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Mein Partner hat sich durch seine Behinderung sehr verändert

Elisabeth

Mitglied
Guten Abend,

ich habe dieses Forum vor ein paar Tagen entdeckt, als ich wieder mal nicht schlafen konnte und möchte mich erst mal vorstellen. Ich bin 35 Jahre alt, mein Mann ist zehn Jahre älter als ich und wir sind jetzt seit 12 Jahren zusammen, drei davon verheiratet. Wir haben einen Sohn, der 8 Jahre alt ist und eine Tochter, die 6 Jahre alt ist.

Mein Mann hat vor zwei Jahren durch schwere Krankheit sein rechtes Bein verloren. Er hat das alles erstaunlich gut weggesteckt oder zumindest kam es mir immer so vor und konnte nach seiner Reha auch wieder voll in seinen alten Beruf einsteigen. Leider kann er keine Prothese tragen und ist auf Krücken angewiesen, aber er kommt im Alltag sehr gut zurecht und wir leben ein ganz normales Leben.

Nach einigen Monaten hat sich bei ihm trotzdem eine Wesenveränderung gezeigt und dieses Jahr hat sich das weiter verstärkt. Er hatte nach der Reha eine depressive Phase, in der er sich ziemlich zurück gezogen hat und am liebsten seine Ruhe haben wollte. Auch die Kinder waren ihm einfach zu viel. Ich hatte Verständnis dafür und habe ihn so gut es ging entlastet. Ich habe auch immer versucht, offen mit ihm über alles zu reden und ihm gesagt, dass er sich vielleicht psychotherapeutische Hilfe nehmen sollte. Das hat er abgelehnt, schon früher war er nie sonderlich von Psychologen angetan.

Wie auch immer, mit der Zeit normalisierte sich das alles dann doch und er nimmt wieder voll am Sozialleben Teil. Nur mir gegenüber bzw. Zuhause hat er sich immer mehr verändert.

Manchmal sitze ich abends allein da, denke zurück an vergangene Zeiten und dann bemerke ich, dass er kaum noch etwas mit dem Mann gemeinsam hat, den ich so viele Jahre kenne und liebe. Er ist generell sehr kühl geworden. Es geht ihm fast immer nur um Sex. Er war immer sehr liebevoll und einfühlsam, aber sogar die Art wie er redet, ist ganz anders geworden, alles sehr sachlich und anteilnahmslos.

Eine Freundin von mir, mit der ich ein wenig darüber geredet habe, meinte lapidar, er sei halt verbittert. Aber das sehe ich so auch nicht, denn wenn wir unterwegs sind, ist er anderen gegenüber immer noch ziemlich offen, witzig und charmant gegenüber. Als wir neulich beim Arzt waren, hat er mit der Sprechstundenhilfe regelrecht geflirtet - mein Mann war immer schon so ein Typ, er ist sehr gutaussehend, kommt bei Frauen einfach gut an, war aber dennoch immer treu. Früher hätte mich das kaum irritiert, aber diesmal habe ich dabei gemerkt, wie weh mir das tat und wie es mich auch wütend machte, weil er mit mir schon ewig nicht mehr so geredet hat.

Manchmal habe ich fast das Gefühl, als wäre ich an irgendetwas Schuld. Wenn ich das alles versuche anzusprechen, weicht er immer nur aus, dass ich mir das einbilden würde, dass er mich natürlich liebt und doch alles okay sei.

Den Kindern gegenüber ist er auch irgendwie distanziert geworden, besonders unserem Sohn gegenüber. Das geht inzwischen so weit, dass die Kinder ihn schon gar nicht mehr groß miteinbeziehen oder ihn fragen, ob er dieses oder jenes mit ihnen spielen will.

Er hat dieses Jahr vom Home Office gearbeitet und das viele Zusammensein hat mir irgendwie noch mehr gezeigt, wie sehr wir uns entfremdet haben.

