Sehr bereichernd, diese vielen tiefgehenden Gedanken hier zu lesen.
Ein paar von meiner Seite:
Im Zusammenhang mit Suizid von "Feigheit" und "Mut" zu sprechen, ist in der Tat problematisch, da diese Begriffe sehr bei verschiedenen Personen unterschiedlich besetzt sind. Ich verstehe Nicclas sehr gut, wenn er sagt, für seinen Kampf braucht er, dass es mutig ist, sich dem Leben zu stellen. Ganz persönlich habe ich mich als feige empfunden, weil ich mich nicht umbringen konnte. Bis heute sehe ich das so, dass mir meine Angst das Leben gerettet hat. Und heute bin ich auch froh darüber
Keine guten Kategorien also.
Ich empfinde Suizid als eine Entscheidung. Eben keine zum Leben, sondern zum Tod. Und diese Entscheidung in der Hand zu haben, finde ich hat etwas sehr befreiendes. Wenn es sonst keine Möglichkeit mehr gibt, diese kann mir niemand nehmen.
Noch eine Geschichte: In meiner früheren Nachbarschaft wohnte ein türkisches Mädchen (in Deutschland aufgewachsen und verwurzelt), das von den Eltern ein Jahr vor seinem Schulabschluss in Deutschland in die Türkei auf ein Internat geschickt wurde. Dort wurde sie tablettensüchtig. Sie durfte zurück nach Deutschland und ihren Abschluss machen. Dann sollte sie zurück in die Türkei und heiraten. Sie hat dann Schlaftabletten genommen, wurde gefunden, Magen ausgepumpt, überlebt. Sie sollte danach immer noch zurück und hat sich dann vorher erhängt. Da war sie keine 19. Normalerweise finde ich ja, bei Suizid gibt es keine Schuldzuweisung an das Umfeld, es ist eine persönliche Entscheidung. In diesem Fall haben die Eltern wohl doch einen Anteil. Ansonsten: Sie hätte vielleicht auch davonlaufen können. Was wäre da feige, was mutig?