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Seht Ihr Selbstmord als Flucht ?

Ist Selbstmord eine Flucht ?

  • Ja

    Teilnahmen: 16 34,8%
  • Nein

    Teilnahmen: 30 65,2%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    46
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
A

Archeo

Gast
Ich "verlange", daß Betroffene sich Hilfe suchen, statt sich selbst zu bestrafen für etwas, an dem sie nicht schuld sind. Wenn sie keine Hilfe von außen bekommen (weil "Familie" sowas angeblich nicht macht, weil es die Umgebung nicht juckt oder, oder ...) sollen sie sich ebenfalls nicht selbst bestrafen, sondern den Mut und die Kraft finden, den Täter zu bekämpfen, egal wie, und dazu sollen sie Vorbilder bekommen, die ihnen zeigen, sie sind nicht die ersten oder einzigen, denen so etwas passiert, und daß es Mittel gibt, das zu beenden. Darauf sollte - ganz wichtig - beispielsweise in Schulen hingearbeitet werden, aber nicht erst in den oberen Klassen, sondern in altersgemäßer Verpackung schon ab Schuleintritt. Wer selbst betroffen ist, der weiß, worauf der Lehrer hinaus will, sobald das Thema aufkommt.

Sicher sollten in Schulen über das Thema grundsätzlich gesprochen werden. Das halte ich auch für sehr sinnvoll, in Bezug auf Aufklärung. Aber es gibt leider keine Blaupause oder Checkliste für konkrete Situationen, die man im Schulunterricht erlernen kann. Jede Situation ist vollkommen individuell. Hilfe zu suchen, ist selbstverständlich richtig und wichtig. Aber eben nicht immer so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt.

Die "Selbstbestrafung" wie du es nennst, ist nicht anderes als ein Symptom völliger Verzweiflung. Menschen, die in so einer Situation stecken, denken eben nicht als erstes daran, sich zu wehren. Es gibt dann nur Angst, Scham, Schmerz und den Wunsch, dass es einfach nur aufhören soll. :(
 

Daoga

Urgestein
Ich denke wenige Kinder würden sich ein Messer besorgen, und auf ihre Familienangehörigen einstechen. Bei der Tat selber wird sicher kein Messer zur Hand sein.
"Nach der Tat ist vor der (nächsten) Tat". Weshalb eine Waffe in Reichweite - beispielsweise im Bett, wenn da der Mißbrauch stattfindet, oder in der Kleidung versteckt, immer eine gute Idee ist.
Ich habe ja schon versucht zu erklären, dass viele Kinder trotz dieser schlimmen Taten trotzdem noch eine gewisse Bindung, manchmal sogar Liebe zu ihren Eltern haben. Wenn dann auch noch die Beeinflussung dazukommt "das war doch nicht so schlimm/ das ist was ganz normales/ das machen Eltern die ihre Kinder lieb haben/ das war deine Schuld/das hast du dir nur eingebildet etc pp....die ganze Palette" dann erscheint es mir unwahrscheinlich, dass ein Kind zu sowas in der Lage ist. Ich wäre als Kind nie auf die Idee gekommen, ich könnte mich wehren , indem ich mir ein Messer hole und meine Familienangehörige damit bedrohe und verletze. In Notwehr vielleicht, wenn das Kind panisch ist und sich wehren will, aber wie gesagt zum Tatzeitpunkt wird sicher kein Messer in unmittelbarer Nähe sein.
Genau das ist es, was die Täter schützt.
Bei etwas älteren Kindern kommt dann auch noch die rechtliche Lage dazu. Ob man von Notwehr sprechen kann, wenn man nicht zum unmittelbaren Zeitpunkt der Tat sich wehrt, wage ich auch zu bezweifeln.
Zudem kann man so ein Messer jederzeit abgenommen bekommen oder man kann den Täter bei Handgreiflichkeiten so schwer verletzen, dass er stirbt . Wäre das letztere so schlimm? Ein zerstörtes Leben gegen ein anderes zerstörtes Leben - welches ist mehr "wert", Täter oder Opfer?

