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Abneigungen, depressive Störungen, ...

Mein Selbstbewusstsein hat sich extremst gewandelt seit dem Lesen des angesprochenen Buches. Vor allem habe ich Fehler im zwischenmenschlichen Bereich eingesehen. Früher habe ich andere Leute zum Beispiel total beäugt, weil sie so viele oberflächliche Kontakte haben und immer mehr und immer mehr Leute kennenlernen wollen, anstatt mal ihre bestehenden Freundschaften zu intensivieren, wie ich es immer tat. In Wirklichkeit war ich wohl einfach nur furchtbar neidisch auf ihre Kontakte. Und ich sehe jetzt erst, wie viel einem auch rein oberflächliche Kontakte bringen können.

Was natürlich nicht heißt, dass man sich ausschließlich auf diese Kontakte besinnen soll. Aber letztendlich bleiben die tiefgründigen Kontakte ja trotzdem erhalten, auch wenn man sich drum herum einen sehr großen Bekanntenkreis mit Kumpels (nicht Freunden) aufbaut. Zu meinen depressiven Zeiten gab es für mich aber nur Schwarz-Weiß-Denken, und ich habe mir immer eingeredet: "Was für dumme Menschen. Wollen immer mehr und immer mehr Leute kennenlernen, und das meistens an Wochenenden abends im nicht mehr ganz nüchternen Zustand. Widerlich! Da bin ich stolz drauf, dass ich sowas nicht mache, und meine sozialen Kontakte lieber ausschließlich in meinen Tagträumen auslebe" (Den Satzteil hinter dem letzten Komma habe ich mir natürlich nicht bewusst so gedacht, aber im Prinzip war es genau das).

Frage: Was hat mich von diesen Leuten unterschieden? Richtig: sie genießen ihr Leben, während ich einsam und alleine vor mich hinleide. Eine ganz wichtige Sache der menschlichen Psychologie, die ich gelernt habe, ist das Prinzip der Selbstprojektion. Andere Leute für etwas beschuldigen, zeigt in Wirklichkeit, was einem selbst am allermeisten fehlt, und wonach man selbst am meisten dürstet (daher kommt auch dieses Gefühl des "provoziert fühlens", welches wir in diesem Thread ergründet haben. Das ist ein sehr tiefes Neidgefühl, nicht mehr). Ich wollte mir meine eigenen Ängste selbst nicht eingestehen, und habe stattdessen alles auf andere Leute geschoben (was unreif und auch absolut nicht fair ist). Toll gemacht, Glacio! 🙄 Und dann wunderst du dich allen Ernstes, dass keiner was mit dir zu tun haben will, wenn du in anderen Leuten sowieso nur das Schlechte siehst?
Das, was einen am meisten provoziert, ist genau das, was einem am meisten fehlt. Eine der absolut wichtigsten Erkenntnisse in meinem Leben. Mit positivem Nebeneffekt: So kann man herausfinden, was man vielleicht noch ausprobieren möchte im Leben, wovor man sich immer gedrückt hat. 😉 Wenn ich in Zukunft wieder dieses "provozierende" Gefühl bekomme, dann weiß ich: "Aha, das ist womöglich wieder was, was mir fehlt. Ich sollte meine Angst vor dieser Situation verlieren und sie mal austesten, und dann beurteilen".

Eine weitere wichtige Sache, die ich lernen musste: Wenn irgendwann solche Dinge wie Angst oder Nervosität wieder hochkommen, auf keinen Fall dagegen ankämpfen! Auch sowas wird gerne im Internet geschrieben, "versuch dich irgendwie von den negativen Gedanken zu befreien, kämpfe gegen das Gefühl an" oder "Rede dir ein, dass es doch gerade gar keinen Grund gibt, um nervös zu sein". Blablabla... Dass man dadurch alles nur viel schlimmer macht, auf diese Idee kommt natürlich keiner...
Wenn man versucht, sich aktiv gegen ein Gefühl zu wehren, also sobald man die Aufkerksamkeit auf das Gefühl lenkt, macht man es stärker und stärker. Man füttert es buchstäblich mit Energie. Die richtige Lösung ist viel einfacher: Dem Gefühl einfach freien Lauf lassen. Sich nicht dagegen wehren, und wenn es kommt, dann kommt es halt. Wenn man es einfach kommen lässt, wird es auch schnell wieder gehen.

Ich habe angefangen, an meinem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Allein das Lesen des Buches, welches ich in meinem vorigen Posting ansprach, hat bereits eingeschlagen wie eine Bombe. Dabei habe ich "The Work" von Byron Katie noch gar nicht gemacht... 😉 Kaum zu glauben, aber ich habe in den letzten VIER Wochen in der Uni so viele Kontakte geknüpft wie vorher in 14 Jahren Schule und 1,5 Semestern Uni zusammen. Kein Witz, keine Übertreibung. Und es ist KEIN Zufall! Im 1. Semester hab ich mich noch extrem schwer damit getan, Kontakte zu knüpfen, drei Leute hab ich da gerade mal kennengelernt. So viele lerne ich mittlerweile pro WOCHE kennen (schade, dass das Semester ausgerechnet jetzt vorbei ist 🙁) - weil ich mittlerweile einfach auf die Leute zugehe und sie aktiv ANSPRECHE...

Ich hatte letzten Freitag eine Klausur und ich hab dann einen Mitstudenten, mit dem ich vor Wochen mal 2-3 Worte gewechselt habe, vorm Hörsaal gesehen, zusammen mit zwei anderen Leuten, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Und dann bin ich einfach zu ihnen hingegangen und hab ihnen viel Glück gewünscht und die Hand gegeben, obwohl ich die anderen beiden noch nie zuvor gesehen habe. Und mein Gott, sie haben sich gefreut. Es stimmt einfach. Sie haben sich sogar SEHR gefreut.

Vor 4 Wochen habe ich über Facebook mitbekommen, dass sich in meinem Studiengang ein (weiblicher) Fan meiner Lieblingsband befindet. Und als sie mir dann in de Uni mal über den Weg gelaufen ist, hab ich sie dann einfach mal drauf angesprochen. Einfach so. Und hatte dadurch wieder einen Kontakt mehr.

Ich könnte natürlich noch lockerer sein. Ich tue zwar mittlerweile Dinge, die ich mich vor 5 Wochen noch nicht getraut habe, aber es wird noch ein wenig dauern, bis mir das alles so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass es für mich locker und spielerisch geworden ist und zu einem festen Bestandteil meiner einzigartigen Persönlichkeit wird. Aber viel fehlt jetzt nicht mehr, und die Work steht ja wie gesagt noch aus. 😉

Meine genommene Persönlichkeitsentwicklung strahle ich auch auf andere Leute aus, weswegen das ganze einen weiteren, positiven Effekt hat. Vor 3 Wochen hab ich in der Uni an einer Nutzerstudie teilgenommen (ich muss an 12 Studien teilnehmen, weil ich als Nebenfach Psychologie mache), wir haben in Gemeinschaftsarbeit viel herumdiskutiert und am Ende der Stunde ist der Typ, der neben mir saß, einfach auf mich zugegangen, hat mir die Hand gegeben und sich vorgestellt. Ende vom Lied: Wir waren gemeinsam Mittagessen und haben noch am selben Tag unsere Kontaktdaten ausgetauscht. Einfach so. Und ganz ehrlich: NIEMALS hätte er mich angesprochen, wenn ich noch die selbe Ausstrahlung wie vor 5 Wochen gehabt hätte. NIEMALS. NIE NIE NIE.

Eine ähnliche Situation gab es bereits am 3. Juli. An dem Tag hatte ich meine erste Klausur, und da kam's schon zu einer ähnlichen Situation. Irgendeiner aus meinem Studiengang, den ich vorher nur ab und zu mal im Hörsaal gesehen habe (wir haben NIE miteinander ein Wort gewechselt), kommt plötzlich auf mich zu, grüßt mich, fragt mich, wie's mir geht und ob ich gut gelernt hätte... Ich war total perplex, dachte erst, er hätte mich verwechselt, aber dem war nicht so. Irgendwas hat den zu mir hingezogen. Irgendwas habe ich ausgestrahlt. Sowas gab es vorher in meinem Leben NIE (also dass andere Leute einfach so auf mich zukommen), und jetzt binnen zwei Wochen zwei mal. Das ist kein Zufall. Das kann kein Zufall sein. Mittlerweile hab ich so viele Kontakte geknüpft im Studium, dass ich gar nicht mehr hinterherkomme, mittlerweile will jeder was mit mir zu tun haben. Ich hab die Leute aus meiner Lerngruppe, aus meiner Praktikumsgruppe, aus meinem alten Nebenfach (welches ich gewechselt habe) kenne ich noch Leute, dazu kommen die, auf die ich zugegangen bin oder die auf mich zugegangen sind und deren Bekannten... Und wenn dann alle in einem Hörsaal zusammenkommen, hab ich im Gefühl, die prügeln sich drum, wer nun neben mir sitzen darf 😛 Und all das habe ich mir in den letzten 4 Wochen erst aufgebaut, seit ich 150 Euro für ein gewisses Buch ausgegeben habe... Kranke Welt.

