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Berufsstart/ arbeitslose Akademiker

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Die Sache ist leider die, dass man gewisse Fächer nur an Unis anbietet, um die Profs zu bereichern und den Schein zu wahren.
Kein Soziologie Prof, kein Japanologie Dozent oder Germanistik oder Kunstgeschichte Professor wird einem Studenten in der Vorlesung auf die Nase binden wie beschissen die Bezahlung nach dem Studium ist oder die Aussichten generell. Wenn die das machen würden, hätten sie bald selbst keinen Job mehr.
Dass man sich von Befristung zu Befristung hangelt, dass man froh sein kann, wenn man 1200 Euro netto raus hat obwohl jeder Facharbeiter und Ungelernter genauso viel bekommt oder die Jahre in Museen an der Kasse fristet.

Nachdem man einmal studiert und einen Abschluss hat, ist man gnadenlos überqualifiziert und hat kaum die Chance auf einen Wechsel und wenn nur nach Jahren der Arbeitslosigkeit.
Früher hieß es, ein Studium sei die Garantie für ein beschwerdefreies Leben. Davon kann heute keine Rede mehr sein.
Hat natürlich auch damit zu tun, dass alle an die Unis pilgern und jeder Abitur macht.

Ich habe heute 1300 Euro zum Leben raus. Nach Jahren Studium und ich habe nur eine befristete Stelle. Das ist ein bisschen mehr als eine Kassiererin, die 2 bis 3 Jahre in der Ausbildung war.
Die Arbeit von Kassierern in allen Ehren, aber irgendwo müssen auch mal die Relationen sein.

Meine beste Freundin hat damals Kunstgeschichte studiert und orientiert jetzt nochmal auf Lehramt um. Allerdings mit Unterstützung ihrer Eltern. Sie ist mittlerweile 34.
Davor war sie 3 Jahre arbeitslos. Davor 2 Jahre an der Museumskasse.

Mein Fazit heute: Bestimmte Studiengänge lohnen sich nicht. Außer man hat einen Mann oder eine Familie, die einen finanziert und man während die das Geld rann schaffen im Garten an der Staffelei stehen kann.
Mit anderen Worten: Reich geerbt oder reicher Familienhintergrund.
Alles andere ist der Eintritt in die Armut.
 

weidebirke

Urgestein
Was hier alles so zu lesen ist *kopfschüttel*.

Eigentlich ist es gar nicht so schwer, Arbeit zu finden, aber Du musst in die Großstadt. Und dann hängt es natürlich stark von Deinem Fach und von Deinen Interessen/ Deiner Persönlichkeit ab.

Für die Zwischenzeit empfehle ich Praktika und ehrenamtliche Arbeit, um Erfahrungen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen.
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Es ist nur leider so, dass nicht jeder Akademiker bereits ist in die Großstadt zu ziehen, weil er vielleicht Familie hat und sozialisiert ist.

Es ist zu pauschal zu sagen, dass man immer Arbeit bekommt. Es gibt Fachrichtungen, da hast du deutschlandweit vielleicht 100 Arbeitsplätze, dafür aber 10 000 Absolventen.

Das mit den Profs ist kein Märchen, sondern stimmt so wirklich. Sicher, vielleicht ist das nicht deren Aufgabe, aber es kann auch nicht sein, dass Studenten Unwahrheiten erzählt werden.


Wenn ich nur 100 Japanologen deutschlandweit einsetze oder von mir aus auch Skandinavistik Absolventen, warum lasse ich dann pro Jahrgang und an einer Uni 300 zu? Klar, von denen gehen vielleicht noch 50 ins Ausland, es sind aber trotzdem zu viele.
Es gibt Studiengänge, die schlichtweg niemand braucht und aus denen sich keine Arbeitsplätze ableiten lassen.
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Für die Zwischenzeit empfehle ich Praktika und ehrenamtliche Arbeit, um Erfahrungen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen.
Frage, wer soll das finanzieren? In vielen Fällen stellt sich das Amt quer und bei vielen Unternehmen heißt es, Sie kommen zu spät. Sie hätten das schon im Studium machen müssen. Wenn ich das nicht erlebt hätte, aber es ist wirklich so.
In der Zeit, in der du Praktika und Ehrenamt machst, bekommst du wenn überhaupt nur wenige Cent/Euro. Davon kannst du nicht leben. Man muss Rücklagen haben, um sich ein Praktikum leisten zu können.
 