Vor jetzt 3 Wochen kam er abends nach Hause und erzählte mir, dass er sich mit einer Frau getroffen habe, die er von der Arbeit her kennt. Sie waren einen Kaffee trinken und er sagte mir, wie sehr er das genossen habe, weil er mit ihr so gut reden könne. Da ist irgendetwas in mir durchgedreht (vermutlich, weil sich das alles jetzt schon seit Monaten/fast Jahren so entwickelt) und ich habe ihn "beglückwünscht" und ihm ironisch vorgeschlagen, dass er ja eine Affäre mit ihr anfangen könne, weil er dann zum Sex endlich auch wieder eine Frau hätte, mit der reden kann. Er hielt mir daraufhin vor, dass ich mich einfach nicht für ihn freuen könnte, dass er endlich mal jemanden zum Reden habe? Das hat mich total verwirrt, denn natürlich gönne ich ihm das, aber er redet mit mir im Grunde nur noch über belanglose Oberflächlichkeiten, Gefühle finden irgendwie so gut wie gar nicht mehr statt.

Ich weiß einfach mehr wirklich weiter. Es macht mich einfach nur noch traurig überwiegend und ich würde ihn gern verstehen, aber ich habe das Gefühl, dass er mir nicht vertraut - nur kann ich mir nicht erklären, warum nicht, wir kennen uns so lange und sind wirklich immer zusammen durch dick und dünn gegangen.
 
Zuletzt bearbeitet:

boeffl

Mitglied
Hörst sich an als wär er depressiv. Wenn er rausgeht setzt er dann eine Maske auf um den anderen vorzugaukeln es wär alles in Ordnung. Frag ihn mal warum er lieber mir einer Kollegin spricht als mit einem Therapeuten? Vl lässt er sich dazu überreden wenn ihr gemeinsam hingeht? Es betrifft ja schliesslich auch euch beide.
 

Elisabeth

Mitglied
Hörst sich an als wär er depressiv. Wenn er rausgeht setzt er dann eine Maske auf um den anderen vorzugaukeln es wär alles in Ordnung. Frag ihn mal warum er lieber mir einer Kollegin spricht als mit einem Therapeuten? Vl lässt er sich dazu überreden wenn ihr gemeinsam hingeht? Es betrifft ja schliesslich auch euch beide.
Hallo boeffl! Danke für die Antwort.

Ich denke auch, dass er depressiv ist und es nicht zugeben will. Deinen Vorschlag habe ich schon so ähnlich angesprochen und er meinte darauf, er bräuchte keinen Therapeuten, weil er ja nicht krank sei. Das sagte er in einem ziemlich abfälligen Ton, was mich betroffen machte, weil ich selbst mal eine Therapie gemacht habe. Manchmal glaube ich, dass er mich verletzen will.

Gerade beim Schreiben kam irgendwie eine Menge hoch bei mir. Ich arbeite selbst auch in Vollzeit, und ich sage es nicht gern, aber ich bin momentan lieber auf der Arbeit als Zuhause, weil die Stimmung schon relativ vergiftet ist, obwohl wir nie streiten, aber das wäre mir fast lieber als diese leider permanente Kälte, die Distanz und die seltsamen Kommentare, die er manchmal abgibt.

Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das Gefühl, unsere Beziehung steht vor dem Ende, aber das möchte ich nicht. Nicht nur wegen der Kinder nicht, sondern weil ich ihn ganz anders kenne und liebe. Ich habe aber leider oft das Gefühl, als ob er mich nicht mehr will und sich nicht mehr für mich oder unsere Familie und unser gemeinsames Leben interessiert.

Vor ein paar Monaten sagte er mal in einem der seltenen ernsten Gespräche, dass er Angst vor Liebe hat. Eine Antwort auf meine Frage, wie er das meine und was das bedeuten soll, habe ich leider nie bekommen.