Auch wenn's in dem Buch eigentlich um's Frauenansprechen und -kennenlernen geht, es hält zu 100%, was es verspricht, nämlich dass die Entwicklung, die man durch das Lesen und Verinnerlichen des Buches nimmt, sich auf ALLE Lebensbereiche positiv auswirkt. Kein anderes Buch beschreibt auf derart wenigen Seiten derart genau den Ursprung von Schüchternheit und Angst sowie die Funktionsweise der Amygdala (mandelförmiges Organ im Gehirn, aus dem die Angst entstammt) und wie man sich von den negativen Gedanken völlig befreit. Wenn ich da an das Buch über manische Depression denke, des ich im Februar mal angefangen hab zu lesen... 300 Seiten an völlig leeren Informationen, während das "besondere" Buch das Notwendige (was absolut nicht viel ist, das ist ja das Banale an der ganzen Sache! 🙄) prägnant auf 15-20 Seiten unterbringt, und die direkt in meiner Psyche eingeschlagen haben wie 'ne Bombe (im Gegensatz zu der "Ramschware", die man für 20-30 Euro im Einzelhandel bekommt und sich jeder Durchschnittsbürger kauft, um sie 1x zu lesen, danach wieder in den Schrank zu stellen und nie wirklich auszuprobieren...)

Nix hat gefruchtet, kein Buch, keine Psychotherapie, die ich 1,5 Jahre lang über mich ergehen ließ, kein Nachdenken, kein Andere-Leute-Beschuldigen... Das einzige, was ich brauchte, waren die Informationen, woher Angst und Schüchternheit entstammen und wie man dagegen ankämpfen kann. Und die hat mir dieses Buch geliefert. Mehr braucht es gar nicht, um Schüchternheit loszuwerden. So kommt man dann auch vollautomatisch raus aus der "Opferrolle", in der ich mich immer befand. Im Internet gibt es 10.000 Tipps zum entfliehen aus der Opferrolle, einer sinnloser als der Nächste, weil sie die Wurzel der Probleme nicht anpacken. Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel eine Aufzählung der Nachteile, die man hat, wenn man sich in der Opferrolle befindet. Ist ja alles nett gemeint, aber was bringt einem Menschen das Durchlesen der vielen Nachteile? Dadurch ändert sich nichts. Wäre ja auch zu schön, wenn's so einfach wäre. 🙄 Aber die menschliche Psychologie funktioniert halt leider (oder zum Glück?) nicht so einfach.

Wenn man aber die Wurzeln direkt anpackt, kommt man automatisch aus der Opferrolle raus, quasi als netter Nebeneffekt. Und das ist das, was ich geschafft habe. Ich beschuldige nicht mehr andere Leute oder meine allgemeinen Lebensumstände für mein bisheriges Scheitern in der Gesellschaft. Mein IQ ist zwar nachweislich überdurchschnittlich, und von intelligenten Leuten sagt man ja, dass sie viel mehr grübeln und dadurch eher zu Depressionen neigen als "normale" Leute. Mag ja alles stimmen, aber als intelligenter Mensch darf man sich keinesfalls davon abhängig machen. Ich dachte mir jedoch immer: "Ich bin intelligent, dadurch habe ich das Pech in der Gesellschaft gepachtet, und ich kann NICHTS dagegen tun". Aber nur, weil man intelligent ist, muss man nicht andauernd Grübeln und unbeliebt sein. Man neigt zwar mehr dazu, aber man kann auch als intelligenter Mensch aus dieser Rolle herausschlüpfen, ohne sich dafür verstellen zu müssen, da Schüchternheit nicht angeboren ist sondern, wie ich gelernt habe, durch antrainierte Denkmuster entsteht. Diese Denkmuster kommen zwar auch durch's Grübeln zustande, aber genauso, wie sie zustande kommen, kann man sie auch wieder auflösen. Seither sehne ich mich auch nicht mehr danach, "dümmer" zu sein, um weniger zu grübeln, und habe gelernt, mich wieder so zu akzeptieren, wie ich bin - was dann wiederum zu erhöhtem Selbstbewusstsein führt.

Es ist sozusagen schon ein neues Lebensgefühl, welches ich da gerade erlebe, und das alles, OHNE mich zu verändern oder zu verstellen. Ich bin immer noch genau der selbe Mensch wie vorher. Mein Charakter ist unverändert (und der lässt sich meiner Meinung nach auch gar nicht verändern), ich habe einzig und allein meine negativen Gedankenkonstrukte und Denkmuster beseitigt und das Schwarz-Weiß-Denken abgestellt. Zumindest weitestgehend, aber die letzten Reste krieg ich auch noch weg. Ich will ja noch "The Work" machen sowie ab Oktober zusätzlich noch anfangen zu meditieren, und danach auf Konfrontation gehen mit den paar wenigen Situationen, die mir noch Angst machen. Aber allein durch das Durchlesen des Buches hat sich schon so viel zum Guten verändert, dabei hab ich die drei Techniken eben aufgezählten Techniken noch gar nicht angewandt. Das kann was werden, wenn ich das dann mache. 😛 Dann bin ich im nüchternen Zustand selbstbewusster als andere Leute im angetrunkenen Zustand, und dann kann ich wirklich stolz auf mich sein, weil ich dann, ohne mich zu verstellen oder mich verändert zu haben, einen Vorsprung/Vorteil gegenüber 90% der Leute habe, die sich ihre Ängste an den Wochenenden lediglich temporär "wegtrinken". Ich sehe mich wirklich auf eine rosige Zukunft zusteuern. Man muss sich nur meine ersten Posts in diesem Forum durchlesen, und anschließend diejenigen, die ich in den vergangenen vier Wochen hier verfasst habe. Das sind Unterschiede, die sich in Superlativen gar nicht ausdrücken lassen. Ich bin nicht mehr der Ratsuchende hier im Forum, sondern längst der Ratgebende. Und das alles binnen vier popligen Wochen... Das Leben spielt manchmal echt verdammt verrückt.

Stand jetzt ist es so, dass ich mich nicht mehr von anderen provoziert fühle und mein vollkommen zerstörtes Frauenbild ist auch wieder komplett repariert... Binnen kürzester Zeit. Dazu werde ich aber ein anderes Mal noch ausführlicher eingehen, ich glaube, das reicht jetzt erstmal an Text. 😉

Selbstbewusste Grüße!
Glacio


p.s.: Ich sollte noch dazu sagen, dass ich mein neues Selbstbewusstsein bisher nur merke, wenn ich unterwegs bin (im Idealfall in München). Hier in meiner Bude hat sich noch nichts wirklich verändert, in meiner Freizeit fall ich nach wie vor noch in alte Verhaltensweisen und Gedankenmuster zurück, bin antriebslos. Ich verbringe nach wie vor viele Stunden am Tag am PC und konsumiere auch noch Pornografie (aber mehr aus einer Langeweile heraus). Das ist aber alles der hier vorherrschenden Langeweile geschuldet. Langeweile, die ich dann in München hoffentlich nicht mehr habe. In meinem Kaff bin ich einfach kreuzunglücklich. Hier ist halt gar nichts, und genau das hat mich mit der Zeit auch so depressiv gemacht. Ich mache jetzt hier noch meinen Ferienjob vom 3. August bis 11. September, Augen zu und durch. Und bis dahin gibt es dann auch endlich Klarheit wegen der Wohnung in München. Aber hier in meiner Bude bin ich nach wie vor sehr unglücklich und ich spüre nichts von meinem Persönlichkeitswandel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für deine "Wasserstandsmeldung", Glacio!

Dann mach' mal genau mit dem weiter, was dir
gut tut und das mit dem guten Gefühl in deiner
eigenen Bude schaffst du irgendwann auch noch.

Alles Gute!
Werner

P.S. Aus meiner Erfahrung sollte man bei so starken
Erfolgen auch mit Rückfällen rechnen und sich für
den Fall mit einer passenden Strategie versorgen 🙂
 
Hi Glacio,
ich kann dir vielleicht nicht aus deinem Problem helfen, aber ich kann dir ein paar Tipps geben, wie ich mit den selben Symptomen umgehe.
Zuerst mal ich bin weiblich und 18 Jahre alt und bin keinesfalls einer dieser Leute die jedes Wochenende trinken, weil es "cool" ist. Ich habe gesundheitliche Probleme, die es mir nicht erlauben Alkohol zu trinken.
Es ist schon ein guter Schritt, dass du in psychologischer Behandlung warst/bist, denn den Schritt habe ich mich noch nicht getraut.
Ich leide auch an dieser extremen Energielosigkeit und das erschwert alles auch sehr in der Schule, denn ich mache jetzt im kommenden Schuljahr mein Abitur. Ich versuche jeden morgen wenn ich wach zu lächeln. Hört sich vielleicht total bescheuert an, vor allen Dingen weil es einem sehr schwer fällt. Aber man startet gleich ganz anders in den Tag.
Ich habe auch einen tollen Freundeskreis und ich frage mich oft warum es mir überhaupt so schlecht geht, denn ich habe vieles was sich einige Menschen wünschen würden. Ich denke, dass du dich das auch schon mal gefragt hast. Mit solchen Gedanken steigert man sich allerdings nur noch mehr hinein.
Denk dir auf jeden Fall immer, dass du auf keinen Fall alleine bist.
Ich hoffe ich konnte etwas helfen.
 
Jetzt zum Thema "Frauenbild". Ich bin wohl der Einzige, der sich dazu derart ausführlich äußert, aber in den letzten beiden Jahren war es für mich halt ein elementares Thema, welches nunmal mitverantwortlich für meine extremen Stimmungsschwankungen war, deswegen ist es mir auch ein wichtiges Anliegen.

