Also:
Der Glaube an Gott läßt sich nicht widerlegen.
Welcher "Gott"? Der Christengott (selbst da gibts hunderte Meinungen)? Der Islam? Das pinke Einhorn? Das fliegende Spaghetti-Monster? Natürlich sind die nicht widerlegbar ...
Daher ist überhaupt keine Immunisierungsstrategie notwendig.
... aber es gibt ja nicht nur deine persönlichen Gottesvorstellungen, wo man "mehr wahr, weniger wahr oder eben ganz falsch" sagen könnte, sondern wie ich oft genug (
zu oft finde ich) gesagt habe, könnte quasi jede beliebige Aussage über eine metaphysische Entität wahr sein oder nicht, sprich die potentielle Konkurrenz unendlich ist.
Da sich auch z.B. das pinke unsichtbare Einhorn nicht widerlegen lässt, braucht eine Religion auch irgendetwas, um die Glaubenden am Ball zu halten, da der Glaubensinhalt sich sonst in der unendlichen Weite der Beliebigkeit verliert. Dieses "etwas" nach meiner Beobachtung, ein mehr oder weniger leichtgläubiges Denkmuster, das auf Dogmen basiert*, ohne sie ernsthaft und grundlegend zu hinterfragen.
* dieser eine "Gott" gibt es und nur dieser ist exklusiv "richtig", keine anderen Götter erlaubt, "Gott" ist immer wahr/gut (wenn was unlogisch erscheint liegts am Menschen, nicht an "Gott"), Gott genießt Authorität, die Strategien wiederhole ich nicht
Nicht an einen höheren Sinn oder an Gerechtigkeit zu glauben, ist unsinnig und widervernünftig - zumal, wenn man keine Beweise für das Gegenteil aufbringen kann.
Die verstandene Form der Aussage: nur an Behauptung A zu glauben ist sinnvoll und vernünftig, (zumal = )gerade darum, weil man keine Beweise gegen A aufbringen kann.
Ich würde im großen Maßen zustimmen (das "nur" streichen), wenn das ganze Gerüst kompletter wär, also weiter begründen würde und dann noch, überwältigend annehmbare Gründe eingesetzt würden, warum man dieses annehmen sollte. Das vermisse ich.
"Höhere Sinn" und "Gerechtigkeit" hört sich aber ziemlich nach einem "klassischen Gott" an, der erst explizit mit jenen Glaubensaussagen ohne weiteres voraussetzt werden muss (
Fall 1: B ist wahr, weil B wahr ist = B ist wahr ==> Dogma, Fall 2: B ist wahr, weil C wahr ist, weil B wahr ist ==> Zirkelschluss). Das ist aber dann deine eigene Interpretation - und dann zu behaupten, weil man eine persönliche Auffassung nicht teilt wäre man unvernünftig, find ich nicht gerade die feine englische Art.
Das Klammern an die Gewißheit, dass die Welt sinnlos, ungerecht etc sei, hat eigentlich schon was pathologisches an sich - wenn man keine Beweise dafür hat.
Abgesehen das ich skeptisch bin und das Wort "Gewissheit" mir in diesem Zusammenhang nicht so gefällt, könnte man auch jemand, der an willkürlichen Glaubensaussagen festhält, vorwerfen, das dessen Denkweise "pathologisch" sei. Es hat für mich eher den Charme eines Universal-Arguments, das generell Anders-denkenden als Abwertung vorm Kopf geworfen werden kann, um nicht sachlich, sondern rhetorisch die eigene Stellung zu verbessern..
Der Glaube stellt umgekehrt einen sinnvollen Umgang mit menschlichem Nichtwissen dar.
Der Glaube als "metaphysischer Glauben" oder Glaube als "gut begründete Vermutung"?
Letzeres würde ich zustimmen.
Wenn wir über bestimmte Dinge nichts sicher wissen, sind wir als dumme Menschen dennoch dazu gezwungen, eine Position einzunehmen.
Wenn "jain" oder "vielleicht ists auch ganz anders" keine Position sein sollte: Du vielleicht, ich kann auch etwas offen lassen, "für (un)wahrscheinlich halten" oder grob schätzen. Dazu zählen auch Fragen z.B. der Kategorie, obs woanders intelligentes Wesen im All gibt. Ich stehe lieber zu, nicht alles wissen zu können als auf ein unsicheres Los zu setzen.