LW84

Aktives Mitglied
Was hier alles so zu lesen ist *kopfschüttel*.

Eigentlich ist es gar nicht so schwer, Arbeit zu finden, aber Du musst in die Großstadt. Und dann hängt es natürlich stark von Deinem Fach und von Deinen Interessen/ Deiner Persönlichkeit ab.

Für die Zwischenzeit empfehle ich Praktika und ehrenamtliche Arbeit, um Erfahrungen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen.
Bei solchen ahnungslosen Kommentaren kann ich leider auch nur den Kopf schütteln... Gerade in den Großstädten habe ich die geballte Anzahl von Leuten aus entsprechenden Fachrichtungen, weil die oft schon im Studium eher zu einem urbanen Leben tendieren und weniger zur Karriere bei Autozulieferer XY und Häuslebau in der Provinz.

Und mit den Praktika ist es tatsächlich auch nicht so einfach, das hatte ich schon fast wieder vergessen - obwohl ich damals dasselbe Problem hatte: Beim Bezug von ALG muss ich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und deshalb kann und darf ich da nicht einfach mal lustig einer anderen unbezahlten Tätigkeit in Vollzeit nachgehen. Ansonsten riskiere ich Kürzungen und im Extremfall bin ich dann irgendwann auch den Wohnraum los. Von Umzügen in andere Städte kann man in dieser Situation sowieso nur träumen.
 

_cloudy_

Urgestein
Wie muss man sich das eigentlich vorstellen, so einen Studenten der Geisteswissenschaften. Oder ähnliches.

Wird da 14 Semester studiert und sich nie gefragt was will ich mal werden, gibt es da Jobs überhaupt?

Fällt man da am Ende des Studiums aus allen Wolken "ohhh jetzt bin ich fertig studiert, aber es gibt keine Arbeit für mein studiertes Fach".

Muss man total weltfremd sein, dass einem sowas passiert?

Oder sind arbeitslose Akademiker und Taxifahrende ganz normal inzwischen?
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Das Problem von den meisten Geisteswissenschaften ist, dass sie nicht direkt auf einen Beruf hin ausbilden. Wer Informatik studiert, kann später als Entwickler arbeiten oder auch ins Consulting gehen. Auch bei anderen Ingenieurswissenschaften findet man im Bereich Entwicklung gute Jobs, für die man im Studium zumindest die Grundlagen gelernt hat (Einarbeitungszeit braucht man immer). Studiert man BWL, kann man danach direkt in der BWL-Abteilung in diversen Firmen arbeiten, auch Medizin oder Jura bilden einen direkt für einen Job aus.

Studiere ich jetzt beispielsweise Germanistik, ist es eben so, dass unsere aktuelle Wirtschaft das so direkt nicht verwerten kann. Viele Jobs, die man mit so einem Studium machen könnte, kann man auch mit einer normalen Ausbildung machen (schlimmer noch: wer die passende Ausbildung gemacht hat, kennt sich in den Bereichen auch noch besser aus). Es gibt zwar Jobs, aber um ein Mehrfaches mehr an Absolventen solcher Studiengänge.

Nicht falsch verstehen, Geisteswissenschaften haben schon ihre Daseinsberechtigung. Auch jene ohne "direkte Nutzbarkeit in der Wirtschaft". Da gibt es schöne Fächer, deren Wissen unbedingt bewahrt werden sollte. Aber man sollte vielleicht einsehen, dass man die meisten Geisteswissenschaften doch eher aus Spaß und Interesse studieren sollte als in der Hoffnung, darin tatsächlich mal zu arbeiten. Dass es vielleicht besser ist, eine normale Ausbildung zu machen und Germanistik und Co dann eher als eine Auszeit von 3 Jahren sieht, in der man schön seinen Interessen nachgeht.

