Hi euch allen,
und ein gesundes neues Jahr, das euch Kraft geben möge für eure schwere Situation.
Eigentlich wollte ich mich ja registrieren, aber mir fällt kein Name ein.
Oje, ich habe das alles jetzt in 3-4 Stunden alles gelesen. Und ich muss euch sagen es wühlt mich ganz schön auf. Es ist nämlich so, dass ich gemerkt habe, dass ich nicht alleine bin mit diesen Problemen.
Seht es mir bitte nach das ich nicht so formulieren kann wie ihr. Ich bin kein großer Schreiber.
Mein Leben verlief genauso wenig rosig wie eures. Ich bin jetzt bald 48 Jahre alt und kann mich genausowenig ganz von meiner Familie lösen, wie ihr es beschreibt.
Ich bin ein Familienmensch der Harmonie und Zusammengehörigkeit sucht und sie in der Familie aus der ich stamme wahrscheinlich auch nie finden werde.
Als Kind solange ich lenkbar war lief alles gut, doch als ich älter wurde und zu denken begann fingen die Probleme auch schon an. Heute weiß ich es war nicht meine Schuld aber damals fing ich alles ab. Ich war die große und meine kleine Schwester konnte meine Mutter so manipulieren das ich die Böse war. Ich bekam Dresche ohne Ende. Egal was passiert war ich bin es gewesen. Das Schlimme war ich war der Liebling meiner Großeltern, das konnte meine Mutter nicht ertragen. In den ersten 4 Lebensjahren bin ich dort aufgewachsen und habe dort Dinge gelernt die meine Mutter nicht guthieß. Ich konnte nicht verstehen was sie wollte. Für sie war ich immer aufmüpfig. Dafür musste ich Schläge bekommen. Erst war es nur die Hand. Später waren es Kleiderbügel und Handfeger. Als ich größer wurde prügelte sie mich nicht mehr, da packte sie mich in den Haaren und schlug mich mit dem Kopf gegen die Wand.
Zu der Zeit war mein Vater bei der Armee und bekam nicht viel mit. Er glaubte auch nicht was ich sagte.
Später ich ging in die 10. Klasse, da hatte ich mir beim Sport den Meniskus abgerissen und meine Mutter dachte ich makiere. Sie drückte mir das Knie durch das nicht mehr grade ging so das ich vor Schmerzen schrie. Danach habe ich mir geschworen jetzt ist gut, das passiert mir nicht wieder nur weil sie anderer Meinung ist wie ich. Nach der 10. Klasse ging ich von zu Hause fort. Ich lernte in einem Ort der 600 km entfernt von meinem Heimatort liegt. Natürlich fuhr ich nach Hause zu Besuch. Selbst da wollte sie mich wieder schlagen. Doch da war ich Frau genug ihre Handgelenke festzuhalten und ihr zu sagen so nicht. Wenn sie Probleme mit mir hat soll sie die klären wie mit einem Erwachsenen oder ich käme nicht mehr Heim.
Danach besserte sich das Verhältnis zu meiner Mutter.
Aber auch nur, weil ich gehen konnte wenn es nicht mehr ging.
Doch noch während dieser Zeit passierte mir etwas viel Schlimmeres. Mein Vater der immer ein gutes Verhältnis zu mir hatte und immer gerecht und lieb war, (ich weiß garnicht richtig wie ich es sagen soll) kam eines Nachts in mein Zimmer und ihr könnt euch denken was passierte.
Ich habe ihn versucht abzuwehren und wollte das er aufhört. Aber er ließ nicht ab. Er tat mir nicht weh. Ich konnte auch meine Mutter nicht zu Hilfe rufen oder meine Schwester. Das Verhältnis zu den beiden war ja denkbar schlecht. Ich musste ja Angst haben, dass sie mir wieder die Schuld geben.
