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Berufsstart/ arbeitslose Akademiker

Sag nix, bei mir ging das sogar noch weiter. Nicht nur, dass wir ohnehin mal alle studieren (wozu sonst das Abi). Selbstverständlich studieren wir alle an der Uni. Die FH ist unter unserer Würde, das ist der Ort, wo die studieren, die fürs Abi zu blöd sind. Deshalb habe auch ich meinen Studiengang an der Uni angefangen, wo ich dann gnadenlos gescheitert bin. Wäre ich gleich an die FH gegangen, hätte ich nicht nur von vorneherein den schöneren Studiengang gehabt (weniger Mathe, die mir nicht liegt, dafür mehr Praxis), sondern mir auch mehrere Semester Zeit gespart (die viele Theorie an der Uni konnte ich mir kaum anrechnen lassen).

Manchmal wäre ich dafür, dass nicht mehr das Abi die Zulassung zu den Unis und Hochschulen wird, sondern eine abgeschlossene Ausbildung + Vorbereitungskurs, passend zum gewählten Studiengang. Ohne vorherige Ausbildung kein Studium. Wer sich für Informatik interessiert, kann ja vorerst Fachinformatiker werden. Dann hätte jeder Student ein Backup. Liegt ihm das Studium nicht, hätte er nicht den Zwang, es gegen seinen eigenen Willen doch noch durchzuziehen, um nicht mit nichts dazustehen. Wer eine Geisteswissenschaft macht, ist danach ebenfalls nicht arbeitslos. Die nötigen mathematischen Grundlagen für Ingenieure könnte man ja in einem verpflichtenden Vorbereitungskurs durchnehmen. Dann könnte auch eine Verkäuferin BWL studieren oder ein Maurer sagen, dass er gerne mal was ganz neues - Fahrzeugtechnik z.B. - ausprobieren würde.

Wenn man mit 22 überhaupt erst zu studieren anfinge, wären die Leute auch reifer. Mir hätte das ebenfalls gutgetan. Mein erstes Studium scheiterte nämlich nicht nur am Schwierigkeitsgrad, sondern auch daran, dass ich einfach noch nicht reif genug war, um mich selbst zu organisieren. Ich war fürs Studium frisch ausgezogen und noch genug damit beschäftigt, mein Leben auf die Reihe zu kriegen. Ich hatte das Studium schlicht zu wenig ernst genommen. Bzw. ich gehörte zu jenen, die komplett ohne zu lernen oder Hausaufgaben zu machen ein mittelprächtiges Abi schafften. Ich war es einfach nicht gewohnt, dass man nach Vorlesungen doch tatsächlich was machen muss, Hausaufgaben auf einmal wieder Pflicht sind und es größere Konsequenzen als einen Tadel vom Lehrer gibt, wenn man sie nicht macht.

Es hätte mir total gut getan, zuerst eine Ausbildung zu machen, in welcher ich mit meiner Intelligenz nicht viel hätte lernen müssen (und in der Zeit die Selbstorganisation im Leben gelernt hätte). Auch meine Prüfungsangst wäre sicher weniger gewesen, wenn nicht "wenn du das nicht schaffst, stehst du mit 25 mit leeren Händen da" gewesen wäre. Bzw. aufgrund meiner mangelnden Selbstdisziplin wäre es am Besten gewesen, ich hätte die Ausbildung gemacht und mich dann nach und nach durch Berufserfahrung weitergebildet und gar nicht erst studiert. Hat mein Freund so gemacht. Und ist in seiner Firma mit Abstand besser als jene, die sich jahrelang durch ein Studium quälten und haufenweise Zeug pauken mussten, das sie später nie wieder brauchten. In der Zeit hätten sie in einer Firma auch etwas Praktisches lernen können.

Aber ich habe auch erst eine Ausbildung gemacht, dann Fachabitur, dann Fachhochschule und diese mit 22 angefangen. Ich bin aber eigentlich auf dem selben Stand wie du.
Ob man durch eine Ausbildung reifer an die Sache geht, weiß ich nicht so recht. Man weiß halt, dass man viel lernen muss, trotzdem ist der Aufwand ein ganz anderer. Die ganzen Inhalte der Ausbildung haben mir für die Studiengangsmodule nur ganz bedingt was gebracht.
Ich glaube, wenn man nicht so selbstständig gelebt hat und sich nie selbst organisiert hat, dann bringt einem Vorwissen und Vorbildung auch nicht wirklich was. Kommt immer drauf an, ob man das alles ernst nimmt oder nicht.

