Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Abneigungen, depressive Störungen, ...

Hallo Werner!

Ich denke, es wird dir ein großes Stück mehr Zufrie-
denheit geben, wenn du deinen Abschluss, einen Job,
eine Freundin und dadurch regelmäßigen sozialen
Kontakt hast. Auf diese Ziele hinzuarbeiten müsste
dir zumindest etwas Motivation geben und das Laufen
plus das Sportstudio sind ja Zeichen, dass du das auch
umsetzen kannst.

Es sagen auch Außenstehende zu mir, dass ich vom Kopf her ziemlich unsicher und orientierungslos durch die Welt gleite, und dass man es mir sofort anmerken würde... Das macht die Sache mit der "Freundin" natürlich auch nicht einfacher. Und du weißt ja, dass sich diese Sache bei mir noch länger ziehen kann. Genau wie die Sachen wie Abschluss oder Job. Mein Studium dauert noch mindestens 3 Jahre und bis ich dann einen festen Job gefunden habe vergeht auch nochmal ein wenig Zeit. Aber muss ich wirklich 3 Jahre jetzt noch warten, bis ich zufriedener durch's Leben gehen kann? Ich will das nicht. Ich leide jetzt schon fast 3 Jahre, und jetzt noch mehr als das Doppelte davon... muss echt nicht sein.

Denkst du noch an die reichhaltige Ernährung? Ich
möchte dich daran erinnern, dass ausreichend Zink
und Jod für das Thema "Antrieb" essentiell sind. Das
ist nicht nur ein mentales, sondern auch ein physisch-
es Problem. Auch ein 400-PS-Ferrari braucht Luft in
den Reifen, sonst kann er seine Kraft nicht umsetzen.
Ebenso brauchst du ausreichend Nährstoffe, damit
dein Körper und dein Gehirn so funktionieren, wie
sie potentiell könnten.

Danke für den Tipp, werde ihn beherzigen. Welche Nahrungsmittel sind denn besonders zinkhaltig?

Und dann nochmal die Erinnerung, dass die Tendenz
zur Passivität, zur Hoffnung, die Dinge würden von
alleine geschehen und auch das "Schissertum" (so
formuliert das eine Kollegin von mir mit ähnlichem
Naturell wie du gerne) gehört einfach zu deinen ange-
borenen Eigenschaften, denen andere, positive gegen-
überstehen (hier nochmal ein Link mit einem Blatt,
das du dir vielleicht ausdrucken möchtest zur Erinne-
rung: www.wernerwinkler.de/123-modell/123-Gruppe2.pdf

Das ist mir wohl bekannt, aber ist es wirklich eine Lösung, das auf mein angeborenes Naturell zu schieben? Klar stehen dem Ganzen auch weitere, positive Eigenschaften gegenüber, nur bringt mir das leider gar nichts, solange die negativen Eigenschaften klar überwiegen. Und ich fürchte, das wird auch immer so bleiben.

Ich denke, es ist normal, natürlich und menschlich,
dass du mit deinen Eigenarten und Herausforderungen
kämpfst - und zwar auf deine Art, zu der das "Jammern"
und "Problematisieren" einfach dazu gehören. Wie du
siehst, motiviert dich das ja dazu, dir Unterstützung
zu holen und an deinen Zielen dranzubleiben. Also ist
das auch okay und wenn dir das Schreiben hilft, mach'
mehr davon! Vielleicht auch mal bewusst Erfolge auf-
schreiben, ich glaube, das hatte ich dir schonmal em-
pfohlen hier 🙂

Wenn es Erfolge zu verzeichnen gibt, werde ich sie mir auf jeden Fall aufschreiben. Aber noch gibt es in meinem Leben einfach keinerlei Erfolge. Ich meine, was habe ich denn bisher vollbracht? Ich habe es geschafft, ohne zu lernen Abitur zu machen und in meinem Wunschfach immatrikuliert zu werden. Bisher ist mir sozusagen alles zugeflogen. Und genau das war nicht gut...


Liebe Grüße
Glacio
 
Hallo Glacio,

Aber muss ich wirklich 3 Jahre jetzt noch warten, bis ich zufriedener durch's Leben gehen kann? Ich will das nicht. Ich leide jetzt schon fast 3 Jahre, und jetzt noch mehr als das Doppelte davon... muss echt nicht sein.

Stimmt. Was macht dich denn zufriedener, das
du auch jetzt schon tun kannst und nicht erst in
3 Jahren? Ich kenne dich nicht gut genug, um
dir hier einen praktischen Tipp zu geben.

Danke für den Tipp, werde ihn beherzigen. Welche Nahrungsmittel sind denn besonders zinkhaltig?

"Zinkhaltig" ist nicht entscheidend, sondern ob
das Lebensmittel dazu in der Lage ist, größere
Mengen des vorhandenen Zinks auch in deinen
Körper zu befördern. Das wird in manchen Ta-
bellen im Internet nämlich glatt vergessen und
dann tauchen da Haferflocken (keine gute Auf-
nahme wegen Phytaten im Getreide) oder sogar
Käse (keine gute Aufnahme wegen Calcium als
Gegenspieler des Zinks) auf.

Gute Zinklieferanten sind Austern, Rinderleber,
Rindfleisch, auch Samen (Pinienkerne, Sonnen-
blumenkerne, Cashewkerne) und manche sagen
auch Kakao, wobei ich da ein bisschen skeptisch
bin, vor allem wenn er in Milchschokolade auf-
taucht. Ich kenne Leute, die haben 3 Tafeln und
mehr pro Tag gegessen, bis sie gemerkt haben,
dass ihnen Zink fehlt und es anderweitig zuge-
führt haben. Für dich als Student gibts auch das
klassische Studentenfutter, da sind Nüsse drin
und Rosinen, die Traubenzucker fürs Gehirn lie-
fern. Haselnüsse, Walnüsse und Mandeln gehö-
ren auch zu den eher guten Zinklieferanten.

Wenn du dich vertieft informieren willst, hier ist
die kompakte Wissenssammlung aus fast 20 Jah-
ren Erfahrung: Zink und Zinkmangel

... ist mir wohl bekannt, aber ist es wirklich eine Lösung, das auf mein angeborenes Naturell zu schieben? Klar stehen dem Ganzen auch weitere, positive Eigenschaften gegenüber, nur bringt mir das leider gar nichts, solange die negativen Eigenschaften klar überwiegen. Und ich fürchte, das wird auch immer so bleiben.

