Atheismus ist keine Ersatzreligion, weil es da weder einen "unfehlbaren" Ersatzgott (Führer, Mao, Stalin, sonstiger Großmotz) gibt noch irgendein "heiliges Buch" (Bibel, Koran, Kommunistisches Manifest, Mao-Bibel) noch irgendwelche "heiligen Lehren", die gepredigt und nachgebetet werden und auch kein sich von anderen Denkrichtungen absonderndes und auf Unterscheidung bedachtes "Glaubensvolk".
Atheismus besteht aus Individuen, die jeder für sich und aus eigenen persönlichen Gründen an keine Götter glauben, es gibt sonst keine Gemeinsamkeiten und auch keine Hierarchien "Ich bin ungläubiger als du, bätsch!"
Nicht eines, sondern jedes das ihnen gefällt, das ist der große Unterschied zur organisierten Religion, die am liebsten alle ihre Anhänger gedanklich "gleichschalten" möchte, genau wie auch die Ideologien, die Diktaturen ausbrüteten, egal ob Faschismus oder Kommunismus. Atheisten sind Individualisten, oft auch Humanisten, was allerdings kein Muß ist. Und somit der Erzfeind aller hierarchisch aufgestellten Glaubenskonstrukte, die auf blindem Glauben und Kadavergehorsam aufbauen und freie, selbstbestimmte Individuen ablehnen.
Hmm...also sei mir nicht bös, aber solche Pauschalkeulen kenne ich sonst eigentlich nicht von aufgeklärten und freien Individuen mit humanistischer Geisteshaltung, die kein hierarchisches Denken leben. Das klingt für mich eher nach Ersatzreligion, nach hierarchischem Denken und nach "auf Unterscheidung bedachte" Glaubenssätze.
Für mich liest sich das alles sehr hierarchisch gedacht:
ALLE Gläubingen, wollen am liebsten gleichalten, alle Religionen sind wie Dikaturen und vergleichbar mit Faschismus.
WIR Atheisten hingegen sind die freien humanistischen Denker und IHR "Glaubenstrottel" seind die Schafe...
Klingt für mich sehr hierarchisch gedacht.
Da lese ich wenig Humanismus, wenig Interessen den Menschen (auch den Gläubigen) als Individuum zu betrachen (oder dürfen nur Atheisten als Individuen betrachtet werden? Das wäre dann aber nicht sehr humanistisch gedacht).
Wo spircht da der humanistische Geist, der sich traut, JEDEN Menschen als Individuum zu betrachten und sich nicht über denjenigen zu stellen, der vielleicht anders denkt?
Also das Bild, das Du hier zeichnest klingt für mich leider schon sehr nach: "Ich bin ungläubiger als du, bätsch!"
Nichts für ungut, aber in MEINER Welt gehört zu einem humanistisch freien Charakter auch und vor allem, dass man Menschen, die komplett anders denken, fühlen, glauben und leben nicht in eine "niedere kaste" einordnet oder sie verurteilt, sondern sie respektieren will und sie auch in ihrer Andersartigkeit bestehen lassen kann. Dass man- wie Du im ersten Abschnitt sagst: Sich eben nICHT über den anderen erheben will.
Und schon schließt sich auch der Kreis wieder: "Gläubigen-Bashing" (was etwas grundliegend anderes ist als Atheismus) kann nämlich durchaus eine Ersatzreligion sein.
Und genau in diesem Punkt -finde ich- widersprechen sich beide Beiträge nun wirklich grundliegend.
Genau das was Du im zweiten Abschnitt schreibst, könnte (mit ein wenig anderen Vorzeichen) ehrlich gesagt auch von einem religiösen Fanatiker kommen. Ändere einfach die "Namen" und schon hast Du einne radikal religiösen Text in dem die eigene Glaubensrichtung über andere erhoben wird.
Also wie gesagt: Sei mir nicht bös, aber humanistischer Atheismus klingt für mich anders.