Einige Wunden aus meiner Vergangenheit sind natürlich immer noch weit offen. Aber mittlerweile sehe ich ein Mädchen wieder als Mensch mit Gefühlen, und nicht als etwas Arrogantes, was die Kontrolle über Männer hat. Wie ich das geschafft habe? Das gelesene Buch hat mir extrem geholfen, weil der Verfasser, im Gegensatz zu den anderen Typen, beschreibt, WESHALB Frauen einen Mann eigentlich abblitzen lassen und wonach sie sich in Wirklichkeit überhaupt sehnen. Und ich weiß nun: Je EHRLICHER man als Mann ist, desto dankbarer sind einem die Frauen. Andere Leute werfen dagegen nur so mit sinnlosen Flirttipps (gestelltes Verhalten) um sich (selbst vermeindlich seriöse Seiten wie Helpster!), um einem Mann zu zeigen, wie man Frauen "rumkriegt" 🙄. Ist ja klar dass ich dann denke, dass Frauen wirklich Roboter sind, die für nen Mann nur dann funktionieren, wenn er alle notwendigen Hebel in der weiblichen Psychologie betätigt und manipuliert. Ansonsten haben sie die Kontrolle über den Mann.

Generell bin ich der Meinung, dass Flirten nichts ist, was man "lernen" müsste. 90% der Bevölkerung sind vielleicht dieser Meinung, aber das stimmt nicht. Ich meine: Wie soll das denn aussehen, dieses "Flirten lernen"? Dass Flirttipps einen eher unsicherer machen, muss ich glaube ich nicht nochmal erwähnen, und "allgemeine" Tipps à la "sei einfach du selbst" oder "einfach locker selbstbewusst sein" sind natürlich nett gemeint, bringen dem Empfänger aber rein gar nichts und sind somit auch völlig nutzlos (mal davon abgesehen, dass man sich dann selbst verkrampft, wenn man sich denkt: "Oh Gott, ich sollte jetzt selbstbewusst wirken. Wie mache ich das jetzt am Besten? Ohje, und das Mädel sieht mir meine Unsicherheit jetzt bestimmt an. Ich weiß nicht, was ich ihr jetzt sagen soll" etc. pp.). Die Wurzel der Probleme muss angepackt werden, nicht das, was diese Wurzel verursacht. Wenn man einen Baum fällt, indem man ihn absägt, bleiben die Wurzeln auch dort weiter enthalten, und letztendlich hat man langfristig gesehen nichts gewonnen. Um etwas komplett zu lösen, müssen die Wurzeln komplett rausgezogen werden.
Ich bin der Meinung, dass durch eigenes Selbstbewusstsein die Flirtkenntnis von alleine kommt. Wenn man sich von irgendwelchen "Flirttipps" abhängig macht, verstellt man sich (unbewusst natürlich) und, was noch viel schlimmer ist: Man ist nicht im Moment drin, sondern steckt in seinem eigenen Kopf - was wiederum zu Nervosität führt (wie ich eben ja schon beschrieben habe).

Durch das Inhalieren der ganzen Flirttipps, die man im Internet findet, bekam ich das Gefühl, Frauen würden einen Mann aus Boshaftigkeit und Macht zurückweisen. Die Wahrheit ist, dass Frauen in den meisten Fällen eher Angst vor den Männern haben. Ein für mich persönlich sehr wichtiges Zitat aus dem Buch, das ich gelesen habe:

"Ihre abweisende Haltung ist nicht Boshaftigkeit, sondern Unsicherheit. Das heißt, wenn du solche Reaktionen von Frauen kriegst, darfst du nicht "cooler" werden... sondern du musst wärmer werden. Freundlicher. Höflicher. Ehrlicher. Verletzlicher. Viele Kerle kriegen bei diesen Worten Muffensausen. Aber du musst über deinen Zwang, ständig deine Männlichkeit unter Beweis stellen zu müssen, hinaus wachsen. Was Frauen wirklich männlich finden ist kein Player, der ständig auf alles die richtige Antwort hat. Sondern was sie wirklich antörnt ist ein Kerl, der Manns genug ist, auch mal Verwundbarkeit zu zeigen. Ehrlich mit Frauen zu sein ist kein Schritt rückwärts, sondern ein Schritt vorwärts. Das ist der Unterschied zwischen "Mann" und "Junge". Was eine Frau braucht, damit sie sich dir öffnen kann, ist das Gefühl von SICHERHEIT. Zeig ihr Gefühl. Zeig ihr, dass du's ehrlich meinst. Dass es kein Spiel für dich ist - sondern dass du wirklich findest, sie ist schön. Frauen merken den Unterschied."

Und da ich den Verfasser dieser Buches für absolut ehrlich halte und er mir schon sehr geholfen hat, haben seine Worte auch eine sehr große Wirkung auf mich. Und er hebt sich einfach komplett von anderen Flirtcoaches sowie von dem üblichen Mediengesabbel ab... Sogar größere Zeitschriften wie Focus bringen ja Online-Artikel raus mit dem Titel "Warum Frauen auf A********* stehen", und nehmen das einfach so hin und klatschen dann den Artikel dahin, also getreu dem Motto "Frauen stehen auf A*********, weil's halt so ist". Die Wahrheit, wie ich mittlerweile gelernt habe, ist aber: Frauen finden nicht das Arschlochverhalten an sich attraktiv (was die meisten Männer aber denken), sondern das, was dieses Arschlochverhalten AUSSTRAHLT. Nämlich Dominanz, Beschützerfähigkeit und Unbekümmertheit, drei absolute Turn-On's für Frauen. ABER: Das heißt noch lange nicht, dass man ein A******* sein muss, um diese drei Dinge ebenfalls auszustrahlen. Die Kunst ist es, kein A******* zu sein, diese drei Dinge dann aber trotzdem auszustrahlen. Und das geht, vollkommen ohne Machoverhalten. Ebenfalls eine wichtige Lektion für mich. Vor allem weiß ich eines: Wenn man vom Charakter her kein A******* ist, ist das Dümmste, was man machen kann, einer Frau gegenüber das A******* zu mimen, um bei ihr gut anzukommen. Frauen sind nicht so dumm, wie viele denken. Frauen merken es, wenn ein Kerl sich verstellt.

Seit ich diese Dinge weiß, hat sich mein Frauenbild wieder um 180 Grad gedreht. Früher war ich vollkommen in der Opferrolle. Im Februar habe ich mich noch in genau diesem Thread darüber mokiert, dass Frauen auf Bad Boys stehen, und ich dachte, ich würde für immer alleine bleiben. 😀 Ich dachte wirklich, man müsste ein Bad Boy sein, ansonsten hat man als Mann keinerlei Chancen (zumindest nicht auf "gezielte" Kontakte, vielleicht wird man mal 1-2 "Zufallskontakte" an der Angel haben, so wie es bei mir bisher immer nur der Fall war, aber sowas macht nicht glücklich, zumindest mich nicht). Ich lese auch täglich in diesem Forum von Männern: "Frauen wollen A********* und keine netten Kerle". Damit haben sie nichtmal unrecht, aber das heißt nicht, dass Frauen NUR auf Ärsche stehen. Sie stehen auf Ärsche und nicht auf Nette, das ist klar, aber was ist mit denen in der goldenen Mitte? Es gibt nicht nur "entweder die oder die", das ist schwarz-weiß. Und ich denke, wer sich in der Mitte aufhält, hat gar viel bessere Karten als ein sog. "A*******". Wie gesagt, es ist nix falsches daran, zu sagen, dass Frauen auf A********* stehen und nette Kerle abblitzen lassen. Was aber gar nicht stimmt, ist, dass es NUR diese beiden Möglichkeiten gibt und man deswegen ein A******* sein MUSS, um bei Frauen zu landen, das ist einfach FALSCH.

Nicht, weil "mein" Flirtcoach das so sagt, sondern weil ich mittlerweile auch Beweise innerhalb meines Freundeskreises habe. Ein Freund von mir würde, so wie ich ihn kenne, niemals einer Frau gegenüber das A******* mimen. Aber die Wahrheit ist: Er hat tatsächlich schon mit 10 Frauen geschlafen - im zarten Alter von 21. Man kann also auch Männlichkeit ausstrahlen, wenn man KEIN A******* ist. Er ist einfach ehrlich und authentisch zu Frauen. Und genau das ist der Weg, den ich ebenfalls gehen möchte: Erfolg bei Frauen durch EHRLICHKEIT. Und da wären wir schon beim Thema "Verletzlichkeit", das ich in dem Kontext unbedingt noch ansprechen muss.

Studien haben nämlich herausgefunden, dass diejenigen Leute, die sich verletzlich geben, sich die stabilsten Beziehungen und Freundschaften aufbauen. Da Verletzlichkeit Ehrlichkeit bedeutet, und Leute sind über Ehrlichkeit dankbar. Und KEIN Mensch ist NICHT verletzlich. Es gibt nur diejenigen, die nicht zeigen, dass sie verletzlich sind. Und die haben erwiesenermaßen große Probleme im sozialen Bereich.
Hier die Quelle dazu: http://www.zeitzuleben.de/25320-verletzlich-sein-macht-stark/

Sobald man ehrlich ist zu Frauen, wird man ihnen gegenüber gleichzeitig auch verletzlich. Aber auch das ist zum Beispiel so etwas, was die herkömmlichen "Flirtgurus" einem verschweigen. Durch Verletzlichkeit würde man schließlich Schwäche zeigen... Heute weiß ich zum Glück, dass das nur Bullshit ist.

