Mein Selbstbewusstsein hat sich extremst gewandelt seit dem Lesen des angesprochenen Buches. Vor allem habe ich Fehler im zwischenmenschlichen Bereich eingesehen. Früher habe ich andere Leute zum Beispiel total beäugt, weil sie so viele oberflächliche Kontakte haben und immer mehr und immer mehr Leute kennenlernen wollen, anstatt mal ihre bestehenden Freundschaften zu intensivieren, wie ich es immer tat. In Wirklichkeit war ich wohl einfach nur furchtbar neidisch auf ihre Kontakte. Und ich sehe jetzt erst, wie viel einem auch rein oberflächliche Kontakte bringen können.
Was natürlich nicht heißt, dass man sich ausschließlich auf diese Kontakte besinnen soll. Aber letztendlich bleiben die tiefgründigen Kontakte ja trotzdem erhalten, auch wenn man sich drum herum einen sehr großen Bekanntenkreis mit Kumpels (nicht Freunden) aufbaut. Zu meinen depressiven Zeiten gab es für mich aber nur Schwarz-Weiß-Denken, und ich habe mir immer eingeredet: "Was für dumme Menschen. Wollen immer mehr und immer mehr Leute kennenlernen, und das meistens an Wochenenden abends im nicht mehr ganz nüchternen Zustand. Widerlich! Da bin ich stolz drauf, dass ich sowas nicht mache, und meine sozialen Kontakte lieber ausschließlich in meinen Tagträumen auslebe" (Den Satzteil hinter dem letzten Komma habe ich mir natürlich nicht bewusst so gedacht, aber im Prinzip war es genau das).
Frage: Was hat mich von diesen Leuten unterschieden? Richtig: sie genießen ihr Leben, während ich einsam und alleine vor mich hinleide. Eine ganz wichtige Sache der menschlichen Psychologie, die ich gelernt habe, ist das Prinzip der Selbstprojektion. Andere Leute für etwas beschuldigen, zeigt in Wirklichkeit, was einem selbst am allermeisten fehlt, und wonach man selbst am meisten dürstet (daher kommt auch dieses Gefühl des "provoziert fühlens", welches wir in diesem Thread ergründet haben. Das ist ein sehr tiefes Neidgefühl, nicht mehr). Ich wollte mir meine eigenen Ängste selbst nicht eingestehen, und habe stattdessen alles auf andere Leute geschoben (was unreif und auch absolut nicht fair ist). Toll gemacht, Glacio! 🙄 Und dann wunderst du dich allen Ernstes, dass keiner was mit dir zu tun haben will, wenn du in anderen Leuten sowieso nur das Schlechte siehst?
Das, was einen am meisten provoziert, ist genau das, was einem am meisten fehlt. Eine der absolut wichtigsten Erkenntnisse in meinem Leben. Mit positivem Nebeneffekt: So kann man herausfinden, was man vielleicht noch ausprobieren möchte im Leben, wovor man sich immer gedrückt hat. 😉 Wenn ich in Zukunft wieder dieses "provozierende" Gefühl bekomme, dann weiß ich: "Aha, das ist womöglich wieder was, was mir fehlt. Ich sollte meine Angst vor dieser Situation verlieren und sie mal austesten, und dann beurteilen".
Eine weitere wichtige Sache, die ich lernen musste: Wenn irgendwann solche Dinge wie Angst oder Nervosität wieder hochkommen, auf keinen Fall dagegen ankämpfen! Auch sowas wird gerne im Internet geschrieben, "versuch dich irgendwie von den negativen Gedanken zu befreien, kämpfe gegen das Gefühl an" oder "Rede dir ein, dass es doch gerade gar keinen Grund gibt, um nervös zu sein". Blablabla... Dass man dadurch alles nur viel schlimmer macht, auf diese Idee kommt natürlich keiner...
Wenn man versucht, sich aktiv gegen ein Gefühl zu wehren, also sobald man die Aufkerksamkeit auf das Gefühl lenkt, macht man es stärker und stärker. Man füttert es buchstäblich mit Energie. Die richtige Lösung ist viel einfacher: Dem Gefühl einfach freien Lauf lassen. Sich nicht dagegen wehren, und wenn es kommt, dann kommt es halt. Wenn man es einfach kommen lässt, wird es auch schnell wieder gehen.
