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Ärger mit Eltern wegen Weihnachten

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Sarnade

Aktives Mitglied
Dass ich schon etwas anderes vorhabe, im Urlaub bin oder was auch immer. Die Feiern finden ja meist nicht am Tag selbst, sondern an einem der Folgewochenenden. Da kann man mir ja keine böse Absicht unterstellen, wenn ich da nicht da bin.
Ich finde, diese Begründung ist nur die halbe Wahrheit. Das sind vorgeschobene Gründe, und das weißt du auch.

Du erwartest von deinem Vater, dass er deine Gedanken liest. Solche Erwartungen sollte man als selbstbewusster Erwachsener nicht mehr hegen. Ich würde ihm klipp und klar sagen, dass ich nach wie vor über den Ausschluss von der Weihnachtsfeier 2020 sehr enttäuscht bin, vor allem, weil du einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurdest und alle Beteiligten billigend in Kauf genommen haben, dass du aufgrund der Entscheidung deiner Eltern und deines Bruders als einziges Familienmitglied sämtliche Festtage ganz allein verbringen musstest. Du seiest darüber hinaus enttäuscht, dass nicht einmal im Nachhinein ein Hauch von Einsicht vorhanden sei und sich bis heute niemand bei dir entschuldigt habe. Du fühltest dich dadurch zum Sohn 2. Klasse und zum Notnagel degradiert. Da du nach deinem Empfinden nicht als gleichwertiges Familienmitglied gelten würdest, würdest du dich auf Familienfeiern nicht mehr wohl fühlen und ihnen deswegen fernbleiben, solange bei deinen Eltern und deinem Bruder keine Einsicht und kein Bedauern erkennbar und die Angelegenheit nicht durch eine Entschuldigung bereinigt sei. Nach deinem Verständnis von praktiziertem Christentum hätten alleinstehende Menschen denselben Respekt verdient wie Verheiratete und Familienväter oder -mütter.

DAS wäre eine ehrliche und von Selbstbewusstsein zeugende Antwort. So etwas kannst du ja auch schreiben, wenn du es nicht aussprechen möchtest auf die Gefahr hin, dass dein Vater dir sofort lauthals und autoritär ins Wort fällt. Es ist nicht beleidigend, trifft aber den Kern des Konflikts.
 
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G

Gelöscht 124441

Gast
Ich finde, diese Begründung ist nur die halbe Wahrheit. Das sind vorgeschobene Gründe, und das weißt du auch.

Du erwartest von deinem Vater, dass er deine Gedanken liest. Solche Erwartungen sollte man als selbstbewusster Erwachsener nicht mehr hegen. Ich würde ihm klipp und klar sagen, dass ich nach wie vor über den Ausschluss von der Weihnachtsfeier 2020 sehr enttäuscht bin, vor allem, weil du einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurdest und alle Beteiligten billigend in Kauf genommen haben, dass du aufgrund der Entscheidung deiner Eltern und deines Bruders als einziges Familienmitglied sämtliche Festtage ganz allein verbringen musstest. Du seiest darüber hinaus enttäuscht, dass nicht einmal im Nachhinein ein Hauch von Einsicht vorhanden sei und sich bis heute niemand bei dir entschuldigt habe. Du fühltest dich dadurch zum Sohn 2. Klasse und zum Notnagel degradiert. Da du nach deinem Empfinden nicht als gleichwertiges Familienmitglied gelten würdest, würdest du dich auf Familienfeiern nicht mehr wohl fühlen und ihnen deswegen fernbleiben, solange bei deinen Eltern und deinem Bruder keine Einsicht und kein Bedauern erkennbar und die Angelegenheit nicht durch eine Entschuldigung bereinigt sei. Nach deinem Verständnis von praktiziertem Christentum hätten alleinstehende Menschen denselben Respekt verdient wie Verheiratete und Familienväter oder -mütter.

DAS wäre eine ehrliche und von Selbstbewusstsein zeugende Antwort. So etwas kannst du ja auch schreiben, wenn du es nicht aussprechen möchtest auf die Gefahr hin, dass dein Vater dir sofort lauthals und autoritär ins Wort fällt. Es ist nicht beleidigend, trifft aber den Kern des Konflikts.
Danke für deine sehr empathischen und hilfreichen Beiträge @Sarnade

Vielleicht sollte ich wirklich einen entsprechenden Brief schicken. Dein "Muster" ist dafür eine sehr gute Blaupause. Ich überlege, ob ich das schon in Kürze machen soll. Denn dann liegt der Ball bei meiner Familie.
 

