Hallo!
Ich hoffe jemand liest diesen Roman - um Antworten wäre ich sehr, sehr dankbar.
Auch ich bin frisch getrennt und ebenfalls ziemlich am Ende. Ich zerbreche mir den ganzen Tag den Kopf darüber, was wirklich falsch gelaufen ist.
Die ganze Sache ist etwas verzwickt, ich weiß nicht recht wie ich's erzählen soll.
Meine mittlerweile Ex und ich waren etwas über ein Jahr zusammen, Anfang Februar hat sie mit mir Schluss gemacht. Die Beziehung war von einer solchen Instabilität geprägt, dass ich nicht mehr weiß, wer von uns beiden nun wirklich ernsthaft ein Problem hat, daher schreibe ich das hier, vielleicht kann mir jemand von euch ja helfen etwas klarer zu sehen, denn das Ganze macht mich immer mehr kaputt.
Meine Ex und ich lernten uns auf der Arbeit kennen, zunächst war alles sehr freundschaftlich - bis über Umwege rauskam, dass sie sich wohl verliebt hat. Ich fand sie von Anfang an irgendwie faszinierend, sie ging mit vielen Sachen unendlich gelassen, was mich sehr beeindruckt hat. Sie hatte damals öfter ONS mit irgendwelchen Typen. Sie tat immer so als wenn das alles nichts wäre, ihr im Grunde egal ist, was diese Typen oder andere von ihr denken - sie wirkte so als ob sie einfach mal nur ihren Spaß haben wollte.
Dann geschah mehr zwischen uns. Ich war sehr unsicher, wusste ja nicht ob ich jetzt auch nur eine billige Affäre bin oder ob da wirklich mehr ist. Sie sagte es wäre mehr und so wurden nach und nach ein Paar. Aber schon zu Beginn geschahen Dinge die mich unendlich verunsicherten. Einmal ließ sie mich in der Disco sitzen als einer ihrer ONS zu ihr kam "um mit ihr zu reden". Ich saß einfach alleine rum und wartete bis sie mit ihm fertig war. Sie spielte das alles runter, sagte dass das mit ihm rum wäre, sie ihm das auch gesagt hätte. Aber dennoch geriet sie immer ins Schwärmen wenn er Thema wurde, war er doch ach so attraktiv und ästhetisch u.s.w.
Ich verzieh ihr das allen zunächst, dachte sie braucht einfach nur Zeit um sich wirklich mit dem Herzen auf die Sache einzulassen. Mir wurden immer wieder ein paar Brocken hingeworfen, vermutlich damit ich bei der Stange blieb.
Allerdings geriet gerade als das mit ihr begann meine Psyche total aus dem Lot, ich bekam immer öfter Angstzustände, es ging sogar so weit, dass ich ernsthaft geglaubt habe verrückt zu werden. Ich erzählte ihr von meinen Ängsten, aber sie verstand nicht so recht was da bei mir Sache war. Sie ließ mich eine zeitlang bei sich wohnen, weil ich mich kaum mehr alleine in meiner Wohnung aufhalten konnte, nicht mehr Zug und Bus fahren wollte/konnte etc. Ich suchte mir nach 2 Monaten professionelle Hilfe, fing eine Therapie an. Gleichzeitig ging ihre Psyche auch immer mehr bergab, sie wirkte sehr oft teilnahmslos und kalt, hing sich allerdings sehr in ihre Aufgaben für die Uni rein.
Immer weider waren ihre ONS Thema, dazu ein ganz bestimmter Mann, mit dem sie auch länger eine Fast-Beziehung geführt hatte. Der schenkte ihr, obwohl die beiden seitdem diese "Affäre" von ihr unschön beendet worden war (sie hatte nämlich zwischendrin was mit wem anders) keinen Kontakt mehr hatten, zum Geburtstag ein paar Kleinigkeiten. Ich merkte, dass sie sich sehr darüber freute, mehr sogar als sie sich über meinen spontan Besuch an ihrem Geburtstag gefreut hatte, als ich sie um 12 Uhr nachts überrascht hatte. Sie sagte dieser Mann fehle ihr als Mensch, als Freund.
Ich wurde immer eifersüchitger, jedes Mal wenn wir weggingen trafen wir irgendeinen dieser Idioten mit denen sie mal was hatte. Ich wollte wissen was genau sie dazu veranlasst hatte mit diesen Männern, die ihr ja angeblich nie was bedeutet hatten ins Bett zu gehen. Das Thema Sex wurde immer mehr zu einem Tabu-Thema. Sie behauptete, dass ihr Sex gar nicht so wichtig sei, sie das nicht ständig bräuchte und ihr das was da mit diesen Männern passiert vollkommen gleichgültig sei. Sie stellte sich fast als ein komplett asexuellen Menschen dar, sagte sogar, dass sie es am Besten finden würde asexuell zu sein. Ich fragte immer mehr nach den Dingen die mit diesen Männern passiert seien aus, sie reagierte immer aggressiver und fühlte sich dazu wohl von mir abgewertet, da ich so viel hinterfragte. Ich konnte mich oft nicht mehr stoppen, so verrückt hat mich das alles gemacht, ich zweifelte an mir und an allem was um mich passierte.