Ich habe angefangen, an meinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Allein das Lesen des Buches, welches ich in meinem vorigen Posting ansprach, hat bereits eingeschlagen wie eine Bombe. Dabei habe ich "The Work" von Byron Katie noch gar nicht gemacht... 😉 Kaum zu glauben, aber ich habe in den letzten VIER Wochen in der Uni so viele Kontakte geknüpft wie vorher in 14 Jahren Schule und 1,5 Semestern Uni zusammen. Kein Witz, keine Übertreibung. Und es ist KEIN Zufall! Im 1. Semester hab ich mich noch extrem schwer damit getan, Kontakte zu knüpfen, drei Leute hab ich da gerade mal kennengelernt. So viele lerne ich mittlerweile pro WOCHE kennen (schade, dass das Semester ausgerechnet jetzt vorbei ist 🙁) - weil ich mittlerweile einfach auf die Leute zugehe und sie aktiv ANSPRECHE...
Ich hatte letzten Freitag eine Klausur und ich hab dann einen Mitstudenten, mit dem ich vor Wochen mal 2-3 Worte gewechselt habe, vorm Hörsaal gesehen, zusammen mit zwei anderen Leuten, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Und dann bin ich einfach zu ihnen hingegangen und hab ihnen viel Glück gewünscht und die Hand gegeben, obwohl ich die anderen beiden noch nie zuvor gesehen habe. Und mein Gott, sie haben sich gefreut. Es stimmt einfach. Sie haben sich sogar SEHR gefreut.
Vor 4 Wochen habe ich über Facebook mitbekommen, dass sich in meinem Studiengang ein (weiblicher) Fan meiner Lieblingsband befindet. Und als sie mir dann in de Uni mal über den Weg gelaufen ist, hab ich sie dann einfach mal drauf angesprochen. Einfach so. Und hatte dadurch wieder einen Kontakt mehr.
Ich könnte natürlich noch lockerer sein. Ich tue zwar mittlerweile Dinge, die ich mich vor 5 Wochen noch nicht getraut habe, aber es wird noch ein wenig dauern, bis mir das alles so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es für mich locker und spielerisch geworden ist und zu einem festen Bestandteil meiner einzigartigen Persönlichkeit wird. Aber viel fehlt jetzt nicht mehr, und die Work steht ja wie gesagt noch aus. 😉
Meine genommene Persönlichkeitsentwicklung strahle ich auch auf andere Leute aus, weswegen das ganze einen weiteren, positiven Effekt hat. Vor 3 Wochen hab ich in der Uni an einer Nutzerstudie teilgenommen (ich muss an 12 Studien teilnehmen, weil ich als Nebenfach Psychologie mache), wir haben in Gemeinschaftsarbeit viel herumdiskutiert und am Ende der Stunde ist der Typ, der neben mir saß, einfach auf mich zugegangen, hat mir die Hand gegeben und sich vorgestellt. Ende vom Lied: Wir waren gemeinsam Mittagessen und haben noch am selben Tag unsere Kontaktdaten ausgetauscht. Einfach so. Und ganz ehrlich: NIEMALS hätte er mich angesprochen, wenn ich noch die selbe Ausstrahlung wie vor 5 Wochen gehabt hätte. NIEMALS. NIE NIE NIE.
