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Gehen oder bleiben?

  • Starter*in Starter*in Fjodora1988
  • Datum Start Datum Start
Wenn ich mir jetzt einfach mal aussuchen dürfte, was passieren soll, wäre das vermutlich Folgendes:
Mein Mann kommt besser mit der Trennung zurecht als erwartet. Wir leben weiter als WG im Haus zusammen, sodass sich für die Kinder nicht viel ändern. Mein Freund kann sich aufgrund der Veränderung tiefere Gefühle eingestehen und auf eine "richtige" Beziehung zu mir einlassen. Wir sehen uns weiterhin nicht jedes Wochenende, aber doch etwas öfter als jetzt und wissen, woran wir bei einander sind.
Mein Mann und ich bleiben Freunde und unterstützen einander und bestenfalls verliebt sich auch mein Mann neu.

Okay, das klingt jetzt wirklich sehr nach Wunschtraum,
Fjodora1988, aber als "Hypothetische Lösung" kann das
durchgehen. Ein Ziel im eigentlichen Sinne wäre etwas,
das du selbst durch deine Aktivität erreichen könntest.

Aber um diese Wunschlösung wahrscheinlicher zu
machen, braucht es schon deine Mitwirkung. Du musst
"ins Risiko gehen" und das wirst du wahrscheinlich nur
dann tun, wenn a) die Chancen recht hoch sind und b)
die erreichbare Veränderung auch attraktiv und damit
motivierend. Ausgeschlossen ist es ja nicht, dass es so
kommt, wie du dir das wünschst und aus meiner Sicht
auch durchaus realistisch.

Nur steigen die Chancen auf Verwirklichung wohl da-
mit, dass du aus der "Erwartungshaltung" in eine andere,
mehr aktive wechselst: Also dass du das, was du willst,
von den Betroffenen konkret einforderst. Natürlich mit
dem Risiko, dann auf ein Nein oder auf Unfähigkeit zu
stoßen – aber im Erfolgsfall hättest du tatsächlich eine
klare Änderung zum Besseren und das mit minimalem
Leiden (vermutlich weniger als wenn du die beiden noch
länger zwischen den Stühlen sitzen lässt).

Aber was ich selbstkritisch zugeben muss: Wenn ich klar wüsste, dass mein Freund sich nicht in mich verlieben wird und womöglich irgendwann für eine andere "verlassen wird", dann würde ich mich womöglich nicht von meinem Mann trennen.

Hm, das ist ehrlich und bestätigt meine Vermutung, dass
du für eine so große Veränderung auch wirklich ein attrak-
tives und realistisches Ziel brauchst. Da aber das Verlieben
eines anderen außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten
ist, wird dir die Realität diesen Gefallen wohl nicht tun (also
dich vorab in Sicherheit wiegen, dass das so funktioniert).

Andererseits ist mir klar - ich kann nicht erst meinen Freund fragen, ob er sich inzwischen mehr vorstellen kann und dann entscheiden.

Fragen schon, aber wie gesagt: Du könntest ein Nein hören
und wärst dann eine Illussion los. Würde ich aber trotzdem
machen, bei allem Risiko. Denn diese Information wäre für
eine Entscheidung von so großer Tragweite schon wertvoll.

Ich will auch meinem Mann gegenüber nicht unfair sein.

Wenn er weiterhin bei dir die Chance hat, deine "Nr. 1" zu
sein (bzw. wieder zu werden), wäre es aus meiner Sicht
fair, ihm das klar zu sagen – und auch die Voraussetzungen
dafür darzulegen. Also die nötigen Verhaltensänderungen.
Auch wenn die keine Garantie dafür sind, dass er dich
wieder als Partnerin gewinnt, wäre es vielleicht ein gutes
Argument, ihm klarzumachen, dass er in diesem Zustand
(sein Äußeres, seine Passivität etc.) sowohl für eure
Kinder ein negatives Vorbild ist als auch seine Chancen
gering sind, jemals wieder eine einigermaßen attraktive
neue Partnerin zu finden.

Wasch mir gern den Kopf, wenn ich da auf einem Holzweg bin.

