Sei froh, dass du erst 24 bist. Andere machen solche bitteren Erfahrungen erst sehr viel später, z.B. dann, wenn es hinterher zu spät ist, noch eine eigene Familie zu gründen. .Du hast noch alle Zeit der Welt, über diesen Mann hinwegzukommen und dich nie mehr auf so faule Kompromisse und Halbheiten einzulassen.
Auf gar keinen Fall würde ich an deiner Stelle noch den geringsten Kontakt mit ihm pflegen. Sonst kommst du nie oder erst viele Jahre später darüber hinweg.
Sollte dich der Schmerz ungewöhnlich lange überwältigen, machst du halt eine Psychotherapie. Melde dich frühzeitig dafür an, da die Wartelisten meist lang sind. Lese gerade erst, dass du dich schon für eine angemeldet hast. Prima!
Ich habe eine an sich durchaus sympathische Bekannte, die sich in ähnlicher Weise selbst demütigt. Leider ist sie keine 24 mehr, sondern wird Ende des Jahres schon 59. Sie hat mit Mitte 20 jemanden geheiratet, von dem sie nicht ganz überzeugt war, hatte aber schon damals Angst, sonst gar keinen mehr zu finden und als "alte Jungfer" zu enden. Bereits nach einem Jahr wurde die Ehe wieder geschieden. Er hatte sie nur drangsalisiert und u.a. als "blöde Sau" bezeichnet. Dann suchte sie händeringend nach einem neuen Partner. Hier 'ne Affäre, da 'ne Affäre. Ab Ende 30 war sie ca. 12 oder 13 Jahre mit einem neun Jahre jüngeren Mann zusammen, der sehr gebildet, beruflich sehr erfolgreich und ehrgeizig, aber auch entsprechend arrogant war. Ich habe mich immer gewundert, dass sie ihm als Sachbearbeiterin im gehobenen Dienst überhaupt gut genug war; denn er war wirklich extrem von sich eingenommen. Ich möchte ihn von Anfang an nicht. Es kam schließlich doch noch, wie es kommen musste: Sie waren zwar zusammengezogen (sie natürlich zu ihm
), er konnte sich aber all die Jahre nie entschließen, sie zu heiraten. Irgendwann nach 12 oder 13 Jahren, er war inzwischen auf der Karriereleiter immer höher geklettert, war sie ihm definitiv nicht mehr gut genug; er hatte sie satt und trennte sich von ihr. Das bedeutete, dass sie aus seiner Wohnung ausziehen und sich komplett neu einrichten musste, denn nahezu alle Möbelstücke gehörten ihm. Sie war so geschockt, dass sie erst mal eine Psychotherapie und eine Kur machen musste. Der arrogante Kotzbrocken hat dann ein paar Jahre später eine deutlich jüngere Opern- und Konzertsängerin (alleinerziehende Mutter) geheiratet. Klar, was Apartes, mit dem man als Vorstandsmitglied besser renommieren kann. Das ging bezeichnenderweise innerhalb von wenigen Jahren, und die Alte, die sich vorher finanziell ziemlich einschränken musste, da sie so viele Engagements als Sängerin nun auch nicht bekam, profitiert jetzt davon und lebt im Luxus. Meine Bekannte macht aber immer noch denselben Fehler: Sie sucht wieder händeringend nach einem Mann und hat jetzt so eine komische männliche Bekanntschaft, mit der sie sich höchstens einmal wöchentlich trifft und dann auch Sex hat. Der Mann hat einen kleinen Handwerksbetrieb, kann ihr bildungsmäßig nicht das Wasser reichen (seine Rechtschreib- und Grammatikfehler sind ihr peinlich), will sich auch nicht binden, meldet sich so gut wie nie von sich aus bei ihr, fährt auch nicht gemeinsam mit ihr in den Urlaub. Er ist eine reine Notlösung für sie, die sie ihren eigentlichen Zielen kein Stück näher bringt. Wenn er nicht "verfügbar" ist, flüchtet sie sich in ihrer Freizeit in extrem viele Aktivitäten mit anderen, um nicht zum Nachdenken zu kommen und nicht der Tatsache ins Auge sehen zu müssen, dass sie keinen festen Partner hat. Bei ihren ganzen Aktivitäten kann es einem schwindlig werden; sie kommt überhaupt nicht zur Ruhe und zur Besinnung. Ich hätte bei einem solchen Leben längst einen Schlaganfall bekommen. Aber machen kann man nichts. Sie wird wohl zeit ihres Lebens so weitermachen.
Besser ist es, man macht sich als Frau nicht nur finanziell, sondern auch psychisch völlig unabhängig von einem Mann und lernt erst mal, allein zu leben, und zwar so, dass man tage- und wochenweise wirklich mit sich allein sein kann, auch ohne etwas mit anderen unternehmen zu müssen, damit einem die Decke nicht auf den Kopf fällt. Erst dann kann man sich sicher sein, nicht auf einen Mann angewiesen zu sein. Und dann braucht man auch nicht händeringend zu suchen und sich nicht auf faule Kompromisse einzulassen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es einen Mann abtörnt, wenn eine Frau ihm beim ersten Kennenlernen übersprudelnd erzählt, wie extrem unternehmungslustig sie ist. Das wirkt alles viel zu angestrengt und ist leicht durchschaubar.