Nach und nach kam immer mehr raus, sogar dass sie mit einem Mann was hatte, den sie weder physisch noch psychisch attraktiv fand, sie degradierte ihn regelrecht vor mir und machte sich über seine Verliebtheit zu ihr lustig.
Ich fühlte mich von ihr allerdings auch immer wieder degradiert, sie schwärmte immer mal wieder von bestimmten Männern, es war fast so als wären wir nur Freunde oder so. Es geschah immer öfter, dass sie kalt und abweisend wirkte um im nächsten Moment, bzw. später als wir gemeinsam im Bett lagen wieder Nähe zuzulassen. Sie sagte immer mal wieder dass es ihr nicht gut gehe, unternahm allerdings keine Schritte um zu ihrer ehemaligen Therapeutin Kontakt aufzunehmen.
Wir unternahmen sogar noch eine kleine Reise, die allerdings in der totalen Katastrophe endete, weil sie total von Depressionen im Griff war - sagte sie.
Sie sprach allerdings nicht mit mir über ihre Gefühle, ich bemerkte nur dass sie ständig sms schrieb und mein Verdacht richtete sich auf einen bestimmten Typen - der, der ihr als Mensch ja so fehle. Ich wartete einen günstigen Moment ab und laß ihre sms und tatsächlich hatte sie wieder regen Kontakt mit ihm.
Ich sprach sie auf die Sache an, beichtete ihr auch meine Bedenken, sie ich auch vorher immer wieder geäußert hatte und sie nie wirklich was dazu sagte.
So ging das eine zeitlang weiter, ich hatte immer wieder das Gefühl vollkommen überflüssig zu sein, über ihre ONS konnten wir gar nicht mehr sprechen ohne dass es zu handfesten Auseinandersetzungen kam. Ich war total gespalten, einerseits verachtete ich sie wirklich dafür, dass diese Typen so "bedient" hatte, andererseits liebte ich sie ja und wollte, dass es funktioniert. Ich ließ sie an allem teilhaben, auch daran, dass ich immer ängstlicher wurde und ich gar nicht mehr wusste wer ich überhaupt war, so sehr hatten mich meine Angstattacken im Griff. Ich wohnte sogar eine Zeit bei ihr, weil sie mir helfen wollte. Irgendwie redeten wir allerdings ständig aneinander vorbei. Ich glaube ich habe sehr ambivalente Botschaften gesendet, einerseits habe ich ihr gezeigt wie wichtig sie mir ist und wie viel sie mir bedeutet und dass ich immer für sie da bin egal was passiert, aber andererseits nagten diese Männer-Geschichten und ihre Äußerungen sehr an mir.
Die Streitereien spitzten sich so weit zu, dass sie mich sogar schlug und es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzungen kam. Ich entschuldigte mich bei ihr, denn ich habe selbst Gewalterfahrung in meiner Jugend durch mein Elternhaus gemacht und sehe das alles sehr kritisch. Wir waren beide sehr schockiert darüber, dass es soweit gekommen ist und beschlossen was zu ändern, uns weniger zu sehen (wir sahen uns fast jeden Tag, meist auf meine Initiative hin). Ich konnte diesen Abstand nicht wirklich einhalten, ich machte mir unendliche Sorgen um sie, hatte sie sich einmal abends in meinem Beisein ins Bad eingeschlossen und war überhaupt nicht mehr ansprechbar. Ich fand am nächsten Tag zufällig einen noch nicht auseinander genommenen Rasierer in ihrem Pulli, den sie am Abend vorher getragen hatte. Sie relativierte das alles als ich sie darauf ansprach, sagte sie hätte einen schwachen Moment gehabt, das könne sie jetzt schon nicht mehr nachvollziehen könne. Sowas etwas ähnliches passierte nochmal, im Laufe eines Streits riss sie das Fenster auf und wollte springen, ich konnte sie noch fassen, sie schrie, ihre Mutter wurde wach und warf mich raus. Ich war Schuld daran, dass sie sich umbringen wollte. Ich sagte ihr immer wieder dass sie sich Hilfe suchen sollte, suchte sogar Nummern für sie heraus. Nach und nach zweifelte ich allerdings auch immer wieder an meiner psychischen Gesundheit, machte diverse Tests im Internet und erfüllte zahlreiche Kriterien für Depressionen, Ansgtstörung und auch Borderline.
Ich erzählte ihr von Borderline, sie versuchte mir das auszureden, ich war sehr verunsichert. Als ich meiner Therapeutin davon erzählte, sagte sie mir, dass ich kein Borderline hätte, mein Problem sei ein ganz anderes. Ich suchte praktisch nach irgenwelchen Krankheiten um mir meinen Zustand zu erklären. Auch meine jetzige Therapeutin - ich musste die Therapeutin zwischendrin wegen einem Ding mit der Krankenkasse wechseln - analysierte meine Äußerungen und sagte, dass mein Problem hauptsächlich eine existentielle Angst wäre, irgendwie nicht richtig zu sein. Kein Borderline also.