Was die Kopfwäsche betrifft: Es gibt wohl eine Studie,
nach der die erste Beziehung nach einer sehr langen nur
selten gut geht. Die Begründung ist wohl, dass man sich
häufig in ein anderes Extrem begibt als bisher und dann
merkt, was einem bisher selbstverständlich war und nun
fehlt. Oder (könnte in deinem Fall so sein) man verliebt
sich in einen ähnlichen Typ Mensch und wiederholt dann
einfach das schon bekannte Muster bis zum bitteren
Ende. Auch denkbar: Man merkt, dass auch der/die Neue
nicht das Gelbe vom Ei ist, kann aber sich und der Umwelt
nicht eingestehen, nochmal einen Fehler gemacht zu
haben und bleibt dann mit noch größerer Enttäuschung
in dieser Beziehung.

Der an sich klügere und vernünftigere Weg ist, sich erst
darüber klar zu werden, ob man mit dem derzeitigen
Partner noch zusammenbleiben will (und in welcher
Konstellation bzw. Rollenverteilung). Und wenn man
sich dann wirklich als Single oder Partnersuchende/r
auf dem Markt präsentiert kann man auch mal auspro-
bieren, kleinere Fehler machen, zwei oder drei potentiel-
le Kandidaten parallel kennenlernen etc.

Was du dir (und auch deinen beiden Männern und den
Kindern) antust ist ein unnötiger Stress aus der Angst
heraus, alleine zu sein bzw. ohne festen Partner. Das ist
aber nach allem, was ich in den letzten Jahrzehnten
meines Lebens beobachten konnte, keine gute Voraus-
setzung für eine gute Partnerwahl.

Konstruktive Gedanken und mutige Entscheidungen
wünscht dir
Werner
 
Lieber Werner,
noch eine kleine Meldung der aktuellen Geschehnisse:
Ich habe mir deine Impulse zu Herzen genommen und gerade meinem Mann gegenüber die Karten auf den Tisch gelegt.
Er hat die Kritikpunkte wieder bagatellisiert: "Ich verstehe das nicht. Andere werden von ihrem Mann geschlagen und bleiben trotzdem und du willst dich trennen, weil ich keinen Friseur- oder Zahnarzttermin mache."
Ich habe mehrfach versucht, ihm zu erklären, worum es mir geht, dass ich das, was er gut macht ,schätze, aber diese äußere Ungepflegtheit mich einfach auf Dauer anekelt. Und, dass es mich verletzt, dass er offenbar nicht bereit ist, dass zu ändern, obwohl ich ihn so oft darum gebeten habe.
Er meinte nur, sein Alltag stresse ihn eh so sehr, dass ihm für so etwas die Kraft fehle und er nicht wisse, wann er solche Termine unterkriegen solle. Was natürlich Quatsch ist - unser Alltag ist voll, aber mit Absprache lässt sich sowas immer unterkriegen.
Irgendwann ist er, obwohl wir recht ruhig gesprochen haben, einfach rausgegangen.
Es ist traurig, hat mich aber eher in meinem Gefühl bestätigt, dass wir nicht weiterkommen, zumindest aktuell nicht. Er ist nicht bereit, meine Kritik an sich ranzulassen.
Ich glaube inzwischen, er ist passiv-aggressiv, kennst du dich damit aus? Hab ein bisschen dazu gelesen und es passt sehr gut zu dem ständigen Aufschieben, nicht einhalten von Versprechungen, usw.
Danke dir
 
Guten Morgen, liebe Fjodora1988,

Ich habe mir deine Impulse zu Herzen genommen und gerade meinem Mann gegenüber die Karten auf den Tisch gelegt.
Er hat die Kritikpunkte wieder bagatellisiert: "Ich verstehe das nicht. Andere werden von ihrem Mann geschlagen und bleiben trotzdem und du willst dich trennen, weil ich keinen Friseur- oder Zahnarzttermin mache."

erstmal ein Kompliment für deinen Mut. Mit diesem
Schritt hast du mehr Klärung bewirkt und womöglich
bringst du deinen Mann doch zum Nachdenken und
mit etwas Nachdruck auch zum Handeln. Dass er mit
Kritik schlecht umgehen kann, hast du ja schon ge-
schrieben, insofern war diese Reaktion zu erwarten.
Es wird aber sicher nachwirken. Die Frage ist nur, wie.

