Nordrheiner
Sehr aktives Mitglied
Liebe Violetta,Ich finde es schön, dass Du Dich zum ersten mal ein bißchen öffnest und auch was von Dir preisgibst. So kann man Dich viel besser verstehen.
Denn das gehört schon auch dazu, wenn man als Gegenüber wahrgenommen werden will.
Ich lese jedenfalls in Deinen Posts eine große Unsicherheit, warum Du so oder so wirkst.
Jedoch schaffst Du es nicht so recht, Dir diese Unsicherheit zuzugestehen.
Na ja, immerhin schrieb ich ja offen, dass mir das Verständnis verloren geht, wenn mein Gegenüber in eine sachlich klingende Antwort unausgesprochene Gefühle oder Erlebnisse der Vergangenheit einfließen lässt. (Dafür hab ich hoffentlich zwei Punkte gut gemacht? = kl. Scherz)
Das Problem scheint mir oft zwischen Mann-Frau zu liegen. Es ist nicht nur mein Problem. Im Konfliktgespräch mit Frauen bin ich unsicher, ob ich die jeweilige Dame gut verstanden oder gut erreicht habe. Da sehe ich bei mir Unsicherheit. Ich würde niemals behaupten wollen „ich verstehe die Frauen“.
Es gibt auch noch ähnliche Konfliktpaare, siehe unten, bei denen Verständigung aufwendig wird.
Einmal las ich im Zug in der Zeitung von Ehemännern, die sich nur für sich interessieren und nicht einmal wissen, wo ihre Frau einkauft. Ich wollte das Gelernte sofort umsetzen. Als ich aus dem Zug ausstieg und meine Frau fragte, wo sie denn das Fleisch für letzten Sonntag eingekauft hätte, fragte sie zurück: Hat es Dir etwa nicht geschmeckt? Frauen sind einfach anders, und Männer auch.
Du schreibst, Du bist ein Kopfmensch- aber manchmal ist dieses Festhalten am Vernunft gerade das, womit man sich selber im Weg steht... weil eben noch mehr Ebenen im Zusammentreffen mit anderen dazukommen.
Ja, genau. Völlig richtig. Deswegen frage ich auch gerne nach, wieso jemand zu seiner Meinung kommt. Umgekehrt habe ich den Eindruck, dass den gefühlsbetonten Menschen ihre Gefühle oft im Wege stehen. Und was sie unter "sachliche Äusserung verstehen", erscheint mir längst nicht immer wirklich so sachlich.
Ich denke, ich kann offen reden: Ja, manchmal wirken Deine christlichen Gedanken etwas übergriffig: Es ist vollkommen OK, zu sagen: "Ich fühle dies und jenes und mein Glaube hilft mir hierbei." Aber bei Dir schwingt das missionieren eben viel mit und das bewirkt genau das Gegenteil: Nämlich Ablehnung.
Es ist ein großer Unterschied zwischen Glauben bzw über Glauben reden und missionieren.
Klar kannst Du offen reden! Deinen Vorschlag finde ich echt süss: „ich fühle dies und jenes und mein Glaube hilft mir dabei“. Nur das wäre nicht ich. Es wäre auch unwahr.
Wie ich Dir schon schrieb: Ich trete ein für Hoffnung und Liebe und dies aus besagtem Grund. Ich habe nicht geschrieben, dass ich für schöne Gefühle eintrete.
Ich glaube, das willst Du garnicht, aber deine Kopfmenschenseite macht das eben.
Ich denke, viele User würden gerne auch den restlichen Nordreiner kennenlernen. Also seine Gefühle und seine Ängste.
Das macht einen Menschen nahbar.
Ich habe nichts dagegen, wenn jemand meine Gefühle in der Frage oder Situation X kennenlernen möchte. Er braucht ja nur fragen. Das hat aber noch niemand. Ganz sicher hilft das meinem Gegenüber auch, meine Meinung oder mich zu verstehen. Umgekehrt ist mir das ja auch wichtig.
Ich denke, da hast Du noch einen Berg vor Dir: Religion ist ja schließlich auch mal loslassen können: nicht immer argmuentieren und seine Sicht verteidigen. Das musst Du nicht: Du musst das Christentum nicht verteidigen (das hat es nicht nötig) und Du musst auch Deine religiösen Gefühle nicht verteidigen (denn die gehören nur Dir).
Ja, ich stimme Dir zu. Man sollte auch mal loslassen können. Mir geht es eigentlich am wenigsten um das Verteidigen der Religion. Wenn ich das tue, dann empfinde ich das intellektuelle Handlung, der ich jetzt keinen besonderen Wert beimesse. Das ist auch eher weniger der Fall. Wenn mir jedoch Liebe und Hoffnung wichtig sind, dann sind mir auch Unwahrheiten sowie Bosheit wichtig. Unwahrheiten sowie Bosheit sind liebestötend bzw. rauben mit unterschiedlichsten Argumenten und auf verschiedene Art und Weise Menschen die Hoffnung. Bei sowas konnte ich noch nie gut die Hände still oder den Mund halten. Diese Situation haben wir aber i.d.R. nur in Diskussionsfäden.
Ich weiß nicht ob Dir das weiter hilft. Aber aus meiner Sicht: Ich schätze Deine Beiträge sehr....solange bis Du eben manchmal ins "missionieren" verfällst: Dann bewegen sich Deine Posts plötzlich von Dir und dem TE weg und werden platt. Das ist schade: Das kannst Du doch anders?
LG
danke für Deinen Beitrag. Und klar darfst Du offen reden. Andere übrigens auch. Je versteckter eine Botschaft ist, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht verstanden wird. Und da ich ein Mann bin ….
Ich denke, dass ich Dich ganz gut verstanden habe, bis auf einen Ausdruck: „…und werden platt“.
Was ist damit gemeint?
Den Ausdruck missionieren interpretiere ich bei Dir mit „über Gott reden bzw. auf Jesus Christus hinweisen“. Ist das so richtig?
Ich sehe in der Kommunikation mindestens vier Problempaare:
Mann – Frau
Kopflastig – Gefühlsbetont
Wenig Sachwissen – großes Sachwissen
Gegenüber im Blick – auf Distanz
Mit dem letzten Problempaar spreche ich unsere Situation hier an. Wir „reden“ miteinander, ohne uns in die Augen sehen zu können. Jede Gestik unterstützt auch den emotionalen Anstrich. Was Worte an Emotionen nicht tragen, wird durch Gestik und Stimme, Augen ausgedrückt. Geschriebene Worte können sich sehr kalt lesen, auch wenn sie von einem warmblütigen Herz ausgehen. Diese Unterschiede werden größer, wenn auch noch kopflastig-gefühlsbetont oder Mann-Frau hinzukommen. Das ist ein riesiger Kommunikationsberg. Daran arbeite ich und versuche auch andere dafür zu interessieren. Ich denke, nicht nur ich sehe hier eine Aufgabe, die neben den Sachthemen nicht aus den Augen verloren gehen darf.
LG, Nordrheiner