Bezüglich Sex ist er da ganz anders drauf, da kann er offen drauf zugehen. Sex und Geld, davon redet er auch dauernd und, dass ich mich nicht so anstellen soll, weil es jetzt eher darum ginge, wie wir unser Leben und die Kinder finanzieren. Das ist genau das Gegenteil von dem Mann, den ich kannte, der war ein Romantiker und Gefühle und Zusammenhalt waren das wichtigste für ihn. Ich finde alles davon wichtig. Wäre es übertrieben von mir, wenn ich ihm sage, dass ich so nicht mehr leben will? Ich habe immer mehr das Gefühl, mit einem Fremden in meinem Haus zu leben.

Sorry, wenn ich so viel schreibe, aber ich merke gerade, dass sich einfach viel angestaut hat und ich kann mit niemandem ehrlich darüber reden. Für die Kinder ist das alles auch sehr belastend.
 
G

Gelöscht 114494

Gast
Da ist irgendetwas in mir durchgedreht (vermutlich, weil sich das alles jetzt schon seit Monaten/fast Jahren so entwickelt) und ich habe ihn "beglückwünscht" und ihm ironisch vorgeschlagen, dass er ja eine Affäre mit ihr anfangen könne, weil er dann zum Sex endlich auch wieder eine Frau hätte, mit der reden kann. Er hielt mir daraufhin vor, dass ich mich einfach nicht für ihn freuen könnte, dass er endlich mal jemanden zum Reden habe? Das hat mich total verwirrt, denn natürlich gönne ich ihm das, aber er redet mit mir im Grunde nur noch über belanglose Oberflächlichkeiten, Gefühle finden irgendwie so gut wie gar nicht mehr statt.
Ich glaube, dass dein Mann so sehr gelitten hat, dass er nur an sich denkt und dich dabei gar nicht sieht. Immerhin hast du dein Bein ja noch, dir geht es gut, du kannst alles machen. Dass du dabei mitgelitten hast und ebenfalls einen Verlust mitgetragen hast, nimmt er vielleicht gar nicht wirklich wahr, weil er sich nur noch um sich selbst gekümmert hat.

Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch richtig und wichtig, schließlich ist er der Geschädigte, aber inzwischen geht das Leben weiter und ich denke, dass er dir für deinen Beistand ruhig ein bisschen Dankbarkeit und Liebe zeigen könnte.
 

Elisabeth

Mitglied
Er wird durch den Beinverlust innerlich verbittert und depressiv sein.
Vielleicht hilft euch eine Paarberatung.
Hallo und ja, das war auch eine sehr traumatische Erfahrung für ihn und zwei Jahre sind da wahrscheinlich keine lange Zeit. Ich will und kann es nicht erzwingen, aber ich verstehe nicht, warum er mir gegenüber so blockiert, wo wir immer über alles reden konnten.

Dass er in eine Therapie einwilligt, glaube ich nicht. Ich habe vor 3 Wochen eine allein begonnen, was er natürlich auch weiß, sich aber so verhält, als ob eben nur ich ein Problem hätte. Er meinte "ich hoffe, dir wird da gut geholfen".
 

Elisabeth

Mitglied
Ich glaube, dass dein Mann so sehr gelitten hat, dass er nur an sich denkt und dich dabei gar nicht sieht. Immerhin hast du dein Bein ja noch, dir geht es gut, du kannst alles machen. Dass du dabei mitgelitten hast und ebenfalls einen Verlust mitgetragen hast, nimmt er vielleicht gar nicht wirklich wahr, weil er sich nur noch um sich selbst gekümmert hat.

Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch richtig und wichtig, schließlich ist er der Geschädigte, aber inzwischen geht das Leben weiter und ich denke, dass er dir für deinen Beistand ruhig ein bisschen Dankbarkeit und Liebe zeigen könnte.
Ja, so ist es sicher. Ich will hier auch nicht selbstsüchtig erscheinen. Er hatte Krebs, das kam ganz unerwartet und plötzlich und ich weiß, dass niemand sich da hinein versetzen kann, der es nicht selbst durchgemacht hat.