Gute Frage. Ob es für dich eine Lösung im Sinne
eines positiven Unterschieds macht, diejenigen deiner
Eigenschaften und Eigenarten, die offenkundig ange-
boren sind (und damit vielleicht zum Naturell - oder
zum ererbten Fundus) gehören, zu sehen, musst du für
dich entscheiden. Ich fand es jedenfalls eine wichtige
Erkenntnis und es hat mich mit meiner Eigenart und
der meiner Eltern und Geschwister "versöhnt".

Außerdem eröffnet dir dieser Blickwinkel einen kon-
kreten Ansatz für deine eigene Persönlichkeitsweiter-
entwicklung - sprich: deine "roten" Anteile bewusster
einzusetzen, z.B. aktiver zu handeln, öfters Nein zu
sagen oder dir praktisch erreichbare, attraktive und
motivierende Ziele zu setzen. Oder mehr Wert auf
deinen Körper zu legen, was du ja schon tust und
was dir gut tut.

Dass das angeborene Naturell ein Leben lang er-
halten bleibt, sehe ich auch so. Deshalb ist es ja
so wichtig, diese Seite an sich zu kennen, zu re-
spektieren und sich mit ihr anzufreunden - nicht
gegen sie zu kämpfen, sondern sie zu nutzen.
Perfekt sein gehört halt nicht zum Leben 😉 - die
Lücken bleiben und wir brauchen immer wieder
auch andere Menschen, die dort stärker sind, wo
wir selbst nicht so gut aufgestellt sind.

Wenn es Erfolge zu verzeichnen gibt, werde ich sie mir auf jeden Fall aufschreiben. Aber noch gibt es in meinem Leben einfach keinerlei Erfolge. Ich meine, was habe ich denn bisher vollbracht? Ich habe es geschafft, ohne zu lernen Abitur zu machen und in meinem Wunschfach immatrikuliert zu werden. Bisher ist mir sozusagen alles zugeflogen. Und genau das war nicht gut...

Sorry, jetzt muss ich lachen. Keine Erfolge im
Leben bisher? Du hast gelernt, aus der Flasche
zu trinken, mit dem Löffel zu essen, alleine zu
laufen, Treppen zu steigen, dir die Schuhe zu
binden, dann das Reden (keine Kleinigkeit),
nicht zu vergessen Lesen und Schreiben, Mathe-
matik, du kannst auf einen Baum klettern und
dir im Dunkeln das Hemd zuknöpfen (daran ver-
zweifeln bis heute die besten Roboter). Soll ich
die Liste fortsetzen?

Das Gefühl, deine Fortschritte im Leben seien
dir "zugeflogen" ist eine ganz typische (Fehl-)
Einschätzung von Menschen deines Naturells.
Du meinst, du hättest nichts für deine Erfolge
getan, aber bei realistischer Betrachtung hast
du großen Anteil daran. Diese Anteile zu er-
kennen, bewusst zu machen und dann für deine
jetzigen Ziele einzusetzen wäre vielleicht etwas,
das einen konkreten Unterschied bewirken könnte.

Kann ich dir aber nicht abnehmen, das ist deine
Arbeit!

Lieben Gruß,
Werner
 
Hallo Werner,

Stimmt. Was macht dich denn zufriedener, das
du auch jetzt schon tun kannst und nicht erst in
3 Jahren? Ich kenne dich nicht gut genug, um
dir hier einen praktischen Tipp zu geben.

Das kann ich leider selbst nicht so genau sagen... Es gibt zwar einige Dinge die ich verändern möchte, Dinge, die mir fehlen und die ich in mein Leben bringen möchte. Allerdings frage ich mich, wie ich das Ganze mit meinem Grübelzwang vereinbaren soll. Neue Dinge in sein Leben zu lassen, heißt auch automatisch, sich über ganz neue/andere Dinge gedanken zu machen. Das ich auch etwas, wovor ich Angst habe... (weil ich vorgestern davor sprach, dass ich mir vor den Veränderungen in die Hose mache)-

Gute Zinklieferanten sind Austern, Rinderleber,
Rindfleisch, auch Samen (Pinienkerne, Sonnen-
blumenkerne, Cashewkerne) und manche sagen
auch Kakao, wobei ich da ein bisschen skeptisch
bin, vor allem wenn er in Milchschokolade auf-
taucht. Ich kenne Leute, die haben 3 Tafeln und
mehr pro Tag gegessen, bis sie gemerkt haben,
dass ihnen Zink fehlt und es anderweitig zuge-
führt haben. Für dich als Student gibts auch das
klassische Studentenfutter, da sind Nüsse drin
und Rosinen, die Traubenzucker fürs Gehirn lie-
fern. Haselnüsse, Walnüsse und Mandeln gehö-
ren auch zu den eher guten Zinklieferanten.

Wenn du dich vertieft informieren willst, hier ist
die kompakte Wissenssammlung aus fast 20 Jah-
ren Erfahrung: Zink und Zinkmangel

Danke für die Ratschläge! Nüsse fallen bei mir wegen Allergie leider raus, Rosinen mag ich überhaupt nicht... Vielleicht Mandeln, aber ich kann jetzt auch nicht tonnenweise Mandeln in mich reinfuttern. Samen esse ich immer wieder (Sonnenblumenkerne), auch (Rind)Fleisch kommt bei mir nicht allzu kurz, mit Austern und Rinderleber kann man mich jagen. 😉

Gute Frage. Ob es für dich eine Lösung im Sinne
eines positiven Unterschieds macht, diejenigen deiner
Eigenschaften und Eigenarten, die offenkundig ange-
boren sind (und damit vielleicht zum Naturell - oder
zum ererbten Fundus) gehören, zu sehen, musst du für
dich entscheiden. Ich fand es jedenfalls eine wichtige
Erkenntnis und es hat mich mit meiner Eigenart und
der meiner Eltern und Geschwister "versöhnt".