Claudiahilft

Neues Mitglied
Ich kann beide Seiten verstehen. Aber ich würde auch sagen, dass da dringend ein persönliches klärendes Gespräch nötig ist. Es hört sich für mich so an, dass dein Vater sehr gerne im Recht ist und auch gerne das sagen hat. Zum Beispiel musst du, als erwachsene Person natürlich nicht um Erlaubnis bitten in den Urlaub zu fahren. Ich denke, dein Vater möchte über die Feiertage nicht alleine sein und wenigstens ein Familienmitglied dabei haben, denn dein Bruder hat ja schon abgesagt. Da hat er seine Hoffnungen wohl in dich gesetzt. Aber du hast schon recht das manche seiner Argumente keinen Sinn machen. Ich würde ihm auf jeden Fall nochmal sagen, wie sehr es dich verletzt hat, dass du das eine Mal quasi ausgeladen wurdest und dich von der Familie ausgestoßen gefühlt hast usw.
Vllt. könnt Ihr ja einen Kompromiss finden, dass ihr trotzdem Heiligabend noch zusammen verbringen könnt. Wie zum Beispiel du gehst tagsüber zu Ihnen und hilfst Abends aus oder du lädts ihn ein, dir bei den Obdachlosen zu helfen.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Danke für deine sehr empathischen und hilfreichen Beiträge @Sarnade

Vielleicht sollte ich wirklich einen entsprechenden Brief schicken. Dein "Muster" ist dafür eine sehr gute Blaupause. Ich überlege, ob ich das schon in Kürze machen soll. Denn dann liegt der Ball bei meiner Familie.
Ich würde die Eltern und den Bruder auch nicht allzu lange im Unklaren darüber lassen, was mich wirklich stört. Einen Brief halte ich auch deswegen für gut, weil man ihn immer wieder lesen kann und die Worte unverändert bleiben. Vielleicht denken sie dann nach der ersten Empörung doch einmal nach. So etwas braucht häufig Zeit. Sollten sie dann immer noch nicht einlenken, hast du dir nichts vorzuwerfen, sofern du höflich und deutlich, aber nicht ausfallend geschrieben hast. Ich würde vor allem Ich-Botschaften verwenden (aber echte, nicht etwa unechte nach dem Motto: "Ich fühle mich von dir schlecht behandelt"!). Das Verhalten, das mich stört, würde ich beschreiben nebst den Eindrücken und Gefühlen, die es bei mir ausgelöst hat, und pauschale Vorwürfe vermeiden. Dann würde ich auch schreiben, welches Verhalten ich in Zukunft erwarte und wünsche. Meist drückt man sich schriftlich vorsichtiger aus als mündlich, man hat ja auch länger Zeit, seine Worte zu überlegen, und wird nicht durch die Antwort des Adressaten dabei unterbrochen wie bei einem Gespräch.

Mich wundert auch, dass dein Vater darüber verärgert ist, dass du "ohne vorherige Absprache mit ihm" das diesjährige Weihnachtsfest anders begehst, als er sich das wünscht. Zum einen muss er lernen, dass er nicht mehr dein Erziehungsberechtigter ist. Wenn du etwas mit ihm absprichst, dann freiwillig. Er kann es dir nicht befehlen. Und vor dem Hintergrund, dass dein Bruder und er vor zwei Jahren ja auch über deinen Kopf hinweg entschieden haben, dass dein Bruder nebst Familie zu Weihnachten anreiste und du daher zu Hause bleiben musstest, wundert mich seine Empörung über dein jetziges Verhalten umso mehr. Er hat doch damals im Grunde dasselbe getan, was er dir jetzt vorwirft. Er und dein Bruder müssen lernen, mit dir so respektvoll und rücksichtsvoll umzugehen, wie wohlerzogene erwachsene Menschen normalerweise miteinander umgehen.

