Ich frage mich, weshalb dieses Thema immer so sehr am Geld gemessen wird. Klar finanzieren es die Steuerzahler und klar würde von diesem Geld kaum etwas merklich an mich persönlich zurückfliessen, wenn wir überhaupt keinen Sozialhilfeempfänger hätten. Von daher wird Geld in diesem Zusammenhang überbewertet. Denn dieses Geld habe ich nicht einfach so am Ende des Monats mehr in der Tasche, sondern den ganzen Monat etwas dafür geleistet. Während beim nichtsarbeitenden Nachbarn die Rolläden bis 11:30 Vormittags bis zur Fensterbank baumeln darf ich bei Wind und Wetter um 5:30 Uhr draußen auf dem Parkplatz mein Vehikel in Gang bekommen. Im Winter startet morgens der Tag für mich im dunkeln mit Scheibenkratzen, im Sommer darf ich 7 Sonnen am Himmel von meinem Bürofenster aus, bewundern. Ich verschenke wertvolle Lebenszeit, muss schauen das ich ständig gepflegt bin und eine anständige Garderobe besitze. Mein Auto und ich müssen täglich gesundheitlich auf der Höhe sein um das was man von uns auf der Arbeit erwartet, auch erfüllen zu können.
DAS sind für mich persönlich die eklatanten Unterschiede zum Nichtstun. Und weniger das von meinen Steuern jemand gesponsort wird. Da gibt es täglich schlimmere Geldvernichtungsgeschichten. Und deshalb sehe ich das nicht ein. Dann sollen andere in den Wald gehen und Müll sammeln oder sich anderweitig für die Gesellschaft nützlich machen. Wenn diesen Langschläfer dann noch 1 Termin innerhalb von 14 Tagen beim Jobcenter zu viel ist das sie noch meinen diesen verpassen zu müssen, habe ich dafür keinerlei Verständnis. Dann erwarte ich mindestens das man mit mir morgens beim Auto steht und mir meinen Eiskratzer reicht. Ein persönlicher Zivi welcher für mein Wohlbefinden eingesetzt wird, sollte mich über meinen ganzen Arbeitstag begleiten. So hätten wir beide etwas davon. Er käme sich endlich wieder nützlich vor und gewöhnt sich zudem an normale Abläufe und ich hätte eben ein Stückweit diese Vergünstigungen! Wer von euch, fährt jetzt für mich meinen Rechner runter?
Eigentlich hast du mit diesem Beitrag erklärt, warum du auch genauso gut Unterstützer des BGE sein könntest. Deine Frustration über gewisse Arbeitsbedingungen führt bei dir zu einer resignativen Haltung, in der du es als ungerecht empfindest, dass es andere gibt, die ihrer "wertvolle Lebenszeit" nicht verschenken müssen wie du. Ich würde deine Einstellung ja verstehen, wenn es keine Möglichkeit gebe etwas zu verändern, aber das ist nicht der Fall. Und deshalb könntest du stattdessen genauso gut zuallererst auf dich schauen statt missgünstig auf andere zu blicken und versuchen deine eigene Lage zu verbessern. Das BGE würde diese Chance bieten, da du die Möglichkeit hättest, in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber deine Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das BGE wäre doch für JEDEN eine Chance sein Leben angenehmer und seinen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten.
Diese ganze Polemik führt mal wieder zu gar nichts.
Mir persönlich ist es völllig wurscht, ob jemand arbeiten will oder nicht.
Ich zahle keinen Cent mehr oder weniger und ich arbeite deshalb nicht mehr oder weniger.
Ich sorge für meinen eigenen Lebensunterhalt, weil ich es will und kann.
Um all das geht es hier auch gar nicht, sondern die Ausgangsfrage steht in der Threadüberschrift.
In einer hochgradig arbeitsteiligen Leistungsgesellschaft wird man im erwerbsfähigen Alter in der Regel nur dann als vollwertig angesehen, wenn man etwas leistet. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde an an der Akzeptanz der nicht Erwerbstätigen nichts ändern. Dann wären sie eben nicht die Hartzer, sondern die Grundeinkommler.
Das ist einfach so, da hilft alles Beschweren nichts.
( Ich möchte mal wissen, wer dann noch den Müll abfahren wollte, verstopfte Toiletten wieder flottmachen, in der Kanalreinigung, bei den Wasserwerken und und und arbeiten würde um den Laden am laufen zu halten; aber das nur nebenbei...)
Ein "Grundeinkommler" stünde aber unter keiner Androhung der Entziehung seiner Existenzgrundlage bei Verweigerung einer Arbeit mehr, ich finde das ist ein gewaltiger Unterschied und eröffnet die Möglichkeit zu einem selbstbestimmteren Leben, das auch die Selbstverwirklichung und Kreativität enorm fördern kann. Durch die finanzielle Sicherheit ist man unter Umständen auch bereit, mehr Risiken einzugehen, um das zu tun, was einen wirklich erfüllt, sich zum Beispiel selbstständig zu machen.
Was für den einen ein unangenehmer Job ist, kann für den nächsten der tollste Job der Welt sein. Ich habe schon Menschen gesehen, die leidenschaftlich gerne bei der Müllabfuhr arbeiten. Das hängt einfach nur vom subjektiven Empfinden ab. Aber natürlich würden bei einem BGE die eher unbeliebten Jobs auch besser bezahlt und/oder die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen, damit ausreichend Menschen diese Arbeit auch weiterhin verrichten. Und das wäre doch wiederum ein Gewinn für alle in unserer Gesellschaft.
Dieses bedingungslose Grundeinkommen kriege ich dann ja auch, wenn ich 6000 Öcken im Monat verdiene, oder? Ich meine, es heisst ja "bedingungslos"...
Ich hätte dann also Geld für ca. 3-5 Urlaubsreisen mehr im Jahr. So viel Urlaub habe ich aber nicht. Also müsste ich 30 Tage mehr Urlaub haben. Das macht Chef aber nur mit, wenn ich auf 1 Monatsgehalt verzichte.
Also ist das bedingungslose Grundeinkommen unterm Strich nur noch die Hälfte wert. Das muss man wissen. Ich bezweifle, dass das jedem Befürworter klar ist.
Natürlich ist das viel zu einfach gedacht. Bei den dominierenden Modellen, gibt es ein mal jenes, das sich über die Besteuerung des Einkommens finanziert und ähnlich einer negativen Einkommenssteuer funktioniert. Das Grundeinkommen würde hier mit dem Einkommen verrechnet werden.
Bei dem Modell, dass eine Konsumbesteuerung vorsieht, würde die Mehrwertsteuer ansteigen und damit Einkommenssteuer etc. ersetzen. Man hat also zwar mehr Geld zu Verfügung, aber auch höhere Ausgaben.
Es gibt auch Modelle, die beides miteinander verbinden.
Wie wäre es, sich zuerst ausgiebig mit den Modellen zu beschäftigen und danach erst darüber zu urteilen ?
Die Menschen, die sich mit der Umsetzung des BGE beschäftigen, haben sich durchaus auch mit der Frage der Finanzierung auseinandergesetzt.