Ich habe mehrfach versucht, ihm zu erklären, worum es mir geht, dass ich das, was er gut macht ,schätze, aber diese äußere Ungepflegtheit mich einfach auf Dauer anekelt. Und, dass es mich verletzt, dass er offenbar nicht bereit ist, dass zu ändern, obwohl ich ihn so oft darum gebeten habe.

Was ja alles nicht so schwer zu verstehen ist. Wenn
ich jemand so sehr liebe, dass ich mit ihr zusammen
lebe und Kinder habe, dann bin ich durchaus bereit,
mein Verhaltensmuster zu hinterfragen und auch
zu verändern. Mein Eindruck wäre da, dass er dich
schlichtweg nicht genug liebt, um ihn hier zu bewegen.
Und wenn er als erste Konsequenz einer Trennung an
den dann ausbleibenden Sex denkt, spricht das auch
eine gewisse Sprache. Das sind leider keine gute Infor-
mationen, denke ich.

Er meinte nur, sein Alltag stresse ihn eh so sehr, dass ihm für so etwas die Kraft fehle und er nicht wisse, wann er solche Termine unterkriegen solle. Was natürlich Quatsch ist - unser Alltag ist voll, aber mit Absprache lässt sich sowas immer unterkriegen.

Ich würde ihm mal noch anbieten, ihm einen anderen
Termin im Tausch für die Friseur- und Zahnarzttermine
abzunehmen. Damit wäre das Zeit-Argument neutralisiert.
Vielleicht denkt er auch, dass alles, was er tut, dich nicht
mehr umstimmen wird. Er hat aufgegeben, denke ich und
er fühlt sich machtlos bzw. unattraktiv. Das zeigt er nach
außen.

Ich glaube inzwischen, er ist passiv-aggressiv, kennst du dich damit aus?

Leider ja, aus eigener Partnerschafts-Erfahrung und auch
im beruflichen Kontext. Da zeigt sich die Schwäche, Nein
sagen zu können plus eine rebellische Grundhaltung, ge-
paart mit einem unbeholfenen Versuch, besonders Indivi-
dualistisch zu wirken. Meist ist da lange vorher viel Unzu-
friedenheit, Frustration und Verletzung angesammelt wor-
den, die sich dann auf diesem Weg ein Ventil sucht.

Er bräuchte dringend Unterstützung, scheint mir. Dass er
keine Kraft mehr hat, glaube ich sofort. Er könnte schlicht-
weg von der ganzen Situation überfordert sein und sich
nach einem ruhigen "Studentenleben" zurücksehnen, von
Mama bekocht und versorgt, ohne Verantwortung und mit
viel frei verfügbarer Zeit. Psychologisch gesprochen: Er
sträubt sich, aus der Heranwachsenden-Rolle in die eines
Elternteils zu gehen (also mental). Äußerlich macht er, was
gefordert ist, aber da er innerlich nicht mitgegangen ist,
strengt es zu sehr an bzw. gibt ihm nicht die Kraft, die ver-
schiedenen Rollen parallel zu bewältigen.

Du bist aber nicht seine Mutter, die ihm das abnimmt und
wenn er jetzt leidet, liegt es an ihm, sich hier weiter zu ent-
wickeln. Es macht keinen Sinn, dich und deine Bedürfnisse
dafür zu opfern, damit er in seiner Bequemlichkeit verhar-
ren kann. Was du tun kannst, auch in seinem Interesse, ist
klar zu bleiben. Deine Ziele weiter zu verfolgen, mit ihm
das zu besprechen, was ihn und dich angeht und ihm auch
vorzuleben, wie man mit einer unangenehmen Situation
aktiv und entschlossen "verhandelt", um sie zu ändern. Ob
er sich dann etwas abschaut und sich auch bewegt, liegt
außerhalb deiner Macht und Verantwortung.

Ich kenne Fälle, da hat sich der "Passive" plötzlich deutlich
bewegt und seine Umgebung überrascht, aber auch ein
über Jahre (bis zum kompletten Zahnverlust) gepflegtes
Image des Verweigerers jeglicher zahnärztlicher Hilfe ist
mir bekannt. In dem Fall sind aber beide Partner ähnlich,
so dass das ein gegenseitiges Bejammern ist, das nach
Außen völlig absurd wirkt.

