Hmmm...
Also ich finde dieses Thema sehr ambivalent und würde aus einem ersten Impuls heraus der jungen Mutter auch erstmal zum Durchhalten raten.
Ich sehe die Situation für das Kind gegenwärtig alleine aus der geschilderten Situation heraus noch nicht als gefährlich oder gar schädlich an.
Sie ist mütterlicherseits sogar menschlich.
Desweiteren sehe ich eine hohe Reflektion des eigenen Verhaltens bei der TE.
Das ein junger Mensch mit Anfang 20 (in unserer Gesellschaft) noch nicht alle "Mutterkritierien" in vollem Soll erfüllt, erscheint mir absolut plausibel.
Auch der Wunsch nach eigenem Leben und mehr Anschluss an Gleichaltrige ist durchaus nachvollziehbar.
Diese Dinge kann man aber auch einrichten ohne gleich zu Extremmaßnahmen wie Pflegefamilie etc. zu greifen.
Ich rate dazu, folgendes zu versuchen:
- Binde den Vater deutlich mehr in die Erziehung ein. Ob er das Kleine sehen will oder nicht spielt erstmal keine Rolle. Notfalls hilft hier das Jugendamt.
- Mache generell mal einen Termin beim Jugendamt. Lasse dich beraten. Diese Leute können, wenn man kooperativ ist, bei vielem weiterhelfen, was Erziehungsfragen, Zeitmanagement und Konflikte mit dem (Ex-)Partner angeht
- Suche dir eine Elterngruppe, keine Scheu vor dem etwaigen Altersunterschied... notfalls wechsle die Gruppe ein paar Mal
- Mach dich an deiner Uni über Betreuungsangebote schlau
- Vor Inet-Angeboten wie "Großelternservice" etc. würde ich eher abraten. Professionelle Betreuung würde ich vorziehen, aber notfalls wäre auch das eine Option
- Und zu guter Letzt:
Lasse dich von der Gesellschaft und den (teilweise völlig überzogenen) Erwartungen an eine Mutter nicht fertig machen. Wenn du traurig oder frustriert bist, lasse diese Gefühle auch zu. Sicherlich solltest du vermeiden, dass das Kleine das Gefühl bekommt, daran Schuld zu sein, doch auch du bist nur ein Mensch und darfst auch mal Weinen, mal traurig schauen und nicht zuletzt auch über deine Gefühle (wie hier sprechen). Die Aufnahmefähigkeit von Kindern im Säuglingsalter wird von selbsternannten Übermüttern meines Erachtens teilweise völlig überinterpretiert.
Der geringe Altersunterschied zwischen dir und deinem Kleinen wird dich, wenn du es geschickt anstellst und den Draht zu deinem Kleinen behälst, spätere Lebensphasen deines Kindes (Pubertät) wesentlich besser handeln lassen, als die Gegenwärtige. Einfach weil euer Kosmos näher beieinander ist, die Interessen noch ähnlicher und die Denkweisen.
Also Kopf hoch,
dein Leben ist übrigens auch nicht verkorkst, wie ich hier ein paar mal lesen musste. Bisher scheinst du genau eine etwas suboptimale Entscheidung getroffen zu haben (ich schreibe bewusst nicht: Fehlentscheidung), nämlich "Kind mit falschem Partner".
Hier bist du allerdings bei Weitem nicht alleine... passiert täglich... ist früher passiert und wird auch künftig passieren.
Wichtig ist nun, das "Projekt" richtig anzugehen.
Sei deinem Kind gegenüber immer liebevoll, vermittle in jungen Jahren das wichtige Urvertrauen und es wird dir nahezu jede Depri-Phase, jeden Wutausbruch und auch Tränen verzeihen, ohne einen bleibenden Schaden zu behalten, denn es weiß dann, das es sich auf die Situation bezieht und nicht auf sich selber als Geschöpf.
Wenn du erste Tendenzen in dir verspührst, das Kind wirklich innerlich abzulehnen, dann hole dir Hilfe und denke (auch im Sinne des Kindes) über weitere, schwerwiegendere Maßnahmen nach.
Aber gebt euch beiden eine Chance. Auch für dich bedeutet Elternschaft, die Möglichkeit an dir selber zu wachsen.
Alles Gute.