Was ich hierzu unbedingt erwähnen muss: Im April hab ich noch gedacht, dass nahezu alle Mädels den Kontakt zu mir abbrechen werden, sobald ich ihnen sage, wer ich wirklich bin und wofür ich stehe. Ich hatte geplant, es in Zukunft so zu machen, um die arroganten Frauen während der Kennenlernphase sozusagen "auszusieben" und nur die "passenden" Frauen an mich hinzuziehen. Aber rückblickend zeigt das nur, wie verkorkst mein Frauenbild wirklich war... Denn erstens gibt es keine arroganten Frauen (bis auf SEHR wenige Ausnahmen), und zweitens weiß ich nun, dass ich mit Ehrlichkeit wahrscheinlich das genaue Gegenteil erreiche, als das "Aussieben". Bei mir passt es sogar charakterlich ganz gut, da ich ein sehr sensibler Mensch bin. Das heißt, wenn ich einem Mädel das sage, bin ich nicht nur verletzlich, sondern ihr gegenüber auch zu 100% ehrlich. Ganz ohne Masche. Es ist mein Charakter... Mein Problem bisher war, dass ich nie Manns genug war, meine Verletzlichkeit zu zeigen. Vielleicht hat diese Zurückhaltung meiner echten Gefühle ebenfalls in die Depression geführt, die ich hatte. Und dass ich durch meine Maske die Mädels nur noch weiter von mir weggedrückt habe, ist auch klar.

Ich bin mal gespannt, wie das dann in der Praxis aussieht, also ob das alles, wie ich es nun geschildert habe, wirklich so ist, wie es in der Theorie klingt, aber es klingt für mich logisch. Zumindest klingt es für mich viel logischer als mein Ex-Gedankenkonstrukt "mit Ehrlichkeit verjage ich alle arroganten Frauen". Mich schaudert's heute echt, wenn ich daran zurückdenke, weil es zeigt, wie ich wirklich über Frauen gedacht habe... Und es tut mir einfach nur unendlich Leid, wie ich gedanklich mit ihnen umgegangen bin. Vor einigen Monaten, am 25. Februar 2015, habe ich in diesem Thread noch folgenden fantastischen Post verfasst:

- Mich regt es auf, wenn ein Mädchen heutzutage permanent das Handy in der Hand hat und Kopfhörer im Ohr
- Mich regt es auf, wenn ein Mädchen mit der Handy-Frontkamera oder vor dem Spiegel ein "Selfie" von sich macht
- Mich regt es auf, wenn ein Mädchen extrovertierter und weniger schüchtern ist
- Mich regt es auf, wenn ein Mädchen im Mittelpunkt stehen möchte

Die geballte Toleranz des verbitterten Glacios... Großartig! 🙄 (Achtung Ironie)

Mir läuft echt ein kalter Schauer den Rücken runter, wenn ich mir anschaue, anhand welch oberflächlicher Schwachsinns-Kriterien ich ein Mädchen kritisch beäugt und in gewisse Schubladen (aus)sortiert habe - anhand eines einzigen Blickes oder Fotos, und ohne sie überhaupt zu kennen. Einfach nur furchtbar... Und damit habe ich mindestens 90% der Frauenwelt unrecht getan. Und dann frage mich auch noch allen ernstes, weshalb ich keine Frauen in meinen Bekanntenkreis kriege. 🙄


Die wichtigsten Lektionen in den vergangenen Wochen, was das andere Geschlecht angeht, waren für mich:
- Wenn ein Mädchen arrogant wirkt, hat sie in Wirklichkeit Angst, und zeigt einem Kerl deswegen die kalte Schulter - was dann oft zu unrecht als Arroganz interpretiert wird - , um sich selbst zu schützen
- Dass Mädchen nur auf Bad Boys stehen, ist zum Glück nur ein Mythos
- Ein Mädchen ist, genau wie ich, ein Mensch mit Gefühlen. Mit Bedürfnissen, Hoffnungen, Ängsten, Wünschen, Zielen und Träumen... und freut sich irrsinnig darüber, wenn ein Kerl ehrlich zu ihr ist und ihr ehrliches Interesse signalisiert, egal, ob man sich schon länger kennt, oder sich gerade erst auf der Straße begegnet
- Durch meine Opferrolle und das negative Bewerten eines jeden Mädchens habe ich sie mir allesamt erst recht vom Leib gehalten (also im Prinzip das Gegenteil von dem erreicht, was ich eigentlich wollte)
- Um ein Mädchen, an dem ich ehrlich interessiert bin, an mich zu binden, darf ich keine Vorurteile haben ("sie ist arrogant", "sie macht das und das (Alkohol trinken o.ä.), und ist mir deswegen jetzt schon unsympathisch" etc.) und muss EHRLICH zu ihnen zu sein, da Frauen (zum Glück) eben doch keine Roboter sind, die nur dann funktionieren, wenn man einen Flirttipp nach dem Anderen anwendet
- Wenn manche Kerle nie eine abbekommen und nur sitzen gelassen werden von den Frauen, liegt es nicht an den Frauen, sondern an ihnen selbst. Nicht umsonst haben die meisten Männer keine Probleme damit, Frauen kennenzulernen, während andere Wenige immer wieder von Frauen verarscht und hintergangen werden (was natürlich nicht die feine englische Art von den Frauen ist, aber darum geht's jetzt auch gar nicht). Wenn sowas passiert, liegt es an der Ausstrahlung dieser Kerle. Und deswegen hat jeder Mann die Fäden des Erfolgs selbst in der Hand. Jeder. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass man sich als Mann niemals von der "Grundeinstellung" aller oder der meisten Frauen abhängig machen muss. Wer von Frauen permanent nur angelogen und sitzengelassen wird, hat diese Reaktionen der Frauen mit seinem eigenen Verhalten provoziert
- Frauen, die Spaß an regelmäßigem Sex haben, sind weder billig, noch schlampig (wie ich es immer genannt habe), sondern sind lediglich Menschen, die genau das ausleben, was ihnen Spaß macht, und das sollte JEDER Mensch tun. Ich gönne es allen. Das Wort "Schlampe" ist einfach nur zutiefst abwertend und niederträchtig, und KEIN Mädchen hat es verdient, so bezeichnet zu werden, EGAL wie es tickt!

Hinzu kommt noch, dass ich mich früher habe beeinflussen lassen von den negativen Posts hier im Forum. Dabei muss man sich natürlich vor die Augen führen, dass das hier ein Hilfe-Forum ist. Und nur, weil hier Probleme ausdiskutiert werden heißt das natürlich nicht, dass es in Beziehungen nur Probleme gibt. Über positive Dinge wird in diesem Forum natürlich nicht geschrieben. Trotzdem habe ich mich früher noch von den Sachen, die hier insbesondere im Unterforum "Liebe" geposted werden, negativ beeinflussen lassen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.

Das Ergebnis aus dem Ganzen ist, dass ich eine Frau endlich wieder als Mensch sehe und den (bisher nur freundschaftlichen) Kontakt zu ihnen endlich in vollsten Zügen genießen kann. Unter diesen neuen Eindrücken beginne ich meine Abenteuer, den Weg in die Zukunft.


Das sollte es dann erstmal von meiner Seite aus gewesen sein. Ich glaube nicht, dass mir noch mehr einfällt zu meiner gemachten Entwicklung. Das waren jetzt aber auch wahrlich genug Einsichten. 😉

Einsichtige Grüße!
Glacio
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder mal ich. Diesmal nicht direkt mit neuen Erkenntnissen, aber zu einer Erkenntnis aus letzter Zeit möchte ich mich noch ausführlicher äußern, da ich mehr über sie herausgefunden habe.

Ich lese in den letzten Tagen viel über eines meiner Kernprobleme, nämlich das Im-Kopf-Gefangen-sein. Von "meinem" Flirtcoach gibt es diesbezüglich einen Audiokurs zum Downloaden, welcher sich ausschließlich auf das Ausbrechen aus dem Gedankengefängnis bezieht. Ganz durch bin ich noch nicht, aber ich habe im Gefühl, hier wieder einen Volltreffer gelandet zu haben, der mich extrem weiterbringen wird im Leben.

Mein psychologisches Zentralthema ist ja bekanntermaßen das "provoziert fühlen" von anderslebenden Menschen. Nun bin ich endlich auf den psychologischen Begriff dafür gestoßen: "Der Schatten"... Der beschreibt genau das Thema mit dem "provoziert fühlen", was in letzter Zeit ja ganz schlimm war bei mir und worüber wir hier in diesem Thread auch ausgiebig diskutiert haben. Und hierzu muss ich noch eine Bemerkung machen: Mich provozierte immer nur das Partymachen und der Alkoholkonsum der Jugendlichen. Wenn es um Nikotin oder andere Drogen ging, fühlte ich mich nie provoziert, als würde es mich nicht tangieren, obwohl ich diese Dinge wesentlich schlimmer finde als das Trinken (was ich auch selber schon praktiziert habe). Und endlich weiß ich, wieso dem so war. Mehr dazu weiter unten.