Meine Kommilitonen, die keine Ausbildung haben, haben teilweise bessere Noten als ich.

Aber ich teile deine Meinung. Ich hätte auch nicht unbedingt studieren müssen. Es hätte auch gereicht, nach der Ausbildung einen normalen Job auszuüben.
 
Ich war an so einem von dir genannten Gymnasium kasiopaja und gebracht hat es mir gar nichts. Man bekommt da kein Extrazertifikat. Was ich wusste war hinterher, dass ich definitiv nicht in die Wirtschaft gehen will und da sind wir wieder bei dem was mein Vorredner sagt.

Natürlich bringt es einen weiter, aber man muss es eben auch drauf haben und moralisch mit sich vereinbaren können.
Wenn ich nicht der Typ bin, der finanziell orientiert ist und nicht mit Zahlen kann und kein Zahlenverständnis habe, kann ich nicht BWL studieren.
Das heißt, ich kann schon, aber ich werde nicht weit kommen.
 
Mit dem "BWL-Schrott" komme ich im Leben aber deutlich weiter wie mit Geisteswissenschaften.

*als*


Bei uns nennt man die BWLer auch "Ohrfeigengesichter". Die meisten kommen aus reichem Hause, aber viele sind ziemlich ungebildet, da BWL eben kein wirkliches "Studienfach" ist, welches an eine humanistische Universität gehört.
Man kann das meinetwegen als Ausbildung anbieten: Wirtschaftswissen oder dergleichen.
Es ist ja im Grunde nur ein Lernfach und keine wirkliche Forschung mit einem humanistischen Ziel.
Früher hätte man gesagt: "Kaufmann". Die wirklichen, alten Fächer, die seither gelehrt worden sind, sind
eben Medizin, Theologie, Mathematik, Philosophie, die Sprachen, die Naturwissenschaften, die Künste.
Viele BWLer weisen auch nicht gerade ein großes, kulturelles Wissen auf um es einmal vorsichtig zu formulieren.
Ziel der Universität ist Forschung. Zu neuen Erkenntnissen kommen. Etwas entwickeln.
Aus diesem Wissen schöpfen. Natürlich sollte da jeder das wählen, was seinen eigenen Neigungen entspricht
und vor allem das, was er erforschen möchte. Womit er sich beschäftigen möchte und daraus neue Erkenntnisse schöpfen möchte.
Wer ein Studium nur als "Karriereleiter" für den Beruf sieht wie Treppenstufen eines Lebens nach dem Motto: Schule, Studium, Beruf - Für den ist ein Studium vielleicht auch gar nicht geeignet und der sollte lieber eine Ausbildung machen, denn die ebnet direkt den Weg für einen Beruf.
Universität ist eben auch immer Kultur, Studentenleben, Gesellschaftskritik (und nicht ihr und dem Lobbyismus dienen), sich eigene Gedanken machen, Selbstfindung, Forschung.