Darf ich fragen, was für dich jetzt die Konsequenzen aus
diesem Gespräch sind?
 
Guten Morgen Werner,
danke für dein Mitdenken.
Es hat sich dann am späteren Abend tatsächlich noch was getan. Wir konnten das Gespräch fortführen und er hat mir erstmal gesagt, dass er den Eindruck hat, dass ich schon seit Jahren nicht mehr richtig zu ihm stehe. Ich habe bestätigt, dass ich diese Zweifel schon lange habe (ja auch schon oft besprochen), dass ich aber auch immer wieder Anstrengungen unternommen habe, unsere Beziehung zu verbessern. Und, dass ich den Eindruck habe, dass er keinerlei Fehler eingestehen will.
Da ist er dann ziemlich zusammengebrochen und meinte, doch, er würde alles falsch machen und gar nichts auf die Reihe kriegen. Dass er sich im Berufsleben als Versager fühlt (er hatte da einige Brüche und auch jetzt läuft es nicht so gut) und sich schon vom Alltag total überfordert fühlt und sich deswegen einfach nicht in der Lage fühlt, noch weitere Termine wie Zahnarzt o.ä. zu machen.
Ich glaube ihm das auch, nur andererseits denke ich eben, müsste man sich, wenn man weiß, dass es so wichtig für die Beziehung ist, dann doch irgendwann aufraffen können, oder?
Er sagte, er würde sich wünschen, dass ich ihm noch eine letzte Chance gebe. Ich habe ihm ehrlich gesagt, dass ich Angst habe, dass wir dann weiter unglücklich werden und ich mir gleichzeitig die Chance, mit dem Freund glücklich zu werden, versemmel. Eher sarkastisch habe ich gesagt, dass es für ihn ja vermutlich keine Option ist, dass wir uns trennen und je nachdem, wie es mit meinem Freund läuft und wie sich meine und seine Gefühle weiter entwickeln, es dann evtl. irgendwann nochmal versuchen.
Da meinte er dann ganz überraschen, dass er sich das vorstellen könnte. Er meinte, dass er ja im Grunde selbst gerade nicht mit sich zufrieden ist und deshalb auch verstehen kann, dass ich es auch nicht bin.
Andererseits sagte er zwischendurch sehr traurig, dass er nicht versteht, warum ich nicht ganz "Ja!" zu ihm sagen kann. Er hat diese Vorstellung von der bedingungslosen Liebe - darf ich dich fragen, wie du das siehst? Sollte Liebe idealerweise bedingungslos sein oder wäre das übermenschlich?
Jedenfalls sagte er, vielleicht würde dieser Abstand ihm und mir helfen. Vielleicht könnte er dann erstmal lernen, zufriedener mit sich selbst zu werden. Wir haben beschlossen, dass wir weiter zusammen wohnen und es auch erstmal nicht offiziell machen, für die Kinder soll sich zunächst nichts ändern.
Es war irgendwie ein richtig gutes Gespräch mit Tränen und Lachen und danach waren wir beide sehr erleichtert. Andererseits: Ich weiß nicht, wie ernst er die Trennung wirklich nimmt. Er hat mich gefragt, ob wir denn dann nicht auch noch ab und zu miteinander schlafen können. Ich sagte, dass das das Ganze ja irgendwie ad absurdum führen würde, woraufhin er dann lachend antwortete: "Wieso, du bist doch sonst auch für freie Liebe, mit der offenen Beziehung und so." Also, ich vermute stark, dass er doch noch die Hoffnung hat, dass das nur ein paar Monate so sein wird. Ich habe ihm daher nochmal gesagt, dass ich das schon ernst nehmen will und, dass das jetzt nicht nur eine Pause sein soll - dass wir natürlich nicht wissen, was passiert, aber, dass es eben schon realistisch sein kann, dass es bei der Trennung bleibt. Da hat er mir nicht widersprochen, aber auch nicht viel gesagt. Aber ich glaube, viel mehr kann ich auch nicht un, um klare Fronten zu schaffen.
Ein bisschen kamen mir selbst dann auch Zweifel, so im Sinne von: "Bin ich nicht eine extreme Egoistin, so ein Angebot anzunehmen?" und "Bin ich nicht verrückt, mich von einem Mann zu trennen, der bereit ist, so viel für mich zu tun?" und "Vielleicht ist er wirklich in so einer Krise, dass er das alles einfach nicht schafft (Termine usw.) und sollte ich dann nicht zu ihm halten?"
Und natürlich: Wie wird mein Freund reagieren? Was, wenn er dabei bleibt, dass er nicht in mich verliebt ist und nicht mehr will als eine Freundschaft plus? Ich genieße die Zeit mit ihm wirklich sehr und gleichzeitig weiß ich nicht, ob mir das auf Dauer reichen würde. Denn auf Dauer will ich schon eine intensive Liebesbeziehung und dann hätte ich den Mann, der das mit mir will und den ich vielleicht auch wieder wollen könnte, verlassen für einen, den ich zwar will, der mich aber nur halb will.
 
