sechs- oder siebenjährige Kind hat für so was ein Auge??
Meine Schwester hat auf diesen Drill besser reagiert, sie hat es mit einer Mischung aus Freundlichkeit und Unterwerfung geschafft, meine Mutter zu besänftigen. Ich nicht. Ich konnte nie verbergen, wie absurd ich es fand, wegen Kleinigkeiten, die man zudem auch in einem normalen Tonfall sagen kann so hemmungslos auszurasten. Ich erinnere mich gerade an eine Situation erinnern, da ist meiner Schwester ein „schreckliches Unglück“ passiert: Sie hat eine leere Saftpackung weggeworfen und ein paar Tropfen (es waren nur sehr wenige, man konnte sie zählen) sind auf den Boden gekommen. (Wir waren kleine Kinder). Ich kam von der Schule nachhause, meine Mutter steht mit Putzeimer in der Küche, mit knallrotem Kopf und schreit mich aus voller Kehle an. Als ich sage, ich weiß gar nicht wovon sie redet, ist sie noch mehr ausgerastet, weil ich keine Verantwortung für meine „Schweinereien“ übernehme. Zur Erinnerung, es handelte sich hier um ein paar kleine Tropfen roten Traubensaft die man mit einem Lappen ein bis zwei Sekunden weggewischt hat. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich könnte dutzende dieser Geschichten erzählen. Die haben sich in meinem Kopf festgefressen und egal wie oft ich sie erzähle, sie lassen mich nicht los.
Da gebe ich Dir recht, Vienne, wenn Du schreibst, dass solche Sachen fast noch schlimmer sind als körperliche Gewalt, denn sie machen dich verrückt. Die ersten 19 Jahre meines Lebens haben so ausgesehen. Es war schrecklich. Als ich ausgezogen bin, hatte ich abends nach der Uni panische Angst, nach Hause zu gehen, obwohl ich alleine wohnte. Bis heute, acht Jahre später habe ich immer noch gelegentlich Anflüge von Dankbarkeit und Freude, dass ich meine eigene Wohnung habe.
Dieser Psychoterror hat solche Spuren in meiner Seele hinterlassen. Das ist genau das was Du als das Paket bezeichnest, das uns unsere Eltern aufgebürdet haben. (Wobei es hier um meine Mutter geht, meinen Vater liebe ich sehr, er war nur fast nie zuhause, er hat mich nie geschlagen und unsere Streitereien waren normal und niemals so bösartig). Es ist so schwer, sich normal zu verhalten. Ich entschuldige mich manchmal so übertrieben für Kleinigkeiten und merke dann, dass andere Menschen sie überhaupt nicht schlimm finden.
Wenn ich richtig verstehe, wohnst Du im Haus Deiner Eltern. Das stelle ich mir schrecklich vor, so ganz ohne räumliche Distanz. Es ist sicherlich eine gute Idee, einen Umzug zu planen. Deine Eltern können ja jederzeit an Dich herantreten, Dich anmotzen usw. Meine Mutter kann mich nur telefonisch und per Mail erreichen. Da bin ich vorgewarnt und habe ihre vor Gift triefende Stimme nicht im Ohr.
Eines würde mich sehr interessieren: Warum wohnst Du im gleichen Haus wie Deine Eltern? Damit meine ich: Warum ist es nie zum Bruch zwischen Euch gekommen? Wie hast Du es geschafft, Dir all das gefallen zu lassen?
[FONT=&quot]Liebe Grüße, N.[/FONT]
 
T

Truth

Gast
Hallo Nikita,

hat sich das Verhalten deiner Mutter dir gegenüber verändert, seitdem du ausgezogen bist oder fährt sie dich immer noch so an? Ist schon heftig, was du da erlebt hast. Das verursacht automatisch bei dir vielleicht auch irgendwelche Zwänge. Schmeiß öfters mal bei dir zu Hause ein volles Glas Traubensaft um und versuch darüber zu lächeln solange du es aufwischen musst :) und stell deine Schuhe so unordentlich hin wie nur möglich :) - oder machst du das vielleicht schon? Du kannst diese "Schuldgefühle", die dich überkommen in den Griff kriegen. Aktion löst Reaktion aus. Du kannst dir diese antrainierte Reaktion auch wieder abtrainieren.