Ich zitiere an dieser Stelle einfach mal meinen Coach aus dem Audiofile, in dem ich auf den psychologischen Begriff aufmerksam wurde, was mir in den letzten Tagen bei genaueren Recherchen im Internet dann sehr half:

"Die nächste große Sache, die uns immer wieder in unseren Kopf zurückzieht, ist, dass du auf andere projizierst, was du in dir selbst unterdrückst. Und das ist ein total krasses Phänomen, weil jedes Mal, wenn du wirklich wütend bist auf jemand anderen und du dich wirklich in Gedanken über jemanden ärgerst und in Gedankenspiralen abschweifst, dass du dann in Wahrheit nur deshalb wütend bist, weil du in ihnen etwas siehst, was du selbst in dir unterdrückt hast. Das ist etwas, was Psychologen "den Schatten" nennen"

Genau das ist das, was ich in diesem Thread schon mal erklärte und im ersten Beitrag auf dieser Seite oben als "Prinzip der Selbstprojektion" bezeichnet habe. Dass das, was einen an anderen Leuten wütend macht, allesamt unterdrückte Bedürfnisse sind.

Seit ich weiß, wie die Psychologen dieses Phänomen nennen, habe ich mal gegoogled, und bin auf folgende Seite gestoßen: "Schatten-Suche" Auf dem Weg zur Heilung Projektion Ganzwerdung

Ich zitiere mal den Großteil aus dem Artikel und streiche die mich besonders betreffenden Stellen dick an:
Wir alle haben Persönlichkeitsanteile (Eigenschaften, Denk- und Erlebnisweisen), die uns unbewusst sind. Meist handelt es sich um Besonderheiten, die mit früheren Lebensabschnitten zusammenhängen, die wir verdrängt oder nie richtig wahrgenommen haben und die wir uns heute ungern eingestehen. Die Psychologie spricht in diesem Zusammenhang vonSchattenseiten. Letztere sind uns zwar nicht bewusst, dennoch oder gerade deswegen beeinflussen sie besonders stark unser Verhalten, Denken und Fühlen sowie unsere Wahrnehmung. Unserer „Schattenseite“ blicken wir oft dann ins Auge, wenn wir uns über andere Menschen aufregen oder übertrieben auf diese reagieren.

[...]

Wenn wir einmal hinter diesen Mechanismus gekommen sind und erschrocken-fasziniert feststellen, dass wir jedes Mal der eigenen Person auf die Spur kommen, wenn wir bei anderen etwas kritisieren oder bekämpfen, kann uns das eindrucksvoll entlasten: Denn fortan können wir unsere eigenen Energien sinnvoller ausrichten: Statt andere mit Macht verändern zu wollen, können wir unsere Energien auf die „Nachentwicklung“ unserer eigenen Schattenseiten richten. Das ist nicht nur viel einfacher, es ermöglicht uns auch, bislang „abgespaltene“ Persönlichkeitsanteile in unser Gesamtbild zu integrieren und dadurch „heil“ (= ganz) zu werden. Das Ergebnis ist fast immer ein deutlich höheres Maß an Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, positiver Ausstrahlung und zwischenmenschlichen Glücks.

Tipp: Werden Sie lebenslang zu Ihrem eigenen „Schattenjäger“. Listen Sie in regelmäßigen Abständen alle jene Bezugspersonen auf, mit denen Sie „Probleme“ haben. Beschreiben Sie möglichst konkret diejenigen Verhaltensweisen oder Eigenschaften, die Sie in besonderen Maß aufregen. Überlegen Sie dann in Ruhe, inwieweit das „Problem“ auf Sie selbst rückschließen lässt. Welche Aspekte von dem, was Sie so unendlich aufregt, würden Ihnen vielleicht selbst gut tun? Hat das (vorerst noch beim anderen verortete) „Problem“ mit Phasen Ihres früheren Lebens zu tun, in denen Sie manche Wünsche oder Eigenschaften nicht ausleben konnten oder unterdrücken mussten? Begegnet Ihnen dieses „Problem“ auch in anderen Beziehungen immer wieder neu? Sollten Sie fündig werden und von dem „Problem“ auf sich selbst rückschließen können, sollten Sie sich abschließend fragen, ob Sie daraus Konsequenzen für Ihr weiteres Leben ziehen wollen. Viel Erfolg!

Ich erkenne mich in diesem Artikel zu 100% wieder... Und dann fängt es im Kopf natürlich an zu rattern, da es bisher nur meine (ziemlich sichere) Vermutung war, dass ich auf die Lebensweise anderer Leute eifersüchtig bin. Aber jetzt sehe ich, dass die Psychologie dieses Phänomen ebenfalls erklärt, weshalb es also kein ausgedachter Müll von mir war, sondern wirklich etwas real Existentes ist. Das mit dem provoziert fühlen von anderen ist zwar schon besser geworden, aber es ist nach wie vor da. Jetzt mach ich mir natürlich Gedanken darüber, wie es wäre, meine eigene Schattenseite auszuleben (auch das habe ich auf vorherigen Seiten schon ausgeführt. Es ist wie gesagt nichts Neues). Für mich ist es jetzt natürlich erst recht absolut naheliegend, dass ich einfach nur total eifersüchtig bin auf solche Leute. Und es lässt mich zu einem Schluss kommen: Partymachen und Alkohol trinken ist eine jahrelang unterdrückte Schattenseite meines wahren Ichs.

Was ich aber auch noch für möglich halte, und insgeheim auch hoffe, ist, dass deren Lebensweisen mich deswegen provozieren, weil ich eifersüchtig bin, dass genau diese Leute trotz (oder gerade wegen?) ihrer ungesunden Lebensweise am Beliebtesten sind - weil sie genau diese Offenheit ausstrahlen, die mir noch fehlt. Grundsätzlich halte ich es aber für wesentlich wahrscheinlicher, dass Möglichkeit 1 der Wahrheit entspricht. Da es für mich schon einen Grund hat, weswegen mich Raucher oder Drogenkonsumenten nicht provozieren, partymachende Leute dagegen schon. Auch wenn ich Drogen schlimmer finde als Feierei (logischerweise), sind sie keine Schattenseiten von mir, also nichts, wonach ich mich sehne und somit unbewusst unterdrücke, und deswegen provozieren mich solche Leute auch nicht - im Gegensatz zu denjenigen, die "nur" feiern gehen. Außerdem erkenne ich mich in der Definition des "Schattens" einfach zu 100% wieder.

Und das ist keine einfache Situation für mich, wenn ich, um glücklich zu sein, meine ganzen bisherigen Einstellungen und meine Weltanschauung über Bord werfen müsste. Ich merke, wie ich es mir noch nicht so richtig eingestehen möchte (was, wie auch im zitierten Artikel steht, ein typisches Symptom für "den Schatten" ist), dass Party und Alkohol höchstwahrscheinlich eine stets unterdrückte Schattenseite von mir sind, und ich nur dann glücklich sein kann, wenn ich diese Schattenseite aktiv auslebe, weil sie nunmal zu meinem wahren Ich dazugehört. Solche Dinge sind aber nunmal angeboren. Im Gegensatz zu Schüchternheit haben Schattenseiten was mit dem eigenen Charakter zu tun, und mit dem wird man geboren und er lässt sich auch nicht ändern. Und zu wissen, dass ich wahrscheinlich der geborene Partylöwe bin, ist eine riesige mentale Umstellung für mich, die ich auch erstmal verdauen muss. Für mich gab es in meinem Schwarz-Weiß-Denken immer nur zwei Gruppen von Menschen: Diejenigen, die dauernd feiern und trinken (die absolute Mehrheit), und diejenigen, die so sind wie ich. Da ich aber wohl zu Gruppe 1 gehöre, kann man Gruppe 2 getrost streichen (zumal es unfair ist, Menschen in Gruppen zu stecken und zu werten (vorallem in nur zwei Gruppen). Schubladendenken habe ich in den letzten Wochen aber zum Glück abgestellt).

Und wie gesagt, ich hatte schon vor wenigen Monaten die Vermutung, dass ich einfach nur eifersüchtig bin auf andere Leute, und ich habe das "Prinzip der Selbstprojektion" (wie ich es nannte, da ich den psychologischen Begriff noch nicht kannte) wie gesagt auch im 1. Post auf dieser Seite nochmal angesprochen. Dass ich durch den Audiokurs wieder darauf gestoßen bin, ist für mich kein Zufall. da ich wie gesagt nun weiß, dass das mit den unterdrückten Emotionen, die man auf andere projiziert, kein ausgefachter Quatsch von mir, sondern tatsächlich psychologisch als "der Schatten" definiert ist, dass es dieses Phänomen also wirklich gibt. Was ich übrigens nie dachte, im Eröffnungsbeitrag dieses Threads sprach ich noch von einem "sehr spezifischen Problem", das ich da habe, aber scheinbar ist es sogar weit verbreitet und die Lösung des Problems auch vergleichsweise banal. Aber die Tatsache, dass mein Außenseiterdasein ausschließlich von antrainierten Denkmustern herrührt und ich in Wirklichkeit wahrscheinlich doch nicht "anders" bin als andere Leute, sondern wahrscheinlich so ticke wie wie Allermeisten... Liegt mir irgendwie wie ein schwerer Klos im Magen. Weil ich fast 22 Jahre lang das genaue Gegenteil dachte. Natürlich ist das dann eine riesige Umstellung für mich, insbesondere mental.