Ich glaube auch nicht das meine Mutter je was gemerkt hat. Erzählt habe ich es ihr nie. Heute bin ich froh darüber. Bis zu ihrem Tod hatte ich dann ein gutes Verhältnis zu ihr. Sie hat aktzeptiert das ich mich gewehrt habe und das hat ihr imponiert, weil ich ihr dabei nicht wehgetan habe sondern sie nur festgehalten.
Heute verstehe ich warum, mein Vater hat sie geschlagen ohne das wir es als Kinder gemerkt haben. Das erste und letzte Mal das ich es mitbekommen habe war zu seinem 60. Geburtstag. Da haben meine Schwester und ich ihm gesagt das wir es schäbig finden und er es sich nicht noch mal wagen soll.
Danach ist es meines Erachtens nicht mehr passiert. Leider war ich auch weit weg um etwas zu merken, denn ich bin dort geblieben wo ich gelernt habe.
War auch froh darüber, da ich sagen konnte bei Besuchen, wenn es nicht mehr geht ich fahr zurück.
Als ich dann mit meinem jetzigen Mann zusammengekommen bin, war ich so verliebt und wurde geliebt, das ich die Kraft und den Mut hatte auch meinem Vater die Stirn zu bieten.
Nachdem er wieder zudringlich wurde, habe ich gedroht es meinem Freund zu erzählen und er ließ von mir ab. Danach hatte ich Ruhe bis es Probleme gab zwischen meinen Eltern und mein Vater mal betrunken war. Aber glücklicherweise hatte ich gelernt mich zu wehren und glücklicherweise wollte mein Vater mir nie wehtun. Er war uns Kindern gegenüber nie ein Gewaltmensch oder Schläger.
Ich hatte dann nach vielen Jahren einen Sohn. Hatte ich mir doch so sehr ein Kind gewünscht. Drei Jahre haben wir gebraucht um ein Kind zu bekommen. Ich war glücklich. Ein Jahr später hatte ich eine Bauchhölenschwangerschaft und ich musste opperiert werden. Nun hatte ich nur noch einen Eileiter und die Hormonstörungen die es mir so schwer gemacht hatten Kinder zu bekommen.
Wir haben geglaubt, dass war es jetzt mehr Kinder werden wir nicht haben.
Dann musste mein Mann rund um die Uhr arbeiten und war eines Tages so kaputt, dass er nicht mehr wusste wo er stand. Er schlief nur noch und der Junge und ich waren Luft. Das habe ich mir fast ein Jahr angekuckt und dann habe ich mit der Faust auf den Tisch gehauen. Ehrlich gesagt ich habe vor Wut Flaschen und Gläser an die Wand geschmissen. Danach hat mein Mann sich scheiden lassen. Er wusste nicht mehr was los ist. Ich habe zu ihm gesagt tu das du kommst eh wieder. Ich war mir so sicher das ich ihn habe gehen lassen. Die Scheidung wurde ausgesprochen.
Irgendwann wurde noch ein Kollege eingestellt und mein Mann hatte nur noch die halbe Arbeit. Nach ein paar Wochen Erholung stand er vor meiner Tür und sagte was hab ich für Scheiße gebaut. Wenn ein Mensch kaputt ist muss man ihm Freiraum geben, irgendwann kommt er zur Besinnung.
Heute ist es nicht anders, er kommt kaputt von seinem Job aber wir haben gelernt damit umzugehen und unsere Zeit einzuteilen. Damals waren wir zu jung.
Unsere Liebe war allerdings ungebrochen und wir kamen wieder zusammen. Dann ein paar Jahre später unser Sohn war 6 Jahre alt, wurde ich doch wieder schwanger. Ich bekam ein Mädchen und ich glaubte jetzt ist mein Leben perfekt.
Meine Eltern waren plötzlich ganz anders. Sie kamen mich im Jahr ein paarmal besuchen und waren zu jedem Geburtstag da. Es war wunderschön.
Doch die Schiksalsschläge hören niemal auf. Meine Tochter war 7 Monate und mein Sohn fuhr mit dem Fahrrad in ein Auto und verstarb.