Und deine Mutter muss lernen, eine eigene Meinung zu entwickeln und deinem Vater Grenzen zu setzen, statt ihn aus Bequemlichkeit alles allein entscheiden zu lassen und sich ihm demütig unterzuordnen. Wir leben doch nicht mehr im 19. Jahrhundert! Antworten wie: "Das ist jetzt aber nun mal so beschlossen" entbehren jeder Überzeugungskraft. Warum macht sie das? Findet deine Mutter es so besonders "feminin", auf hilflos zu machen? Hat sie gar keine eigene Meinung und keinen eigenen Willen? Hat sie ihre intellektuellen Fähigkeiten derart vernachlässigt, dass sie nicht in der Lage ist, ihrem Ehemann argumentativ etwas entgegenzusetzen? Hat sie gar Angst vor deinem Vater?

Und so etwas wird nach außen hin auch noch als die vorbildliche katholische Familie verkauft? Sogar mit einem vom Bischof geweihten Diakon als Familien"oberhaupt", der einen seiner beiden Söhne wegen dessen Konfession und Familiengründung vorzieht, den anderen Sohn nach Gutdünken herbeizitiert und wenn er in Telefonaten den Spiegel vorgehalten bekommt, einfach den Hörer auflegt?
 
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Sarnade

Aktives Mitglied
Der Vater hat sich auch schwierig verhalten.

Ich finde Sarnades Beiträge super gut und genau solch einen Brief würde ich dem Vater schreiben.
@cucaracha: Vielen lieben Dank für deine netten Worte. Es wäre schön, wenn der Vater sein Verhalten auch einmal selbstkritisch hinterfragen würde und beiden Seiten wieder zueinander finden würden. Unter intelligenten Menschen, noch dazu praktizierenden Christen, sollte das doch eigentlich möglich sein. Mich würde es freuen.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Zum Verhältnis der beiden Brüder fiel mir das folgende schöne jüdische Märchen wieder ein, das vor Jahrzehnten auch der Pfarrer meiner Heimatgemeinde mal in eine Predigt eingebaut hatte. Es zeigt, wie Menschen - unabhängig vom Familienstand - in gegenseitigem Respekt und in Nächstenliebe idealerweise miteinander umgehen sollten. Sich in die Lebenssituation des anderen versetzen, auch wenn diese von der eigenen völlig abweicht, und nicht nur an sich selbst und seine eigenen Befindlichkeiten denken. Ich finde, das Märchen passt auch sehr gut in den Advent. Ich habe es im Internet recherchiert und bin zum Glück auch fündig geworden:

Das Feld der Bruderliebe
Ein Vater ließ seinen zwei Söhnen ein Getreidefeld als Erbstück zurück. Sie teilten das Feld ehrlich unter sich. Der eine Sohn war reich und unverheiratet, der andere arm und mit Kindern gesegnet.

Einmal, zur Zeit der Getreideernte, lag der Reiche in der Nacht auf seinem Lager und sagte zu sich: »Ich bin reich; wozu brauche ich die Garben? Mein Bruder ist arm, und das einzige, was er für seine Familie braucht, sind die Garben.« Er stand vom Bette auf, ging auf seinen Feldanteil, nahm eine ganze Menge von Garben und brachte sie auf das Feld des Bruders.

In derselben Nacht dachte sein Bruder: »Mein Bruder hat keine Frau und keine Kinder. Das einzige, woran er Freude hat, ist sein Reichtum. Ich will ihn vermehren.« Er stand von seinem Lager auf, ging auf seinen Feldanteil brachte seine Garben auf das Feld seines Bruders.

Als beide in der Frühe ihr Feld besuchten, staunten sie darüber, dass das Getreide nicht weniger geworden war. Ihr Staunen nahm kein Ende. Auch in den folgenden Nächten taten sie dasselbe. Jeder brachte seine Garben auf das Feld des anderen. Und da sie jedem Morgen merkten, dass nichts weniger geworden war, waren sie davon überzeugt, dass der Himmel sie für ihre Güte beschenkt hatte.

Aber in einer Nacht geschah es, dass beide Brüder, die Hände voller Garben, sich auf ihrem Wege begegneten. Da erkannten sie, was geschehen war, sie fielen einander um den Hals und küssten sich. Da hörten sie eine Stimme vom Himmel: „Dieser Platz, auf dem sich so viel Bruderliebe offenbart hat, soll würdig sein, dass auf ihm mein Tempel errichtet werden soll - der Tempel der Bruderliebe." Und tatsächlich wählte König Salomon diesen Platz für den Tempelbau.


