Wenn ich Dir meine Empfindung näher erklären soll, dann muß ich deutlicher werden, ohne Dich verletzen zu wollen, aber ich weiß grad nicht, wie ich es anders ausdrücken soll: Vieles wirkt auf mich belehrend. So als wollest Du überzeugen. Als ginge es Dir neben der Antwort auf ein Hilfeanliegen noch um etwas anderes. Deine eigenen Interessen - nämlich Deine Weltsicht anzupreisen. Das, was viele hier missionieren nennen.
Sicher empfiehlt jeder das, was er als hilfreich in seinem Leben empfunden hat, wir greifen ja alle auf unsere Erfahrungen zurück. Und wir alle antworten auf Themen, die uns irgendwo berühren. Aber bis auf wenige Ausnahmen höre ich nicht ständig eine Begründung dafür. Wie z.B. "weil ich an Gott glaube und das ganz toll ist". Diese ständige Betonung Deines Glaubens erweckt bei mir den Eindruck, als ginge es ein Stück weit um Dich und nicht um das Hilfeanliegen.
Auch habe ich den Eindruck, daß Du andere Meinung nicht mal einfach so stehen lassen kannst und die Unterschiedlichkeit akzeptieren, sondern dann gehts ans argumentieren, diskutieren, überzeugen wollen, bis der andere entnervt aufgibt oder es sich im Kreise dreht. Aber das betrifft ja nicht nur Dich und Dein Gott-Thema, im Gesellschaftsbereich gibt es ja mehrere, die sich mit den unterschiedlichsten Überzeugungen so verhalten. Ich lese das normalerweise gar nicht, weil ich es schade finde, daß in einem hilfeforum so verbissen und teilweise abwertend gegeneinander ausgeteilt wird und Streit entsteht.
Du irrst übrigens in einem entscheidenden Punkt, Nordrheiner:
Ich bin überzeugte Christin. Ich liebe Gott und bin zutiefst dankbar. Ich spüre Gott in vielem in meinem Leben. Die christlichen Werte bestimmen auch hier im Forum meine Antworten.
Trotzdem empfinde ich Deine Beiträge oft so, wie ich es Dir geschildert habe.
Hallo, bird,
zu Deinem Absatz 1:
Verletzungen bin ich gewohnt. Oder anders ausgedrückt. Ich bin nicht so empfindlich, dass ich jede Verletzung spüre. Von Dir fühle ich mich jedenfalls nicht verletzt.
Zu Deinem 1. + 2. Absatz: „…diese ständige Betonung“
In beiden Absätzen drückst Du Deine Empfindung aus. Ich habe mal versucht herauszufinden, in wievielen meiner Antworten auf Hilferufe ich tatsächlich einen Bezug zu meinem Glauben herstelle. Ich habe so in etwa eine Größenordnung von ca. 20% festgestellt.
Aber unabhängig von der realen Anzahl meiner Hinweise auf meinen Glauben (in Hilferufen) kann ich Dir mitteilen, dass es mir immer um den anderen Menschen geht.
Wenn ich richtig liege, dass Deine Empfindungen Dir einen falschen Eindruck über meine Motive oder über die Anzahl meiner glaubensbezogenen Beiträge liefern, dann sind wir beide in diesem Faden richtig. Denn dann stellt sich doch die Frage, was die Faktoren sind, die Deine Meinung mitbildeten?
Wäre die Antwort „es liegt nur an den Gefühlen“ richtig?
Zu Deinem 3. Absatz. Deine Feststellung, dass ich eine andere Meinung nicht stehen lassen kann.
Wenn wir uns in einem Diskussionsfaden – z.B. „die Bibel“ - befinden, dann geht es eben um den Austausch von unterschiedlichen Meinungen.
Du wirst in Diskussionsfäden selten erleben, dass (m)eine Meinung kommentarlos stehen bleibt. Das ist eben so. Ich sehe darin auch nichts Negatives. Deswegen sind Diskussionsthemen auch da – eben für den Austausch von Meinungen. Aber Du wirst bei mir auch immer erleben: Wenn jemand schreibt „ich möchte darüber nicht reden“ dann lasse ich das so stehen bzw. akzeptiere es.
Auch differenziere ich zwischen abwertend und falsch. Ich verstehe, dass sich jemand negativ bewertet fühlen kann, wenn ich seine Meinung als falsch hinstelle bzw. sachliche Aussagen anführe, die seine Meinung als falsch darstellen. Aber auch da will ich deutlich sagen:
Ich bewerte nicht die Person, sondern ihre Meinung. Ich schreibe lediglich selten bis nie hin „ich bewerte Dich nicht“. Das ist ggf. eine von mir zu korrigierende Unterlassung.
Ich schreibe das nicht hin, sorry, weil ich sicherlich fälschlicherweise in dem Punkt von mir auf andere schliesse. Ich fühle und sehe mich nicht bewertet, wenn jemand eine Sachaussage macht, die meiner Meinung widerspricht. Anders empfinde ich, wenn Aussagen zu meiner Person gemacht werden.
Ich vermute (und erlebe), gerade gefühlvolle Menschen empfinden da oft anders. Deswegen wiederhole ich mich gerne: Wenn ich einer Meinung widerspreche, dann ist damit Null Wertung der Person verbunden. Im Gegenteil. Eher würdige ich die Person, weil ich eben auf ihre Meinung – wenn auch ggf. widersprechend – eingehe. Wenn ich auf eine Meinung (zu meinem Beitrag) nicht eingehe, dann habe ich sie entweder überlesen oder halte sie nicht für relevant.
In jedem Fall ist auch dieser Dein Beitrag ein Beispiel, dass Empfindungen in eine Meinungsbildung (als Hintergrundfaktor) reinspielen. Und auch hier bin ich dankbar, wenn Empfindungen unverschnörkelt als Empfindung geäussert werden. Nur so kann ich auch so gut wie möglich damit umgehen und ggf. Missverständnisse ausräumen.
Ich vermute, ich bin nicht der einzige Kopfmensch und Du nicht die einzige gefühlsbetonte Person. Daher fände ich es gut, wenn die Gespräche in diesem Faden zu einer Transparenz und besseren Verständigung beitragen. Dann verläuft dieser Faden sinnvoll.
LG, Nordrheiner