Die Frage, die sich mir stellt, ist, inwiefern ist man als gläubiger Mensch noch selbstbestimmt? Gerade die Religion gibt doch den Rahmen vor, was Moral ist und welchen Pflichten man nachzukommen hat. Die Verantwortung gibt man doch ab. Das ist es doch, was das Ganze so attraktiv macht: Dass es jemand übermächtigen, allwissenden gibt, in dessen Schoße man sich begeben kann. Man will ja gar nicht frei sein. Die Freiheit quält doch nur. Man will geleitet werden.
Hallo Mr. Pinguin,
was wird denn überhaupt für eine
Moral von der Kirche vertreten? Dazu fallen mir spontan die Zehn Gebote ein. Und die sind doch wohl Allgemeingut auch der Atheisten. Oder bist Du zB fürs Töten oder Stehlen? Die Moral der Kirche unterscheidet sich nicht wesentlich von der Moral der
Gesamtgesellschaft.
Christen schalten ihre Vernunft bei
einer ganz anderen Stelle aus, nämlich, indem sie ein wortwörtliches Verständis der Bibel haben und nur das gelten lassen, was zwischen den beiden Buchdeckeln der Bibel zu finden ist. Und so wird auch vieles als historisch geschehen verstanden (zB Adam und Eva), was man eigentlich symbolisch verstehen sollte. Auch scheinen mir die Riten eine zu große Beachtung zu finden. Es geht Gott nicht um Riten, sondern um einen moralisch korrekten Menschen. Der einzig bedeutsame Gottesdienst ist in diesem Sinne die gute Moral, die sich im täglichen Leben äußert.
Selbst wenn man von der Existenz Gottes überzeugt wäre, so müßte man immer noch
eigenverantwortlich seinen eigenen Grips anstrengen, um sich zu überlegen, was denn wohl ein allmächtiges göttliches Wesen von mir moralisch verlangt. Dies würde Autonomie des Gläubigen voraussetzen. Die Bibel gibt hier außer den Zehn Geboten und vielen allgemeinen Hinweisen, dass der Mensch gut sein soll, nicht viel her.
Also ich mache das
erst mal wie viele Ungläubige auch:
ich gebe mein Bestes auf dem Gebiet der Moral. Dazu genügen zB schon weitestgehend mein Gewissen und meine Vernunft, (die bei jedem Menschen seit der Pubertät bestens funktionieren im Hinblick auf die Unterscheidung von Gut und Böse). Im Gebrauche meiner Vernunft erweise ich mich als freies, autonomes Wesen.
Und dann denke ich mir: falls es einen Gott gibt, wird ihn mein positives moralisches Verhalten nicht kalt lassen können. Ich darf hoffen, dass er positiv darauf reagiert.
Diese Hoffnung hat weder etwas mit der Aufgabe meiner Freiheit noch mit der bequemen Unterwerfung unter eine Autorität zu tun.
Außerdem glaube ich, dass ohne so eine Hoffnung auch die Moral leichter auf der Strecke bleibt. Man kann auch das Gute um des Guten willen tun. Aber ohne die Hoffnung auf einen übergreifenden Sinn läuft man meines Erachtens doch eher Gefahr, in das Gleis der Frustration und Egalhaltung zu kommen..