Werner
Sehr aktives Mitglied
Wenn ich mir jetzt einfach mal aussuchen dürfte, was passieren soll, wäre das vermutlich Folgendes:
Mein Mann kommt besser mit der Trennung zurecht als erwartet. Wir leben weiter als WG im Haus zusammen, sodass sich für die Kinder nicht viel ändern. Mein Freund kann sich aufgrund der Veränderung tiefere Gefühle eingestehen und auf eine "richtige" Beziehung zu mir einlassen. Wir sehen uns weiterhin nicht jedes Wochenende, aber doch etwas öfter als jetzt und wissen, woran wir bei einander sind.
Mein Mann und ich bleiben Freunde und unterstützen einander und bestenfalls verliebt sich auch mein Mann neu.
Okay, das klingt jetzt wirklich sehr nach Wunschtraum,
Fjodora1988, aber als "Hypothetische Lösung" kann das
durchgehen. Ein Ziel im eigentlichen Sinne wäre etwas,
das du selbst durch deine Aktivität erreichen könntest.
Aber um diese Wunschlösung wahrscheinlicher zu
machen, braucht es schon deine Mitwirkung. Du musst
"ins Risiko gehen" und das wirst du wahrscheinlich nur
dann tun, wenn a) die Chancen recht hoch sind und b)
die erreichbare Veränderung auch attraktiv und damit
motivierend. Ausgeschlossen ist es ja nicht, dass es so
kommt, wie du dir das wünschst und aus meiner Sicht
auch durchaus realistisch.
Nur steigen die Chancen auf Verwirklichung wohl da-
mit, dass du aus der "Erwartungshaltung" in eine andere,
mehr aktive wechselst: Also dass du das, was du willst,
von den Betroffenen konkret einforderst. Natürlich mit
dem Risiko, dann auf ein Nein oder auf Unfähigkeit zu
stoßen – aber im Erfolgsfall hättest du tatsächlich eine
klare Änderung zum Besseren und das mit minimalem
Leiden (vermutlich weniger als wenn du die beiden noch
länger zwischen den Stühlen sitzen lässt).
Aber was ich selbstkritisch zugeben muss: Wenn ich klar wüsste, dass mein Freund sich nicht in mich verlieben wird und womöglich irgendwann für eine andere "verlassen wird", dann würde ich mich womöglich nicht von meinem Mann trennen.
Hm, das ist ehrlich und bestätigt meine Vermutung, dass
du für eine so große Veränderung auch wirklich ein attrak-
tives und realistisches Ziel brauchst. Da aber das Verlieben
eines anderen außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten
ist, wird dir die Realität diesen Gefallen wohl nicht tun (also
dich vorab in Sicherheit wiegen, dass das so funktioniert).
Andererseits ist mir klar - ich kann nicht erst meinen Freund fragen, ob er sich inzwischen mehr vorstellen kann und dann entscheiden.
Fragen schon, aber wie gesagt: Du könntest ein Nein hören
und wärst dann eine Illussion los. Würde ich aber trotzdem
machen, bei allem Risiko. Denn diese Information wäre für
eine Entscheidung von so großer Tragweite schon wertvoll.
Ich will auch meinem Mann gegenüber nicht unfair sein.
Wenn er weiterhin bei dir die Chance hat, deine "Nr. 1" zu
sein (bzw. wieder zu werden), wäre es aus meiner Sicht
fair, ihm das klar zu sagen – und auch die Voraussetzungen
dafür darzulegen. Also die nötigen Verhaltensänderungen.
Auch wenn die keine Garantie dafür sind, dass er dich
wieder als Partnerin gewinnt, wäre es vielleicht ein gutes
Argument, ihm klarzumachen, dass er in diesem Zustand
(sein Äußeres, seine Passivität etc.) sowohl für eure
Kinder ein negatives Vorbild ist als auch seine Chancen
gering sind, jemals wieder eine einigermaßen attraktive
neue Partnerin zu finden.
Wasch mir gern den Kopf, wenn ich da auf einem Holzweg bin.
Was die Kopfwäsche betrifft: Es gibt wohl eine Studie,
nach der die erste Beziehung nach einer sehr langen nur
selten gut geht. Die Begründung ist wohl, dass man sich
häufig in ein anderes Extrem begibt als bisher und dann
merkt, was einem bisher selbstverständlich war und nun
fehlt. Oder (könnte in deinem Fall so sein) man verliebt
sich in einen ähnlichen Typ Mensch und wiederholt dann
einfach das schon bekannte Muster bis zum bitteren
Ende. Auch denkbar: Man merkt, dass auch der/die Neue
nicht das Gelbe vom Ei ist, kann aber sich und der Umwelt
nicht eingestehen, nochmal einen Fehler gemacht zu
haben und bleibt dann mit noch größerer Enttäuschung
in dieser Beziehung.
Der an sich klügere und vernünftigere Weg ist, sich erst
darüber klar zu werden, ob man mit dem derzeitigen
Partner noch zusammenbleiben will (und in welcher
Konstellation bzw. Rollenverteilung). Und wenn man
sich dann wirklich als Single oder Partnersuchende/r
auf dem Markt präsentiert kann man auch mal auspro-
bieren, kleinere Fehler machen, zwei oder drei potentiel-
le Kandidaten parallel kennenlernen etc.
Was du dir (und auch deinen beiden Männern und den
Kindern) antust ist ein unnötiger Stress aus der Angst
heraus, alleine zu sein bzw. ohne festen Partner. Das ist
aber nach allem, was ich in den letzten Jahrzehnten
meines Lebens beobachten konnte, keine gute Voraus-
setzung für eine gute Partnerwahl.
Konstruktive Gedanken und mutige Entscheidungen
wünscht dir
Werner