Es ist schon erstaunlich... Ich habe, aus gegebenem Anlass, einfach in eine Suchmaschine (nein, nicht Google) "scheiß wut partner alkoholiker" eingegeben. Und bin hier gelandet.
Erstaunlich ist aber weniger das Suchmaschinen-Ergebnis als die Ignoranz Vieler, die sich in den Antworten auf Joey_Silvers Frage zeigt. Einzig Tuesday weiß worum es geht.
Ich habe auch eine "Scheiß-Wut" und bin eigentlich froh, dass ich die haben kann, sie wieder habe. Seit ich von meinem Partner weg bin, kann ich wieder wütend SEIN, statt verzweifelt, sprachlos und ohnmächtig! Ja, auch ich weiß, dass ich nicht ewig wütend sein kann und sicher auch nicht sein werde. Aber Wut hat zumindest mehr Energie als Ohnmacht. Wut bringt einen wieder mehr zu sich selbst als Depression. Deshalb, Joey_Silver: sei wütend, es ist dein gutes Recht. Wenn eine Freundin oder ein Freund so mit dir umgesprungen wäre wie deine Schwester, was wärst du denn dann? Auch wütend, oder? Dein Bauch spricht, lass es zu. Und mach das, was Tuesday schreibt: Geh zu einer Angehörigengruppe, nicht erst dann, wenn es dir schlecht geht. Es hilft zu hören, dass es nicht nur dir so geht, dass nicht nur du so fühlst. Du bist nicht allein!! Ja, deine Schwester ist krank. Aber mittlerweile ist es so, dass ein Diabetiker, der weiter ungesund lebt, eher mit Kopfschütteln bedacht wird als ein Alkoholiker. Der arme Süchtige, der arme Kranke. Auch er kann sich entscheiden, mindestens bevor er die erste Flasche Bier oder Schnaps aufmacht. Er kann! Wenn das nicht so wäre, gäbe es keinen einzigen trockenen Alkoholiker.
Was mich beim Lesen tatsächlich, wenn nicht wütend gemacht, so doch geärgert hat ist, wie wenig das Leiden des Umfelds überhaupt GESEHEN wird. Denn verdammt noch mal, ich habe gelitten und nicht zu knapp. Und nur, weil ich - wenn ich manche Einträge lese - selbst schuld sein soll, dass ich mich solange von einem Süchtigen habe an der Nase herumführen lassen, existiert mein Leiden nicht? Ist mein Leiden weniger wert als andere? Nein, Leute, das ist einfach Scheiße. Ich kümmere mich um mich, gehe zur Angehörigengruppe, gehe zur Therapie. Aber ich will auch Verständnis, Unterstützung und Fürsorge von anderen. Eben WEIL ich eine Scheiß-Zeit hinter mir habe. Ich will nur das, was jeder andere auch bekommt, von "Rest der Welt".
Gottseidank habe ich diese Unterstützung und Fürsorge von den mir Nahestehenden. Dass, was sich hier in diesen Einträgen aber als Volkesstimme zeigt, finde ich eher erschreckend.
Joey_Silver, viel Kraft wünsche ich dir, bleib bei dir, hör auf deinen Bauch, such dir Menschen, die dich verstehen. Es gibt sie!!
LIebe Grüße