Der Markt ist an BWLern überlaufen. Es gibt Witze, dass jeder BWL studiert. Ist ja auch zu großen Teilen so.
Manchmal sind Orchideenfächer auch interessanter als der hundertste BWLer.
Zumal eben viele leistungsschwache Schüler, die nicht wissen was sie werden sollen und in der Schule keine Top-Fächer hatten dann "einfach BWL" nehmen.
Lieber jemand, der etwas genommen hat, für das er brennt und da Top-Noten hat und sei es Musik und Norwegisch als jemand, der nur mittelprächtige BWL-Noten hat und nur das gemacht hat, "was alle machen" oder "weil es sicher ist".
Da finde ich meinen fiktiven Musik- und Norwegisch Studenten irgendwie eigenständiger und mutiger, denn er hat das genommen, was er gut findet egal was andere sagen und wenn er dann noch einen Bezug zu den Fächern hat und z.B. von klein auf ein Instrument gespielt hat und mehrfach in Norwegen war, dann zeigt es eben auch, dass eine Person wirkliche Interessen hat. Darunter kann man sich mehr vorstellen als der hunderste BWL-Student, der in seiner letzten Klausur wieder nur eine 2,7 hatte.
Und jemand der etwas erforschen will - Wenn jemand totaler Altgriechisch-Fan ist und da in die Forschung gehen will, weil ihn das alles total bewegt und er da großes Allgemeinwissen aufweist (Dann meistens auch großes geschichtliches Wissen, oft auch Latein-Wissen, Theologie-Wissen, Philosophie-Wissen). Viele dieser Leute haben weit mehr "auf dem Kasten" als der Großteil an BWL-Studenten die wie in der Schule nur ihren Kram auswendig lernen für die nächste Klausur. Der Altgriechisch-Fan hat jedoch tiefe Interessen und Hobbys und sehr viel Wissen in seiner Sparte und darüber hinaus und etwas wofür er wirklich brennt. Der wird in seiner Sparte auch weiterkommen und vielleicht gerade weil seine Sparte sehr klein ist. Besser als ein überschwemmter Markt der BWL-Studenten, die das alle studieren weil sie meinen das wäre der totale Karriereweg.
Kenne genug BWLer, die nirgendswo genommen werden, weil es fast jeder studiert und da deswegen Top-Noten verlangt werden und ein Indologie-Student im 16. Semester macht dagegen seinen Weg und lebt und arbeitet in Indien, weil das sein großes Interesse ist und er da seinen Weg macht.
 
Bei uns hat man die BWLer schon von weitem gesehen. Stinkreich, das neuste Ipad und mit Papis BMW vorgefahren.
Ich habe selbst ein Fach studiert, in dem man absehbar eher zur unteren Mittelschicht zugehörig sein wird und man hat die Unterschied aus weiter Entfernung gesehen.
Die BWLer waren häufig viel eingebildeter. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber es war wirklich so.

Habe selbst so einen arroganten Cousin in der Verwandtschaft.
Wollte ursprünglich zur Polizei und BWL ist es dann geworden. Er studiert dual und denkt jetzt schon er ist der Pabst.
Stichelt bei Familienzusammentreffen auch ständig. Arroganter Fatzke.
Muss das neuste Handy haben, den tollsten BMW. Ich wünsche mir, dass die Banken mehr und mehr automatisiert werden und er irgendwann arbeitslos auf der Straße landet.
Die Polizeiausbildung hätte ihm seine Menschlichkeit sicher bewahrt, wobei er da vielleicht nach 2 Wochen heulend nach Hause gelaufen wäre, denn dort laufen erfahrungsgemäß keine Weicheier rum, die nur labern.
 
Aber ich habe auch erst eine Ausbildung gemacht, dann Fachabitur, dann Fachhochschule und diese mit 22 angefangen. Ich bin aber eigentlich auf dem selben Stand wie du.
Ob man durch eine Ausbildung reifer an die Sache geht, weiß ich nicht so recht. Man weiß halt, dass man viel lernen muss, trotzdem ist der Aufwand ein ganz anderer. Die ganzen Inhalte der Ausbildung haben mir für die Studiengangsmodule nur ganz bedingt was gebracht.
Ich glaube, wenn man nicht so selbstständig gelebt hat und sich nie selbst organisiert hat, dann bringt einem Vorwissen und Vorbildung auch nicht wirklich was. Kommt immer drauf an, ob man das alles ernst nimmt oder nicht.

Meine Kommilitonen, die keine Ausbildung haben, haben teilweise bessere Noten als ich.

Aber ich teile deine Meinung. Ich hätte auch nicht unbedingt studieren müssen. Es hätte auch gereicht, nach der Ausbildung einen normalen Job auszuüben.

Es geht mir eigentlich weniger um das Vorwissen. Das bringt einem nur zu Anfang was. Sondern mehr um die psychische Gesundheit. Ich will nicht wissen, wie oft ich mir schon heulend gewünscht habe, mein Studium abbrechen zu können. Aber mit Mitte 20 geht das nicht mehr so einfach. Weil ich dann ja mit nichts dagestanden wäre und auch meine Familie Druck ausgeübt hat von wegen sie würde mir nicht nochmals einen Abbruch finanzieren. Hätte ich bereits eine Ausbildung gehabt, hätte ich mich dort auf einen Job bewerben und abbrechen können. Bzw. meine verheerende Prüfungsangst wäre nicht so schlimm, wenn ich nicht wüsste "wenn du das nicht packst, bist du nicht weitergekommen, wie jener, der seit dem Hauptschulabgang HartzIV bezieht".

