Man könnte genauso gut sinnieren, warum es Philosophie an der Uni gibt: Wer denken will, der soll dies in seiner Freizeit tun!
Dann hast du den Sinn von Gymnasien und Universitäten nicht verstanden und woher diese kamen und was die ersten und wichtigsten Fächer waren, die man dort lernte. Ich schrieb ja von den ersten Universtiäten sowie vom humanistischen Ideal und später auch noch die Genie-Zeit.
In all diesen Zeiten wären BWLer eben nur "Kaufmänner" gewesen. Ja, als Kaufmann konnte man durchaus reich und erfolgreich sein, aber weitere Bildung als die jeweiligen Kompetenzen für das Kaufmann-Sein brauchte man dafür nicht. Man musste mit Geld, sowie mit Angebot und Nachfrage umgehen können. Wenn man sich also nur auf seinen Beruf vorbereiten wollte und schnell damit Geld machen wollte, dann hat eine Ausbildung ausgereicht. Und für einen Kaufmann reichte auch ein guter Realschulabschluss, denn Gymnasium bedeutete auch weitreichende Bildung und ein Kaufmann, der schnell Geld verdienen will, braucht kein Latein und kein Altgriechisch und kein Wissen über alle Philosophen und Moralfragen.
Eine Universität hatte da schon andere Ideale oder Ziele. Den Menschen bilden und mit dieser Bildung "nähren" und inspirieren und es gibt viele Leute, die Interesse an Erforschungen und Bildung in vielen Gebieten haben.
Das ist sehr theoretisch gewesen und damals wurde wirklich nur vorgelesen, deswegen heißt es Vorlesung.
Ich wollte den eigentlichen Zweck einer Universität noch einmal ins Gedächtnis rufen.
Eine Universität ist keine Treppenstufe zwischen Schule und Beruf. Es ist erst recht keine Elite-Ausbildung.
Es ist eine nährende Mutter, die mit Wissen nähren sollte und der Forschung dienen soll.
Dieser humanistische Geist des klassischen Wissens.
Ich weiß, dass wir in Zeiten von "Ich muss irgendwie mein Abi schaffen egal wie, nur damit ich ein Abi habe! Und ich muss irgendwie studieren, damit ich Geld verdiene!" weit davon entfernt sind.
Und das ist traurig.
Ich wollte damals auf das Gymnasium, weil ich wusste, dass dort Philosophie und Französisch und Latein unterrichtet werden und ich das anregend fand und weil ich möglichst viel wissen wollte und viele Fragen hatte.
Einfach, weil ich mich für solche Sachen interessiere. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob das jetzt "besser" sein soll für irgendeine Karriere oder sonst etwas. In meiner Familie haben einige die Hauptschule nicht geschafft, andere haben die Hauptschule geschafft. Einer meiner Brüder hat einen Realschulabschluss. Ich war in der Grundschule extrem unterfordert und interessierte mich schon immer für Wissenschaft, Kunst und Sprachen. Schrieb Gedichte und Theaterstücke. Brachte mir aus Langeweile einpaar Sätze und Vokabeln anderer Sprachen eigenständig bei. Las Lexika. Natürlich war das Gymnasium nicht so, wie ich es mir vorstellte. (In meiner Klasse gab es nur so 5 Deutsche von 28 Schülern und es ging wie auf einem Basar meist zu!). In meinen guten Fächern langweilte ich mich weiterhin und hatte das Gefühl zu verblöden. Viele hatten gar kein Interesse an Wissen. Viele waren dort nur wegen ihrer Eltern oder weil sie meinten: "Ich muss Abi schaffen!".
Die Uni ist da besser diesbezüglich. Hier kann man durchaus interessierte Leute finden. Ich habe mich auch dazu entschieden, weil ich mein Wissen vertiefen und forschen will und möglichst viel lernen will.
Außerdem verlangen viele Berufe, die mich interessieren, "ein Studium".
Sowohl ein Abitur als auch ein Studium sollten freiwillige Interessen aus Neugier und Freude an Wissen sein.
Nichts, was Eltern entscheiden oder vorgeben. Nichts, wo man sich zu gezwungen fühlt es zu "erreichen", weil
man denkt man habe sonst keine Chance. Nichts, wovon man glaubt dass man es "machen müsse" um viel Geld zu verdienen. Passt für mich auch gar nicht zu einem gesellschaftskritischen Freigeist nur auf das Geld zu schielen.
Und gerade darum geht es ja: Das humanistische Ziel eines gesellschaftskritischen Freigeistes und dieser kritisiert doch auch die Gesellschaft und steht in einer Art Opposition zu denen, die nur das Geld im Sinn haben.
Und soetwas meine ich: Viele dieser "Dieses und jenes bringt Geld, also lasse ich mir davon bestimmen was ich zu studieren habe" oder "Mir wurde gesagt mit einem Abi hat man mehr Chancen, aber mich interessiert theoretisches Lernen gar nicht. Aber egal - Ich quäle mich einfach da durch!" sind nicht wirklich ehrlich zu sich selbst und ihren Neigungen und in vielen Fällen fehlt diesen Leuten eben diese kritische, allumfassende Art der Bildung.
Viele lernen nur zwanghaft und quälen sich ab, aber sie lernen nicht mit Spaß oder aus innerer Notwendigkeit ihre Neugier zu befriedigen. Und viele verstehen diese allumfassenden Zusammenhänge nicht.