Eine ähnliche Situation gab es bereits am 3. Juli. An dem Tag hatte ich meine erste Klausur, und da kam's schon zu einer ähnlichen Situation. Irgendeiner aus meinem Studiengang, den ich vorher nur ab und zu mal im Hörsaal gesehen habe (wir haben NIE miteinander ein Wort gewechselt), kommt plötzlich auf mich zu, grüßt mich, fragt mich, wie's mir geht und ob ich gut gelernt hätte... Ich war total perplex, dachte erst, er hätte mich verwechselt, aber dem war nicht so. Irgendwas hat den zu mir hingezogen. Irgendwas habe ich ausgestrahlt. Sowas gab es vorher in meinem Leben NIE (also dass andere Leute einfach so auf mich zukommen), und jetzt binnen zwei Wochen zwei mal. Das ist kein Zufall. Das kann kein Zufall sein. Mittlerweile hab ich so viele Kontakte geknüpft im Studium, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme, mittlerweile will jeder was mit mir zu tun haben. Ich hab die Leute aus meiner Lerngruppe, aus meiner Praktikumsgruppe, aus meinem alten Nebenfach (welches ich gewechselt habe) kenne ich noch Leute, dazu kommen die, auf die ich zugegangen bin oder die auf mich zugegangen sind und deren Bekannten... Und wenn dann alle in einem Hörsaal zusammenkommen, hab ich im Gefühl, die prügeln sich drum, wer nun neben mir sitzen darf 😛 Und all das habe ich mir in den letzten 4 Wochen erst aufgebaut, seit ich 150 Euro für ein gewisses Buch ausgegeben habe... Kranke Welt.
Auch wenn's in dem Buch eigentlich um's Frauenansprechen und -kennenlernen geht, es hält zu 100%, was es verspricht, nämlich dass die Entwicklung, die man durch das Lesen und Verinnerlichen des Buches nimmt, sich auf ALLE Lebensbereiche positiv auswirkt. Kein anderes Buch beschreibt auf derart wenigen Seiten derart genau den Ursprung von Schüchternheit und Angst sowie die Funktionsweise der Amygdala (mandelförmiges Organ im Gehirn, aus dem die Angst entstammt) und wie man sich von den negativen Gedanken völlig befreit. Wenn ich da an das Buch über manische Depression denke, des ich im Februar mal angefangen hab zu lesen... 300 Seiten an völlig leeren Informationen, während das "besondere" Buch das Notwendige (was absolut nicht viel ist, das ist ja das Banale an der ganzen Sache! 🙄) prägnant auf 15-20 Seiten unterbringt, und die direkt in meiner Psyche eingeschlagen haben wie 'ne Bombe (im Gegensatz zu der "Ramschware", die man für 20-30 Euro im Einzelhandel bekommt und sich jeder Durchschnittsbürger kauft, um sie 1x zu lesen, danach wieder in den Schrank zu stellen und nie wirklich auszuprobieren...)
Nix hat gefruchtet, kein Buch, keine Psychotherapie, die ich 1,5 Jahre lang über mich ergehen ließ, kein Nachdenken, kein Andere-Leute-Beschuldigen... Das einzige, was ich brauchte, waren die Informationen, woher Angst und Schüchternheit entstammen und wie man dagegen ankämpfen kann. Und die hat mir dieses Buch geliefert. Mehr braucht es gar nicht, um Schüchternheit loszuwerden. So kommt man dann auch vollautomatisch raus aus der "Opferrolle", in der ich mich immer befand. Im Internet gibt es 10.000 Tipps zum entfliehen aus der Opferrolle, einer sinnloser als der Nächste, weil sie die Wurzel der Probleme nicht anpacken. Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel eine Aufzählung der Nachteile, die man hat, wenn man sich in der Opferrolle befindet. Ist ja alles nett gemeint, aber was bringt einem Menschen das Durchlesen der vielen Nachteile? Dadurch ändert sich nichts. Wäre ja auch zu schön, wenn's so einfach wäre. 🙄 Aber die menschliche Psychologie funktioniert halt leider (oder zum Glück?) nicht so einfach.
