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Mogelpackung soziale Studiengänge

Dass die Stellen höher dotiert sind, kann ich nicht behaupten. Ich arbeite derzeit als Berufseintiegsbegleiterin (Sparte Berufsberatung) und habe davor in der Suchthilfe und auch vorher im Studium in anderen Bereichen gearbeitet. Habe sogar eine Zusatzausbildung als Suchttherapeutin. Hab mich dann aber aus dem Bereich Sucht verabschiedet, da uns etliche Klienten an Drogen vor der Nase weggestorben sind und ich gemerkt habe, dass ich wenn ich dort weiter arbeite, in 5 Jahren ausgebrannt bin. Ich hatte weniger als meine Schwester, die als Erzieherin tätig ist. Und ich kenne etliche Kollegen denen es auch so ging, oder die wenn nur knapp 100 Euro darüber lagen.

Hinzu kommt und dass ist der entscheidende Knackpunkt, dass es im sozialen Bereich selten Vollzeitstellen und meist nur befristete Angebote gibt. Heißt, nach drei Jahren, wenn das Geld vom Fond ausläuft und der ESF sagt, wir geben dir nichts mehr, rutscht man entweder in die Arbeitslosigkeit oder man ist bei der nächsten Maßnahme und man kann kaum Vollzeit arbeiten.

Dass die Bezahlung sich immer nach dem Tarifvertrag richtet ist auch ein Märchen. Leider. Der Tarifvertrag ist längst nicht bei allen Vereinen und Organisationen die Regel. Stichwort: Haustarif heißt hier die Mogelpackung. Der Haustarif fällt meist deutlich geringer aus, als der reguläre Tarifvertrag. Ich habe Kollegen, die arbeiten für den Mindestlohn.




Ist aber sehr ungünstig und sicher nicht gerade optimal.

Der Job hat viele Vorteile, aber genauso viele Nachteile.

Der ausschlaggebende Vorteil war bisher immer der, dass ich am Ende des Tages noch in den Spiegel sehen kann und weiß, dass ich Omas nicht mit Versicherungen beschissen habe.

Die Nachteile: Undank (kein Klient wird einem den Job danken und viele Bereiche haben ein grauenhaftes Ansehen, z.B das Jugendamt), Mobbing (es gibt Kollegen, die aus Angst um die eigene Stelle Sachen drehen, die unter aller Kante sind), persönliche Aufopferung (und damit meine ich nicht nur meinen Privat PKW, mit dem ich meine Klienten umher fahre), Überstunden und grottige Arbeitsbedingungen.

Im öffentlichen Dienst, und darauf bezog ich mich, wird nach Tarif bezahlt (TVöD SuE). Die Stellen im Jugendamt setzen ein Hochschulstudium voraus. Die Eingruppierung erfolgt i.d.R. in S10 - S14. Vollzeitstellen sind die Regel. Erzieher, bekommen, sofern sie keine Leitungsfunktion haben, in kommunalen Einrichtungen max. S8.

Dass private und auch kirchliche Träger grottig zahlen, ist ja allgemein bekannt. Dass es prekäre Arbeitsverhältnisse gibt, ebenso. Es geht aber auch anders.
 
Ja, natürlich ist nicht nur alles schwarz oder weiß.
Aber meiner Erfahrung nach, ist es extrem schwer in den öffentlichen Dienst wie das klassische Jugendamt hinein zu kommen, da vorab schon vieles durch Vitamin B und Beziehungen vergeben wird.

In meiner Region ist es beispielsweise so, dass ganze Ämter durch innerfamiliäre Seilschaften besetzt sind.
Da arbeitet die Tante in Abteilung A und die Nichte zufällig in Abteilung B. Und natürlich nur rein zufällig und alle betonen, dass es ja auf keinen Fall etwas mit familiären Beziehungen zu tun hätte. Nein, gar nicht. 🙄

Was ich auch sehr verwunderlich finde: Hast du mal einen streikenden Sozialarbeiter gesehen? Ich sehe immer nur streikende Erzieher. Die Sozis scheinen sich größtenteils mit ihrer prekären Situation abgefunden zu haben, was mich sehr oft auf die Palme bringt. Deshalb engagiere ich mich auch im DBSH.

Wenn die Erzieher streiken, da gibts mehr Geld. Da wird das auch akzeptiert. Aber streikende Sozis? Schon mal gesehen? Sind Erzieher hartherziger als Sozialarbeiter, die ihre Klienten nicht allein lassen? (Die Frage ist bewusst provokant gestellt)
 
Zuletzt bearbeitet:
Sowas ist natürlich ätzend. Ich habe da etwas andere Erfahrungen gemacht. Gerade bei den jungen Fachkräften ist die Fluktuation im JA recht hoch. Derzeit haben z. B. fast alle oberbayerischen JAs eine oder mehr Stellen ausgeschrieben und so viele Bewerber kommen da i.d.R. nicht auf eine Stelle, weil sich doch viele etwas vor der Arbeit im JA scheuen.

Vor der letzten Tariferhöhung haben bei uns in der Tat einige, wenn auch wenige, Kolleginnen und Kollegen gestreikt.
 
Du arbeitest im Jugendamt? Erst einmal großen Respekt dafür.

