Es war wirklich im besten Falle sehr ungeschickt/unüberlegt von deinem Vater und auch von deinem Bruder, ihr Ding durchzuziehen und zu sagen, dass es jetzt nun mal so ist. Das dann auf die Regeln abzuschieben ist verlogen.
Diese plumpe Aussage und Empathielosigkeit dir gegenüber, die sich bis jetzt hinzieht, würde mich auch sehr verletzen.
Genau das! Anfangs mag es nur eine Gedankenlosigkeit gewesen sein, aber mit einem solchen Zeitabstand müsste dem Vater und dem Bruder doch wirklich klar sein, dass sie sich nicht fair dir gegenüber verhalten haben. Und was macht man dann? Man sieht es ein, entschuldigt sich und macht es in Zukunft anders.
Als Diakon ist der Vater für mich eine Fehlbesetzung. Er lebt innerhalb der Familie nicht, was offiziell seine Aufgabe ist. Er sollte sich schämen.
Das sehe ich auch so. Ein Diakon ist kein Heiliger, sondern macht auch mal Fehler wie wir alle. Dann muss man es aber wenigstens einsehen und bereuen, sich entschuldigen und daraus lernen.
Diese Wunden können nur heilen, wenn das Gegenüber diese Verletzungen nachvollziehen kann und sie nicht immer wieder mit dem gleichen Spruch aufreißt oder das Thema totschweigt, ignoriert oder wütend wird und auflegt. Das geht gar nicht.
So ist es. Einfach wieder einladen, so als ob nichts gewesen wäre, das ist konfliktscheu und feige. Darauf braucht man nicht stolz zu sein. Als angeblicher Christ schon gar nicht. Wenn man einen anderen Menschen verletzt und einen Fehler gemacht hat, dann muss man gerade als praktizierender Christ auch dazu stehen, das Kind beim Namen nennen, sich entschuldigen und den Schaden, soweit es geht, wieder gutmachen. Und nicht so tun, als ob man über jeden Fehler und jedes persönliche Versagen erhaben wäre. Da verhalten sich ja selbst Atheisten, die ein einigermaßen humanes Weltbild haben, vorbildlicher als dieser Vater.
Lass' dir von Personen, die selbst im 21. Jahrhundert noch meinen, Menschen mit Partner und Familie seien mehr wert als Partnerlose und hätte daher den Ton anzugeben, nichts anderes einreden. Das sitzt noch tief in den Köpfen. Auch bei vielen hier im Forum. Alleinstehende Männer sind ab einem bestimmten Alter komische Käuze, alleinstehende Frauen unerwählte, vertrocknete alte Jungfern, die bestenfalls zur schrulligen Miss Marple taugen. Mit beiden kann etwas nicht stimmen. Sie sollen sich gefälligst an den anderen, "Normalen", "Geselligen", "Attraktiven", "Interessanten", "Erfolgreichen" orientieren, sich ihnen anpassen, unterordnen, sie bewundern und dankbar sein, wenn die anderen ein paar joviale Worte mit ihnen wechseln und sich hin und wieder - wenn sie gerade nichts Besseres vorhaben - aus Mitleid mit ihnen "abgeben". Und wenn die anderen unter sich sein wollen, zieht man sich selbstverständlich sofort wieder unterwürfig in sein einsames Kämmerlein zurück. Man ist ja "selbst schuld" an seinem Schicksal. Das trauen sich die meisten Menschen heute zwar aus Feigheit nur noch selten laut zu sagen, zeigen diese Einstellung aber durch ihr ganzes Verhalten. Leider auch dein Vater und dein Bruder.
Für Gott sind alle Menschen gleichermaßen wertvoll.