Wenn man aber die Wurzeln direkt anpackt, kommt man automatisch aus der Opferrolle raus, quasi als netter Nebeneffekt. Und das ist das, was ich geschafft habe. Ich beschuldige nicht mehr andere Leute oder meine allgemeinen Lebensumstände für mein bisheriges Scheitern in der Gesellschaft. Mein IQ ist zwar nachweislich überdurchschnittlich, und von intelligenten Leuten sagt man ja, dass sie viel mehr grübeln und dadurch eher zu Depressionen neigen als "normale" Leute. Mag ja alles stimmen, aber als intelligenter Mensch darf man sich keinesfalls davon abhängig machen. Ich dachte mir jedoch immer: "Ich bin intelligent, dadurch habe ich das Pech in der Gesellschaft gepachtet, und ich kann NICHTS dagegen tun". Aber nur, weil man intelligent ist, muss man nicht andauernd Grübeln und unbeliebt sein. Man neigt zwar mehr dazu, aber man kann auch als intelligenter Mensch aus dieser Rolle herausschlüpfen, ohne sich dafür verstellen zu müssen, da Schüchternheit nicht angeboren ist sondern, wie ich gelernt habe, durch antrainierte Denkmuster entsteht. Diese Denkmuster kommen zwar auch durch's Grübeln zustande, aber genauso, wie sie zustande kommen, kann man sie auch wieder auflösen. Seither sehne ich mich auch nicht mehr danach, "dümmer" zu sein, um weniger zu grübeln, und habe gelernt, mich wieder so zu akzeptieren, wie ich bin - was dann wiederum zu erhöhtem Selbstbewusstsein führt.
Es ist sozusagen schon ein neues Lebensgefühl, welches ich da gerade erlebe, und das alles, OHNE mich zu verändern oder zu verstellen. Ich bin immer noch genau der selbe Mensch wie vorher. Mein Charakter ist unverändert (und der lässt sich meiner Meinung nach auch gar nicht verändern), ich habe einzig und allein meine negativen Gedankenkonstrukte und Denkmuster beseitigt und das Schwarz-Weiß-Denken abgestellt. Zumindest weitestgehend, aber die letzten Reste krieg ich auch noch weg. Ich will ja noch "The Work" machen sowie ab Oktober zusätzlich noch anfangen zu meditieren, und danach auf Konfrontation gehen mit den paar wenigen Situationen, die mir noch Angst machen. Aber allein durch das Durchlesen des Buches hat sich schon so viel zum Guten verändert, dabei hab ich die drei Techniken eben aufgezählten Techniken noch gar nicht angewandt. Das kann was werden, wenn ich das dann mache. 😛 Dann bin ich im nüchternen Zustand selbstbewusster als andere Leute im angetrunkenen Zustand, und dann kann ich wirklich stolz auf mich sein, weil ich dann, ohne mich zu verstellen oder mich verändert zu haben, einen Vorsprung/Vorteil gegenüber 90% der Leute habe, die sich ihre Ängste an den Wochenenden lediglich temporär "wegtrinken". Ich sehe mich wirklich auf eine rosige Zukunft zusteuern. Man muss sich nur meine ersten Posts in diesem Forum durchlesen, und anschließend diejenigen, die ich in den vergangenen vier Wochen hier verfasst habe. Das sind Unterschiede, die sich in Superlativen gar nicht ausdrücken lassen. Ich bin nicht mehr der Ratsuchende hier im Forum, sondern längst der Ratgebende. Und das alles binnen vier popligen Wochen... Das Leben spielt manchmal echt verdammt verrückt.
Stand jetzt ist es so, dass ich mich nicht mehr von anderen provoziert fühle und mein vollkommen zerstörtes Frauenbild ist auch wieder komplett repariert... Binnen kürzester Zeit. Dazu werde ich aber ein anderes Mal noch ausführlicher eingehen, ich glaube, das reicht jetzt erstmal an Text. 😉
Selbstbewusste Grüße!
Glacio
p.s.: Ich sollte noch dazu sagen, dass ich mein neues Selbstbewusstsein bisher nur merke, wenn ich unterwegs bin (im Idealfall in München). Hier in meiner Bude hat sich noch nichts wirklich verändert, in meiner Freizeit fall ich nach wie vor noch in alte Verhaltensweisen und Gedankenmuster zurück, bin antriebslos. Ich verbringe nach wie vor viele Stunden am Tag am PC und konsumiere auch noch Pornografie (aber mehr aus einer Langeweile heraus). Das ist aber alles der hier vorherrschenden Langeweile geschuldet. Langeweile, die ich dann in München hoffentlich nicht mehr habe. In meinem Kaff bin ich einfach kreuzunglücklich. Hier ist halt gar nichts, und genau das hat mich mit der Zeit auch so depressiv gemacht. Ich mache jetzt hier noch meinen Ferienjob vom 3. August bis 11. September, Augen zu und durch. Und bis dahin gibt es dann auch endlich Klarheit wegen der Wohnung in München. Aber hier in meiner Bude bin ich nach wie vor sehr unglücklich und ich spüre nichts von meinem Persönlichkeitswandel.
