Als jemand, der schon mehrere solcher vom Amt finanzierter Maßnahmen machen musst...äh...durfte, kann ich nur abraten, sowas zu machen. Diese Maßnahmen haben den Spitznamen "Sinnlosmaßnahmen"....und wohl der Name verrät wohl schon, warum. Meist bestehen die aus verschiedenen "Modulen", die alle paar Wochen/Monate mal wechseln. Das fängt vom Bewerbungstraining an und geht über solche Späße Module wie einen "Officemodul", "Lagerhaltungsmodul", "Gabelstablermodul", "Metallbearbeitungsmodul","Holzbearbeitungsmodul", "Computermodul" weiter. Hier mal ein paar Beschreibungen, was ich in solchen Kursen erlebt habe. Passenderweise werde ich mit den beiden Sachen anfangen, die für dich relevant wären:
1.) Lagerhaltung. Nun, das "Lager" bestand bei diesem Maßnahmeträger aus einem Raum von 3x3m, in dem ein Schwerlastregal stand, das mit allerlei Abfall aus der nebenan befindlichen "Werkstatt" gefüllt war: Das waren Sachen wie angebrochene Farbbüchsen, Bruchholz, Kabelreste usw. In dem Raum stand noch ein uralter Rechner, mit dem die 2 Unglücklichen, die da wochenweise wechselweise in diesem Raum reingesperrt wurden, in Excel die "Lager-Ein- und Ausgänge" festhalten sollten. Aber wie bitte hält man denn vernünftig in einer Exceltabelle fest, dass jemand eine eh schon angebrochene Farbbüchse holte und nach ´ner halben Stunde wiederbrachte? Oder wie hält man fest, dass ein Stück Bruchholz "eingelagert" wurde?
2) Gabelstaplermodul. Das waren 2 Tage Theorie (in denen die Teilnehmer gefühlt mehr Pausen als Unterricht machten). Die "Praxis" sah so aus, dass 22 Leute in 2 Minibusse gepfercht wurden und dann auf dem Hof einer nahegelegenen Spedition mit einem ganz kleinen Elektrostapler mal 5min (!) um ein paar Pylonen herumkurven durften, dann kam die Prüfung. Die sah so aus, dass man nochmal 2x um die Pylonen herumkurven durften, eine leere Palette auf eine andere draufsetzte und das wars dann. Das haben sogar die geschafft, die nicht mal sicher Fahrrad fahren konnten. Kein Chef, der auch nur halb bei Trost ist, lässt derartiges "Fachpersonal" auf sein Lager los.
3) Holzmodul. Bei dem Maßnahmeträger waren noch andere Teilnehmer eines anderen Kurses. Bereits beim ersten Betreten der Werkstatt fielen mir die insgesamt 22 (!) Erste-Hilfe-Kästen an den Wänden auf. Warum die da waren, merkte ich schnell, denn die Teilnehmer des anderen Kurses verströmten ausnahmslos eine nicht zu überriechende Alkoholwolke. Tolle Idee, Leute, die sogar während der Tätigkeit dort Alkohol soffen, an Bandsägen, Fräsen usw arbeiten zu lassen. Wir selbst sollten übrigens "Wegweiser" anfertigen. D.h. wir sollten mit einer Oberfräse Buchstaben in Bruchholzbretter von 40cm Länge reinfräsen. Das geschieht über eine Art Metallgelenk an der Fräse, mit der man eine Vorlage auf Papier abfährt und die Fräse überträgt das dann ins Holz. Nur: Vorlagen gabs nur für Buchstaben von 10cm Breite. Quizfrage: Wie viele Buchstaben (+ Leerzeichen) von 10cm Breite passen auf 40cm lange Bretter ? Mehr als "WC" o.ä. hätte man damit kaum reinfräsen können.
4) Buchhaltungsmodul. Normalerweise ist Buchhalter eine Aufbaufortbildung von bis zu 1,5 Jahren Länge und erfordert folglich überhaupt erstmal eine kaufmännische Grundausbildung. Nun, die Leute damals im Kurs bestanden aus erwerbslosen Sekretärinnen, Schlossern, Köchen usw. Wir hatten sogar 2 Leute dabei, die offensichtlich Analphabeten (!) waren. Was dabei rausgekommen ist, kann sich jeder denken, denn Unterricht gabs ja eh nicht. Sprich: wieder nur Zeit absitzen.