Außerdem eröffnet dir dieser Blickwinkel einen kon-
kreten Ansatz für deine eigene Persönlichkeitsweiter-
entwicklung - sprich: deine "roten" Anteile bewusster
einzusetzen, z.B. aktiver zu handeln, öfters Nein zu
sagen oder dir praktisch erreichbare, attraktive und
motivierende Ziele zu setzen. Oder mehr Wert auf
deinen Körper zu legen, was du ja schon tust und
was dir gut tut.

Dass das angeborene Naturell ein Leben lang er-
halten bleibt, sehe ich auch so. Deshalb ist es ja
so wichtig, diese Seite an sich zu kennen, zu re-
spektieren und sich mit ihr anzufreunden - nicht
gegen sie zu kämpfen, sondern sie zu nutzen.
Perfekt sein gehört halt nicht zum Leben 😉 - die
Lücken bleiben und wir brauchen immer wieder
auch andere Menschen, die dort stärker sind, wo
wir selbst nicht so gut aufgestellt sind.

Ich denke, dass mir insbesondere positive Erfahrungen dabei helfen werden, dass ich mein eigenes Naturell besser akzeptieren kann. Denn wie gesagt, sonderlich viel hab ich eigentlich nicht davon, so zu sein, wie ich bin. Ich neige aufgrund meines (nachweislich) hohen IQ's zu Depressionen und Grübelzwang und finde in der Gesellschaft kaum Anschluss, weil sie alle einfach anders sind... Zwar bin ich über jeden Freund, den ich habe, froh, sie ticken nämlich alle wie ich. Aber wenn ich selber zum Durchschnitt gehören würde, dann hätte ich zwar andere Freunde, wäre über dieser aber genauso froh. Also macht das auch keinen Unterschied.

Sorry, jetzt muss ich lachen. Keine Erfolge im
Leben bisher? Du hast gelernt, aus der Flasche
zu trinken, mit dem Löffel zu essen, alleine zu
laufen, Treppen zu steigen, dir die Schuhe zu
binden, dann das Reden (keine Kleinigkeit),
nicht zu vergessen Lesen und Schreiben, Mathe-
matik, du kannst auf einen Baum klettern und
dir im Dunkeln das Hemd zuknöpfen (daran ver-
zweifeln bis heute die besten Roboter). Soll ich
die Liste fortsetzen?

Das Gefühl, deine Fortschritte im Leben seien
dir "zugeflogen" ist eine ganz typische (Fehl-)
Einschätzung von Menschen deines Naturells.
Du meinst, du hättest nichts für deine Erfolge
getan, aber bei realistischer Betrachtung hast
du großen Anteil daran. Diese Anteile zu er-
kennen, bewusst zu machen und dann für deine
jetzigen Ziele einzusetzen wäre vielleicht etwas,
das einen konkreten Unterschied bewirken könnte.

Die Erfolge, die du alle aufzählst, das sind "Erfolge", die jeder Mensch irgendwann mal verbucht, besondere Umstände mal ausgeklammert. Das sind Dinge, die man zum normalen Leben braucht. Für mich ist das absolut kein Grund, stolz zu sein. Für mich ist das auch keine Fehleinschätzung meinerseits. Ich wünschte, es wäre so, aber wie gesagt, die Dinge, die du aufgezählt hast... die sind vielleicht im Alter von 2-3 Jahren ein Erfolg, aber nicht, wenn man schon 21 ist und andere Dinge bisher noch nicht erreicht hat.


Liebe Grüße
Glacio
 
Guten Abend, Glacio,

Allerdings frage ich mich, wie ich das Ganze mit meinem Grübelzwang vereinbaren soll. Neue Dinge in sein Leben zu lassen, heißt auch automatisch, sich über ganz neue/andere Dinge gedanken zu machen. Das ich auch etwas, wovor ich Angst habe... (weil ich vorgestern davor sprach, dass ich mir vor den Veränderungen in die Hose mache)-

vielleicht den Grübelzwang schon vorher angehen und
in die Schranken weisen. Da gibt es ja gute Tricks, die
du dir abschauen kannst. Zum Beispiel nur zu bestimm-
ten Zeiten über bestimmte Themen nachdenken oder sich
beim Denken bewegen, Gedanken aufschreiben, sie aus-
sprechen vor anderen, in einer anderen Sprache denken
usw.

Außerdem hast du ja die Freiheit, fast jede versuchte
Änderung wieder zurückzunehmen, falls sie nicht den
gewünschten Erfolg oder Unterschied bewirkt.

Vielleicht Mandeln, aber ich kann jetzt auch nicht tonnenweise Mandeln in mich reinfuttern. Samen esse ich immer wieder (Sonnenblumenkerne), auch (Rind)Fleisch kommt bei mir nicht allzu kurz, mit Austern und Rinderleber kann man mich jagen. 😉

Als ich noch fast nichts über diese Themen wusste,
habe ich sehr gerne Marzipan und Cashewnüsse ge-
gessen. Seit ich regelmäßig ein Zinkpräparat nehme
(da ich ja gar kein Fleisch esse), hat sich dieser Heiß-
hunger weitgehend normalisiert.

Ich denke, dass mir insbesondere positive Erfahrungen dabei helfen werden, dass ich mein eigenes Naturell besser akzeptieren kann.

Die müsstest du eigentlich schon haben - wobei natür-
lich die Frage relevant ist, was du als Erfolge bezeich-
nest und worauf du stolz und dankbar bist. Das liegt ja
völlig in deinem Ermessensspielraum. Du bist z.B. noch
nicht geschieden, hast (vermute ich mal) keine unehe-
lichen Kinder in die Welt gesetzt, keinen Menschen tot-
gefahren und niemand abgewiesen, der sich dann wegen
dir fast das Leben genommen hat - die Liste ließe sich
fortsetzen. Will heißen: auch was man vermeidet, kann
man durchaus als Erfolge titulieren. Mir scheint, du bist
hier sehr streng mit dir und erwartest mindestens einen
Nobelpreis, bevor du mit dir zufrieden bist.

Für mich ist das absolut kein Grund, stolz zu sein. Für mich ist das auch keine Fehleinschätzung meinerseits. Ich wünschte, es wäre so, aber wie gesagt, die Dinge, die du aufgezählt hast... die sind vielleicht im Alter von 2-3 Jahren ein Erfolg, aber nicht, wenn man schon 21 ist und andere Dinge bisher noch nicht erreicht hat.

