Sie hat eine endogene Depression vermute ich. Endogen bedeutet von innen. Hormonstörung. Typisch ab der Pupertät. Darauf deutet auch die Suizidilität hin. Das Gute vorweg - Ihr seid nicht schuld. Geht nicht zum Psychologen sondern zu einem Psychater und lasst Euch über psychische Störungen aufklären. Das ist was ganz normales. Kurz erklärt. Ein Depressiver leidet unter der Tatsache, dass z.Bsp. Serotonin und Noadrenalin (goggelt das mal damit ihr ein bißchen in das Thema hineinkommt) nicht in einem Maße wie bei einem gesunden Menschen aufgenommen und wieder ausgeschüttet wird. Das ist jetzt mal Schritt 1 - Anerkennung dass es sich um eine Krankheit handelt - Schritt 2 - wie funktioniert die überhaupt?
Schritt 3) Verhalten gegenüber Tochter: Ganz einfach ausgedrückt: Verständnis zeigen - absolutes Muß. Ohne das geht es nicht. Sie ist krank. Nicht auf sie losgehen mit Sätzen wie reiß Dich mal zusammen. Fragt sie was sie gerade denkt. Wenn es ihr mal ganz schlecht gehen sollte - fragt sie ob sie sich umbringen will - falls ja muss sie deswegen nicht gleich in die Klinik, aber Zustand beobachten und bei Unsicherheit - Arzt oder Klinik konsultieren. Man kann sich darauf schulen lassen wie man mit Suizidgedanken umgeht - also auch Eure Tochter selbst - es gibt auch Medikamente wie Tavor oder Retrofil die man in solchen Phasen nehmen kann. Scheut Euch nicht davor sie immer wieder zu fragen ob sie solche Gedanken hat. Erschreckt nicht wenn es sehr oft ist. Mit der Zeit lernt Ihr es auch als einen Teil dieser Krankheit zu begreifen.
Warum wird man suizidial: Oft hört man von Depressiven "Ein scharzer Schleier legt sich um mich und es wird tiefdunkel". Soweit so gut aber was bedeutet das? Das bedeutet nix anderes als Schmerzen. Schmerzen wie sie nicht mal ein Krebskranker hat. Ich erkläre das meinen Freunden immer so: ich liege am Boden und einen Riesen-LKW fährt über mich drüber. Ich lebe noch und schaue auf meinen Körper und siehe da völlig unversehrt, aber diese Schmerzen vom Rüberrollen sind da. Und da kommt er schon wieder und schon wieder und schon wieder. Könnt Ihr Euch diese Schmerzen vorstellen. Und dann hat man irgendwann keinen Bock mehr. Daher kommt die Suizidilität.
Ihr könnt Euch nur die Angst und Unsicherheit nehmen wenn Ihr Euch so intensiv wie möglich damit auseinandersetzt. O.K.?
Alkohol, Drogen absolutes Nogo. Darf sie nicht konsumieren. Zigaretten nach Möglichkeit auch nicht. Es darf kein Alkohol im Haus sein. Sie könnte sich damit betrinken!!! Warum? Der Alkohol verhindert die Widerausschüttung der o.e. Hormone und lindert somit sofort die Depression. Allerdings hält das nicht lange an und dann kommt der kickback und der ist dann noch viel schlimmer...
Drängt auf eine medikamentöse Behandlung. Wenn sie schon Tabletten nimmt und es geht ihr immer noch so schlecht, dann stimmt die Einstellung nicht.
Euch zu verstehen ist nicht schwer: Ihr seid völlig hilflos und wisst nicht was Ihr tun müsst-sollt.
Noch was zum Schluß: Schläft Eure Tochter richtig. Fragt sie mal. Oder wacht sie schon um 4 Uhr früh auf? ist sie wirklich depressiv oder hat sie auch extrem gute Phasen (manisch?). Die Bipolarität wird meistens erst sehr spät erkannt. Und noch mal kein Alkohol - nicht mal ein Bier - ganz schlimm bei solchen Krankheiten.
Bitte informiert Euch mehr - Ihr tappt völlig im Dunklen habe ich das Gefühl. Fragt mich was Ihr wollt - ich kann alles beantworten. Und trotzdem bitte - sucht Euch professionelle Hilfe um Euch besser zu informieren. Und wenn es € 1.000,- kostet. Warum? Dann geht es Euch nämlich auch besser, weil für die Angehörigen ist so was ganz schlimm und die werden immer vernachlässigt. Wenn Ihr diese Krankheit begreift, werdet Ihr auch einen besseren Zugang zu Eurer Tochter haben und das sind genau die 50% die sie über die medzinische Behandlung (welche die anderen 50%) ausmacht unbedingt braucht. Wenn Ihr das schafft mseid Ihr die besten Eltern der Welt. Aber langsam ja - keinen Druck. So was schafft man nicht von Heute auf Morgen.
Liebe Grüße Harald
Meine Krankheit: Ultra Ultra Rapid Cycler