Zeig' mir den Indologie-Studenten mit 16 Semestern der faktisch Karriere macht.
Was heißt denn "Karriere"? Ich schrieb: Er macht seinen Weg. Er lebt und arbeitet in Indien und
hat festgestellt, dass dort seine Leidenschaft ist. Er möchte eine Inderin heiraten und ist dort
sehr glücklich. Das ist doch super. Und darum geht es ja: Seinen Weg machen und glücklich sein.
Ich kenne keinen. Ich kenne aber aber Germanisten, die im Lager arbeiten. Ich kenne Soziologen mit Hartz 4 trotz 1er Abschluss. Ich kenne eine Japanologin, die als Empfangsdame arbeitet. Aber ich kenne ebenfalls 1000 Wirtschaftswissenschaftler, die sich nach ein paar harten Jahren des Berufseinstiegs die Jobs nun aussuchen können
Und der Grund ist einfach: Es liegt daran, dass diese Leute etwas gelernt haben, was sie verwerten können.
Ja, jeder kennt jeden. Und die Tante meines Schwagers deren Opa hat einen Nachbarn, der einen Arbeitskollegen hat welcher einen kennt, der schon einmal von einem gehört hat, der...
Hat ja jeder. Kann ich wie gesagt auch alles von BWLern erzählen, die in der Schule keine Interessen hatten und auch nur "Irgendwie Abi schaffen!" als Einstellung hatten und sich dann in BWL reingeklagt haben, weil sie nicht wussten, was sie sonst machen sollten, weil sie keine Interessen hatten und dann dort nur schlechte Noten schrieben. Die will keiner.
Als Empfangsdame verdient man doch sicher nicht schlecht. Wenn es eine Festanstellung ist und sie glücklich ist, dann ist es doch super.
Uns wurde damals in der Schule gesagt von den Lehrern, dass man sich mit einem Abitur den Beruf aussuchen könne.
Dann nach dem Abi heißt es: Nein, man muss erst studieren, dann kann man sich den Beruf aussuchen.
Und im Studium heißt es dann: Ach so, das Studium darfst du dir nicht aussuchen? Oder: Ja, aber die Noten müssen top sein?
Wer reicht erbt, der kann natürlich Musik, Nordistik oder irgendein anderes Interessengebiet studieren - er muss sich ja auf dem Arbeitsmarkt nicht beweisen. Alle anderen, die ihr Geld irgendwie verdienen müssen, müssen sich leider nach dem Markt richten.
Welcher Markt? Ich kenne nur den Bio-Wochenmarkt. Da kann man sein Gemüse kaufen.
Der Bio-Markt ist für mich der einzig relevante Markt.
Diesen anderen, fiktiven "Markt" gibt es nicht. Aber das bringt man BWLern ja bei.
Ich mache mir lieber meine eigenen Gedanken und da gibt es nicht nur einen "Markt"
und selbst wenn, dann muss sich niemand danach richten. Ist ja kein Diktator.
Glücklicherweise darf jeder nämlich noch selbst bestimmten, ob er sich diesem
"Markt" unterwerfen will.
In meinem Leben sind noch immer MEINE Entscheidungen relevant.
Ich lasse mich nicht von einem "Markt" fremdbestimmen.
Und "beweisen" muss man sich sowieso nicht.
Wenn man sich vor jemanden "beweisen" muss, dann heißt das,
dass derjenige einem nicht vertraut. Was ist das für eine Basis?
Das ist ja ein Markt. Auf dem kann man nichts kaufen und er vertraut einem nicht,
weil man sich "beweisen" muss.
Also ich finde es besser, wenn man Möglichkeiten sucht nach seinen Interessen
und Neigungen und nach seinen Möglichkeiten glücklich wird.
Viele die hier schlechte Chancen haben, gehen auch ins Ausland.
Dann wird mein fiktiver Musik und Norwegisch Student eben ein
Musiklehrer in Norwegen. Oder macht eine Schulung und wird
Musiktherapeut. Oder schreibt für eine kleine, norwegische Zeitung
Konzert-Kritiken. Und wenn er damit leben kann d.h. sich Essen
kaufen kann und eine Wohnung bezahlen kann und seine Kosten
decken kann und damit glücklich ist, dann ist es doch super.
Also ernsthaft:
Keine Ahnung. Ich habe das so noch nie gehört. Man merkt ja, was für Augenwischerei das alles ist mit irgendwelchen angeblichen "Anforderungen".
Wer sich diesem Druck aussetzen will, der kann das ja machen. Aber ich bin froh, dass wir noch keine Gleichschaltung haben. Ich meine, was wäre die Konsequenz aus deinem Geschreibsel? Jeder muss das Gleiche studieren, egal ob da seine Interessen, Neigungen und Fähigkeiten liegen denn sonst wird er garantiert arbeitslos?
Das ist ja lächerlich.
Nicht umsonst gibt es verschiedene Menschen mit verschiedenen Talenten und Neigungen.
Und zu jedem Beispiel gibt es zig Gegenbeispiele.
Es ist ehrlich gesagt ein Unding, dass du hier andere Leute verunsichern oder Angst schüren willst den Weg zu gehen, der sie vielleicht glücklich macht.