Habe es bei einer Freundin aber selbst erlebt. Der wurden zu Beginn des Bachelors wunder weiß was erzählt, als was sie mal arbeiten könnte. Heute ist sie fertig, sitzt da und sagt, dass sie selbst nicht wüsse, was sie mit ihren gewonnenen Kenntnissen jetzt anfangen könnte. Mehr oder weniger hat sie nur bewiesen, dass sie sich auch mit komplexen Theorien beschäftigen kann. Aber das ist so nicht direkt verwertbar und Leute aus jobsichereren Studiengängen wie Ingenieurswesen können das ja auch. Erschwerend kommt hinzu, dass sie keine Praktika hat. Denn die Firmen nehmen wegen dem Mindestlohn lieber Pflichtpraktikanten. Von denen liefern die FH's schon genug...

Warum 300 Leute zugelassen werden, wenn es nur 10 Jobs gibt? Naja, in Deutschland darf jeder per Gesetz studieren, was er will (sofern er die Hochschulzugangsberechtigung hat). Zulassungsbeschränkungen sind nur erlaubt, wo keine Kapazitäten sind. Das KIT in Karlsruhe kann eben keine 3000 Informatikstudenten betreuen, wenn man dafür erst 10 neue Gebäude bauen und 20 Profs einstellen müsste. Da wird dann ausgerechnet, wie viele man bei Ausreizung aller Kapazitäten nehmen kann und so viele dürfen dann anfangen. Solange es aber Kapazitäten gibt (weil man mehrere Profs hat, um ein breites Spektrum anzubieten) muss man die 300 Leute auch nehmen. Es liegt in der Verantwortung der Studenten, ob sie das Risiko eingehen, später damit keinen Job zu finden. Und das ist eigentlich auch gut so, denn wer sollte sonst entscheiden, wer sein Traumstudium machen darf und wer nicht? Ist doch in MEdizin schon schlimm genug, dass man mit >1,5 quasi nicht mehr reinkommt.
 

Sofakissen

Aktives Mitglied
Wird da 14 Semester studiert und sich nie gefragt was will ich mal werden, gibt es da Jobs überhaupt?
Oder sind arbeitslose Akademiker und Taxifahrende ganz normal inzwischen?
Du wirst lachen, aber das ist tatsächlich so. Ich interessiere mich ja selber sehr für diese Studiengänge und habe daher auch mit Leuten Kontakt, die das studieren (und mich gelegentlich mit Skripten beliefern). Und die meisten leben wirklich mit der Hoffnung '"es wird sich dann schon was finden". Ich denke, dass es einfach auch nicht ganz leicht ist, sich einzugestehen, dass das eigene Studium zumindest aus beruflicher Sicht Mist ist.

Ich sehe es da auch als Problem, dass studieren heute normal ist und es obendrein auch noch heißt, man solle etwas machen, was einem Spaß macht. Und wenn einem in der Schule Geschichte Spaß gemacht hat, studiert man eben das (weil einem z.B. Mint zu schwer ist, man normale Ausbildungen als Abiturient aber quasi als "unter seiner Würde" empfindet).
Die Arbeit sollte vielleicht in der Tat nicht unerträglich sein, jedoch dient sie in erster Linie eher dem Broterwerb. Da sollte man sich manchmal vielleicht schon fragen, ob man man nicht besser etwas langweiliges lernt, mit dem man dafür ein Gehalt bekommt, von dem man sich dann Bücher zu dem Zeug leisten kann, das einen wirklich interessiert. Man muss Geschichte ja nicht studieren, um gelegentlich abends mal ein Buch zu der Thematik zu lesen.
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Ihr vergesst hier auch eine wesentliche Tatsache und das sind die Grundvoraussetzungen.
Wenn jemand Eltern hat, die eine Firma besitzen oder reicht geerbt haben oder eben sehr wohlhabend sind. Oder eben einen Partner, dann studiert sich Kunstgeschichte anders, als wenn man ein armer Hansel ist, der obendrein dafür Bafög beansprucht. Ich hab selbst beim Studium ein älteres Ehepaar kennengelernt, das nicht wusste was es mit seiner freien Lebenszeit hat. Sie waren reiche Erben und sind dann in den Semesterferien einmal quer durch Italien und Frankreich und haben alle Lebenspunkte von Dali und Van Gogh und anderen Künstlern abgegrast.
Wenn man sich um Geld keine Sorgen machen muss, soll man das von mir aus auch gern so machen (oder seine Priorität nicht auf den Broterwerb setzt). Aber wenn man leben und sich mal was gönnen möchte, würde ich eben keine Fächer empfehlen, aus denen sich nur schwer Berufe ableiten lassen.