Und ich habe viele Kommilitonen, denen es ähnlich ergeht. Denen der ständige Druck (wir haben sooo viele Stellen in der Prüfungsverordnung, wegen denen man entgültig herausgeprüft werden kann) ebenso stark auf die Psyche schlägt, die es sich aber auch nicht leisten können, nochmals die Reißleine zu ziehen.

Zu den BWLern will ich nichts sagen. Das hätte ich fast selbst studiert, wäre mein Abi aus Faulheit nicht zu schlecht gewesen. Wobei ich im Nachhinein fast froh darüber bin, weil ich schon Wirtschaftsinformatiker unerträglich fand, da will ich nicht wissen, wie die reinen BWLer drauf sind...

Als Wissenschaft würde ich es jetzt zwar auch nicht bezeichnen, aber ob man das jetzt studiert oder einen Ausbildung darin macht, ist mir wumpe. Irgendwo tun sie mir sogar leid. Ich leide ja schon unter Notendruck, aber im Bereich Entwicklung kann man auch noch mit einem 2er Schnitt was finden. Für einen bekannten BWLer ist aber schon eine 1,7 ein halber Weltuntergang...
Wobei wir an der BWLer Schwemme auch selber schuld sind... die werden nämlich immer noch besser bezahlt als viele Ingenieure. Dabei ist das Studium zumindest fachlich leichter zu schaffen. Warum soll man sich z.B. mit Fahrzeugtechnik abplagen, wenn man mit BWL viel mehr verdienen kann?

Ich selber habe aber auch nette BWLer in meiner eigenen Familie, die auf dem Boden geblieben sind. Einer ist verbeamtet und unterrichtet das Zeug, der andere hat seine kleine Kanzlei für Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsprüfung und so Zeug. Beide haben nur 0815 Handys, 0815 Autos und 0815 Einkommen, das ihnen aber zum Leben reicht. Die haben es aber mehr aus Interesse studiert und nicht, weil sie je vorhatten, damit reich zu werden.

Dieses Gehabe von wegen ich bin was besseres kenne ich persönlich auch eher von den Jüngeren (vor allem Studenten, die erst noch auf den Boden der Tatsachen zurück müssen). Bzw. ich denke, dass BWL wegen dem vermeintlichen Reichtum einfach mehr Gestalten mit zweifelhaftem Charakter anzieht als etwa Informatik. Aber es auch hier Leute gibt, die es nicht des Geldes wegen machen.
 
Leider sagt dir keiner, dass du wenn du ein Studium einmal abschließt schlechter dastehst als ein Studienabbrecher. Hintergrund ist der, dass für ein Zweitstudium eine Begründung brauchst und dann auch kein elternunabhängiges Bafög bekommst wenn du einmal was abgeschlossen hast.

Von der lieben Familie kann ich dir ein Lied singen. Mich haben sie bei jedem Familientreffen mit dem Thema genervt. Wie lange ich denn noch brauchen würde und ich studiere ja schon ganz schön lange.
Und nicht nur einer, sondern geballt zu 4 oder 5 pro Familie. Insgesamt zu 10 Leuten. Irgendwann bin ich nicht mehr zu Familienfesten gegangen, weil es einfach nur noch ein Schlagabtausch war. Ich hatte die Nase voll. Zu vielen davon ist der Kontakt deshalb auch heute abgebrochen. In der wahren Not erkennt man seine Freunde und die, die für einen da sind. Keiner davon hat gefragt, wie es mir wirklich geht. Keiner.


Bologna hat den Druck erhöht, sodass die psychischen Erkrankungen massiv ansteigen. Vor 30 Jahren war studieren viel ungezwungener. Heute sind viele schon burn out bevor sie ins Berufsleben starten.
 