Aber ich weiß mittlerweile genau, dass ich nicht glücklich sein kann, wenn ich so weiterlebe wie bisher. Ich wäre glücklich, wenn ich diese Schattenseite NICHT hätte. Viele meiner Freunde sind zum Beispiel so. Sie machen keine Party und trinken keinen Alkohol, aber im Gegensatz zu mir lachen sie über diese Leute, während sie mich dagegen mental völlig runterziehen, da sie das Leben leben, welches mein wahres Ich ebenfalls widerspiegelt. Würde mich die Lebensweise anderer Leute nicht provozieren, gäbe es für mich keinen Grund, mich zu ändern (weil ich dann in den letzten Jahren auch gar nicht in Depressionen verfallen wäre). Aber Partymacher provozieren mich eben, und zwar aus dem einen ganz bestimmten Grund. Und deswegen muss ich mich ändern, um glücklich zu werden. So weiterzuleben wie jetzt macht absolut keinen Sinn, weil ich dadurch meine Schattenseiten unterdrücke und mit der Zeit nur noch unglücklicher werde. Dieses Unterdrücken hat mich in die Depression gebracht, die ich hatte. Deswegen muss eine Veränderung her. Aber ich habe ehrlich gesagt Angst vor dieser Veränderung und davor, was für ein Mensch ich hinterher sein könnte. Ich habe sozusagen Angst vor meinem wahren Ich, welches ich immer unterdrückt habe. Ich kenne mich selber halt nur mit Maske, mit der ich in den letzten Jahren stets durch die Welt geschlendert bin. Das ist traurig, aber leider die Wahrheit.

Und vor allem muss man bedenken, dass mir nie klar war, dass ich mit einer Maske durch die Welt laufe. Ich dachte immer, ich wäre ich selbst, aber das stimmte nicht. Andere Leute haben es mir angemerkt, und sind mir dann ferngeblieben.

Ich weiß, dass ich wesentlich glücklicher sein werde als ich es jetzt bin, wenn ich mich an mein wahres Ich gewöhnt habe. Frage ist nur, inwiefern ich mich dann noch von anderen Leuten unterscheide... An diesem Gedanken hänge ich mich irgendwie ganz besonders auf. Weil ich, trotz meiner Depressionen, trotzdem immer so ein wenig stolz darauf war, eine andere, gesündere Lebensweise zu haben als 80% der Leute da draußen. Als Individuum durch die Welt zu streifen. Ich hätte irgendwie im Gefühl, meine komplette Individualität zu verlieren, wenn ich meine Schattenseiten auslebe. Dass ich all die Eigenschaften verliere, die meine Freunde so sehr an mir schätzen (die mich selber aber depressiv gemacht haben). Aber wenn ich die Individualtät beibehalte, bleibe ich depressiv, und das ich logischerweise auch nicht das, was ich will. Dieser Thread hat nicht umsonst bereits 21 Seiten. 🙄 Und es gibt wohl nur die eine Lösung für mein Problem.

Auf der anderen Seite ist mir klar, dass sich ein Mensch an alles anpassen kann. Auch ich habe mich schon oft genug an neue, fremde Situationen angepasst, über die ich früher total negativ gedacht habe (fängt mit Fitnessstudio an und hört mit großem Bekanntenkreis, für den ich andere Leute stets beäugt habe (siehe obersten Post auf dieser Seite) auf). Und dass ich eine 100%-Kehrtwende mache, ich denke ich sowieso so gut wie ausgeschlossen, da ich glaube, dass mein introvertierter Charakter und mein Nachdenken auch zu meinem Charakter dazugehören, und der Charakter ist ja unveränderlich. Durch das Aus-dem-Kopf-Ausbrechen kann man aber lernen, diese Situationen so zu akzeptieren, wie sie sind. Und das muss jetzt mein großes Ziel sein. Ich hoffe nur, dass es nicht doch der falsche Weg ist. Aber falscher als mein bisheriger Weg kann er eigentlich kaum sein...


Um nochmal kurz und prägnant das Wichtigste aus diesem wirren Geschreibsel von mir herauszufiltern:
- Dass ich in Wahrheit auf meine Mitmenschen eifersüchtig bin, ist für mich spätestens jetzt keine Spekulation mehr, sondern die psychologische Wahrheit. Ich beäuge partymachende Leute nicht wegen ihrer Lebensweise, sondern weil sie das Leben leben, welches in meinem Charakter als Schattenseite manifestiert ist
- Das Unterdrücken meiner sogenannten Schattenseite hat mich depressiv werden lassen, da ich meine Persönlichkeit nie zur Entfaltung brachte und stets mit aufgesetzter Maske durch die Welt lief (und dadurch von anderen Leuten sogar belächelt wurde)
- Ich bin, ohne wenn und aber, charakterlich ein Partylöwe. Ein weiterer Beweis dafür ist die Tatsache, dass es mir hervorragend geht und ich all meine Probleme vergessen kann, sobald ich aus mir rausgehe. Wenn ich Fußballspiele oder Konzerte im Stadion besuche, kann man das bei mir immer sehr gut beobachten. Das sind bisher in meinem Leben die einzigen Situationen, in der ich meine Schattenseite auslebe. Und es ist kein Zufall, dass ich ausgerechnet dort alles vergessen kann und mal für 90 Minuten der glücklichste Mensch auf Erden bin.
 
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Wenn ich Fußballspiele oder Konzerte im Stadion besuche, kann man das bei mir immer sehr gut beobachten. Das sind bisher in meinem Leben die einzigen Situationen, in der ich meine Schattenseite auslebe. Und es ist kein Zufall, dass ich ausgerechnet dort alles vergessen kann und mal für 90 Minuten der glücklichste Mensch auf Erden bin.

Hallo Glacio,
du darfst damit rechnen, dass du dein ganzes Leben
lang neue Erkenntnisse über dich selbst oder das
Menschsein an sich entdecken kannst - mehr oder
weniger nützliche oder treffende. Dass du jetzt so
hilfreiche Texte findest, freut mich für dich, weil ich
das auch von mir kenne, dass manche Bücher mir
extrem und lange anhaltend Erklärungen für mein
Sosein und die Welt im Allgemeinen geliefert haben.

Nur diese kritische Bemerkung: wenn jemand von
der Hypothese ausgeht, ein Mensch könne völlig
"gesund" werden im mentalen Bereich - oder ganz
"erleuchtet" etc. in dem Sinne, dass er dann ein für
allemal auf dem richtigen Weg wäre - dann ist das
vermutlich ein Irrtum.

Weil wir sind als Menschen ja keine festgelegten
Wesen, die man einmal "reparieren" kann wie eine
Maschine. Wir sind immer in Interaktion mit der Um-
welt, mit anderen Menschen, mit Dingen, die wir auf-
nehmen (auch Gedanken, Ideen). Will heißen: wir
benötigen immer wieder aufs Neue die Fähigkeit, uns
in sinnvoller Weise zu definieren, wir müssen immer
wieder neue Wörter und Sätze für unsere Gedanken
finden und dann ausprobieren, wie sie sich in der
praktischen Wirklichkeit auswirken - also ob sie uns
eher glücklicher, zufriedener machen oder nicht.

Es gibt deshalb, so meine Meinung, keine Wahrheit
(über uns, die Welt etc.), die ein für alle mal zu finden
wäre und dann für unser ganzes Leben Gültigkeit hat.
Zumindest keine, die sich in Sprache festhalten und
immer wieder anwenden lässt.

Was aber funktioniert ist, dass wir auf das achten,
was funktioniert (so wie du oben beschrieben hast)
und dann versuchen, das Funktionierende auszuweiten
und "mehr davon" zu machen. Wenn es dir also im Fuß-
ballstadion gut geht, teste doch mal, wie es dir in einem
Chor beim Singen geht 😉 oder beim Marathonlaufen in
einer größeren Gruppe, bzw. beim Fußballspielen in der
Mannschaft.

Und als Gegenstück dazu: wenn etwas nicht in Richtung
unserer Ziele funktioniert, dann damit aufzuhören und
etwas anderes auszuprobieren - was du ja gemacht hast,
indem du dir neue "Lehrer" gesucht hast, nachdem die
alten dich mit nicht funktionierenden Frauen- und Welt-
bildern ausgestattet hatten.

Richtig spannend scheint mir deine Erkenntnis-Entdeckungs-
reise dann zu werden/zu sein, wenn du eigene Erkenntnisse
und eigene Beschreibungen findest - was du ja hier mit
großem Engagement versuchst. Das scheint auch zu dem
zu gehören, was für dich funktioniert: aufzuschreiben, was
dich beschäftigt - vor allem dann, wenn du Fortschritte und
positive Unterschiede beobachtest. Damit bist du auch ganz
wissenschaftliche gesehen in sehr guter Gesellschaft, denn
genau so sind in den letzten 200 Jahren die Fortschritte in
der Psychologie entstanden, z.B. durch Sigmund Freud, Carl-
Gustav Jung, Eric Berne, Paul Watzlawick, Steve de Shazer,
Dietmar Friedmann uva.

