Ein sehr aktuelles Thema. "Die sind so anders", damit wird eine Grenze markiert, werden Menschen gezeichnet. Ich bin in vielfacher Hinsicht auch anders. Mal erlebe ich das positiv, weil ich mich von anderen Menschen deutlich unterscheide, und mich in der Tat von einer Masse abhebe. Andererseits macht mich das aber auch wieder ein wenig fremder, was bei manchem Menschen Unsicherheit erzeugt.
Wobei, und das vergessen wir ja gerne, dass Anders-Sein auch unser Interesse weckt. Der alte Satz " Gegensätze ziehen sich an" birgt doch auch eine Erfahrung. Schon die Biologie weiß das, und das starke gegenseitige Interesse zwischen Männern und Frauen ist ja letztlich in dem Umstand begründet, dass Männer und Frauen so unterschiedlich sind.
So wie Mann und Frau sich gegenseitig ergänzen, woraus ja dann und nicht so selten was gänzlich Neues entsteht, so finde ich, kann auch die Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Denkmustern, kulturellen, geistigen Hintergründen belebend sein. Ich begegne seit Längerem sehr häufig Menschen aus anderen Kulturen, mit anderen geschichtlichen und religiösen Wurzeln und ich finde das bereichernd.
In der Begegnung zwischen uns werten wir nicht, wir teilen uns gelegentlich unsere jeweilige Sicht mit, ohne zu werten. Das schafft Nähe, nicht Distanz.
Ich persönlich mache gerade die Erfahrung, dass diese Form der Begegnung mir persönlich sehr gut bekommt und ich fühle mich in dieser Welt der Verschiedenheit bei einer gleichzeitig und hohen gegenseitigen Akzeptanz sehr wohl.
Wir alle, die wir uns da mehrmals wöchentlich treffen, arbeiten zunächst Projekt bezogen, weil es um Integration geht, sprachlich und sozial. Dabei machen wir gemeinsam Fortschritte: Ich etwa erlebe, wie meine Gegenüber denken, wie sie die Welt verstehen. Sie wiederum finden Zugang zu meiner, unserer Welt. Und da sind manchmal wenig Unterschiede. Die Nähe wächst und das sich Fremd - Sein schwindet.
Letztlich begegnen sich da Menschen. In einigen Stunden werden wir miteinander feiern, unsere Migranten haben uns eingeladen. Wir werden miteinander kochen, gemeinsam essen. Ich freue mich sehr darauf. Da trifft sich die Uno in Kleinformat: Schwarze, Gelbe und Weiße. Und ich gehöre dazu, nicht nur als der, der ihnen unsere Sprache näherbringt und sie nicht, weil sie von mir lernen, sondern weil wir einander schätzen und achten und wir alle miteinander arbeiten. Da entstehen gerade Freundschaften.
Burbacher