naja. ich kann mich sehr gut in deine Freundin hineinversetzten. mir geht es genau so.
ich will dir das mal erklären:
das ereignis, das vergisst man nicht mehr so schnell. es ist furchtbar und man macht sich selbst vorwürfe deswegen, obwohl man eigenlich weiß, dass man nichts dafür kann. (natürlich weiß ich nicht, was deine Freundin erlebt hat, aber bei mir ist das so)
und wenn man sich selbst vorwürfe macht, hat man schon verloren. man sieht die welt mit anderen augen. Jede geste, die als freundlich gemeint war, wird als böse aufgenommen. man fährt die person an und die sagt dann, dass es doch nur gut gemeint war. dann ist man auf sich selbst sauer. weil das aber bei jeder geste so ist, ist man praktisch immer auf sich sauer. und wenn man immer auf jemanden sauer ist, dann hasst man ihn. also hasst man sich selbst.
selbsthass ist mies. man will der person die man hasst aus dem weg gehen. aber man kann sich selbst nicht aus dem weg gehen. wenn man jemandem nicht aus dem weg gehen kann, dann bestraft man ihn, richtig? also muss man sich selbst auch bestrafen. und wie? es fängt klein an. ein schlag auf den kopf wenn man allein ist, fingernägel in die finger bohren bis es wehtut, und solche sachen. da man sich aber an den schmerz gewöhnt, muss man es anders lösen. dann fängt man meistens das ritzen an. aber spätestens jetzt merkt man, dass das falsch ist und man das eigentlich nicht will. aber man muss die person ja irgedwie bestrafen, so dass sie es auch spürt. jetzt kommt zu dem hass auch noch ekel dazu. hass und ekel sind eine höllische mischung. man sieht sich als böse und denkt, man ist nichts wert. man hat nicht das recht zu leben. man ist eine belastung für die anderen. da man aber keine belastung sein will, muss man das problem illiminieren. man denkt über selbstmord nach. man plant es. sobald der plan steht, will er auch ausprobiert werden. es kommt darauf an, wie man zu schmerzen steht und wie man die leute überraschen will. ob man noch ansehbar sein will oder einfach nur ein matsch haufen. ob man in einer blutlache liegen will oder friedlich in seinem bett liegen will. sobald diese entscheidungen gefällt sind, ist es sehr schwer sie wieder los zu werden. man denkt pausenlos daran. obwohl man es gar nicht will. man kann nicht anders. und wenn dann die stimme, die dagegen hält immer kleiner und schwächer wird, ist das urteil gefällt. man versucht es. wenn es das erste mal nicht klappt, dann ist man regelrecht angespornt, es noch mal zu versuchen. und dann nochmal...
diese situation ist sehr schwierig. du musst sehr sanft mit ihr umgehen. jede falsche geste, mimik oder wort kann der auslöser für einen versuch sein. du darftst sie auf keinen fall zum reden zwingen, oder sie gar zu einem arzt schleppen. ihr muss bewusst werden, dass sie nicht böse ist und hilfe braucht. wenn sie selbst entscheidet, sich hilfe zu holen, geht es aufwärts. denn keine therapie hilft, wenn sie erzwungen ist.
man kann in dieser sache sehr stur sein. das musst du dir bewusst machen. und du musst ihr vertrauen geben. wenn sie dich bittet, es niemandem zu sagen, dann tue es auch nicht. (außer wenn es hier anonym ist, weil ja hier niemand dich oder deine Freundin kennt)
ich hoffe wirklich, dass sie da wieder raus kommt. und dass sie nicht so stur ist.
liebe grüße
jaune