Gruß, Werner
 
Sorry Werner, dass ich mich jetzt erst melde. Komme erst jetzt wirklich dazu. Habe nämlich heute mit meinem Ferienjob angefangen, der wie letztes Jahr wieder sechs Wochen dauert. Und ich bin jetzt schon froh, wenn die sechs Wochen dann endlich rum sind... Weil es einfach nicht meine Arbeit ist (Fließband und so), außerdem herrscht dort permanenter Leistungsdruck. Aber was tut man nicht alles für Schweinegeld... So lange werde ich in meiner Persönlichkeitsentwicklung auf jeden Fall noch stecken bleiben, da ich jetzt erstmal nicht mehr in die Großstadt komme. Und leider ist der Umzug noch immer nicht in trockenen Tüchern, auch wenn ich guter Dinge bin, da ich mich letzte Woche mal bei einer neu eingerichteten Studenteneinrichtung (482 brandneue Studentenappartments) beworben habe. Viele Möglichkeiten also.

Naja, genug gelabert... Um auf deinen Beitrag einzugehen: Klar, Menschen können sich nicht einfach wie Maschinen ändern - zum Glück 😉 - ich bin aber dennoch der Meinung, dass man aus einem vollkommen schüchternen Kerl einen sehr selbstbewussten Mann formen kann - da Schüchternheit wie gesagt nicht angeboren ist. Diese Veränderung wird demnach quasi nur innerhalb charakterlicher Grenzen vollzogen. Selbiges gilt für das "im-Kopf-sein". Das ist nicht angeboren, und kann deswegen vollständig gelöst werden, da bin ich mir sicher. Kein Zweifel besteht natürlich darin, dass sich der Charakter bzw. das Naturell nicht verändern lässt. Aber mittlerweile habe ich gelernt: Egal, mit welchem Charakter man geboren wird, er darf niemals die Ausrede sein für Schüchternheit oder für komische Gedankenkonstrukte. Wobei ich es für naheliegend halte, dass gewisse angeborene Veranlagungen bei dem Einen schneller zu Schüchternheit führen können als bei dem Anderen. Trotzdem tut Schüchternheit später erst entstehen - genau wie das im-Kopf-gefangen-sein. Und selbst, wenn man die Veranlagung hat, mit der man sich schnell die Gedankenkonstrukte im Gehirn "aneignet", die zu Schüchternheit führen, muss das nicht heißen, dass die betroffene Person auch irgendwann krankhaft schüchtern wird. Und falls doch, kann man sich daraus auch wieder befreien. Ich wurde krankhaft schüchtern durch das gemobbt werden in der Schule. Wenn das damals nicht passiert wäre... wäre ich wahrscheinlich nie schüchtern geworden, trotz der möglicherweise vorliegenden Veranlagung.

Was sich, weil das eine Charaktersache ist, sicher NICHT verändert, ist, dass ein Denker ein anderer Mensch wird. Ein Denker (wie ich) wird immer ein Denker bleiben, der seine Kraft in der Ruhe und in eigenen Gedanken sucht und findet, und ein "Rowdy" wird ebenfalls immer so einer bleiben. Die Veränderungen - wenn man dann z.B. vollständig aus seinem Kopf rauskommt - finden wie gesagt ausschließlich innerhalb charakterlicher Grenzen statt (was auch gut so ist, ansonsten würde ich den Schritt hin zur Veränderung wahrscheinlich nicht machen). Das bedeutet, dass ich auch hinterher weiterhin grübeln werde, aber dieses Grübeln wird nicht mehr mit negativen Gedanken verbunden sein. Letztendlich habe ich auch nur ein einziges Problem, nämlich dass mir wegen dieser furchtbar nervigen Schüchternheit soziale Kontakte fehlen, und somit auch die Integration in unsere Gesellschaft. Und zu dieser Integration gehören auch die von mir angesprochenen "Schattenseiten". Und sobald ich integriert bin und meine Schattenseiten hemmungslos ausleben kann, bin ich ein glücklicher Mensch. Ein glücklicher Mensch, der aufgrund seines Naturells zwar weiterhin viel denken und grübeln wird, jedoch ausschließlich über positive Sachen. Weil es ab dann keine negativen Dinge mehr in meinem Leben gibt. Zumindest keine vom Kaliber einer Depression (ein gewisses Päckchen muss natürlich jeder Mensch stets mit sich herumschleppen).

Für mich gilt es jetzt nur, die Zeit noch zu überbrücken, in der ich noch nichts aktiv verändern kann - das wird bis zum Umzug so sein - und mir in dieser Zeit noch das nötige Know-How anzueignen, was ich durch die Bücher und Kurse "meines" Coaches auch tue, welches ich brauche, um aus meinem Gedankengefängnis auszubrechen und meine Schattenseiten endlich auszuleben. Ich werde mich darüber hinaus die Tage auch noch genauer über "Den Schatten" informieren. In Google bin ich da bisher noch nicht über Seite 1 der Suchergebnisse hinaus. 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich gilt es jetzt nur, die Zeit noch zu überbrücken, in der ich noch nichts aktiv verändern kann ...

Also ich habe den Eindruck, dass du in den letzten Wochen
schon ziemlich aktiv warst und auch viel verändert hast, Glacio.

Lies doch mal deine ersten Beiträge hier und vergleiche sie mit
dem, was du heute so denkst und tust.
 
Naja, ich habe in den letzten Wochen gemacht, was ich konnte, nämlich mir erstmal nur das Know-how auf gewissen Gebieten angeeignet, welches es zu einem glücklichen Leben braucht. Also alles an Theorie. Aber die Praxis kann ich ja erst im Falle eines Umzugs machen. Das meinte ich damit 😉

Ich wollte mich jetzt nochmal etwas ausführlicher zum Thema "Schattenseiten" äußern. Hab mir jetzt die Zeit genommen, mich darüber mal genauer zu informieren. Ich werde im Folgenden Teile aus Online-Artikeln zitieren und die für mich relevantesten Punkte dick anstreichen. Letztendlich läuft es aber bei allen (logischerweise) auf das Selbe hinaus: Darum, dass eine Schattenseite nicht nur eine unentdeckte Seite der eigenen Persönlichkeit ist. Was eine Schattenseite wirklich zur Schattenseite macht, ist die Tatsache, dass man sie sich selbst nicht eingestehen will. Dass das wahre Ich vom eigenen Selbstbild, welches man von sich selbst hat, abweicht. Das ist die Signifikante an einer Schattenseite. In den kommenden Monaten wird es mein Hauptthema werden, mich meiner Schattenseite anzunehmen. Aber es wird seine Zeit dauern.

Los geht's:

Psychologie: Der dunkle Zwilling - NetDoktor.de
Jeder Mensch trägt in sich einen dunklen Zwilling. "Schatten" nennen Tiefenpsychologen ihn. In ihm stecken alle ungeliebten Seiten unserer Persönlichkeit. Nur wer sich mit ihm aussöhnt, ist wirklich frei.

Das Gefühl von Freiheit zu erleben, würde mich wirklich glücklich machen. Ich stecke aber noch in meiner Schale, aus der ich noch nicht raus kann. Das unterdrückt auch meine Schattenseite.

Dem Schatten gegenüber steht eine strahlende Idealvorstellung, die wir von sich selbst haben, und die wir der Welt präsentieren. "Wir versuchen einfach, uns selbst so schön wie möglich zu finden und das auch von der Umwelt bestätigt zu bekommen", erklärt die Jung-Expertin Prof. Verena Kast von der Universität Zürich. Auf diese Weise hoffen wir unser Selbstwertgefühl aufrechterhalten können.

Mittlerweile weiß ich zum Glück, dass man damit das genaue Gegenteil erreicht, mein Selbstwertgefühl ist am Boden gewesen und Bestätigung habe ich für meine Lebensweise auch nie bekommen, erst recht nicht von meinem eigenen Leben.

Alle Aspekte einer Person, die mit de geschönten Selbstbild kollidieren, werden in den Schatten gedrängt. Das müssen nicht unbedingt zutiefst finstere Eigenschaften sein [...], es können auch unschöne Charaktermerkmale sein [...] manche Aspekte unserer Persönlichkeit aber lehnen wir so vehement ab, dass sie uns selbst nicht mehr bewusst sind. "Der Schatten ist das Wesen, das wir lieber nicht wären, aber doch werden müssen, um zur Ganzheit zu gelangen", schreibt auch der Psychotherapeut und Jung-Kenner Rüdiger Dahlke.

Ich habe Partymacherei immer sehr stark abgelehnt, mein Leben lang. Wenn das aber eine Schattenseite einer Person ist, ist es unmöglich, zu eben jener Ganzheit zu gelangen, wenn man es ablehnt. Und ich merke auch selber, wie ich mich unvollständig fühle im Leben.

"Unser Schatten ist uns ausgesprochen peinlich, deshalb haben wir die Neigung, eigene Schattenaspekte auf andere zu projizieren", sagt Kast. Jemand der sich Freiheiten nimmt, die wir uns selbst nicht gestatten, wird darum gern von uns herabgesetzt. Er wird zum Sündenbock für unsere ungeliebten Seiten. Verdächtig ist es daher immer, wenn wir bestimmte Eigenschaften an anderen Menschen unversöhnlich hassen. Meist handelte es sich dann um Eigenschaften, die wir selbst in uns tragen, aber nicht akzeptieren können."