Es hat sich dann am späteren Abend tatsächlich noch was getan. Wir konnten das Gespräch fortführen

Andere Sicht der Dinge: Du warst mutig und bist
ein Risiko eingegangen, was zum Erfolg geführt
hat. Also nicht "es hat etwas getan" sondern DU
warst hier die treibende Kraft!

... und sich schon vom Alltag total überfordert fühlt und sich deswegen einfach nicht in der Lage fühlt, noch weitere Termine wie Zahnarzt o.ä. zu machen.

Also wie vermutet. Die Summe der Schwierig-
keiten ist zu viel für ihn und jede Entlastung
oder jede Baustelle weniger willkommen.

Jedenfalls sagte er, vielleicht würde dieser Abstand ihm und mir helfen. Vielleicht könnte er dann erstmal lernen, zufriedener mit sich selbst zu werden. Wir haben beschlossen, dass wir weiter zusammen wohnen und es auch erstmal nicht offiziell machen, für die Kinder soll sich zunächst nichts ändern.
Es war irgendwie ein richtig gutes Gespräch mit Tränen und Lachen und danach waren wir beide sehr erleichtert. Andererseits: Ich weiß nicht, wie ernst er die Trennung wirklich nimmt. Er hat mich gefragt, ob wir denn dann nicht auch noch ab und zu miteinander schlafen können.

Das klingt ja nach einer pragmatischen und
konstruktiven Zwischenlösung, toll! Es zeigt
auch, dass ihr noch Respekt füreinander habt
und sich da kein Hass ausdrückt, sondern die
Zuneigung, die über viele Jahre gewachsen ist.

Vielleicht kannst du einen Deal mit ihm machen:
Intimität gegen Körperpflege? Also wenn es dir
weiterhin danach ist, was ich aus deinen Texten
so herauslese.

Andererseits sagte er zwischendurch sehr traurig, dass er nicht versteht, warum ich nicht ganz "Ja!" zu ihm sagen kann. Er hat diese Vorstellung von der bedingungslosen Liebe - darf ich dich fragen, wie du das siehst? Sollte Liebe idealerweise bedingungslos sein oder wäre das übermenschlich?
Ja, zwischen Erwachsenen ist bedingungslose
Liebe unrealistisch oder sogar verlogen. Vor
allem dann, wenn die beiden Versprechen
"Ich werde dich immer lieben" und "Ich werde
immer mit dir leben" kombiniert werden. Das
geht aus meiner Sicht nicht beides. Man kann
jemand lieben, muss ihn dann aber manchmal
wegen der Liebe auch sein eigenes Leben leben
lassen. Oder man kann mit jemand "zwangsweise"
zusammenbleiben (oder aus guten Gründen), aber
ob man jemand liebt, steht auf einem anderen
Blatt.

Was er sich wünscht, ist eine Mutterliebe, die ja
auch nur so eine Illussion ist, weil auch Mütter oft
nur die Rolle ausfüllen, ohne emotional voll bei der
Sache zu sein. Oder sie sterben schlichtweg oder
ein anderes Kind bekommt plötzlich mehr Aufmerk-
samkeit, man wird älter und die Mutter verlässt ihre
Rolle, man muss selbst für sich sorgen etc. – hier sieht
es so aus, als habe dein Mann einen Entwicklungs-
schritt ausgelassen.

Ein bisschen kamen mir selbst dann auch Zweifel, so im Sinne von: "Bin ich nicht eine extreme Egoistin, so ein Angebot anzunehmen?"