Es geht mir eigentlich weniger um das Vorwissen. Das bringt einem nur zu Anfang was. Sondern mehr um die psychische Gesundheit. Ich will nicht wissen, wie oft ich mir schon heulend gewünscht habe, mein Studium abbrechen zu können. Aber mit Mitte 20 geht das nicht mehr so einfach. Weil ich dann ja mit nichts dagestanden wäre und auch meine Familie Druck ausgeübt hat von wegen sie würde mir nicht nochmals einen Abbruch finanzieren. Hätte ich bereits eine Ausbildung gehabt, hätte ich mich dort auf einen Job bewerben und abbrechen können. Bzw. meine verheerende Prüfungsangst wäre nicht so schlimm, wenn ich nicht wüsste "wenn du das nicht packst, bist du nicht weitergekommen, wie jener, der seit dem Hauptschulabgang HartzIV bezieht".

Und ich habe viele Kommilitonen, denen es ähnlich ergeht. Denen der ständige Druck (wir haben sooo viele Stellen in der Prüfungsverordnung, wegen denen man entgültig herausgeprüft werden kann) ebenso stark auf die Psyche schlägt, die es sich aber auch nicht leisten können, nochmals die Reißleine zu ziehen.

Zu den BWLern will ich nichts sagen. Das hätte ich fast selbst studiert, wäre mein Abi aus Faulheit nicht zu schlecht gewesen. Wobei ich im Nachhinein fast froh darüber bin, weil ich schon Wirtschaftsinformatiker unerträglich fand, da will ich nicht wissen, wie die reinen BWLer drauf sind...

Als Wissenschaft würde ich es jetzt zwar auch nicht bezeichnen, aber ob man das jetzt studiert oder einen Ausbildung darin macht, ist mir wumpe. Irgendwo tun sie mir sogar leid. Ich leide ja schon unter Notendruck, aber im Bereich Entwicklung kann man auch noch mit einem 2er Schnitt was finden. Für einen bekannten BWLer ist aber schon eine 1,7 ein halber Weltuntergang...
Wobei wir an der BWLer Schwemme auch selber schuld sind... die werden nämlich immer noch besser bezahlt als viele Ingenieure. Dabei ist das Studium zumindest fachlich leichter zu schaffen. Warum soll man sich z.B. mit Fahrzeugtechnik abplagen, wenn man mit BWL viel mehr verdienen kann?

Ich selber habe aber auch nette BWLer in meiner eigenen Familie, die auf dem Boden geblieben sind. Einer ist verbeamtet und unterrichtet das Zeug, der andere hat seine kleine Kanzlei für Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsprüfung und so Zeug. Beide haben nur 0815 Handys, 0815 Autos und 0815 Einkommen, das ihnen aber zum Leben reicht. Die haben es aber mehr aus Interesse studiert und nicht, weil sie je vorhatten, damit reich zu werden.

Dieses Gehabe von wegen ich bin was besseres kenne ich persönlich auch eher von den Jüngeren (vor allem Studenten, die erst noch auf den Boden der Tatsachen zurück müssen). Bzw. ich denke, dass BWL wegen dem vermeintlichen Reichtum einfach mehr Gestalten mit zweifelhaftem Charakter anzieht als etwa Informatik. Aber es auch hier Leute gibt, die es nicht des Geldes wegen machen.

Du musst aber bedenken, dass dir eine Ausbildung nicht immer den Hintern retten kann...
Ich habe meinen Schein 2014 bekommen. Danach hab ich Abitur gemacht und dann Studium angefangen. Ich habe also 4 Jahre lang nichts mehr in diesem Beruf gemacht. Ob das attraktiv ist? Soweit ich weiß, können Ausbildungen auch "verjähren".

Klar, irgendwo hat man schon Sicherheit und so ganz wertlos ist es auch nicht, aber mal ehrlich: inwiefern würde es mir denn jetzt wirklich weiterhelfen?
Zum einen war das eh ein 0815-Job als Bürokaufmann, bei dem man direkt nach der Ausbildung eh nicht viel verdient hätte und zum anderen ist dazwischen ja auch noch viel Zeit vergangen, das Wissen ist nicht mal mehr aktuell.

Und, ob du dann nach dem Abbrechen echt so nahtlos einen Job finden würdest, bezweifle ich. Kommt im Lebenslauf immer scheiße rüber.