Ich denke, dass ist hier so eine regionale Sache. Ich kann nur sagen, dass sich hier die Stellen zugeschachert werden und schon bei Schulende klar ist, dass der Junior später mal in Mamas Abteilung die Stelle übernimmt.
Ich kenne zwei Fälle. Eine davon hat sogar meine damalige Bachelorarbeit für die Projekte ihrer Tochter verwendet (ungefragt) und die Tochter hat nur deshalb Soziale Arbeit studiert, weil Mama ja in der Führungsetage sitzt.
Dass ist nicht nur beim Jugendamt, sondern bei der Stadtverwaltung und anderen Trägern so.
Aus Panik wird dann schnell geheiratet, damit man nicht den gleichen Namen wie Mama oder Papa hat und es nicht zu offensichtlich ist. So läuft das hier mit einer Kita (Kitachefin ist die Tochter vom Chef eines großen Trägers, schon großer Zufall, stimmt's?) Kurz bevor sie die Stelle übernahm, hat sie noch schnell geheiratet, damit es kein Gerede gibt. Nur die ganz cleveren haben kapiert, wie der Hase rennt.


Vielleicht sollten mein Freund und ich doch nach Bayern ziehen.
 
Einer meiner Söhne ist Diplom-Sozialarbeiter. Er hat sich nach seinem Studium mit seinen inzwischen 33 Jahren hochgearbeitet und leitet nun in einer Einrichtung ein eigenes Wohnheim.

Aber die Familie ist viele Kompromisse hinsichtlich Flexibilität eingegangen - und das scheint leider heute dringend notwendig zu sein.

Es kommt also drauf an, was du willst und wie deine Grundsituation ist.
 
Man kann definitiv nur schwer Familie, Kinder und den Job realisieren.
Mein Freund ist auch Sozialarbeiter wie ich. Kinder haben wir uns wegen der teilweise utopischen Arbeitszeiten abgeschminkt.
Kaum vereinbar. Ich habe ab Januar eine besser bezahlte Stelle, muss allerdings auch Nachtdienste schieben.
Ein Großteil meiner Arbeitszeiten liegt im Nachmittagsbereich. Mit Kind wäre das nur mit riesigen Abstrichen möglich.
Und mit großen finanziellen Einbußen.
Wenn mein Freund einen anderen Job ergriffen hätte oder auch ich, hätten wir die Kinderplanung angefangen, aber uns ist das alles zu unsicher.
 
Eine Mogelpackung finde ich schon, dass die gleichen Stellen im Netz neben Sozialpädagogen auch für Erzieher ausgeschrieben sind. Wir reden hier von den gleichen Stellen!!! Wenn man keinen Unterschied macht, warum bietet man dann solche Studiengänge an? Damit die Professoren Arbeit haben? Ich kann an dieser Stelle nur jedem ans Herz legen sich zu überlegen, ob man Sozialpädagogik/Erziehungswissenschaften oder Bildungswissenschaften studiert. In meinen Augen ist es eine Mogelei, da Erzieher das gleiche Geld wenn nicht sogar mehr bekommen, man bei den Stellenausschreibungen die Stellen direkt an Sozialarbeiter und Erzieher adressiert.

Gibt es denn bei den Stellenausschreibungen gehaltstechnisch keine Unterschiede zwischen der Erzieherin und der studierten Sozialpädagogin?

wie viele Bewerbungen hattest du einklich so verschickt, wenn ich fragen darf?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es denn bei den Stellenausschreibungen gehaltstechnisch keine Unterschiede zwischen der Erzieherin und der studierten Sozialpädagogin?
Nach dem was mir eine Freundin berichtet hat, die dafür verantwortlich ist, nein.

Jedenfalls nicht in dem Berufsfeld der Erzieherin. Die Aufstiegschancen sind auch dieselben.
 
Einer meiner Söhne ist Diplom-Sozialarbeiter. Er hat sich nach seinem Studium mit seinen inzwischen 33 Jahren hochgearbeitet und leitet nun in einer Einrichtung ein eigenes Wohnheim.

Aber die Familie ist viele Kompromisse hinsichtlich Flexibilität eingegangen - und das scheint leider heute dringend notwendig zu sein.

Es kommt also drauf an, was du willst und wie deine Grundsituation ist.

Ja Flexibilität ist wohl nicht nur bei Sozialarbeitern gefragt. Aber ich finde wenn er sich bereits mit nur 33 Jahren TROTZ eigener Familie hochgearbeitet hat, ist die Lage ja schon mal nicht aussichtslos...
 
Nach dem was mir eine Freundin berichtet hat, die dafür verantwortlich ist, nein.

Jedenfalls nicht in dem Berufsfeld der Erzieherin. Die Aufstiegschancen sind auch dieselben.

Oke, dann sollte man vielleicht einfach von diesem Berufsfeld weggehen und sich Stellenausschreibungen anschauen, die speziell für studierte S.ausgeschrieben sind.
Bin übrigens erst vor kurzer Zeit im Internet aus Zufall auf eine Stellenanzeige gestoßen , in der speziell nach einem Sozialpädagogen en ODER Psychologen gesucht wurde, da wird doch die Bezahlung deutlich bessser sein?
 
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