Was natürlich nicht heißt, dass man sich ausschließlich auf diese Kontakte besinnen soll. Aber letztendlich bleiben die tiefgründigen Kontakte ja trotzdem erhalten, auch wenn man sich drum herum einen sehr großen Bekanntenkreis mit Kumpels (nicht Freunden) aufbaut. Zu meinen depressiven Zeiten gab es für mich aber nur Schwarz-Weiß-Denken, und ich habe mir immer eingeredet: "Was für dumme Menschen. Wollen immer mehr und immer mehr Leute kennenlernen, und das meistens an Wochenenden abends im nicht mehr ganz nüchternen Zustand. Widerlich! Da bin ich stolz drauf, dass ich sowas nicht mache, und meine sozialen Kontakte lieber ausschließlich in meinen Tagträumen auslebe" (Den Satzteil hinter dem letzten Komma habe ich mir natürlich nicht bewusst so gedacht, aber im Prinzip war es genau das).
Frage: Was hat mich von diesen Leuten unterschieden? Richtig: sie genießen ihr Leben, während ich einsam und alleine vor mich hinleide. Eine ganz wichtige Sache der menschlichen Psychologie, die ich gelernt habe, ist das Prinzip der Selbstprojektion. Andere Leute für etwas beschuldigen, zeigt in Wirklichkeit, was einem selbst am allermeisten fehlt, und wonach man selbst am meisten dürstet (daher kommt auch dieses Gefühl des "provoziert fühlens", welches wir in diesem Thread ergründet haben. Das ist ein sehr tiefes Neidgefühl, nicht mehr). Ich wollte mir meine eigenen Ängste selbst nicht eingestehen, und habe stattdessen alles auf andere Leute geschoben (was unreif und auch absolut nicht fair ist). Toll gemacht, Glacio! 🙄 Und dann wunderst du dich allen Ernstes, dass keiner was mit dir zu tun haben will, wenn du in anderen Leuten sowieso nur das Schlechte siehst?
Das, was einen am meisten provoziert, ist genau das, was einem am meisten fehlt. Eine der absolut wichtigsten Erkenntnisse in meinem Leben. Mit positivem Nebeneffekt: So kann man herausfinden, was man vielleicht noch ausprobieren möchte im Leben, wovor man sich immer gedrückt hat. 😉 Wenn ich in Zukunft wieder dieses "provozierende" Gefühl bekomme, dann weiß ich: "Aha, das ist womöglich wieder was, was mir fehlt. Ich sollte meine Angst vor dieser Situation verlieren und sie mal austesten, und dann beurteilen".
Eine weitere wichtige Sache, die ich lernen musste: Wenn irgendwann solche Dinge wie Angst oder Nervosität wieder hochkommen, auf keinen Fall dagegen ankämpfen! Auch sowas wird gerne im Internet geschrieben, "versuch dich irgendwie von den negativen Gedanken zu befreien, kämpfe gegen das Gefühl an" oder "Rede dir ein, dass es doch gerade gar keinen Grund gibt, um nervös zu sein". Blablabla... Dass man dadurch alles nur viel schlimmer macht, auf diese Idee kommt natürlich keiner...
Wenn man versucht, sich aktiv gegen ein Gefühl zu wehren, also sobald man die Aufkerksamkeit auf das Gefühl lenkt, macht man es stärker und stärker. Man füttert es buchstäblich mit Energie. Die richtige Lösung ist viel einfacher: Dem Gefühl einfach freien Lauf lassen. Sich nicht dagegen wehren, und wenn es kommt, dann kommt es halt. Wenn man es einfach kommen lässt, wird es auch schnell wieder gehen.