Es gibt hier kein "richtig" und "falsch", nur unterschied-
liche Maßstäbe, die man an sich anlegt. Ich denke, wenn
dich deine Unzufriedenheit zu mutigen Taten motiviert,
ist sie fruchtbar - aber nicht, wenn sie dich frustriert,
blockiert und in depressive Gedankenkreise stürzt.

Und davon abgesehen: das, was du in deinen jüngeren
Jahren gemeistert hast, ist ja jetzt auch noch da und
wichtig - unabhängig davon, ob das andere auch schaf-
fen. Etwas wirklich eigenes, unverwechselbares zu
erreichen, ist eine sehr hohe Latte. Das darf man sich
aus meiner Erfahrung (bin ja immerhin fast 51) zwar
wünschen oder darauf hoffen, aber als Anspruch im
Sinne eines Zwangs ist das nicht förderlich.

Ich hatte mir in deinem Alter z.B. einfach vorgenommen,
eine heruntergewirtschaftete Schreibwaren- und Buch-
handlung in meinem Heimatort neu zu beleben. Das hat
ganz gut funktioniert, den Laden gibt es heute noch (seit
25 Jahren mit anderem Besitzer). Später wollte ich nur
lernen, bessere Gespräche mit Menschen in Lebenskrisen
führen zu können und bin deshalb in einen Verein, der
Krisenbegleitungen anbietet. Dass daraus ein ganz neuer
Berufszweig für mich werden würde, dass ich Psychothera-
peuten ausbilden und Bücher schreiben würde, die sogar
in andere Sprachen übersetzt wurden - das habe ich mir
nicht vorgenommen, sondern einfach auf jeder Stufe
versucht, mein Bestes zu geben und es so zu machen,
dass ich auf mich stolz sein konnte. Der Rest hat sich
dann einfach ergeben. Auch dass ich wohl einen höheren
IQ habe wie der Durchschnitt ist mir erst später aufgefal-
len. Für mich war das einfach normal, immer wieder be-
sondere Leistungen zu bringen oder besonders kreativ
zu sein.

Friedrich Schiller hat mal von einem Lehrer, der seine
Begabung erkannte, den Satz mit auf den Weg bekom-
men: Beweisen Sie der Welt, dass Sie ein Genie sind!
Das fand ich anfangs erschreckend, dann aber relativ
einfach, als ich erkannte, dass ein Urteil darüber, was
für mich (!) genial ist, nur ich selbst treffen kann. Das
hat mich ziemlich locker und frei gemacht. Unter Druck
gesetzt hat mich mein Talent nie, unruhig gemacht
manchmal schon, insofern kann ich deine Unzufriedenheit
wohl nachvollziehen. Das fühlt sich an wie eine Mühle,
die zwar auf Hochtouren läuft, aber hinten ist kein Korn
zum Mahlen vorhanden. Sich selbst Korn einzulegen,
sprich: die Herausforderungen zu erkennen und sich
ihnen zu stellen, die auftauchen - das ist wohl die
Kunst, aber ein Leben lang, nicht einmal und dann ist
alles in Ordnung. So ging und geht es mir zumindest.

Lieben Gruß,
Werner
 
Hallo Werner,

vielleicht den Grübelzwang schon vorher angehen und
in die Schranken weisen. Da gibt es ja gute Tricks, die
du dir abschauen kannst. Zum Beispiel nur zu bestimm-
ten Zeiten über bestimmte Themen nachdenken oder sich
beim Denken bewegen, Gedanken aufschreiben, sie aus-
sprechen vor anderen, in einer anderen Sprache denken
usw.

Außerdem hast du ja die Freiheit, fast jede versuchte
Änderung wieder zurückzunehmen, falls sie nicht den
gewünschten Erfolg oder Unterschied bewirkt.

Das klingt vielleicht so einfach, aber in Wirklichkeit ist es das nicht. Zumindest bei mir nicht. Und zwar aus dem Grund, weil ich mir auch über Vergangenes und über neue Erfahrungen viele Gedanken mache. Du weißt, dass ich psychisch nicht der Stabilste bin. Ich habe einfach Angst davor, dass eine versuchte Änderung misslingt und mich das dann noch tiefer in den Sumpf zieht (das ist das Hauptthema für mich momentan). Wäre schön, wenn ich einfach unbekümmert gewisse Änderungen zulassen könnte. Die meisten Leute können das, ich habe Probleme damit. Nehmen wir mal als konkretes Beispiel die Partnersuche: Es wird Abfuhren für mich geben, das weiß ich. Und die Abfuhren sind für mich persönlich kein Problem, damit kann ich umgehen, sofern sie auf eine ehrliche Art und Weise passieren. Habe ich in der Vergangenheit auch schon gezeigt. Womit ich aber viel weniger umgehen kann, ist eine Abfuhr, die auf einer absolut unehrlichen Art und Weise passiert, so wie es demletzt der Fall war (will das jetzt nicht weiter ausführen). Ich bin mittlerweile zwar drüber hinweg, aber es tat mir psychisch überhaupt nicht gut. Und jetzt habe ich Angst davor, dass ich in naher Zukunft erneut eine derart unehrliche Abfuhr kassiere, und genau das beeinflusst mich dann weiter negativ in meinem Denken! Und dadurch setze ich mich dann ungewollt unter Druck... weil ich mir denke, dass ich jetzt endlich positive Erfahrungen im Leben brauche (in allen Belangen, die Partnersuche ist nur ein kleines von vielen Puzzleteilen), ansonsten zieht es mich noch tiefer in die Welt der negativen Gedanken und der Zukunftsängste...

Die müsstest du eigentlich schon haben - wobei natür-
lich die Frage relevant ist, was du als Erfolge bezeich-
nest und worauf du stolz und dankbar bist. Das liegt ja
völlig in deinem Ermessensspielraum. Du bist z.B. noch
nicht geschieden, hast (vermute ich mal) keine unehe-
lichen Kinder in die Welt gesetzt, keinen Menschen tot-
gefahren und niemand abgewiesen, der sich dann wegen
dir fast das Leben genommen hat - die Liste ließe sich
fortsetzen. Will heißen: auch was man vermeidet, kann
man durchaus als Erfolge titulieren. Mir scheint, du bist
hier sehr streng mit dir und erwartest mindestens einen
Nobelpreis, bevor du mit dir zufrieden bist.