Auf der einen Seite verstehe ich ihn und frage mich oft, ob ich nicht einfühlsam und bemüht genug bin, auf der anderen Seite kann ich seine Art einfach nicht mehr ertragen. Er gesteht mir auch irgendwie nicht mehr viel zu. Als eine sehr gute Freundin von mir gestorben ist und ich sehr getrauert habe, meinte er nur kühl, dass das eben das Leben sei und ich froh sein solle, gesund zu sein. Manchmal glaube ich, er kann für andere Menschen gar nichts mehr empfinden.

Ich denke, ich werde es heute Abend noch einmal versuchen anzusprechen. Aber was tun, wenn er weiterhin alle Gespräche abblockt und auch keine Therapie machen will?
 

boeffl

Mitglied
Kannst du dir vorstellen deinen Mann vor die Wahl zu stellen....Therapie oder Beziehungsende? Das ist sicher nicht die feine englische Art aber ihr seid in einer Beziehung die anscheinend für alle inklusive Kinder belastend ist und auf Besserung von alleine zu hoffen ist wohl keine Lösung.
 
G

Gelöscht 114494

Gast
Ja, so ist es sicher. Ich will hier auch nicht selbstsüchtig erscheinen. Er hatte Krebs, das kam ganz unerwartet und plötzlich und ich weiß, dass niemand sich da hinein versetzen kann, der es nicht selbst durchgemacht hat.

Auf der einen Seite verstehe ich ihn und frage mich oft, ob ich nicht einfühlsam und bemüht genug bin, auf der anderen Seite kann ich seine Art einfach nicht mehr ertragen. Er gesteht mir auch irgendwie nicht mehr viel zu. Als eine sehr gute Freundin von mir gestorben ist und ich sehr getrauert habe, meinte er nur kühl, dass das eben das Leben sei und ich froh sein solle, gesund zu sein. Manchmal glaube ich, er kann für andere Menschen gar nichts mehr empfinden.

Ich denke, ich werde es heute Abend noch einmal versuchen anzusprechen. Aber was tun, wenn er weiterhin alle Gespräche abblockt und auch keine Therapie machen will?
Dann mache ihm deutlich, dass du die Beziehung unter diesen Umständen nicht weiterführen, Achtung, kannst. Er braucht sich nicht einzubilden, dass er sich wie die Axt im Wald benimmt und es so weiter geht. Eventuell bringt ihm ein realistisches Ende der Beziehung zum Nachdenken. Ich glaube, dass das Leben mit einem Bein ohne familiären Hintergrund nicht unbedingt das rosigste ist. Er hat also vernünftige Gründe, sich um seine Familie zu bemühen.
 

Youshri

Aktives Mitglied
Dadurch, dass Du ja schon selber in Therapie gehst, hast Du ja eigentlich Dein/Euer Problem mutig in die Hand genommen. Denn wahrscheinlich wirst Du Dich nun aufgrund der Analyse und Introspektion verändern, weil diese Arbeit so oder so reifer macht. Es kann also sehr gut sein, dass Dein Mann Dich dann auch notgedrungen neu entdecken wird, also Euer Leben eine neue Richtung nehmen wird. Hab nur noch ein wenig Geduld und engagiere Dich in Deine Therapiearbeit. Wenn Dein Rückgrat wieder gestärkt ist, wirst Du wissen, wie und was Du unternehmen musst, um Euer Leben erneut in den Griff zu bekommen.
Aber was tun, wenn er weiterhin alle Gespräche abblockt und auch keine Therapie machen will?
Einfach Deine Therapie weitermachen. Es wird schon etwas dabei herauskommen. Ganz bestimmt wird er auch indirekt mit hineingezogen, so wie Du ja auch von seinen Problemen in Mitleidenschaft gezogen bist.
Ja, vielleicht ist er deprimiert, aber er könnte auch eine sogen. Midlifekrise durchmachen, denn das Alter hat er ja dafür.
 

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