Ich habe immer gedacht, wenn ich so was gelesen habe, wenn mir das passiert ist das Leben zu Ende.
Nein, es war nicht zu Ende. Es wurde schlimmer. Ich konnte nicht sterben ich konnte nicht leben. Da war meine kleine Tochter 7 Monate alt sie brauchte mich.
Ich konnte dem Kind aber nicht erzählen, wie mir zumute war. Bei meinen Schwiegereltern durfte ich nicht mehr von meinem Sohn reden. Meine Eltern waren weit weg und kein Telefon. Und mein Mann konnte auch nicht darüber reden. Das Schlimmste an der Geschichte ist, für meine Trauer blieb keine Zeit. Der Unglücksfahrer war mein Mann und der Vater des Kindes. Aber ich wusste genau, zu jeder Zeit, meinen Mann trifft keine Schuld. Er hätte in der Situation nicht anders handeln könne. Ich habe mich ganz vergessen, habe nur für meine Tochte und meinen Mann gelebt. Besonders für meinen Mann, den ich aus seinem Tief wieder rausholen musste. Er hat sich solche Vorwürfe gemacht und es hat lange gedauert eh ich sie ihm ausreden konnte.
Es gibt viele Leute die mich gefragt haben, wie das ist wenn wir uns streiten.
Ich kann nur immer wieder antworten, selbst in den Momenten wo ich mal stinksauer auf ihn bin, mir ist selbst im Streit nie der Gedanke gekommen zu sagen du hast mein Kind totgefahren. Und dieser Meinung bin ich noch heute, er hatte keine Schuld, er konnte nicht anders reagieren. Acht Meter Bremsspur wo hätten müssen bei der Geschwindigkeit 15 Meter sein. Er hat alles versucht, mehr konnte er nicht tun.
Das Schiksal ist leider unerbittlich. Wenn jeder denkt es wäre jetzt genug, der irrt.
Wir haben uns entschlossen, nicht den Sohn zu ersetzen, sondern der Tochter ein Geschwisterchen zu geben, da wir der Meinnung waren Einzelkind ist nicht schön.
Wir bekamen dann schon zwei Jahre später komischerweise nachdem es am Anfang so schwer war welche zu bekommen, noch ein Baby. Es war wieder ein Mädchen.
Wir waren sehr glücklich über die Schwangerschaft aber schon vor der Geburt gab es Komplikationen. Keine Komplikationen die wir als solche erkannt hätten aber ich nahm 30 kg an Gewicht zu, was für mich normal war, weil ich bei jedem Kind zwischen 15 und 25 kg zugelegt habe. Doch ihr erinnert euch an den Meniskus vom Anfang. Da Knie hielt es nicht aus und die Kniescheibe rutschte raus. Das war noch kein Problem. Gips und gut. Doch leider hatte ich den Gips zur Entbindung immer noch. Das hatte zu Folge das mein Mann das Gipsbein halten musste und mein Kind mit 4400 gr nicht rauskonnte. Die Hebammen und Schwestern haben so gezerrt, das meine Tochter ein Erbsche Lähmung hat. Sie wird ihr ganzes Leben davon gekennzeichnet sein. Ich habe mir die größte Mühe gegeben und sie kann alles allein nur keine körperlich schweren Arbeiten. Ich kann froh sein das sie das selbst gemerkt hat und in der Schule sich die größte Mühe gibt um auch mal studieren zu können.
Das war der nächste Schicksalsschlag. Aber nicht der letzte.