Solche Dinge mag ich zwar vermieden haben, aber das ist in meinem Alter, oder speziell jetzt in meinem Leben, auch nichts hochgradig Besonderes. Nein, ich bin noch nicht geschieden mit 21, und ich bin auch noch Jungfrau, und einen Führerschein habe ich auch noch nicht 😉 Im Prinzip sind diese Dinge (bis auf Ersteres natürlich) aber auch eher Dinge, auf die ich nicht wirklich stolz sein brauche... (wobei das mit dem Führerschein stets meine eigene Absicht war, also dass ich ihn bis jetzt noch nicht gemacht habe, und das mit der Jungfräulichkeit war auch immerhin 20 Jahre lang meine Absicht).
Nein, einen Nobelpreis verlange ich gar nicht. Es geht auch nicht darum, ob ich mit mir zufrieden bin oder nicht. Ich bin zufrieden mit mir, abgesehen von den Dingen, die ich in naher Zukunft verändern möchte. Ich denke mir lediglich, dass ich es wesentlich einfacher hätte, wenn ich so ticken würde wie der Durchschnitt. Aber dahingehend will ich mich gar nicht verändern. Ich will mich lediglich innerhalb meines Naturells verändern und weiterentwickeln. Aber wie gesagt, es macht mir einfach ein wenig Angst...

Ich bin generell einer, der seine Ängste bekämpft, und auch wenn sich das jetzt eben vielleicht nicht so angehört hat, werde ich die Fäden in die Hand nehmen und versuchen, mich zu verändern. Dass ich Angst davor habe, darf und will ich trotzdem sagen. Angst bedeutet für mich aber nicht gleich Resignation. Aber ohne die Angst wäre es um ein vielfaches Leichter, an den Stellschrauben in meinem Leben zu drehen, das weiß ich selber.


Es gibt hier kein "richtig" und "falsch", nur unterschied-
liche Maßstäbe, die man an sich anlegt. Ich denke, wenn
dich deine Unzufriedenheit zu mutigen Taten motiviert,
ist sie fruchtbar - aber nicht, wenn sie dich frustriert,
blockiert und in depressive Gedankenkreise stürzt.

Im Prinzip habe ich eben auf diesen Absatz vorgegriffen 😉 Ich weiß, dass es keine Lösung ist, in der Bude zu bleiben und vor Selbstmitleid zu zerfließen und mich von meinen eigenen Gedankenkreisen zerfleischen zu lassen. Die einzige Sache, die mich in der Hinsicht einfach hemmt und lähmt, ist wie gesagt die Angst davor, dass diese Gedankenkreise durch (weitere) negative Erfahrungen noch negativer werden. Ich habe nicht Angst vor negativen Erfahrungen, sondern von der Wirkung dieser! Das ist ein großer Unterschied und wurde von dir vielleicht auch ein wenig falsch verstanden, deswegen schreibe ich es jetzt nochmal genauer.

Ich hatte mir in deinem Alter z.B. einfach vorgenommen,
eine heruntergewirtschaftete Schreibwaren- und Buch-
handlung in meinem Heimatort neu zu beleben. Das hat
ganz gut funktioniert, den Laden gibt es heute noch (seit
25 Jahren mit anderem Besitzer). Später wollte ich nur
lernen, bessere Gespräche mit Menschen in Lebenskrisen
führen zu können und bin deshalb in einen Verein, der
Krisenbegleitungen anbietet. Dass daraus ein ganz neuer
Berufszweig für mich werden würde, dass ich Psychothera-
peuten ausbilden und Bücher schreiben würde, die sogar
in andere Sprachen übersetzt wurden - das habe ich mir
nicht vorgenommen, sondern einfach auf jeder Stufe
versucht, mein Bestes zu geben und es so zu machen,
dass ich auf mich stolz sein konnte. Der Rest hat sich
dann einfach ergeben. Auch dass ich wohl einen höheren
IQ habe wie der Durchschnitt ist mir erst später aufgefal-
len. Für mich war das einfach normal, immer wieder be-
sondere Leistungen zu bringen oder besonders kreativ
zu sein.

Friedrich Schiller hat mal von einem Lehrer, der seine
Begabung erkannte, den Satz mit auf den Weg bekom-
men: Beweisen Sie der Welt, dass Sie ein Genie sind!
Das fand ich anfangs erschreckend, dann aber relativ
einfach, als ich erkannte, dass ein Urteil darüber, was
für mich (!) genial ist, nur ich selbst treffen kann. Das
hat mich ziemlich locker und frei gemacht. Unter Druck
gesetzt hat mich mein Talent nie, unruhig gemacht
manchmal schon, insofern kann ich deine Unzufriedenheit
wohl nachvollziehen. Das fühlt sich an wie eine Mühle,
die zwar auf Hochtouren läuft, aber hinten ist kein Korn
zum Mahlen vorhanden. Sich selbst Korn einzulegen,
sprich: die Herausforderungen zu erkennen und sich
ihnen zu stellen, die auftauchen - das ist wohl die
Kunst, aber ein Leben lang, nicht einmal und dann ist
alles in Ordnung. So ging und geht es mir zumindest.

Meinen Respekt hast du 😉 Aber auch nicht erst seit heute. Aber das ist auch etwas, was dich und mich da ein wenig unterscheidet. Ich bin antriebslos und zu solchen Dingen nicht in der Lage. Mal davon abgesehen, dass jetzt sowieso erstmal das Studium Vorrang hat.


Liebe Grüße
Glacio
 
Guten Morgen, Glacio!

Ich habe einfach Angst davor, dass eine versuchte Änderung misslingt und mich das dann noch tiefer in den Sumpf zieht (das ist das Hauptthema für mich momentan). Wäre schön, wenn ich einfach unbekümmert gewisse Änderungen zulassen könnte. Die meisten Leute können das, ich habe Probleme damit. Nehmen wir mal als konkretes Beispiel die Partnersuche: Es wird Abfuhren für mich geben, das weiß ich. Und die Abfuhren sind für mich persönlich kein Problem, damit kann ich umgehen, sofern sie auf eine ehrliche Art und Weise passieren.