Der einzige richtige Weg , wenn man sich wehren will, kann eigentlich nur sein, zur Polizei zu gehen und dieses Verbrechen zur Anzeige zu bringen. Aber da kommen dann wieder die Faktoren ins Spiel "das war doch nicht so schlimm/ das ist was ganz normales/ das machen Eltern die ihre Kinder lieb haben/ das war deine Schuld/das hast du dir nur eingebildet " was leider bei familiären Missbrauch zu häufig passiert. Da muss das Kind auch erst mal strak genug sein, trotzdem zur Polizei zu gehen. Und das Kind sollte vor allem beherzte Familienmitglieder haben, die nicht wegsehen und denen der Familienruf nicht wichtiger ist, als das eigene Kind.
Und wo sind/waren diese beherzten Familienmitglieder in all den Mißbrauchsfällen, die in diesem Forum berichtet werden?
 

Hajooo

Sehr aktives Mitglied
Bitte keine Diskussion über Opfer und Täter bei Mißbrauch ;)

Das Thema ist:
Seht Ihr Selbstmord als Flucht ?
Ursachen können sein:
Schuldgefühle...
Druck von außen:
Ich "verlange", daß Betroffene...
Etwas "Verlangen"...
Das macht mir angst...
Da kann ich ja schon wieder was falsch machen :( ;)
und muß was erfüllen !
Hilfe zu suchen, ist selbstverständlich richtig und wichtig. Aber eben nicht immer so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt.

Die "Selbstbestrafung" wie du es nennst, ist nicht anderes als ein Symptom völliger Verzweiflung. Menschen, die in so einer Situation stecken, denken eben nicht als erstes daran, sich zu wehren. Es gibt dann nur Angst, Scham, Schmerz und den Wunsch, dass es einfach nur aufhören soll. :(
Trifft genau zu...
Wenn ich klar im Kopf bin, wenn sich aber die Situationen, wo ich mich stark überfordere häufen, zieht sich die Schnur immer enger zu.
 

Daoga

Urgestein
Druck von außen:
Etwas "Verlangen"...
Das macht mir angst...
Da kann ich ja schon wieder was falsch machen :( ;)
und muß was erfüllen !
Trifft genau zu...
Wenn ich klar im Kopf bin, wenn sich aber die Situationen, wo ich mich stark überfordere häufen, zieht sich die Schnur immer enger zu.
Du würdest also von jemandem, bei dem akute Selbstzerstörung droht, NICHT erst mal verlangen, sich Hilfe zu suchen - und ihm bei der Gelegenheit gleich sagen wo er sie finden kann - bevor er sich was antut? Verstehe ich das richtig?
 

Daoga

Urgestein
Der einzige Selbstmord, bei dem mir das Wort "mutig" in den Sinn kommt, ist der politisch motivierte Selbstmord, wenn sich jemand selbst in Brand setzt (verbrennen ist ein ÄUSSERST unangenehmer Weg, aus dem Leben zu scheiden!), um ein politisches Statement zu machen. Wie diese Mönche in Tibet/China - da sag ich nur, Respekt!

Bei jedem anderen Selbstmord frage ich mich dagegen, warum der Mut nicht ausreichte, einen besseren Weg zu finden, um mit dem Grundproblem fertigzuwerden.
 

Seth

Aktives Mitglied
Bei jedem anderen Selbstmord frage ich mich dagegen, warum der Mut nicht ausreichte, einen besseren Weg zu finden, um mit dem Grundproblem fertigzuwerden.
Es gibt leider keinen besseren Weg, denn wer eine gewisse Stufe in seinem Leben erreicht hat, dem bleibt nur die Wahl zwischen Kakteen zu laufen oder durch Hornissennester. Und spätestens dann lassen sich deine Probleme auch nicht mehr kategorisieren, weil sie zu tief ins Leben greifen.
 

Kareena

Sehr aktives Mitglied
Wenn es für dich schön ist , ist es für dich wohl so. Für mich kommt es großspurig und herablassend rüber.
Und in Bezug auf mich, irrst du dich. Vielleicht nicht einfach nur das widergeben , was andere hier im Forum über mich erzählen, um mich schlecht zu machen.
Sehe ich genauso. Die Probleme sind alle Individuell. Ich finde Suizid überhaupt nicht Feige.
 