Liebe Grüße
Truth
 
T

Truth

Gast
Hallo Vienne,

solange du deinen Vater verurteilst, verurteilst du dich mit - automatisch. Verurteilung befreit nicht. Eltern ziehen sich IHRE Nachkömmlinge heran. Du solltest dir bewusst werden, dass du viele "Teile" deines Vaters unbewusst verinnerlicht hast - du siehst es nur nicht so ganz. Seine Ohnmacht ist deine Ohnmacht. Das geschieht alles in Abhängigkeit - so einfach in gut und schlecht trennen kann man das nicht. Deinen verletzten Gefühlen Luft machen hilft, aber wenn in deinen Worten nur Verurteilung steckt, machst du dir vielleicht nicht wirklich Luft sondern steigerst dich in eine für dich vorhandene Welt rein, die nicht ganz der Realität entspricht. Es gibt in jeder Geschichte, in jeder Beziehung immer 2 Seiten. In einem Lied heißt es so schön ..... you always have to hear both sides of the story....... Das ist so, das kann ich nur unterstreichen. Wenn du die Geschichte deines Vaters kennst, kennst du deine.

Liebe Grüße
Truth
 
M

MissNikita

Gast
Hallo Truth,
ganz im Ernst, ich räume manchmal absichtlich nicht auf :D lasse Sachen rumliegen, spüle erst am nächsten Tag. Ich habe gerade jetzt schon seit Tagen vertrocknetes Laub im Flur liegen und sauge es nicht weg :) ich habe meistens eine kleine Chaosstelle in meiner Bude.
Ansonsten bin ich ein ordentlicher Mensch, aber nicht so zwanghaft wie meine Mutter, die jeden Tag zweimal das ganze Haus geputzt hat.
Zwänge habe ich nicht so ausgeprägt, aber das ist harte Arbeit. Ich habe aber auch schon sechs Jahre Therapie und einen mehrwöchigen Klinikaufenthalt hinter mir. Direkt nachdem ich zuhause ausgezogen bin (d.h. rausgeschmissen wurde), hab ich immer Angst gehabt, was vergessen zu haben. Ich wusste nicht was und habe immer alles kontrolliert und nachgeschaut. Eben weil meine Mutter so unberechenbar war und immer etwas zum Ausrasten fand. Das hat mir vermittelt, dass es keine Sicherheit auf der Welt gibt. In diesem Sinne bin ich mit permanenter Angst aufgewachsen.

Heute haben meine Mutter und ich wenig Kontakt. Letzte Woche hat sie mich am Telefon ziemlich fertig gemacht. Das kommt manchmal vor. Das geht mir sehr nahe, führt auch dazu, dass ich mich wieder für einige Monate von ihr distanziere und es irgendwann wieder mit Annäherung versuche. Das geht ein paar Wochen gut, dann ist sie wieder biestig, was mich so sehr an diese jahrelangen Demütigungen und Schläge erinnert, dass ich den Kontakt abbreche. So ein Hin und Her läuft schon seit drei oder vier Jahren und ich frage mich alles Ernstes, wie oft ich noch eins auf die Schnauze brauche, bis ich aufgebe. Ich versuche in guten Phasen immer, einen neutral-freundlichen Kontakt aufzubauen, indem ich über berufliches und allgemeines rede, also nichts anspreche, womit sie mich kränken könnte. Sie hat nun leider aber die Angewohnheit, sich an anderen Leuten abzureagieren, wenn sie schlechte Laune hat. Das kann ich nicht ertragen, weil es mich so sehr an meine Ohnmacht als Kind erinnert.
Zum Thema „Abtrainieren“: Ich habe eine Verhaltenstherapie gemacht, nachdem ich wegen einem Selbstmordversuch in der Klinik war. Ich bin eben mit den Angst- und Schuldgefühlen nicht mehr klargekommen. Die haben mich schier in den Wahnsinn getrieben. Dort habe ich dann gelernt, besser damit umzugehen. Du hast Recht, wenn Du sagst, dass man es sich abtrainieren kann aber es dauert sehr sehr lange und ist von einigen Rückschlägen begleitet. Aber ich mache das weiter, denn ich glaube dass es sich lohnt.
 

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