Kein Brief. Nicht winken. Nicht in die Küche starren. Nicht nach Jahren anklingeln, um sich vorzustellen. Alles unangemessen.
Stattdessen Smalltalk üben. Immer wieder mal einen neuen Anlauf nehmen. Wenn es heute nicht geklappt hat mit dem smalltalk, dann klappt es vielleicht morgen. Keine Sorge, es wird leichter mit der Zeit und mit mehr Übung. Das Wetter ist immer ein gutes Thema.
Ansonsten anklingeln nur mit einem konkreten Anlaß unter Nachbarn "Tschuldigung eine Frage, haben Sie vielleicht den Abfallkalender bekommen? Ich nicht." "Haben Sie vielleicht mein Paket angenommen?" "Können Sie mir vielleicht einen Akkuschrauber leihen?" "Mir sind die Eier ausgegangen und ich bin mitten im Kuchenbacken, haben Sie vielleicht welche übrig?" Eben sowas, was man normalerweise unter Nachbarn fragt.
Der Vorteil, wenn Du Dir was leihst, ist, daß Du danach noch ein zweites Mal hingehst, um es zurückzubringen und Dich zu bedanken.
Ich würde auch noch mal überlegen, ob Du wirklich Freundschaft schließen möchtest oder gute Nachbarschaft suchst. Ich finde Nachbarschaft etwas ganz eigenes. Ich lege sehr viel Wert auf gute Nachbarschaft. Ich bin mit meinen Nachbarn sehr vertraut. Wir halten immer ein Schwätzchen, wir schauen nacheinander. Wir unterstützen uns, wenn einer krank ist. Schauen nach dem Rechten, gießen die Pflanzen, füttern die Tiere, wenn einer im Urlaub ist. Wir haben die Schlüssel für die Nachbarhäuser, kränzen und sammeln bei Familienereignissen. Und wenn die Nachbartochter früher aus der Schule kommt und ich Homeoffice habe, dann wartet sie bei mir bis ihre Mutter von der Arbeit kommt.
Aber das bleiben immer Nachbarn, keine echten Freunde. Ich will das gar nicht vermischen. Nachbarschaft ist für mich ein eigener Wert, den ich sehr hochhalte und wertschätze.