5) Computermodul. Das bestand daraus, dass man sich zum damaligen Zeitpunkt bereits 17 Jahre alte Powerpoint-Präsentationen ankucken sollte, in denen beispielsweise 3,5"-Disketten noch als "zukunftsträchtige Speichermedien" betitelt wurden und vom "neuen Windows 95" gesprochen wurde. In diesem Rahmen sollte man dann auch eine Art "Onlineprüfung" machen, alles Multiple-Choice-Aufgaben. Man konnte diese "Prüfung" so oft machen wie man wollte, solange man am Schluß nur eine bestimmte Mindestpunktzahl erreichte, mit der sich der Maßnahmeträger beim Jobcenter schmücken konnte. Blöd nur, dass die Aufgabenstellung in diesen Fragen defacto nichts mit den erwarteten Antworten zu tun hatte, sondern gefühlt jedesmal neu ausgelost wurde. Sprich: Wenn man eine Aufgabe beim ersten Mal angeblich richtig beantwortete, konnte es beim nächsten Versuch sein, dass exakt die gleichen Antworten plötzlich als falsch bewertet wurden. Es war also eher wie "Schiffe versenken" und kein wirklicher "Wissenstest".
6) Computermodul 2. Da ich bereits vor diesem Kurs schon diverse IT-Zertifikate besaß (aber mangels richtiger Ausbildung bis dahin nie einen Fuß in die IT-Branche bekommen hatte), wurde ich direkt am ersten Tag des Kurses vom Chef dieses Maßnahmeträgers dazu verdonnert, das Uralt-Computerkabinett dort überhaupt erstmal nutzbar zu machen, da der eigentliche Admin keine Zeit dazu hätte. Also tat ich das, immerhin hatte ich einen offiziellen Auftrag dazu bekommen. Mein Fehler. ich hatte es mir nicht schriftlich geben lassen, denn als dann Wochen später doch der richtige Admin dieses Bildungsschuppens vorbeikam, war ich längst fertig und es gab ein Donnerwetter, weil ich mich angeblich "unberechtigt an den Rechnern vergriffen hätte". Der Chef wollte natürlich angeblich nix mehr davon wissen, dass er mir den Auftrag dazu gegeben hatte und ich bekam als Dankeschön ´ne Abmahnung. Aufgrund der Intervention der anderen Teilnehmer, die ja Zeuge waren, dass er mir den Auftrag gegeben hatte, musste er die Abmahnung dann zurückziehen. Hätte ich das damals vorhergesehen, hätte ich erstmal Beweise gesichert, was ich damals alles so auf den Rechnern gefunden habe: Geklaute Benutzerkeys für Windows und Office, Viren en masse, per Keygen oder Crack freigeschaltete Software usw.
7) Praktikum. Hier überschlagen sich die Maßnahmeträger oft gerne, wie toll doch ihre Verbindung in die regionale Wirtschaft seien und wie toll doch die Übernahmechancen seien. Alles gelogen, kein Einziger der etwa 40-50 Leute, mit denen ich gemeinsam in solchen Maßnahmen gehockt habe, wurde jemals von einer Praktikumsfirma übernommen. Und das, obwohl sich die meisten wohl den Hintern aufgerissen haben. Ich selbst hab in Praktika schon Leistungen geschafft, dass den normalen Angestellten der Unterkiefer runterklappte und wurde doch immer wieder mit den gleichen üblen Begründungen abgeschoben, die jeder Praktikant hört, der nicht übernommen werden soll:
"Deine Leistungen reichen nicht!"(60% MEHR als die normalen Angestellten ist zu wenig ?), "Du passt nicht ins Team!" (weil ich mich bei -15° als Nichtraucher nicht zu den Rauchern auf den Hof stellen will ?) oder "Uns ist gerade ein Großauftrag weggebrochen!" (ach...deswegen macht ihr seit Monaten Überstunden...).