Was die Welt im inneren zusammenhält, lernt man im Physikunterricht, schwache und starke Kernkraft, Schwerkraft und so weiter.
Interessant und spannend, dass Du gerade Faust in diesem Zusammenhang zitierst. Also ausgerechnet DAS Werk, das im Grunde das Dilemma der Sinnsuche tiefer beschreibt, wie kaum ein anderes und in dem genau DAS thematisiert wird: kann man mit reinem Wissen wirklich das menschliche Leben komplett erfassen oder nicht?
Also im Grunde gibt doch gerade Faust die Antwort in dem Monolog aus dem Dein Zitat stammt: Bzw er thematisiert genau das: Dass der mensch irgendwann an den Punkt kommt, wo all sein Wissen nicht mehr reicht und wo die Frage nach dem Sinn kommt.
Sagt er doch: "Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor"...."und sehe, dass wir nichts wissen können"
Also der Faustmonolog beschreibt eben genau DAS. Was ist all unser Wissen, ohne "Das was die Welt im innersten zusammenhält"?
Große Denker aller zeiten haben sich doch stets immer auch mit diesen Fragen befasst. Die großen Philosophen waren oft auf Wissenschaftler und umgekehrt.
Aristoteles war sicher kein Trottel und auch Goethe kein verblendeter Volldepp, der mal in Physik besser hätte aufpassen müssen anstatt den Faust zu schreiben.
All diese großen Denker haben ganz sicher nicht die Sinnfrage und die transzendenz unserer Existenz gegen die Erforschung der Welt ausgespielt oder eine "Entweder-Oder-Frage" draus gemacht sondern kamen eher zu dem Schluß, dass es eine Einheit ist. Also dass die Existenz des Menschen eben durch beides bestimmt wird.
Meine Meinung ist: Der Mensch besteht nunmal aus BEIDEM: einen Ast absägen wird dem menschlichen geist nicht gerecht.
und man sieht das ja auch ganz deutlich: JEDER Mensch ist auf der Suche nach diesem "Sinn", diesem nicht fassbaren.
Gläubige finden das in Gott (oder eben in einem bestimmten Bild von Gott...meinetwegen in einem alten weißen Mann) und andere finden das woanders. (zB in der Esotherik oder sowas)
Sogar menschen die angeblich an nichts glauben und sich als die knallharten Realisten bezeichnen, leben bei genauem hinsehen diese Seite eben woanders aus. Mir wäre noch kein Mensch begegnet, der nicht in seinem innersten seine persönliche "Religion" gehabt hätte. Und sei es auch nur, dass diese innere Religion darin besteht, Religion in jeder Form abzulehnen: Auch diese Ablehnung kann ja religiöse Züge haben. (Ich bin mit einem Physiker-Nerd verheiratet und weiß wovon ich rede😉)