Bevor ich mit dem zweiten Mädchen schwanger wurde merkte ich an der großen schon Veränderungen. Mein Sohn hatte sich so über die Schwester gefreut, dass sie wie siamesische Zwillinge wurden. Ich weiß nicht wie ich es anders bezeichnen soll. Sobald er aus der Schule kam, nahm er die Kleine aus dem Körbchen und trug sie umher. Sie waren immer zusammen. Wenn die Zeit ran war und er aus der Schule kommen musste, wurde die Kleine unruhig. Sie wusste genau ihr Bruder kommt jeden Moment. Plötzlich kam er nicht mehr. Er war ja tot und konnte nicht mehr kommen. Was solllte ich tun. Nach einem dreiviertel Jahr sagte ich das ist nicht normal. Solange hat es gedauert bis das Kind ruhiger wurde. Dann wurde meine zweite Tochter geboren mit beschriebenen Problemen. Und die Große wurde immer Schwieriger. Ich weiß nicht wie, aber das Leben geht sonderbare Wege. Meine Große die als Baby die Ruhe und Geduld in Person war wurde agrressiv und unberechenbar. Ich bin überzeugt das hängt mit dem Tot meines Sohnes zusammen obwohl mir die Ärzte und Phsychologen einreden wollten ich wäre unfähig.
Irgendwann wusste ich mir keinen Rat mehr und ging zum JA. Die haben mir nicht geholfen obwohl ich total überfordert war. Ich habe mir dann ein Mutter und Kind Kur verschreiben lassen. Ich war so überfordert mit dem Benehmen meines Kindes und dem was ich durchmachen musste und ich hatte ja inzwischen noch ein drittes Mädchen bekommen, dass es zu viel für mich wurde. Unterstützung durch die Schwiegereltern hatte ich auch nicht obwohl sie im gleichen Haus gewohnt haben. Sie haben mir nie eins der Kinder abgenommen. Nach der Kur wurde festgestellt mein Kind hat ADS mit Hyperaktivität. Das hab ich jahrelang erzählt. Es wurde mir nur nie geglaubt. Ich war für alle nur zu dumm, mein Kind zu erziehen. Das habe ich von Ärzten gesagt bekommen. Doch da war ich schon selbstbewusst genug um mich zu wehren. Ich hatte ja glücklicherweise noch zwei Kinder die sich ganz normal entwickelt haben. Die Ärzte habe ich aber rund gemacht wie ein Fußball. Selbst die Phsychologen die mir die Große wegnehmen wollten hab ich runderneuert. Ich wusste nur das ich aufpassen musste das ich ohne Zeugen reden.
Das Leben mit einem ADHS Kind ist unendlich schwer. Ohne Unterstützung fast Unmöglich. Ich selbst bin heute selbstbewusst genug mich zu wehren, doch mein Kind geht heut noch unter in dieser Welt. Allein kommt sie trotz ihrer 18 Jahre nicht zurecht.
Meine Mutter ist dann an Gehirntumor gestorben. Ich hatte mich inzwischen vollkommen mit ihr ausgesöhnt. Sie war mit mir vollkommen zufrieden, glücklicher als mit ihrem Lieblingskind, meiner Schwester. Die konnte sie bis zu ihrem Tot nicht verstehen, weil sie ihre Kinder im Stich gelassen und ein neues Leben nur für sich angefangen hat.
Ein Jahr später starb mein Schwiegervater, der sehr jähzornig war und für genug aufruhr in unserem Leben gesorgt hat, aber das ist eine andere spätere Geschichte.
Denn damit hört mein Lebensweg nicht auf. Und meine Schwiegermutter spielt heute noch eine ganz schlimme Rolle für mich. Ich habe noch immer keinen Frieden.
Ich weiß bis heute nicht was mir geholfen hat dieses Leben so hinzukriegen wie ich es hingekriegt habe und heute glücklich zu sein.
Es gibt immernoch schwierige Situationen, doch heute weiß ich wie ich damit umgehen muss.
Ich konnte euch vielleicht keine konkreten Tipps geben, aber mein Leben zeigt euch vielleicht, dass man alles im Leben auf die Reihe kriegen kann wenn es auch nicht leicht ist.
Ich bin froh, dass ich mir das alles mal von der Seele schreiben konnte. Reden tut keiner mit mir darüber. Keiner weiß so richtig wie. Doch ich bin froh davon zu reden oder zu schreiben.