Ich kenne vergleichbare Situationen aus dem Geschäfts-
leben (mit der Unehrlichkeit). Was mir das geholfen hat
war, das Verhalten anderer nicht mehr auf mich zu be-
ziehen sondern es "bei ihnen" zu lassen. Also z.B. zu
sagen: Herr X. hat offenbar ein schweres Problem, wenn
er sich so verhält. Das hat nicht unbedingt etwas mit mir
zu tun und ich muss mich davon nicht mehr als nötig be-
einflussen lassen (auch gedanklich). Das erfordert etwas
Übung und ist nicht "leicht" - sorry, wenn ich den Eindruck
erweckt habe, dass meine Trainingsvorschläge "leicht"
seien. Sie mögen zwar "einfach" sein, aber wie beim Sport
ist der Weg dahin, dass etwas leicht ausschaut ziemlich
schwer.

Sei mal froh über jede frühe Abfuhr. Sie erspart dir poten-
tiell viel Ärger. Ich denke, du darfst ein bisschen stolz auf
dich sein - denn um eine Abfuhr zu kassieren muss man
ja den Mut aufbringen, sich zu äußern. Und das war ja
dein Ziel und jetzt steht zumindest schon mal die Zahl 1
auf deiner Liste (die "Wette" zwischen uns, wie viele du
ansprechen musst, gilt noch 😉 😉 ...).

(...) ansonsten zieht es mich noch tiefer in die Welt der negativen Gedanken und der Zukunftsängste...

Ein treffendes Beispiel dafür, wie du dich "ausgeliefert"
siehst - also ob "es" dich ziehen könnte, gegen deinen
Willen. Der Unterschied wäre, dass du realisierst, dass
du dich selbst ziehst oder ziehen lässt (weil du zu wenig
Widerstandskraft einsetzt, wenn deine Gedanken und
Ängste dich in eine Richtung ziehen wollen). Es sind aber
trotzdem deine Gedanken, keine fremden Mächte. Es
liegt also an dir, diese zu kultivieren oder zu ignorieren.
Ist aber nicht leicht, ich weiß.

Mir hat hier Richard Bandler und sein Buch "Veränderung
des subjektiven Erlebens" sehr geholfen.

Ich bin generell einer, der seine Ängste bekämpft, und auch wenn sich das jetzt eben vielleicht nicht so angehört hat, werde ich die Fäden in die Hand nehmen und versuchen, mich zu verändern. Dass ich Angst davor habe, darf und will ich trotzdem sagen. Angst bedeutet für mich aber nicht gleich Resignation. Aber ohne die Angst wäre es um ein vielfaches Leichter, an den Stellschrauben in meinem Leben zu drehen, das weiß ich selber.

(...)
Die einzige Sache, die mich in der Hinsicht einfach hemmt und lähmt, ist wie gesagt die Angst davor, dass diese Gedankenkreise durch (weitere) negative Erfahrungen noch negativer werden. Ich habe nicht Angst vor negativen Erfahrungen, sondern von der Wirkung dieser! Das ist ein großer Unterschied und wurde von dir vielleicht auch ein wenig falsch verstanden, deswegen schreibe ich es jetzt nochmal genauer.

Danke für deine Erläuterungen und Einblicke. Ich denke,
jetzt verstehe ich das besser, was dich umtreibt. Nur
wird es "ohne Angst" eher nicht geben, weil Angst ein
notwendiger Bestandteil der Psyche ist und dich vor
Schäden schützt. Sie ist wie ein Wachhund. Den musst
du aber erziehen (die Stellschrauben finden), damit er
nicht bei jedem Geräusch anschlägt und dich weckt.

Und was die Wirkung negativer Gedanken betrifft: auch
hier unterliegst du wieder der Idee, du wärst ihnen passiv
ausgeliefert und könntest nichts dagegen tun. Aber deine
Erfahrung müsste dir sagen, dass a) die Wirkung mit der
Zeit oder wenn du etwas anderes machst, irgendwann
nachlässt und b) dass die Wirkung nicht immer identisch
ist sondern auch einmal zu nützlichen Einsichten führt
und dich weiterbringt.

Ich empfehle eher eine neugierige, forschende Haltung
als Gegengewicht zur Angst - im Sinne von: ich will doch
mal sehen, wie ich mit der nächsten Angst und ihrer
Wirkung umgehen kann und mich so besser kennenlernen.

Übrigens ist mein Eindruck, dass du (zumal für einen Men-
schen deines Alters) dich innerhalb der Grenzen und Mög-
lichkeiten deines Naturells (und mit deiner hohen Intelli-
genz) sehr konstruktive Gedanken machst. Andere lassen
sich erst mit 40 oder 50 auf so einen Trainingsprozess ein
oder gehen in Therapie, nachdem sie geschieden, krank
und insolvent sind ...

Du hast noch geschätzt 4/5 deines Lebens vor dir 🙂

Lieben Gruß,
Werner
 
Hallo Werner,

Ich kenne vergleichbare Situationen aus dem Geschäfts-
leben (mit der Unehrlichkeit). Was mir das geholfen hat
war, das Verhalten anderer nicht mehr auf mich zu be-
ziehen sondern es "bei ihnen" zu lassen. Also z.B. zu
sagen: Herr X. hat offenbar ein schweres Problem, wenn
er sich so verhält. Das hat nicht unbedingt etwas mit mir
zu tun und ich muss mich davon nicht mehr als nötig be-
einflussen lassen (auch gedanklich). Das erfordert etwas
Übung und ist nicht "leicht" - sorry, wenn ich den Eindruck
erweckt habe, dass meine Trainingsvorschläge "leicht"
seien. Sie mögen zwar "einfach" sein, aber wie beim Sport
ist der Weg dahin, dass etwas leicht ausschaut ziemlich
schwer.