Ich habe angefangen, an meinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Allein das Lesen des Buches, welches ich in meinem vorigen Posting ansprach, hat bereits eingeschlagen wie eine Bombe. Dabei habe ich "The Work" von Byron Katie noch gar nicht gemacht... 😉 Kaum zu glauben, aber ich habe in den letzten VIER Wochen in der Uni so viele Kontakte geknüpft wie vorher in 14 Jahren Schule und 1,5 Semestern Uni zusammen. Kein Witz, keine Übertreibung. Und es ist KEIN Zufall! Im 1. Semester hab ich mich noch extrem schwer damit getan, Kontakte zu knüpfen, drei Leute hab ich da gerade mal kennengelernt. So viele lerne ich mittlerweile pro WOCHE kennen (schade, dass das Semester ausgerechnet jetzt vorbei ist 🙁) - weil ich mittlerweile einfach auf die Leute zugehe und sie aktiv ANSPRECHE...
Ich hatte letzten Freitag eine Klausur und ich hab dann einen Mitstudenten, mit dem ich vor Wochen mal 2-3 Worte gewechselt habe, vorm Hörsaal gesehen, zusammen mit zwei anderen Leuten, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Und dann bin ich einfach zu ihnen hingegangen und hab ihnen viel Glück gewünscht und die Hand gegeben, obwohl ich die anderen beiden noch nie zuvor gesehen habe. Und mein Gott, sie haben sich gefreut. Es stimmt einfach. Sie haben sich sogar SEHR gefreut.
Vor 4 Wochen habe ich über Facebook mitbekommen, dass sich in meinem Studiengang ein (weiblicher) Fan meiner Lieblingsband befindet. Und als sie mir dann in de Uni mal über den Weg gelaufen ist, hab ich sie dann einfach mal drauf angesprochen. Einfach so. Und hatte dadurch wieder einen Kontakt mehr.
Ich könnte natürlich noch lockerer sein. Ich tue zwar mittlerweile Dinge, die ich mich vor 5 Wochen noch nicht getraut habe, aber es wird noch ein wenig dauern, bis mir das alles so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es für mich locker und spielerisch geworden ist und zu einem festen Bestandteil meiner einzigartigen Persönlichkeit wird. Aber viel fehlt jetzt nicht mehr, und die Work steht ja wie gesagt noch aus. 😉
Meine genommene Persönlichkeitsentwicklung strahle ich auch auf andere Leute aus, weswegen das ganze einen weiteren, positiven Effekt hat. Vor 3 Wochen hab ich in der Uni an einer Nutzerstudie teilgenommen (ich muss an 12 Studien teilnehmen, weil ich als Nebenfach Psychologie mache), wir haben in Gemeinschaftsarbeit viel herumdiskutiert und am Ende der Stunde ist der Typ, der neben mir saß, einfach auf mich zugegangen, hat mir die Hand gegeben und sich vorgestellt. Ende vom Lied: Wir waren gemeinsam Mittagessen und haben noch am selben Tag unsere Kontaktdaten ausgetauscht. Einfach so. Und ganz ehrlich: NIEMALS hätte er mich angesprochen, wenn ich noch die selbe Ausstrahlung wie vor 5 Wochen gehabt hätte. NIEMALS. NIE NIE NIE.
Eine ähnliche Situation gab es bereits am 3. Juli. An dem Tag hatte ich meine erste Klausur, und da kam's schon zu einer ähnlichen Situation. Irgendeiner aus meinem Studiengang, den ich vorher nur ab und zu mal im Hörsaal gesehen habe (wir haben NIE miteinander ein Wort gewechselt), kommt plötzlich auf mich zu, grüßt mich, fragt mich, wie's mir geht und ob ich gut gelernt hätte... Ich war total perplex, dachte erst, er hätte mich verwechselt, aber dem war nicht so. Irgendwas hat den zu mir hingezogen. Irgendwas habe ich ausgestrahlt. Sowas gab es vorher in meinem Leben NIE (also dass andere Leute einfach so auf mich zukommen), und jetzt binnen zwei Wochen zwei mal. Das ist kein Zufall. Das kann kein Zufall sein. Mittlerweile hab ich so viele Kontakte geknüpft im Studium, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme, mittlerweile will jeder was mit mir zu tun haben. Ich hab die Leute aus meiner Lerngruppe, aus meiner Praktikumsgruppe, aus meinem alten Nebenfach (welches ich gewechselt habe) kenne ich noch Leute, dazu kommen die, auf die ich zugegangen bin oder die auf mich zugegangen sind und deren Bekannten... Und wenn dann alle in einem Hörsaal zusammenkommen, hab ich im Gefühl, die prügeln sich drum, wer nun neben mir sitzen darf 😛 Und all das habe ich mir in den letzten 4 Wochen erst aufgebaut, seit ich 150 Euro für ein gewisses Buch ausgegeben habe... Kranke Welt.
