Hallo Ben,
ich persönlich sehe ein großes Problem darin, dass du indirekt die Rolle des Erziehungsberechtigten, wenn nicht sogar ein wenig des Vaters übernimmst - du bist aber selbst auch erst 22 und sein älterer Bruder.
Deine Mutter zieht sich da irgendwie zu sehr raus. Das ist nicht gut. Ich habe das Gefühl, sie äußert sich deswegen so wenig, weil sie selbst total überfordert ist.
Dein Bruder rebelliert. Er fühlt sich vielleicht innerlich zerissen. Vielleicht fehlt ihm ein richtiger Vater. Vielleicht braucht er Grenzen ganz dringend, kann aber diese von dir nicht annehmen, weil du "der große Bruder" bist, aber kein Vater und von deiner Mutter nimmt er wenig an, weil dort so viel eskaliert ist. Vielleicht sehnt er sich nach einer reiferen Vaterfigur als Bezugsperson, hat diese aber nicht. Sowas macht einen bestimmt traurig und wütend.
Worum ging es denn hauptsächlich bei den Streitereien? Warum kommt dein Bruder so gar nicht mit dem neuen Lebensgefährten deiner Mutter aus? Wie ist es bei dir, kannst du den Mann an Seite deiner Mutter akzeptieren? Was sagt dieser überhaupt zur Gesamtsituation?
Das alles ist gar nicht schön. Und ich finde es sehr schlimm, wie viel du schon leisten musst. Mag sein, dass du reif bist und aufgrund deiner Familiengeschichte noch eine Portion umsichtiger und verantwortungsvoller als andere - aber dennoch kannst du nicht die Teile übernehmen, die deine Mutter als Erziehungsberechtigte übernehmen sollte, nein MUSS.
Dich selbst überfordert es ja auch. Sonst hättest du deinem Bruder nicht eine geknallt, weil du nicht mehr weiter gewusst hast. Du übernimmst dich da sehr.
Dazu kommt noch, dass dein Bruder einfach mitten in der Pubertät steckt. Beschissenes Alter, ich glaube, das wissen wir alle, die mittlerweile aus der Pubertät raus sind.
Da gibt es halt oft Machtkämpfe, Austesten von Grenzen und Streitereien. Nur denke ich, ist es ein Unterschied, ob diese Teile ein älterer Bruder voll und ganz übernimmt, der selbst mit 22 noch sehr jung ist, oder eine Mutter/Vater.
Kopf hoch. Vielleicht hilft es, wenn du dich mal ganz in Ruhe mit deiner Mutter zusammensetzt. Aber auch klare Ansagen machst, wie es mit deinem Leidensdruck aussieht. Wie es dir geht. Und dass du so nicht weitermachen kannst und dringend eine Lösung gefunden werden muss - auch für deinen Bruder.