Ich bin seit ca. 4 Jahren jetzt rauchfrei, davor habe ich gerne und zu jeder Gelegenheit geraucht und hatte auch unzählige Aufhörversuche hinter mir und Perioden längeren Nichtrauchens mit Rückfällen. Jedesmal genau wie geschildert, mit Panik und dann doch Zigaretten kaufen und "nur diese Packung noch" etc.
Aufgehört habe ich dann, als ich wirklich 100% kapiert habe, dass
- ich immer wieder 1000 gute Gründe finden werde, um zu rauchen, und diese keine Gründe sind, weil man auch anders mit Stress umgehen kann
- die Lust auf eine Zigarette von der letzten Zigarette kommt
- ich definitiv nicht rauchen will, also kann ich es direkt lassen
- Nichtrauchen kein Verlust, sondern ein Gewinn ist. Klar, den Satz hat man schon tausendmal gelesen, aber es war tatsächlich bewusst ein Gewinn an Lebensqualität. Dieser Gestank und Dreck endlich Geschichte. Endlich durchatmen. Der raue Hals weg. Das verschleimte Husten. Endlich Sport, ohne kreislauftechnisch völlig abzuka*ken und keine Luft mehr zu kriegen. Das schlechte Gewissen mir und meinem Körper gegenüber endlich weg. Die Angst vor den Auswirkungen.
Erzählt habe ich es keinem groß, und auch keine Challenge draus gemacht. Es war überhaupt nicht so hart, wie ich gedacht hatte. Trotzdem hatte ich akzeptiert, dass es das eventuell werden würde, denn ich wusste, dass die Zigaretten überall in meinem Leben drin und mit allen möglichen Gewohnheiten verknüpft waren. Ich musste in vielem radikal umlernen, und ja, manches fühlte sich schlechter an (heute aber besser), z.B. habe ich gelernt, statt zu rauchen, regelmäßig zu essen. Das Kaffee-Kippe-Frühstück durch ein echtes zu ersetzen, eine Pause anders zu nutzen, als rauszurennen und zu rauchen, usw. Vieles fühlte sich erstmal sch** an und als ob was fehlt. Aber mit der Zeit habe ich all die Rauchergewohnheiten verlernt.
Es gibt da einen Mythos: Dass man, wenn man aufhört, sein Leben lang bedauernd an seine Zigaretten denkt und ständig denkt: Och, jetzt würde ich aber gerne eine rauchen.
Kann sein, dass das so ist, wenn man das Aufhören immer als Verlust empfand und sich nur mit Willenskraft da durchgekämpft hat. Aber bei mir ist es absolut NICHT so. Ich denke überhaupt nicht mehr an Kippen, empfinde den Rauch(geruch) anderer als unangenehm und nicht einladend, und sie sind einfach nirgends in meinem Leben mehr verknüpft. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Der größte Anstoß, es zu schaffen, war vermutlich das Wissen, dass Nichtraucher meinen Rauchdrang einfach NIE verspüren und schon auf dem Level sind, das andere mit Zigarette zu erreichen versuchen. Sie brauchen keine Kippen um
- zu entspannen
- zu feiern
- Kaffee, Bier oder Wein zu genießen
- aufzuwachen
- einzuschlafen
- die Pause zu nutzen
- Auto zu fahren
- usw.
Und dass die Kippen im Gegensatz das Stresslevel erhöhen, das ich in Ruhezeiten empfinde, da ich ja grade nicht rauche und somit ein Mangel besteht, den ich zu befriedigen suche. Das ist ein endloser Kreislauf, ein nicht zu stopfendes Loch, ein absolutes Paradox, das immer so weiterbestehen wird, wenn man es nicht unterbricht. Es ist völlig absurd, systematische Gesundheitszerstörung und Geld in diese Lobby Pumpen. Sonst hat man nichts davon, da alle Auswirkungen im Moment als erleichternd empfunden werden, aber Illusion sind und einen mit Drang nach der nächsten Kippe zurücklassen.
Ich wollte es nicht mehr nötig haben. War sauer auf den ganzen Mist. Wollte raus. Das gab mir dann die Energie, es zu lassen und mich nicht als armes Opfer zu sehen, das leider nicht mehr darf, sondern als jemand, der eine eigenständige Entscheidung trifft und dazu steht.