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earlywinter
Gast
ich glaube, hinter all dem steht ein großes Missversständnis: Wir glauben alle nur allzu gern, dass man ein Fach studiert und dann eben folgerichtig danach einen Job in diesem Fach bekommt, so wie man es sich auch bei einer Ausbildung vorstellt: Aber wie kommt man eigentlich darauf, dass dieser Zusammenhang unbedingt so bestehen MUSS? Weil wir das so gewohnt sind?
Wenn ich Wirtschaftsrecht studiere, möchte ich im besten Fall auch als Wirtschaftsjurist arbeiten und nicht als Eventmanager, oder? Wenn ich Medizin studiere, möchte ich eigentlich Arzt werden. Auf was ich mich letztendlich spezialisiere, ist die andere Frage.
Ein Zusammenhang macht schon Sinn. Ein Wirtschaftsjurist sollte schon im rechtlichen Bereich bzw. im betriebswirtschaftlichen Bereich bleiben, wobei rechtlich einfach mehr Sinn macht, weil es auch ein Großteil des Studiums ist.
Man kann als WJ auch als Human Recruiter arbeiten... aber im Vorstellungsgespräch wurde mir bereits gesagt, dass das nicht sehr typisch ist und die auf Deutsch gesagt nicht wirklich wüssten, was sie mit mir anfangen sollten. Obwohl Human Resource beide Teile drin hat: Recht und BWL.
Man muss sich von diesem Gedanken mal ganz schnell verabschieden und dann erkennt man nämlich plötzlich, dass einem theoretisch der gesamte Arbeitsmarkt offen steht: Dann wird man plötzlich mit einem Studium der Philosophie Unternehmensberater, oder man macht Kunstgeschichte und wird Eventmanager und und und: Der Arbeitsmarkt ist heuzutage nicht mehr so starr und geradlinig. Du kannst im Grunde mit jedem Studium alles (zumindest in einem gewissen Rahmen) und nichts machen. Und das ist ganz besonders bei Geisteswissenschaften und sozialen Fächern so: Wer da erwartet, ähnliche Bedinungen vorzufinden wie nach einer Schreinerlehre oder einem Physikstudium, der wird leider nicht weit kommen: Aber wer erkannt hat, dadss man auch über seinen Tellerrand schauen kann, der wird mit seinem Studium eine Fülle von Möglichkeiten vorfinden. Und dann ist das auch keie Mogelpackung.
Das sind Vorurteile und es sind auch Ausreden!
Nur sollte man auch darauf achten, dass man auch letztendlich da landet, für das man sich auch qualifiziert hat.
Vorurteil: Die realität sieht so aus: EIGENINITIATIVE! Ohne sich selbst (am besten schon während des Studiums) genaue Gedanken zu machen, wo es hingehen soll, ohne einen Plan B zu entwickeln und evtl schon mit Praktika und Aushilfsjobs ins Berufleben reinzuschnuppern wird das nichts: Aber wer bereit zur Eigenintiative ist, der kommt weiter. Der hat dann echt was von seinem Studium.
Korrekt!
In meinem Freundeskreis haben nahezu alle Leute studiert und bei weitem nicht alle haben einen dieser klassischen sicheren Studiengänge absolviert und KEINER ist bei Hartz4 gelandet: Solche Lebenswege kamen dabei raus: Philosophie wurde zur einem Job bei einer Behörde (wo es irgendwie um Mitarbeitergesundheit geht), aus einem Innenarchitekten wurde ein Kunstlehrer, aus einem Theaterwissenschaftler ein Eventmanager, aus einem Theaterpädagogen wurde ein Unternehmensberater, aus einer Germanistin eine Radiomoderatorin, und und und:
Mein Rat: Verabschiedet euch von dieser altmodischen Sichtweise, dass man etwas bestimmtes studiert und dann genau das auch arbeiten muss.
...und aus einer Köchin wurde ein Comedystar (Cindy aus Marzahn).
Letztendlich kannst du ja machen was du willst, solange du am Ende das machst, was dir auch gefällt, ist doch alles ok.
Ist zwar nur etwas Zeitverschwendung aber immerhin.
ich finde es traurig, dass diese Studiengänge immer missverstanden werden. Ein Studium soll ja unter anderem dazu befähigen, über den eigenen Tellerrand rauszuschauen: Das ist doch auch die Grundlage einer Wissenschaftlichen Arbeit- und damit zentral im Studium: Wer es lieber eindimensional mag, der sollte eine Ausbildung machen: Im Studium wird Eigenverantwortung und geistige Flexibilität verlangt. Und das lernt man auch im Studium: Meist wird einem ja durchaus klar die Wahrheit gesagt, wie es auf dem Arbeitsmarkt aussieht aber man erhält an der Uni auch das Rüstzeug und die Unterstützung, etwas aus dem Studium zu machen, wenn man WILL.
Natürlich ist es nicht so leicht, wenn man einfach "nur" Sozialpädagogik gemacht hat, hinterher einen super bezahlten Job zu bekommen, aber was hindert einen daran, sich weiter zu qualifizieren, eigene Ideen zu verwirklichen, sich zu spezialisieren, oder in etwas Fachfremdes einzusteigen? Niemand oder?
Das sage ich ja auch: man KANN mit jedem Studiengang was Ordentliches anfangen, wenn man möchte.
Der letzte Satz "...oder in etwas Fachfremdes einzusteigen" stört mich etwas.
Fachfremd steige ich ein, wenn ich mit meiner aktuellen Qualifikation nichts anfangen kann.