Ich habe auch sehr viel Druck, das ist teilweise richtig schlimm. Diese Angst, dass man es (wieder) nicht schafft, und alles nochmal von vorne beginnt, ist einfach unerträglich. Dieses ewige Gelerne. Dieser Druck, dass man ganz schnell auf den Boden fallen kann, wenn man versagt, geht ganz schön auf die Psyche.
Man lebt praktisch nur für einen Wisch, auf dem steht, was man im Laufe seines Lebens gemacht hat, und wehe da passt irgendwas nicht richtig.


Der einzige Ausweg wäre abbrechen. Das geht aber leider nicht so einfach, denn was kommt danach? Gibt es ein Netz, das einen auffängt?

Viele meiner Kommilitonen haben das Grundstudium nicht gepackt und mussten aufgeben. Ich weiß nicht genau, was mit denen passiert ist. Die eine wartet, bis sie eine Ausbildung bekommt und überbrückt die Wartezeit mit Reisen, die andere macht eine Ausbildung in einem Hotel, der andere hatte sowieso eine Nebenbeschäftigung als Fußballspieler und konzentriert sich darauf - von den anderen weiß ich nichts.
Gerade vor zwei Wochen wurde einer wegen 2 Punkten in Strafrecht exmatrikuliert - wegen 2 Punkten. In einem Fach, dass sowieso nicht so wichtig ist. Der weiß auch nicht, was er tun soll jetzt. Mir tut das voll leid.
Wir haben/hatten eine Kommilitonin, die hing mit den Klausuren immer hintendran. Jetzt zum Semesterstart vor einem Monat hab ich von ihr nichts mehr gehört. Sie ist vom Erdboden verschluckt. Sie ist einfach so verschwunden, und keiner hat es gemerkt.

Zu dem Thema BWL:
Es ist halt einfach ein Fach, das jeder macht. Und wenn es jeder macht, dann muss man sich hervorheben können. Besonders anspruchsvoll ist BWL auch nicht, wer da schlechte Noten hat, ist einfach nicht qualifziert und wird auch kaum was finden. Deshalb kann ich das schon verstehen, wenn da jemand bei einer 1,7 heult.
Das ist eigentlich schon "schlecht".

Trotzdem würde ich nichts total Spezielles studieren oder das berühmte "irgendwas mit Medien", "Kunst" oder "Archäologie". Ich kenne viele, die Modedesign studiert haben, die sind jetzt alle arbeitslos oder arbeiten bei H&M an der Kasse, was jemand mit einer einfachen Verkäufer-Ausbildung hinbekommen hätte. Das ist dann peinlich.

Einer hat Medienwirtschaft bei uns studiert, er hat jetzt eine Praxisstelle bei Porsche. Aber er ist auch total extrovertiert, sehr frisch, sehr smart, sehr international, hat massiv Ausstrahlung, massiv viele Kontakte, tritt regelmäßig auf Karaoke-Bars auf und wirbt auf instagram für sich, ist ein halbes Celebrity. Ich glaube DANN hat man gute Chancen ja. Ansonsten sieht es eher schlecht aus. Ich wollte auch was mit Medien studieren, weil es mir wirklich interessiert, aber ich hatte Angst, weil man immer Negatives hört. Außerdem hätte es in meinem Lebenslauf komisch ausgesehen.


Klar, man sollte natürlich schon das studieren, was einem Spaß macht, aber man muss auch bedenken, was das für einen später bedeuten könnte. Wenn ich Arabistik studiere, dann werde ich höchstwahrscheinlich nicht in Deutschland arbeiten. Und ich sollte diese Sprache sehr gut können. Wenn ich mir das nicht zutraue, dann suche ich mir etwas Anderes und schreib mich nicht einfach irgendwo auf gut Glück ein.
Ich studiere zufällig Witrschaftsrecht, also BWL und JURA - zwei Klassiker. Auch bei mir wird es nicht rosig aussehen. Wer braucht schon jemanden, der nur die Hälfte weiß? Trotzdem sagen alle, unser Studiengang sei sehr anspruchsvoll und so wichtig und blabla... finde erstmal einen Job als Wirtschaftsjurist.
Ich finde deinen Studiengang aber gut. Informatik, EDV oder was Technisches sind immer beliebt und gut. Gerade jetzt wo alles digitalisiert wird, sind doch Informatiker wichtig oder nicht?
Technik wird immer bedeutender - da wird man in der Ausbildung schon fürstlich bezahlt.

Noch zu mir:

Ich bin absolut gar nicht eingebildet, nur weil ich ein Student bin und Wirtschaftsrecht studiere.
Ich kann mir das nicht erlauben. Das Leben ist halt einfach nicht mehr so wie früher, wir stehen unter immensem Druck - der Arbeitsmarkt wird immer enger, die Qualifikationen steigen immer mehr.
Wer jetzt noch eingebildet daherkommt und weiß, was wann wo wie funktioniert, der ist entweder sehr reich oder sehr dumm oder beides.
 
Zuletzt bearbeitet:
Früher hätte man gesagt: "Kaufmann". Die wirklichen, alten Fächer, die seither gelehrt worden sind, sind eben Medizin, Theologie, Mathematik, Philosophie, die Sprachen, die Naturwissenschaften, die Künste. Viele BWLer weisen auch nicht gerade ein großes, kulturelles Wissen auf um es einmal vorsichtig zu formulieren. Ziel der Universität ist Forschung. Zu neuen Erkenntnissen kommen. Etwas entwickeln.
Aus diesem Wissen schöpfen. Natürlich sollte da jeder das wählen, was seinen eigenen Neigungen entspricht
und vor allem das, was er erforschen möchte. Womit er sich beschäftigen möchte und daraus neue Erkenntnisse schöpfen möchte.

Wer ein Studium nur als "Karriereleiter" für den Beruf sieht wie Treppenstufen eines Lebens nach dem Motto: Schule, Studium, Beruf - Für den ist ein Studium vielleicht auch gar nicht geeignet und der sollte lieber eine Ausbildung machen, denn die ebnet direkt den Weg für einen Beruf.
Universität ist eben auch immer Kultur, Studentenleben, Gesellschaftskritik (und nicht ihr und dem Lobbyismus dienen), sich eigene Gedanken machen, Selbstfindung, Forschung.

Lieber jemand, der etwas genommen hat, für das er brennt und da Top-Noten hat und sei es Musik und Norwegisch als jemand, der nur mittelprächtige BWL-Noten hat und nur das gemacht hat, "was alle machen" oder "weil es sicher ist".
Da finde ich meinen fiktiven Musik- und Norwegisch Studenten irgendwie eigenständiger und mutiger, denn er hat das genommen, was er gut findet egal was andere sagen und wenn er dann noch einen Bezug zu den Fächern hat und z.B. von klein auf ein Instrument gespielt hat und mehrfach in Norwegen war, dann zeigt es eben auch, dass eine Person wirkliche Interessen hat. Darunter kann man sich mehr vorstellen als der hunderste BWL-Student, der in seiner letzten Klausur wieder nur eine 2,7 hatte.

Alles vollkommen richtig. Wir haben, neben dieser Wirtschaftswelt an sich, allerdings ein großes Problem, welches in den Personalabteilungen sitzt. Denn in den meisten hängen normalerweise Gestalten mit BWL-Hintergrund ab. Da wurden auch ganze Bereiche etwa in der Kulturverwaltung und bei den ÖR-Medien neoliberal unterwandert, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls sind genau diese Leute die erste Hürde... Und bei denen zählen der schnurgerade Lebenslauf, das 08/15-Fach und die perfekte Selbstvermarktung. Ich habe schon öfter aus Bewerber- und Mitarbeiterperspektive erlebt, wie solche Bewerbungsverfahren ablaufen. Also die wirklich fähigen Leute sind mit solchen Verfahren und "Türstehern" eher Glücksgriffe.

Ich bin überzeugt, dass die "Exoten" sogar profitorientierten Unternehmen öfter wahrscheinlich sogar mehr bringen würden als die angepassten Ja-Sager und Auswendiglerner. Da muss man nur etwa an die Gründer des heute wertvollsten Unternehmens der Welt und an viele andere große Erfinder und "Macher" denken.

DerStudent23 meinte:
Trotzdem würde ich nichts total Spezielles studieren oder das berühmte "irgendwas mit Medien", "Kunst" oder "Archäologie". Ich kenne viele, die Modedesign studiert haben, die sind jetzt alle arbeitslos oder arbeiten bei H&M an der Kasse, was jemand mit einer einfachen Verkäufer-Ausbildung hinbekommen hätte. Das ist dann peinlich.
Das ist nicht "peinlich", sondern das ist halt die neoliberale Arbeits- und Wirtschaftswelt.