Stimmt, das ist ganz im Sinne einer Egoistin, die gut
für sich sorgt und damit anderen Erwachsenen (und
Kindern) ein Vorbild dafür ist, wie man gut für sich
sorgt und zufriedener wird 😉

Am Anfang klang es für mich noch etwas holprig, dein
Schritt zu mehr Autonomie, jetzt wirkt es doch schon
ziemlich souverän und praktisch umsetzbar. Dein
"schlechtes Gewissen" sollte dir eher ein Hinweis da-
rauf sein, dass du auf einem guten Weg bist.

Denn was du nach meiner Analyse zu viel auslebst, ist:
- das Gegenüber (Gegenstück: dein Eigenes)
- das Nachdenken (Gegenstück: das Machen, Reden etc.)
- das Zweifeln (Gegenstück: das Abgrenzen, Beenden)
- die Zukunft (Gegenstück: die Gegenwart, das Jetzt)
- die Theorie (Gegenstück: die Praxis, das Umsetzen)

Insofern darfst du dir jetzt mal eine Pause gönnen, alles
gut verarbeiten, dich freuen über deinen Erfolg und dir
vielleicht auch eine Belohnung dafür leisten, die dich
immer wieder daran erinnert, zu was du fähig bist, wenn
du dich traust!

Alles Gute weiter wünscht dir
Werner
 
Lieber Werner,
vielen Dank für deine ausführliche und ermutigende Rückmeldung!
Noch ganz kurz zu einem konkreten Aspekt, den du vorschlägst, "Intimität gegen Körperpflege": Stimmt, es ist nicht so, dass ich mir Intimität mit meinem Mann gar nicht mehr vorstellen kann. Es gibt Momente, da ist mir auch danach.
Aber: Wenn ich meinem Freund nun sage, dass mein Mann und ich uns getrennt haben, zwar zusammenwohnen, aber kein Liebespaar mehr sind - dann sage ich doch damit, dass wir diese Intimität ausschließen. Und wenn mein Freund dann wirklich eine feste Beziehung will, spätestens dann müsste ich doch da ganz klar sein und das gegenüber meinem Mann ausschließen, oder?
Natürlich kann ich auch nicht erwarten, dass mein Freund jetzt sofort sagt: "Ok, super, dann lass uns ein Paar sein." Er muss das sicher auch erstmal sacken lassen. Aber dann müsste ich doch in der Zwischenzeit so ehrlich sein, wenn ich sage, dass mein Mann und ich getrennt sind, dann auch Intimität mit meinem Mann auszuschließen, oder wie siehst du das?
Das ist bei all dem, was jetzt etwas klarer ist, noch etwas, an dem ich hake.
 
Ich will mich nicht großartig einmischen, nur mal etwas schreiben. Für mich bedeutet Liebe & Beziehung vor allem eines: Annahme. Wie ist das bei Kindern? Klar werden diese erzogen, aber es wird nicht aus ihnen das 100% was Eltern sich gewünscht hätten. Wie ist das mit unserem Leben? Menschen, die sich in ein nahezu perfektes Leben wünschen, machen sicherlich keinen grundsätzlichen Fehler, aber die Realität als gegeben zu akzeptieren, dabei zu verstehen das Wunsch und Ergebnis nie mit einander eins sein können, darf man letztlich doch iwann erwarten. Beziehungen müssen immer aus Kompromissen bestehen, alles andere ist einseitig und dadurch tats. grundsätzlich fehlerhaft gedacht. Mundgeruch ist normal, da die Verdauung im Mund bereits beginnt & niemand würde beim Hund erwarten, das das ohne sein müsste. Es ist schlicht eine riesen Dummheit, wie in unserer Gesellschaft über Mundhygiene gedacht wird. Da helfen auch keine Zahnärzte, was das anbelangt, da braucht es Verstand, der häufig fehlgeleitete Fachliteratur und ebenso fehlverstandenes, geschaffenes Fachwissen sinnvoll ersetzen kann. nat. gibt es auch krankhaften Mundgeruch, das ist etwas anderes....

