Letztlich musst du akzeptieren, dass es für Henry einfach zuviel ist/war. Deine Erwartungshaltungen an ihn sind einfach viel zu hoch.
Eine kurze Mail mit der Frage nach meinem Wohlbefinden ist für mich von einer viel zu hohen Erwartung meilenweit entfernt.
Ich finde weiterhin das die Gespräche mit Sandra über Henry dir nicht gut tun. Sandra nährt Hoffnungen die doch aktuell gar nicht da sind.
Das hört sich schlimmer an, als es ist. Henry ist sicher nicht das Hauptthema, wenn ich mit Sandra schreibe. Sie erwähnt ihn sporadisch, weil sie uns beide kennt und mag und die aktuelle Situation nicht nachvollziehen kann. Ihrer Meinung nach trägt er mehr Schuld an der Sache, weil ich ihn nicht absichtlich verletzt habe, er mich aber schon. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Sie würde an meiner Stelle gar nicht mehr mit ihm reden, bevor er sich bei mir entschuldigt.
Alleine die Tatsache das du deinen Teil am Konflikt so leugnen musst, macht eine erneute Beziehungsanbahnung doch unmöglich. Wie soll da bei Henry Vertrauen in dich aufkommen?
Wo habe ich denn bitte meinen Anteil geleugnet? Ich habe behauptet, dass ich ihn nicht mit Absicht verletzt habe. Das ist die Wahrheit. Glaubst du mir war das klar, dass ihn das treffen würde? Nein, absolut nicht. Sonst hätte ich es definitiv nicht getan. Wenn du dich jetzt fragst, warum ich als langjährige Freundin nicht geahnt habe, dass ich Henry mit meiner Aktion verletzen würde, verrate ich dir gerne den Grund. Der Mann spricht generell mit niemandem über das, was in seinem Inneren vorgeht. Alles was mit Gefühlen zu tun hat, macht er ausschließlich mit sich selbst aus.
Also stell dir vor ein Klaus hätte sich für dich interessiert und er und Klaus hätten die "Absprache" getroffen, dass Klaus dich weiträumig umgehen zu hat. Und das aus reinem Egoismus und nicht weil Henry dabei an dich gedacht hat. Du erfährst davon und machst dir Sorgen um deine aktuellen Beziehungen. Gleichzeitig willst du Henry als Freund aber noch nicht aufgeben. Und dann schickt er deinem Freund diese Email.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich das im umgekehrten Fall auch nicht gerade toll gefunden hätte. Aber wenn das so passiert wäre und ich davon erfahren hätte, wäre meine Reaktion ganz anders ausgefallen als die von Henry. Ich hätte das Gespräch mit ihm gesucht und ihn gefragt, ob das wirklich stimmt, was Klaus mir erzählt hat. Henry hat nach so langer Freundschaft die Worte von Vanessa sofort für bare Münze genommen (dabei hat sie die Sache nicht ganz wahrheitsgemäß wiedergegeben) und mich nicht einmal darüber informiert, dass er Bescheid wusste. Woher sollte ich das denn ahnen? Meine Abmachung mit der Frau lag damals schon 4 Jahre zurück. Ich hielt auch sie für eine gute Freundin und hätte für sie die Hand ins Feuer gelegt. Inzwischen weiß ich, dass die Frau nur zu Männern ehrlich ist und Freundschaften mit Frauen ihr nicht unbedingt viel bedeuten.
Henrys Gespräch mit Vanessa ist sicher nicht der Grund für den endgültigen Bruch. Das war nur der Auslöser für unsere Probleme. Der Grund waren diverse Vorfälle in den Jahren nach diesem Gespräch. Nach Vanessas Erzählung hat Henry sein Verhalten mir gegenüber sehr zum Negativen verändert. Es fing damit an, dass wir auf ein Festival gefahren sind und im Vorfeld ausgemacht hatten, uns vor der ersten Band im Hotelzimmer zu treffen (wir kamen aus verschiedenen Richtungen) und dann zusammen eine Runde Sightseeing zu machen. Dann saß ich im Hotelzimmer und wartete und wartete, aber Henry erschien nicht und schrieb mir auch keine SMS. Am Ende stellte sich heraus, dass er alleine in die Stadt gelaufen war und Sightseeing gemacht hat. Als ich ihn höflich fragte was denn los war, zickte er mich an, ich solle mal nicht so rumstressen.
Das war der erste Vorfall zwischen uns, den ich nicht gerade toll fand. War jetzt kein Beinbruch, ich hab´ mich da nicht großartig aufgeregt. Aber die Sache wurde schlimmer. Der hat sich im Laufe der Zeit immer heftigere Sachen bei mir herausgenommen und die Schuld jedes Mal auf mich abgewälzt. Das ist Henrys Art zu zeigen, wenn er auf jemanden schlecht zu sprechen ist. Nur wusste ich das damals noch nicht, weil der Mann sonst gar nicht nachtragend ist und ich ihn noch nie zuvor und auch danach niemals so erlebt habe.
Ich bin ein extrem sensibler Mensch und komme gar nicht damit klar, wenn mir ein sehr wichtiger Mensch immer wieder mit seinem Verhalten zeigt, dass er wütend auf mich ist. Das macht mir so sehr zu schaffen, dass es sich auf meine Gesundheit auswirkt. Ich hatte Magenkrämpfe, Schlafstörungen und konnte mich oft nicht auf die Arbeit konzentrieren. Für mich wäre es viel besser gewesen, wenn er mich ordentlich zusammengebrüllt und mir einige direkte Worte an den Kopf geknallt hätte und danach alles wieder in Ordnung gewesen wäre. Die Art und Weise, wie Henry mit mir umgesprungen ist, löst starke Verlustängste bei mir aus. Er war nicht bei jedem Treffen gemein und respektlos. Es kam immer mal wieder vor, dass 2-3 Treffen so harmonisch und schön waren wie in alten Zeiten. Und dann die nächste Gemeinheit. Und dann war ich psychisch total fertig. Immer wenn ich dachte, jetzt sind wir auf einem guten Weg, jetzt passiert nichts mehr, kam die nächste Aktion. Es war ein Auf und Ab der Gefühle bei mir, ich kam lange nicht zur Ruhe. Mich hat das innerlich kaputt gemacht. Aber egal was ich machte, um die Sache wieder zu kitten. Es gab immer wieder 2-3 schöne Treffen und dann wieder ´ne Respektlosigkeit. Dazu kam noch, dass auch Julia nach meiner Bitte um ein wenig mehr Zeit mit Henry mich immer wieder ihren Ärger spüren ließ. Ich war ein psychisches Wrack und völlig fertig, aber die Leute sahen nur ihre eigenen verletzten Gefühle.
Erst vor 4 Jahren beruhigte sich die Situation, und wir hatten dann fast ein ganzes harmonisches Jahr ohne irgendwelche Vorfälle. Bis Henry wegen der Übernachtung unehrlich handelte und ich dann Julia die besagte Mail schickte.
Da fällt mir ein: Es gab da mal einen Vorfall, als Henry noch nichts über die Vanessa-Sache wusste. Ich war in einen Mann verliebt und ging während eines Festivals mit ihm in eine Kneipe. Ich wollte mit ihm alleine sein, aber auf einmal kam Henry herein und setzte sich zu uns. Er wusste, dass der andere Mann mir wichtig war und wollte mich trotzdem nicht mit ihm alleine lassen. Später meinte Henry, dass das ein Scherz war. Ich habe ihm das nie übel genommen, geschweige denn an einen Kontaktabbruch gedacht.