Genau das ist wie gesagt mein Kernproblem. Diese Abneigungen gegenüber anderstickenden Leuten. Sie können nur diesen einen Grund haben. Und dieser Text trifft einfach zu 100% auf mich zu... Und ja, es war wirklich so, wie es in dem Artikel beschrieben wird. Ich hasse diese Charaktereigenschaften an anderen Menschen. Ich hasse sie zutiefst. Ich hasse sie so sehr, dass ich gar nicht ausdrücken kann, wie sehr ich sie hasse... Aus dem einfachen Grund, weil es Eigenschaften sind, sie ich selbst in mir trage, ich aber nicht akzeptieren kann. Und meine Schattenseiten zu akzepzieren wird ein knüppelharter Weg für mich werden. Ich will es unbedingt erreichen. Aber es wird viele Monate dauern.

Besonders interessant dabei scheint es, den Schatten der Erfolgreichen, Schönen zu entlarven, ihre Schwächen ans Licht zu ziehen. "Er lässt uns so herrlich empört sein", schreibt Kast. Den eigenen Schatten auszuleuchten, davor schrecken wir jedoch zurück. Die Einsicht, dass das, was uns an anderen irritiert, eigene Persönlichkeitsanteile sein können, die wir im anderen bekämpfen, ist ein schwerer, aber auch befreiender Schritt.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie befreiend das sein kann, sobald man diese Persönlichkeitsanteile in und an sich wirklich akzeptiert hat. Ich habe schon eine genaue Vorstellung davon, wie es sich für mich anfühlen würde. Wahrscheinlich würde mir ein Zehntonner aus dem Magen fliegen. Aber noch ist es lange nicht soweit...

Wenn wir in der Projektion steckenbleiben, sehen wir zudem nicht, dass wir etwas an dem Zustand, der uns bedrückt, verändern können. Erst wenn wir aufhören, uns als Opfer einer bösen Welt zu sehen und die Schuld stets bei anderen suchen, erst wenn wir Verantwortung übernehmen für das, was uns begegnet und was wir sind, können wir etwas verändern. Indem wir uns mit uns selbst auseinandersetzen, verändern wir uns und unsere Sicht der Welt.

Das war der allererste Schritt, den ich zum Glück schon hinter mich gebracht habe: Raus aus der Opferrolle und nur die Dinge versuchen zu ändern, auf die man auch aktiven Einfluss hat. Und ich setze mich ja genug mit mir auseinander, und bin dabei, mein Weltbild auch zu verändern.

Hinzu kommt: Das Verbergen des Schattens kostet uns Kraft. "Schattenseiten sind sehr oft starke Seiten, Aspekte der Persönlichkeit, die mit viel Energie verbunden sind. Deshalb macht uns ihre Akzeptanz stark", erklärt die Jungianerin Kast. "Kämpfen wir aber unversöhnlich dagegen an, dann können uns die starken Energien die darin gebunden sind, auch zerstören."

Genau das passierte dann bei mir. Nur deswegen habe ich meine Depressionen überhaupt bekommen. Das Verbergens meiner Schattenseiten hat mich psychisch vollkommen zerstört. Nicht nur im Hinblick auf mich selber, sondern auch und vor allem auf andere Leute, die ich für ihre Persönlichkeitsanteile dann angefangen habe zu hassen, sowie auf mein Weltbild.

Es gibt nur einen Ausweg: Wir müssen zu unseren Schattenseiten stehen. Die Akzeptanz des Schattens macht uns selbstsicherer, authentischer - aber auch gewöhnlicher. Wir müssen das Selbstbild eines perfekten Menschen opfern, um authentischer und lebendiger zu werden. "Der Versuch, besser zu sein als wir in Wirklichkeit sind, verhindert, dass wir das werden, was wir sein können: wir selbst", sagt Dahlke. Der Mut sich dem eigenen Schatten zu stellen, wird belohnt.

Und genau dieser einzige Ausweg wird knüppelhart für mich werden. Akzeptanz für meine eigenen Schattenseiten. Ich werde meine Zeit dafür brauchen, soviel steht fest. Aber nichts zu verändern, würde mich nur noch unglücklicher werden lassen.



Fachartikel | ZfU Zentrum für Unternehmungsführung AG, Schweiz
Die meisten Schatteninhalte waren ursprünglich nicht schlecht, sie wurden lediglich dort, wo das Kind aufwuchs, als schlecht bewertet.

Auch das halte ich für realistisch. Dass ich von meinen Eltern ein Weltbild eingepflanzt bekommen habe, welches mir persönlich nicht gut tat. Ich wurde so erzogen, dass ich mich überall anständig zu benehmen habe. Und wenn ich "überall" schreibe, meine ich auch überall.



Schatten - wenn das Verborgene in der Beratung wirkt
Der Schatten kann damit verstanden werden als das Nicht-Akzeptierte, das noch Ungelebte. Unsere Schatten werden abgewehrt, auf andere projiziert und mit Aggression belegt. Der Schatten in uns verwehrt den Zugang zu wichtigen Persönlichkeitsanteilen [...]

Dazu muss ich nicht mehr sagen, glaube ich. Genau mein Thema. Genau meine Symptome.

„Der Schatten ist [...] die von uns nicht akzeptierte, verdrängte und verborgene Seite unserer Person, die nicht dem Ich-Ideal und den Forderungen des Über-Ichs entspricht und deshalb ins Dunkle, ins Vor- und Unbewusste verdrängt wird und dort als Schatten existiert.“

Und jetzt gilt es für mich, meine Schattenseite zu akzeptieren.

Viele Menschen empfinden es als unerträglich, den eigenen Schatten anzuerkennen und mit den bisher verdrängten Energien und Phantasien bewusst umgehen zu müssen. Scham- und Schuldgefühle melden sich zu Wort, wenn der Schatten die Bühne betritt.

Genau das ist der springende Punkt zum momentanen Zeitpunkt, insbesondere der erste Satz. Es ist wirklich unerträglich für mich, den eigenen Schatten anzuerkennen. Das habe ich zuletzt auch schon geschrieben. Es ist so uneträglich... Und ich muss irgendwie lernen, mich daran zu gewöhnen, mich damit abzufinden.



Psychologische Schlüsselbegriffe: Der Schatten – die dunkle Seite in uns | wissen.hr-online.de | hr-online.de
Es sind seelische Wunden aus der Vergangenheit, die nie aufgearbeitet und quasi ins innere Schattenreich abgeschoben wurden. Die so vor sich selbst und vor anderen versteckten Gefühle und Gedanken wirken aber trotzdem weiter. Sie können sich äußern in Ängsten, in Scham und Schuldgefühlen oder in Depressionen.

Depressionen... no more to say.

Es ist eine alte Weisheit, das die Schattenanteile in Wahrheit wie verborgene Schätze sind, die darauf warten erlöst zu werden. Es gibt viele Wege, mit den ungeliebten Seiten in sich in einen liebevollen und annehmenden Kontakt zu kommen.

Auf dieser Seite ist jetzt plötzlich von "vielen Wegen" die Rede... Naja. Wie auch immer ich es in Zukunft schaffe, mich damit abzufinden, wenn ich es dann geschafft habe, WIRD es eine Erlösung für mich sein. Eine Riesige noch dazu.


Dein Tipp mit dem Durchlesen meiner ersten Beiträge hier ist gut, ich werde sie mir morgen mal durchlesen.
 
Ich wollte mich jetzt nochmal etwas ausführlicher zum Thema "Schattenseiten" äußern.

Ich verstehe, dass das ein faszinierendes Thema ist. Leider
beinhaltet es - wie andere psychologische Theorien auch -
die Gefahr, dass man sich zu sehr auf Probleme konzentriert
und dabei übersieht, dass das Verstehen von Problemen noch
keine Lösungen bereithält (in den meisten Fällen, so zumindest
die Forschungen von Watzlawick et al.).

Deshalb der Tipp: Achte auch darauf, wo es dir schon gelingt,
deine "Schattenseiten" zu akzeptieren oder forsche nach, wie
andere das geschafft haben um deren Erfolgsrezepte nachzu-
ahmen. Oder setze dir klare, kleine Zielschritte, an denen du
festmachst, dass du Fortschritte in der erwünschten Richtung
machst. Und tappe nicht in die Absolutheitsfalle - also in dem
Sinn, dass du als Mensch je "ganz perfekt" sein kannst und ein
für alle mal "kuriert" (das suggerieren manche Theorien oder
Therapien); das entspricht nach meiner Erfahrung keiner guten
Wirklichkeitsbeschreibung.

Persönlich gefällt mir die Bezeichnung "Ressourcen" übrigens
besser als "Schatten", Ressourcen der Persönlichkeit bzw. eines
Naturells sind diejenigen Seiten, die auf Grund der Überbetonung
einer Stärke vernachlässigt werden - z.B. bei dir die Theorie ge-
genüber der Praxis oder bei mir (mit gelbem Naturell) die Inno-
vation gegenüber der Theorie. Indem wir verstehen und klar be-
nennen können, wo unsere jeweiligen Ressourcen sind, können
wir schauen, wo wir oder andere sie schon verstärkt nutzen und
dann "mehr davon" wagen. So trainieren wir diese Seiten und
mit der Zeit reduziert sich der Unterschied zwischen den ange-
borenen sehr starken und den vernachlässigten Seiten.

Ein Kompromisswort wäre vielleicht "Schattenressourcen" oder
"Ressourcen, die im Schatten liegen" 😉
 

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