Im Dezember letzten Jahres war es dann soweit, dass meine jetzt Ex in eine psychosomatische Klinik ging. Da bliebt sie 8 Wochen und wurde mit der Diagnose "schwere depressive Episode" entlassen. Die erste Zeit als sie weg war, war es zwischen uns zwar schon kritisch, ich merkte, dass sie anfing all die Dinge die passiert waren zu analysieren. Sie wurde auch offziell dazu von ihrem Therapeuten dazu aufgefordert alles mal zu reflektieren. Dieser Therapeut unterstellte mir nach einem Gespräch mit ihr über die Beziehung Borderline, was sie allerdings abwiegelte, hatte ich ja offiziell die Bestätigung nicht so krank zu sein. Naja, ich vermute, dass ihr nicht geglaubt wurde, schließlich war sie depressiv, da konnte sie ja unmöglich diese Beziehung realistisch einschätzen - das denke ich im Nachhinein über die Denkweise der Therapeuten da. Ich schlug ihr mehrmals vor, zu 3. ein Gespräch mit den Therapeuten zu führen damit wir unsere Probleme in den Griff bekommen können, aber sie sagte "sie müssse sich jetzt erstmal um sich kümmern".
Nach 6 Woche verkündete sie eine Beziehungspause. Nicht nur das, sie machte mir ständig Vorwürfe, dass ich sie alleine gelassen hätte mit ihrem Zustand, dass ich immer voller Egoismus gehandelt hätte und sie wegen mir keine sozialen Kontakte mehr gehabt hätte etc. Sie war voller Hass - ich war an allem Schuld, vermutlich sogar daran, dass sie sich umbringen wollte.
Nach 2 Wochen Beziehungspause in denen ich alles tat um sie irgendwie umzustimmen und die Sache noch irgendwie zu retten, beendete sie die Beziehung Anfang Februar. Ändern tat sich nicht viel, weiterhin lief was zwischen uns, wir teilten uns ein Bett etc.
Vor 2 Wochen geschah dann folgendes:
Sie traf sich mit diesem Mann, der ihr ja so viel bedeutete. Wir wollten uns nach diesem Treffen auch noch sehen, sie wollte mit dem letzten Zug zu mir fahren.
Sie verpasste den Zug natürlich, ich war sehr enttäuscht, das sagte ich ihr auch am Telefon. Erst hieß es, ich könne ja auch noch zu den beiden kommen, dann plötzlich wollte sie nicht mehr, dass ich noch zu den beiden stoße und schlug vor, dass wir uns an einem anderen Tag treffen könnten etc.
Ich wiegelte das alles ab, mir war furchtbar schlecht bei dem was ich mir alles ausmalte. Nach 1 1/2 Stunden schrieb sie mir dann:
"Du weißt gar nicht wie sehr ich dich liebe".
Ich reagierte nicht darauf, war zwar beruhigt dass sie mich nicht vergessen hatte, obwohl sie schon total voll war. Ich reagierte auch 1 Tag danach nicht weiter auf sie, nahm ihre Entschuldigung zwar an , hatte mir aber auch fest vorgenommen, mich nicht weiter so behandeln zu lassen, ich hatte es satt ihr Spielball zu sein.
2 Tage später telefonierten wir, sie sagte, dass mit diesem Typen was gelaufen sei.
Ich kann das alles nicht fassen, schrieb sie mir doch 2 Stunden vorher noch dass sie mich liebt und geht dann mit einem anderen ins Bett.
Wir redeten noch über die Sache, ich wusste gar nicht wie ich verhalten sollte, ich machte ihr Vorwürfe um im nächstem Moment wieder die Nähe zu ihr zu suchen, vermutlich habe ich wie die letzte Irre gewirkt.
Aber das auf und ab war noch nicht ganz rum. Sie arbeitet auch noch auf der selben Stelle wie ich, wir sehen uns 3mal die Woche da. Nach ein paar Tagen sahen wir uns da und redeten noch miteinander, ich fragte sie auch nach diesem Typen. Sie sagte, dass sie das nicht bereuen würde was geschehen war, aber auch ein schlechtes Gewissen mir gegenüber habe. WIr verabschiedeten uns, sie umarmte mich sehr lange und sagte, sie müsse jetzt gehen sonst würde sie weinen müssen.
Wir sprachen vor ein paar Tagen nochmal, da war die Situation vollkommen anders, sie war total kalt und abweisend, weil ich sie abermals nach diesem Typen fragte.
Sie sagte, die Sache mit ihm hätte Gefühle losgetreten, auch bei ihm.
So, ich schließe nun hier ab, ich könnte vermutlich ein ganzes Buch schreiben über das was alles passiert.
Ich habe nur eine Frage: wie kann es sein, dass jemand das eine schreibt und das andere tut und so stark zwischen Liebe und Hass schwankt? Ich habe unendliche Schuldgefühle und denke, ich hätte alles zerstört mit meiner ewigen Eifersucht etc.
Wie seht ihr das alles?
Ich bin um jede Antwort wirklich dankbar..