Das Verhalten habe ich auch nicht auf mich bezogen. Ich werfe mir nur dann was vor, wenn ich der Meinung bin, wirklich einen Fehler gemacht zu haben, aber das hatte in in dieser einen Situation nicht. Trotzdem beeinflusst es einen natürlich negativ, zumindest mich. Weil ich dann einfach Angst davor habe, dass es mehrere Leute gibt, die "offenbar ein schweres Problem" haben, und mit mir dann genauso umgehen. Das fühlt sich für mich einfach schlecht an, egal ob ich mir etwas vorzuwerfen habe oder nicht. Mich beeinflusst es halt gedanklich, weil ich permanent am Grübeln bin. Aber leider habe ich auch die Zeit dazu. Diese 3 Stunden Zugfahrt pro Tag, die eignen sich natürlich bestens dazu. Im Zug ist es nicht so einfach, sich abzulenken...

Sei mal froh über jede frühe Abfuhr. Sie erspart dir poten-
tiell viel Ärger. Ich denke, du darfst ein bisschen stolz auf
dich sein - denn um eine Abfuhr zu kassieren muss man
ja den Mut aufbringen, sich zu äußern. Und das war ja
dein Ziel und jetzt steht zumindest schon mal die Zahl 1
auf deiner Liste (die "Wette" zwischen uns, wie viele du
ansprechen musst, gilt noch 😉 😉 ...).

Ich werde froh sein über jede frühe Abfuhr. Diese unehrliche Abfuhr damals hat mich extrem viel Zeit gekostet und mir deswegen auch einiges an (eigenen) Ärger eingebracht. Durch die Unehrlichkeit ihrerseits habe ich schlappe drei Monate Zeit verschleudert (ich will das jetzt nicht weiter ausführen, sonst explodiere ich vor Wut). Sowas wird sich mit mir aber nicht mehr wiederholen, ich werde da in Zukunft konsequent sein. Möglicherweise werde ich die unehrlichen Mädels schon im vornherein aussieben können, wenn ich eine einzige Sache in Zukunft anders mache, nämlich dass ich baldmöglichst sage, wer ich bin und wofür ich stehe! Wer mich trotz meiner Außenseiterrolle, meinen Schwierigkeiten in der heutigen Gesellschaft und meiner eigenen Vergangenheit (langweiliger, unattraktiver Stubenhocker in meiner gesamten Jugend) akzeptiert, wird wohl auch nicht so jemand sein, der mir derart unehrliche Abfuhren erteilt wie die eine damals. Bei der hatte ich im Kennenlernprozess dummerweise genau diese Komponente völlig vernachlässigt. Dass ich ein Außenseiter bin und so, davon habe ich ihr nie was erzählt. Hätte ich das getan, hätte sie sich vielleicht schon im Vornherein gar nicht mit mir getroffen, und ich hätte mir sehr viel Ärger erspart. 😉

Ob ich letztendlich wirklich 50-100 Stück ansprechen muss, wie du damals meintest, wird sich zeigen. Was eine feste Beziehung angeht, kann ich mir das sogar gut vorstellen. Aber ich habe mich dazu entschieden, beim Flirten nicht mehr allzu verzwungen auf was Festes zu schielen 😉 Aus vielerlei Gründen.


Ein treffendes Beispiel dafür, wie du dich "ausgeliefert"
siehst - also ob "es" dich ziehen könnte, gegen deinen
Willen. Der Unterschied wäre, dass du realisierst, dass
du dich selbst ziehst oder ziehen lässt (weil du zu wenig
Widerstandskraft einsetzt, wenn deine Gedanken und
Ängste dich in eine Richtung ziehen wollen). Es sind aber
trotzdem deine Gedanken, keine fremden Mächte. Es
liegt also an dir, diese zu kultivieren oder zu ignorieren.
Ist aber nicht leicht, ich weiß.

Zu gerne würde ich mehr Widerstandskraft einsetzen, aber ich frage mich, wie ich das tun soll. Ich habe jeden Tag so viel Zeit zum Grübeln, selbst wenn ich mich oft ablenke oder anderweitig beschäftigt bin. Grübeln kann man leider überall. Im Zug, in den Vorlesungen, im Fitnessstudio... Dort grübel ich. Und wie ich den Widerstand vergrößern kann, dazu fällt mir keine Methode ein.


Danke für deine Erläuterungen und Einblicke. Ich denke,
jetzt verstehe ich das besser, was dich umtreibt. Nur
wird es "ohne Angst" eher nicht geben, weil Angst ein
notwendiger Bestandteil der Psyche ist und dich vor
Schäden schützt. Sie ist wie ein Wachhund. Den musst
du aber erziehen (die Stellschrauben finden), damit er
nicht bei jedem Geräusch anschlägt und dich weckt.

Und was die Wirkung negativer Gedanken betrifft: auch
hier unterliegst du wieder der Idee, du wärst ihnen passiv
ausgeliefert und könntest nichts dagegen tun. Aber deine
Erfahrung müsste dir sagen, dass a) die Wirkung mit der
Zeit oder wenn du etwas anderes machst, irgendwann
nachlässt und b) dass die Wirkung nicht immer identisch
ist sondern auch einmal zu nützlichen Einsichten führt
und dich weiterbringt.

Ich sehe Angst auch nicht unbedingt als etwas Negatives. Wie du sagst, es ist auch in gewisser Weise ein Selbstschutz. Und jeder Mensch hat hin und wieder mal Angst. Aber es kommt drauf an, wie man damit umgeht. Und ich habe irgendwie im Gefühl, mit Angst nicht wirklich umgehen zu können. Möglicherweise war das auch der Grund, weshalb ich in meiner Jugend nur in der Bude gehockt bin anstatt häufiger mal rauszugehen. Erst meine Psychotherapie, die von September 2013 bis Februar 2015 ging, hat mir da erstmals richtig helfen können, habe ich im Gefühl. Seither mache ich mir zumindest nicht mehr vor alltäglichen Situationen (der Gang ins Fitnessstudio oder so) in die Hosen, sondern nur noch vor den Dingen, die meine Gedankenwelt negativ beeinflussen könnten.

Ich empfehle eher eine neugierige, forschende Haltung
als Gegengewicht zur Angst - im Sinne von: ich will doch
mal sehen, wie ich mit der nächsten Angst und ihrer
Wirkung umgehen kann und mich so besser kennenlernen.

Das ist durchaus ein interessanter Ansatz, danke für den Ratschlag!