Andreas900

Sehr aktives Mitglied
Pauschalisieren ist immer schlecht.
Es gibt vielleicht feigen Suizid, aber Suizid ist deswegen nicht unbedingt feige.

Vor allem ist "feige" so negativ behaftet. Ich finde es gar nicht so schlimm feige zu sein. Angst zu haben und vor etwas gefährlichem wegzulaufen ist eine für Menschen überlebenswichtige Charaktereigenschaft.

Allerdings ist es wiederum ein Unterschied klugerweise vor einem Feind wegzulaufen (ich will mein Leben retten) oder sein Leben zu beenden. Insofern ist "feige" vielleicht generell der falsche Terminus für Selbstmörder. Ich habe Suizid nie als feige Flucht gesehen, eher als ein Aufgeben.

Flucht hat für mich die Dimension irgendwo hin fliehen zu wollen und seine Situation zu verbessern. Diese Kriterien erfüllt Suizid nur bedingt, da man A) nicht zu einem konkreten Ort flieht und B) die Situation auch nicht unbedingt verbessert. Suizid ist eher das stehen bleiben und sich vom Raubtier fressen lassen. Und manchmal fühlt sich das Leben so an, wie eine ewige Jagd, bei der man läuft und schuftet und sich am Abend fragt wofür?

Es erfordert für manche Menschen viel täglich weiter zu machen und selten kann man das erklären. Dem totunglücklich Einsamen sagt man "hey du bist doch gesund" und dem Kranken sagt man "Hey du hast doch noch deine Familie". Das hilft oft nur wenig. Gleichwohl: Mutig ist Suizid für mich auch nicht.

Ich habe selber die Erfahrung gemacht, dass ein naher Verwandter von mir im Alter und durch Krankheit irgendwann bewusst vom Leben losgelassen hat. Sicher, Suizid ist aktiv und mehr als ein loslassen. Dennoch: Empfinde ich sehr viel Passivität im Suizid, bedeutet er für mich oft doch ein stehen bleiben, ein Aufgeben. Feige, mutig, Flucht? Sowas kommt mir da nicht so in den Sinn.
 

Daoga

Urgestein
Es gibt leider keinen besseren Weg, denn wer eine gewisse Stufe in seinem Leben erreicht hat, dem bleibt nur die Wahl zwischen Kakteen zu laufen oder durch Hornissennester. Und spätestens dann lassen sich deine Probleme auch nicht mehr kategorisieren, weil sie zu tief ins Leben greifen.
Sowohl Kakteen als auch Hornissen kann man überleben. Zwar zerkratzt, zerschunden und verbeult, aber das heilt wieder. Vielleicht bleiben Narben zurück - aber es gibt zwei Sorten Narben, auf die eine kann man stolz sein, weil sie mit Würde erworben wurden und man daraus gelernt hat, es besser zu machen. Früher wurde der Stolz eines Kriegers in Narben gemessen, und zwar daran, wo sie waren - alle Narben vorne bedeutete: tapferer Krieger. Alle Narben hinten: Feigling, kassiert alle Wunden beim Weglaufen. Es ist falsch, das ganze Leben abzulehnen aus Angst vor Verletzungen und Narben, denn wenn Du dem Leben nicht das Gesicht zudrehen willst, dann kassierst Du Deine Verletzungen eben auf der "falschen" Seite. Und was Dich nicht umbringt, macht Dich (potentiell) stärker...
 
D

Dr. Rock

Gast
Welch ein Pathos...hat der Mensch womöglich eine Allergie gegen Hornissengift, kann er bei einer hohen Anzahl Stiche vermutlich sehr wohl sterben und auch ohne Allergie wird eine entsprechend hohe Dosis Gift - bzw. eine ausreichend hohe Dosis an Schicksalsschlägen, um jetzt mal zum normalen Wortlaut zurückzukommen - früher oder später auch den leidensfähigsten Menschen erledigen.

An einem bestimmten Punkt einen Schlussstrich zu ziehen hat meiner Meinung nach nichts mit Feigheit zu tun, Leidensfähigkeit und Kampfkraft sind völlig unterschiedlich in uns Menschen verteilt bzw. vorhanden. Ein jeder hat seine Grenzen.
 
Status
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