Auch wenn's in dem Buch eigentlich um's Frauenansprechen und -kennenlernen geht, es hält zu 100%, was es verspricht, nämlich dass die Entwicklung, die man durch das Lesen und Verinnerlichen des Buches nimmt, sich auf ALLE Lebensbereiche positiv auswirkt. Kein anderes Buch beschreibt auf derart wenigen Seiten derart genau den Ursprung von Schüchternheit und Angst sowie die Funktionsweise der Amygdala (mandelförmiges Organ im Gehirn, aus dem die Angst entstammt) und wie man sich von den negativen Gedanken völlig befreit. Wenn ich da an das Buch über manische Depression denke, des ich im Februar mal angefangen hab zu lesen... 300 Seiten an völlig leeren Informationen, während das "besondere" Buch das Notwendige (was absolut nicht viel ist, das ist ja das Banale an der ganzen Sache! 🙄) prägnant auf 15-20 Seiten unterbringt, und die direkt in meiner Psyche eingeschlagen haben wie 'ne Bombe (im Gegensatz zu der "Ramschware", die man für 20-30 Euro im Einzelhandel bekommt und sich jeder Durchschnittsbürger kauft, um sie 1x zu lesen, danach wieder in den Schrank zu stellen und nie wirklich auszuprobieren...)
Nix hat gefruchtet, kein Buch, keine Psychotherapie, die ich 1,5 Jahre lang über mich ergehen ließ, kein Nachdenken, kein Andere-Leute-Beschuldigen... Das einzige, was ich brauchte, waren die Informationen, woher Angst und Schüchternheit entstammen und wie man dagegen ankämpfen kann. Und die hat mir dieses Buch geliefert. Mehr braucht es gar nicht, um Schüchternheit loszuwerden. So kommt man dann auch vollautomatisch raus aus der "Opferrolle", in der ich mich immer befand. Im Internet gibt es 10.000 Tipps zum entfliehen aus der Opferrolle, einer sinnloser als der Nächste, weil sie die Wurzel der Probleme nicht anpacken. Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel eine Aufzählung der Nachteile, die man hat, wenn man sich in der Opferrolle befindet. Ist ja alles nett gemeint, aber was bringt einem Menschen das Durchlesen der vielen Nachteile? Dadurch ändert sich nichts. Wäre ja auch zu schön, wenn's so einfach wäre. 🙄 Aber die menschliche Psychologie funktioniert halt leider (oder zum Glück?) nicht so einfach.
Wenn man aber die Wurzeln direkt anpackt, kommt man automatisch aus der Opferrolle raus, quasi als netter Nebeneffekt. Und das ist das, was ich geschafft habe. Ich beschuldige nicht mehr andere Leute oder meine allgemeinen Lebensumstände für mein bisheriges Scheitern in der Gesellschaft. Mein IQ ist zwar nachweislich überdurchschnittlich, und von intelligenten Leuten sagt man ja, dass sie viel mehr grübeln und dadurch eher zu Depressionen neigen als "normale" Leute. Mag ja alles stimmen, aber als intelligenter Mensch darf man sich keinesfalls davon abhängig machen. Ich dachte mir jedoch immer: "Ich bin intelligent, dadurch habe ich das Pech in der Gesellschaft gepachtet, und ich kann NICHTS dagegen tun". Aber nur, weil man intelligent ist, muss man nicht andauernd Grübeln und unbeliebt sein. Man neigt zwar mehr dazu, aber man kann auch als intelligenter Mensch aus dieser Rolle herausschlüpfen, ohne sich dafür verstellen zu müssen, da Schüchternheit nicht angeboren ist sondern, wie ich gelernt habe, durch antrainierte Denkmuster entsteht. Diese Denkmuster kommen zwar auch durch's Grübeln zustande, aber genauso, wie sie zustande kommen, kann man sie auch wieder auflösen. Seither sehne ich mich auch nicht mehr danach, "dümmer" zu sein, um weniger zu grübeln, und habe gelernt, mich wieder so zu akzeptieren, wie ich bin - was dann wiederum zu erhöhtem Selbstbewusstsein führt.