Übrigens ist mein Eindruck, dass du (zumal für einen Men-
schen deines Alters) dich innerhalb der Grenzen und Mög-
lichkeiten deines Naturells (und mit deiner hohen Intelli-
genz) sehr konstruktive Gedanken machst. Andere lassen
sich erst mit 40 oder 50 auf so einen Trainingsprozess ein
oder gehen in Therapie, nachdem sie geschieden, krank
und insolvent sind ...

Ich weiß, dass meine Gedankengänge konstruktiv sind, das unterscheidet mich ja von den meisten Anderen in meinem Alter. Und ich wünschte mir manchmal echt, ich hätte nur unkonstruktive Gedanken im Hirn, um es in der Gesellschaft einfacher zu haben... Hab ich ja auch schon einige Male angesprochen. Ich bin von meinen Gedanken her sicherlich nicht auf dem Niveau der meisten Gleichaltrigen, sondern schon weit drüber. Und ich strahle das wahrscheinlich auch aus. Überall werde ich von älteren Männern angesprochen, im Zug, im Fitnessstudio, in Bars... Überall fangen Männer im Alter von 30 bis 70 Gespräche mit mir an. Für Gleichaltrige bin ich aber der orientierungslose und unscheinbare kleine Junge. Und irgendwie habe ich das satt.


Lieben Gruß
Glacio
 
Guten Morgen, Glacio,

Trotzdem beeinflusst es einen natürlich negativ, zumindest mich. Weil ich dann einfach Angst davor habe, dass es mehrere Leute gibt, die "offenbar ein schweres Problem" haben, und mit mir dann genauso umgehen.

da ist es wieder, das Gefühl des "Ausgeliefertseins" und
Beeinflusstwerdens ohne dass du scheinbar etwas dagegen
tun kannst. Du lässt zu, dass deine Ängste und das, was
andere tun oder lassen, über dich bestimmen.

Zu gerne würde ich mehr Widerstandskraft einsetzen, aber ich frage mich, wie ich das tun soll.

Anfangen mit der, die du schon hast und sie einsetzen,
z.B. um unangenehme Grübelgedanken zu stoppen. Das
ist wie ein Muskel, den man trainieren muss.

(...) Diese 3 Stunden Zugfahrt pro Tag, die eignen sich natürlich bestens dazu. Im Zug ist es nicht so einfach, sich abzulenken...

Warum "ablenken" und nicht aktiv mit etwas beschäftigen,
das nützlich ist. Oder spielen? Träumen? Musik hören?

(...) Sowas wird sich mit mir aber nicht mehr wiederholen, ich werde da in Zukunft konsequent sein.

Das klingt gut und stärkt deine Widerstandskraft und auch
deine Autonomie bzw. das Gefühl, dass du selbst der Ge-
stalter deines Schicksals bist 🙂

Lieben Gruß, Werner

P.S. Ich habe als Kind und Jugendlicher auch sehr gerne
mit älteren gesprochen und diskutiert, fand das aber nicht
weiter schlimm, nur manchmal anstrend, mich auf das
"Niveau" oder die Themen der Gleichaltrigen einzulassen.
Das legt sich übrigens mit der Zeit, weil du merkst, dass
irgendwann die Älteren auch meistens langweilige Themen
und Interessen haben 😉
 
Hallo Werner,

da ist es wieder, das Gefühl des "Ausgeliefertseins" und
Beeinflusstwerdens ohne dass du scheinbar etwas dagegen
tun kannst. Du lässt zu, dass deine Ängste und das, was
andere tun oder lassen, über dich bestimmen.

du hast im Prinzip eines meiner Kernprobleme in den letzten Jahren ausfindig gemacht: Ja, ich mache mein Wohlbefinden leider von anderen Leuten abhängig. Und weiß nicht, wie ich das abstellen kann. Ich habe über dieses Thema (Opferrolle und so weiter) schon einiges gelesen, aber geholfen hat mir da bisher nichts. Leider mache ich mich gefühlsmäßig sehr stark von anderen Leuten abhängig. Ja, ich lasse es zu, und zwar volle Breitseite. Da gibt es für mich nichts wegzudiskutieren...

Anfangen mit der, die du schon hast und sie einsetzen,
z.B. um unangenehme Grübelgedanken zu stoppen. Das
ist wie ein Muskel, den man trainieren muss.

Nimm's mir nicht übel, klingt für mich aber viel mehr nach einem Äpfel-Birnen-Vergleich 😉 Widerstandskraft habe ich keine, wie ich oben schrieb, daher kann ich auch nicht die einsetzen, die ich schon habe. Ich fange da im Prinzip genau bei 0 an.

Warum "ablenken" und nicht aktiv mit etwas beschäftigen,
das nützlich ist. Oder spielen? Träumen? Musik hören?

Naja, wie soll man sich im Zug aktiv mit was beschäftigen, was nützlich ist? Träumen und Musik hören eignen sich bei mir leider perfekt zum Grübeln (insbesondere dann, wenn ich Musik höre, fange ich an zu grübeln). Und Handyspiele spiele ich nur sehr selten und auch nicht so gern (außerdem geht dabei Akku unnötigerweise flöten).

Jaja, ich weiß, das klingt alles wieder nach Ausrede👎 pur. Aber es muss doch irgendeine andere Möglichkeit geben? Eine Möglichkeit, von der auch ich überzeugt bin.

Das klingt gut und stärkt deine Widerstandskraft und auch
deine Autonomie bzw. das Gefühl, dass du selbst der Ge-
stalter deines Schicksals bist 🙂

Das stimmt schon, allerdings neige ich momentan noch viel zu sehr dazu, diese Autonomie erst viel zu spät einzusetzen statt zum richtigen Zeitpunkt. Den richtigen Zeitpunkt habe ich in der Hinsicht bisher stets verpasst, weil ich mich noch zu lange von anderen Leuten abhängig gemacht habe (weiteres siehe Absatz 1 dieses Posts).


Lieben Gruß!
Scharly
 
Hallo Werner,

ich bin jetzt auch tagelang nicht mehr in dieses Forum gekommen. Am Montag hat es kurz geklappt, da habe ich gesehen, dass du mir geantwortet hast (hatte aber selber keine Zeit, zu antworten), und jetzt sehe ich, dass dein neuster Beitrag, der am Montag noch da war, wieder weg ist, verschluckt vom Forum 🙁
 
Zuletzt bearbeitet:

Anzeige (6)

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben