Lieber TE,
es darf ja hier nur mit dir und nicht über dich gesprochen werden.
Jemand anders meint hier, du hättest ja auch schon an Weihnachten 2020 "gute Taten" vollbringen können. Dann wärst du trotz der Ausladung bei deiner Herkunftsfamilie nicht allein gewesen.
Ich weiß nicht, wie es um das Gedächtnis meiner Mitmenschen bestellt ist. Ich erinnere mich jedenfalls gut, dass sich an Weihnachten 2020 nur zwei Haushalte treffen durften. Die Möglichkeit, gute Taten zu vollbringen in der Art, wie du es in diesem Jahr vorhast, war somit vor zwei Jahren gar nicht gegeben. Abgesehen davon hättest du das damalige Weihnachtsfest ja auch am liebsten mit deinen Eltern verbracht, wenn sie dir nicht den Stuhl vor die Tür gesetzt hätten. Und deine lieben Eltern ebenso wie dein werter Bruder wussten auch ganz genau, dass es niemanden sonst gab, mit dem du das Fest verbringen konntest.
Von "selbst schuld" kann hier überhaupt keine Rede sein.
Für das gerade erst geborene Baby konnte Weihnachten noch keine Bedeutung haben. Dass es schön ist, an Weihnachten das erste Enkelkind zum ersten Mal zu sehen, steht völlig außer Frage. Aber es hätte unter den gegebenen Umständen nicht sein müssen. Nicht um den Preis, dass du deswegen an Weihnachten ganz allein sein musstest. Anstelle deines Bruders und deiner Schwägerin hätte ich aus Dankbarkeit für die Geburt meines gesunden Kindes zugunsten meines alleinstehenden Bruders auf den Weihnachtsbesuch bei den Eltern verzichtet. Dein Bruder, deine Schwägerin und ebenso deine Eltern waren vom Schicksal reich genug beschenkt. Das Enkelkind konnte auch noch kurz nach Weihnachten vorgezeigt werden, und dann wäre niemand aus eurer Familie zu Weihnachten allein gewesen.
Was wäre denn gewesen, wenn dein Neffe bereits im Januar 2020 geboren wäre? Hätte dein Bruder dann auch extra das Weihnachtsfest abgewartet, um das Baby seinen Großeltern vorstellen zu können? Die kamen sich offenbar vor wie Maria und Josef mit dem Jesuskind - sind sie aber nicht! Und es ging zu deinen Lasten. Auch dein Bruder hat ja einfach durch den Kauf der Bahnfahrkarten hinter deinem Rücken vollendete Tatsachen geschaffen. Ich bleibe dabei, dass das richtig hinterhältig, fies und gemein ist. Und feige obendrein. Wer in einer solchen Situation ohne Rücksicht auf andere so handelt, erweist sich des Glücks, eine "eigene" Familie zu haben, nicht gerade würdig.
Natürlich kannst du deinen Unmut darüber auch in einem Telefonat kundtun. Willkommen bist du zu Hause ja ohnehin nur, wenn es deinem Vater gerade in den Kram passt.