DerStudent23 meinte:
Einer hat Medienwirtschaft bei uns studiert, er hat jetzt eine Praxisstelle bei Porsche. Aber er ist auch total extrovertiert, sehr frisch, sehr smart, sehr international, hat massiv Ausstrahlung, massiv viele Kontakte, tritt regelmäßig auf Karaoke-Bars auf und wirbt auf instagram für sich, ist ein halbes Celebrity.
Das hingegen klingt wirklich extrem peinlich - die typische Porsche-Lebenslauf-Leuchte halt.
 
Das hingegen klingt wirklich extrem peinlich - die typische Porsche-Lebenslauf-Leuchte halt.

Es ist sehr schwierig in ein Unternehmen wie Porsche reinzukommen und dann auch noch mit so einem Studiengang. Ich finde das nicht peinlich, weil dieser Typ genau das macht, was man erwartet. Er wird einen guten Lebenslauf haben, und wird sicher viele Jobangebote bekommen.
Am Ende ist es das was zählt: ob man das erreicht hat, was man wollte.

Ich glaube kaum, dass jemand, der Modedesign studiert, später mal als Verkäufer bei H&M arbeiten möchte.
 
Es ist sehr schwierig in ein Unternehmen wie Porsche reinzukommen und dann auch noch mit so einem Studiengang. Ich finde das nicht peinlich, weil dieser Typ genau das macht, was man erwartet. Er wird einen guten Lebenslauf haben, und wird sicher viele Jobangebote bekommen.
Am Ende ist es das was zählt: ob man das erreicht hat, was man wollte.

Ähm, genau das ist ja so peinlich... Das zu machen, was die BWL-Leuchten erwarten. Für eine Firma auch noch, die rückständige Penisverlängerungen herstellt. Und wer sich freiwillig für solche Leute gerne zum Affen macht und die ständige Selbstdarstellung braucht, der müsste evt. mal beim Psychologen vorstellig werden.

Ich durfte übrigens schon auf längeren Mitfahrgelegenheiten und im weiteren Bekanntenkreis Angestellte (keine ArbeiterInnen) dieser ach so tollen Firma kennenlernen... Das Gefasel erinnerte öfter an 14-Jährige auf dem Schulhof, nur dass diese Leute richtig fett verdienen. Der eine erzählte den Mitreisenden stolz von seinen Tinder-Dates, die sie sich im Kollegenkreis auf ihren Dienstreisen wohl auch immer untereinander präsentieren. Ein anderer davon, wie der Vorgesetzte seinen Frust über die Currywurst-Preiserhöhung an der Kantinen-Kassiererin ausgelassen habe, während er später am Tisch seine neue Luxusuhr ausgepackt hat. Von der latenten Selbstdarstellung und der absoluten Ahnungslosigkeit über Politik, Gesellschaft und Themen, die sie nicht im Studium auswendig gelernt hatten, ganz zu schweigen.

Es ist ein Problem dieser Wirtschaftsordnung, dass sie eben speziell solche Menschen nach oben spült. Dazu gibt es ja sogar Studien. Und genau deshalb kommen wir auf der Welt auch keinen einzigen Schritt voran. Außerdem merkt man daran, wie unfassbar wichtig die angeblich "unnützen" Fächer sind. Da werden Dinge nämlich kritisch hinterfragt und diskutiert. In anderen geht es hingegen nur um perfekte Anpassung ans System.

Ich glaube kaum, dass jemand, der Modedesign studiert, später mal als Verkäufer bei H&M arbeiten möchte.
Wahrscheinlich nicht. Aber wenn alle diese Leute sagen wir mal BWL studiert hätten, dann würde es wohl bei H&M (und anderswo) trotzdem nicht plötzlich massenhaft Stellen für diese Leute regnen. Kleiner Tipp: Einfach mal ein bisschen mit dem Wirtschaftssystem an sich befassen und nicht nur mit dem, was der BWL-Prof so erzählt. Und vielleicht mal ne Titanic oder so kaufen. Da arbeiten nur Leute mit Exoten-Hintergrund und der Porsche-Typ wäre der perfekte Kandidat für eine Realsatire.
 

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