Jüdisches Märchen, aus: Israel Zwi Kanner (Hg.), Jüdische Märchen. Frankfurt a. M. 1976
 
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Hallo zusammen,

gestern habe ich mit meinem Vater ein längeres Telefonat geführt, das er dann irgendwann abgebrochen hat. Dabei ging es um Heiligabend und die Weihnachtstage.

Meine Eltern wollten mich über die drei Tage zu sich einladen. Ich habe meinem Vater dann eröffnet, dass ich am 24. Dezember abends ehrenamtlich in einer Unterkunft für obdachlose Menschen ein Abendessen mit organisiere und am 25. Dezember bis nach Neujahr in den Urlaub fliege.

Meinem Vater hat das gar nicht gefallen. Sowohl, dass ich am Heiligabend nicht da bin, als auch dass ich mich erdreiste, über das Familienfest in den Urlaub zu fliegen. Er sei sehr enttäuscht, dass ich mit ihm vorher nicht darüber gesprochen und ihm um Erlaubnis gebeten habe.

Als Diakon der Gemeinde waren meinem Vater und auch meiner Mutter die Weihnachtstage als Familie immer heilig. Ich sagte meinem Vater, dass es ihm als Christ doch gefallen müsse, wenn obdachlosen Menschen am Heiligen Abend etwas Gutes getan werde. Er erwiderte darauf, dass das Essen auch ohne meinen Einsatz organisiert würde. Diesen Einwand kann ich aber irgendwie nicht nachvollziehen. Denn wenn alle so denken würde, würde es ja gar kein Ehrenamt mehr geben.

Danach gab es wieder Diskussionen. Vor zwei Jahren war ich während des Lockdowns am Heiligabend und den Weihnachtstagen bei meinen Eltern nicht willkommen, da mein Bruder und meine Schwägerin mit ihrem frisch geborenen Säugling da waren und ich der dritte Haushalt gewesen wäre. Das hat mich vor zwei Jahren sehr getroffen und ich war dieses Jahr auch schon über den 60. Geburtstag meines Vaters im Urlaub und nicht auf der Feier.

Als ich meinem Vater das mit Weihnachten vor zwei Jahren nochmal sagte und er mir nicht etwas vom Weihnachten als das Familienfest vorheucheln solle, wurde er sehr laut. Das sei damals eine Ausnahmesituation gewesen und bla bla.

Als ich meinem Vater dann sagte, dass er ja meinen Bruder mit Anhang einladen könne, meinte er, dass dieser die Weihnachtstage bei der Familie meiner Schwägerin verbringe.

Ich fragte meinen Vater dann, ob er meinem Bruder denselben Vortrag zum Fest der Familie gehalten habe oder ob ich es wieder sei, der seine Doppelmoral zu hören bekomme. Er legte dann ohne weiteren Kommentar auf.

Ich verstehe die Reaktion meines Vaters nicht. Vor zwei Jahren war ihm Weihnachten mit der Familie nicht wichtig und ich durfte nicht kommen. Dieses Jahr ist es für ihn ein Drama, dass ich von selbst sage, ich komme nicht.

Und bei meinen Bruder, der ebenfalls nicht kommt, da hat er Verständnis.

Das ist doch alles irgendwie unlogisch und heuchlerisch von meinem Vater. Könnt ihr ihn verstehen?

Ich bin halt ein sehr rational denkender Mensch und verstehe zwischenmenschliche Dynamiken leider nicht immer...

Haltet ihr die Reaktionen von mir und meinem Vater beide für in Ordnung oder glaubt ihr, dass er oder ich mich falsch verhalten haben?

Ich habe die Sorge, dass das Band zu meiner Familie komplett reißen könnte. Aber er war es ja, der mich vor zwei Jahren ausgeschlossen hat. Ich würde nur mal erwarten, dass er mich dafür um Entschuldigung bittet oder zumindest sagt, dass ihm das Leid tut. Da kam aber bislang nichts...
Also wenigstens am 24ten könntest du dich ja bei der Familie sehen lassen. Wäre nur fair.
 
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