Ich weiß, das das nur ein Teil Deiner Kriterien sind, aber weil Du das allein mehrmals wiederholst, muss das für Dich sehr wichtig sein. Da das etwas Äußerliches (Oberflächliches) ist, wie auch die Körperhygiene an sich - ist es nicht seine Schuld, sondern aus meiner Sicht zum Einen Deine Unreife - die das bemängelt und zum Anderen zeugt es von fehlender Tiefe - in jeglicher Hinsicht. Traurig wäre das für mich, wenn ich mich mit einer Person so fest abgeben müsste, welche solche Ansichten hat wie Du. Das wäre für mich ein Trennungsgrund, ganz klar. Allerdings steht ihr in einer familiären Beziehung, das ist etwas anderes. Wie hieß es noch "durch dick & dünn, bis das der Tod uns scheidet" - alles klar....

Eine solche Beziehung braucht einen Partner, dem das Weltliche (auch Vergängliche) verständig ist.

Das ist nur meine Ansicht dazu, aber eine tiefe Beziehung im Sinne auch von echter Liebe steht über alle Schwierigkeiten.... ich sag mal Unfall und querschnittsgelähmt, dann kannst Du noch mal darüber nachdenken...

Im übrigen, dieses - Kurz oder länger oder für immer Mal stopp "f-ü-r unsere Beziehung", das ist schon nicht nur egoistisch, sondern weit schlimmer als das aus meiner Sicht. Sorry, aber da bin ich ganz anderer Meinung....
 
Aber dann müsste ich doch in der Zwischenzeit so ehrlich sein, wenn ich sage, dass mein Mann und ich getrennt sind, dann auch Intimität mit meinem Mann auszuschließen, oder wie siehst du das?

Ich denke, du solltest hier die Zuneigung genau
so ausleben, wie es für dich okay ist, also tatsäch-
lich und nicht in der Theorie. Ein künstliches Aus-
schließen von Intimität führt nur zu einer ver-
krampften Beziehung und Stress.

Sieh' es doch einfach so: Du hast einen sehr guten
Freund plus und einen Vater deiner Kinder plus.
Also zwei mal ein Plus, was willst du mehr? Deinen
Freund geht es letztlich nichts an, was du mit dem
Vater deiner Kinder sprichst, tust oder abmachst.
Umgekehrt genauso. Es ist dein Leben, dein Körper,
deine Zuneigung, deine Libido und deine Freude am
Leben. Hier ein künstliches Opfer zu bringen, um für
den Fall der Fälle etwas zu beweisen, klingt für mich
nach keiner gesunden Idee.

Wenn dein Freund "mehr" von dir will oder du mehr
von ihm, müsst ihr das konkret und eindeutig be-
sprechen und nicht mit Andeutungen, heimlichen
Erwartungen etc. agieren. Sonst erzeugst du nur
neue Verwicklungen und zerstörst eure Freundschaft.

Also klar bleiben und eindeutig kommunizieren, ohne
Geheimniskrämerei und zweideutigen Aussagen. Ist
mühsam, geht aber.
 
Hallo,
Takita - danke für deine Anstöße. Ich glaube, da ticken wir einfach sehr unterschiedlich. Für mich ist es mehr ein Trennungsgrund, wenn ich mich in meinen Bedürfnissen nicht ernst genommen fühle, als wenn mein Partner querschnittsgelähmt wäre, die Beziehung aber gut ist.
Werner - du hast Recht, ich sollte da einen Schritt nach dem anderen gehen.
Ich bezweifle gerade etwas, ob mein Mann die Trennung wirklich ernst nimmt. Er bemüht sich gerade sehr, ist auch gerade beim Friseur usw. Wirkt auch mich eher so, als wenn er jetzt kämpft. Was ich einerseits gut finde, andererseits ist es auch seltsam, weil ich den Eindruck habe, er rechnet damit, dass wir wieder zusammen kommen. Er meinte dazu nur, solange es ihm aktuell mit seiner Deutung gut geht, sei es doch ok. Dann versuche ich das mal so zu akzeptieren ...
Lg und ganz vielen Dank!
 
Ja, ich verstehe, was du meinst. Aber ich habe ja meinem Mann gesagt, dass ich mich trennen will. Und, dass ich nicht weiß, ob sich meine Gefühle da irgendwann nochmal ändern sollten.
Was wäre für dich konsequent? Ausziehen? Oder ihm das nochmal klar sagen?
 

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