Ein weiterer Widerspruch ist eben der, dass viele Lehrer predigen, man soll doch machen was man Spaß macht.J
Jetzt behaupte ich: Arbeit macht nie Spaß. Wenn wir könnten, würden wir wohl eher zu Hause bleiben.
Von Spaß allein kann man eben seine Brötchen nicht bezahlen.

Hinzu kommt der Punkt, den ihr schon angesprochen habt. Es gibt Fächer, daraus kann man nichts ableiten. Mit Germansitik bist du kein Germanist, mit Skandinavistik, kein Skandinavist.
Es sind Fächer, die keine Lobby haben, weil sie eben kein Geld einbringen. Man sieht den gesellschaftlichen Nutzen nicht.
Wenn du Informatik studierst bist du eben Informatiker, mit Sozialer Arbeit Sozialarbeiter, mit Architektur Architekt. Das sind zwar auch nicht alles Berufe, die immer finanziell gut laufen, aber man kann eine Tätigkeit ableiten und besser einordnen.

Viele Studiengänge wie Orientalistik oder ähnliches sollten eigentlich eher Menschen vorbehalten sein, die von Haus aus reich sind oder Selbstverwirklichung leben.
Leider gibt es immer noch ein paar Opfer, die zu spät realisieren, dass sie naiv waren und sich falsche Vorstellung machten. Gerade mit 18 ist man noch sehr jung und beeinflussbar.

Leider ist es aber wie im Forum immer geschrieben wird. Hat man einmal den Punkt des Wechsels verpasst kommt man zumindest was die Studienberufe angeht nicht mehr aus der Maschinerie raus. Bist du einmal 30 und hast den armen Backround, dann ist kein Wechsel möglich.

Wie wir es drehen und wenden. Wir kommen immer wieder an den gleichen Punkt. Wenn du arm bist, hast du es sichtlich schwerer, als wenn bereits Startkapital in Mengen da ist.
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Muss man total weltfremd sein, dass einem sowas passiert?
Nicht unbedingt weltfremd. Es gibt Menschen, die legen in jungen Jahren keinen Wert auf materielles.
Die sind zufrieden, wenn sie ein Dach überm Kopf und Leitungswasser haben. Solche gibt es auch. Das sollte man fairnisshalber nicht vergessen.


Leider bedenken viele von ihnen nicht, dass sich Menschen auch weiterentwickeln und das man vielleicht nicht ewig wie mit Anfang 20 lebt oder die Eltern, die einen unterstützen nicht das ewige Leben haben.

Und dann gibt es den von dir erwähnten naiven Anteil, der die Utopie vertritt, die Welt wäre stehen geblieben und man würde als Akademiker wie vor 20 Jahre generell immer Arbeit bekommen.

Ich hab zeitweise selbst mal in der Berufsberatung gejobbt und meine Kollegin bekam regelmäßig halbe Nervenzusammenbrüche, als sie die Studenten hörte, die in die Akademikersprechstunde kamen. 6. Semester Changemanagement studiert, kurz vorm Abschluss und keinen Plan als was man da später arbeitet. Die schaute meine Kollegin an und fragte "Als was werde ich später überhaupt tätig sein?"
5. Semester Kulturwissenschaften. Ebenfalls keinen Plan. Fragt, ob er später auch sein Geld mit Kriegsfotografie im Ausland verdienen könne. Und das waren nur 2 Beispiele.
Meine Kollegin musste nach 6 weiteren Monaten zur Kur wegen psychosomatischen Beschwerden und daran war nicht nur ihr familiärer Hintergrund beteiligt.
 

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