Es ist sozusagen schon ein neues Lebensgefühl, welches ich da gerade erlebe, und das alles, OHNE mich zu verändern oder zu verstellen. Ich bin immer noch genau der selbe Mensch wie vorher. Mein Charakter ist unverändert (und der lässt sich meiner Meinung nach auch gar nicht verändern), ich habe einzig und allein meine negativen Gedankenkonstrukte und Denkmuster beseitigt und das Schwarz-Weiß-Denken abgestellt. Zumindest weitestgehend, aber die letzten Reste krieg ich auch noch weg. Ich will ja noch "The Work" machen sowie ab Oktober zusätzlich noch anfangen zu meditieren, und danach auf Konfrontation gehen mit den paar wenigen Situationen, die mir noch Angst machen. Aber allein durch das Durchlesen des Buches hat sich schon so viel zum Guten verändert, dabei hab ich die drei Techniken eben aufgezählten Techniken noch gar nicht angewandt. Das kann was werden, wenn ich das dann mache. 😛 Dann bin ich im nüchternen Zustand selbstbewusster als andere Leute im angetrunkenen Zustand, und dann kann ich wirklich stolz auf mich sein, weil ich dann, ohne mich zu verstellen oder mich verändert zu haben, einen Vorsprung/Vorteil gegenüber 90% der Leute habe, die sich ihre Ängste an den Wochenenden lediglich temporär "wegtrinken". Ich sehe mich wirklich auf eine rosige Zukunft zusteuern. Man muss sich nur meine ersten Posts in diesem Forum durchlesen, und anschließend diejenigen, die ich in den vergangenen vier Wochen hier verfasst habe. Das sind Unterschiede, die sich in Superlativen gar nicht ausdrücken lassen. Ich bin nicht mehr der Ratsuchende hier im Forum, sondern längst der Ratgebende. Und das alles binnen vier popligen Wochen... Das Leben spielt manchmal echt verdammt verrückt.
Stand jetzt ist es so, dass ich mich nicht mehr von anderen provoziert fühle und mein vollkommen zerstörtes Frauenbild ist auch wieder komplett repariert... Binnen kürzester Zeit. Dazu werde ich aber ein anderes Mal noch ausführlicher eingehen, ich glaube, das reicht jetzt erstmal an Text. 😉
Selbstbewusste Grüße!
Glacio
p.s.: Ich sollte noch dazu sagen, dass ich mein neues Selbstbewusstsein bisher nur merke, wenn ich unterwegs bin (im Idealfall in München). Hier in meiner Bude hat sich noch nichts wirklich verändert, in meiner Freizeit fall ich nach wie vor noch in alte Verhaltensweisen und Gedankenmuster zurück, bin antriebslos. Ich verbringe nach wie vor viele Stunden am Tag am PC und konsumiere auch noch Pornografie (aber mehr aus einer Langeweile heraus). Das ist aber alles der hier vorherrschenden Langeweile geschuldet. Langeweile, die ich dann in München hoffentlich nicht mehr habe. In meinem Kaff bin ich einfach kreuzunglücklich. Hier ist halt gar nichts, und genau das hat mich mit der Zeit auch so depressiv gemacht. Ich mache jetzt hier noch meinen Ferienjob vom 3. August bis 11. September, Augen zu und durch. Und bis dahin gibt es dann auch endlich Klarheit wegen der Wohnung in München. Aber hier in meiner Bude bin ich nach wie vor sehr unglücklich und ich spüre nichts von meinem Persönlichkeitswandel.
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