Danke für die Antworten, die noch gekommen waren.
Was mir in der Zwischenzeit noch eingefallen ist, ist daß ich in iherer Kindheit zuerst so verblendet war!
Bevor mir eine Freundin sagte ich solle Jessi auf eine Behinderung untersuchen lassen, habe ich geglaubt daß sie ein besonderes Mädchen ist. Sie tat sich schwer mit Laufenlernen und Radfahren, machte unabsichtlich viel kaputt, war eben motorisch ungeschickt. Aber ich dachte, vom Kopf her ist sie fit. Wie stolz war ich auf sie, als sie kurz vor Schulbeginn das Gebet und die beiden Gedichte, die sie im Kindergarten gelernt hatte, auswendig aufsagen konnte. Das kleine Einmaleins lernte sie noch recht schnell, aber ab dann machten sich ihre Lernschwierigkeiten bemerkbar. Ich habe viel Zeit mit ihr verbracht, lesen zu lernen und war auch da stolz, als sie mit 8 Jahren begann, Bücher eigenständig zu lesen. Für mich war das so viel! Ich glaube daß Jessi hätte mehr gefördert werden müssen, wurde mir zu spät bewusst.
Ich habe in der Schwangerschaft weder getrunken noch geraucht. Es war eine sehr unproblematische Schwangerschaft, die aber leider mit einem Notkaiserschnitt endete (Jessis Herztöne fielen ab).
Im Übrigen glaube ich nicht daß meine Tochter in ihrer Kindheit schwer depressiv war. Sie legte zwar wenig Wert auf Kontakte mit anderen Kindern, suchte sich aber immer wieder ein neues Hobby. Mal war es eine Phase wo sie gern Ballett machte, dann interessierte sie sich für Reiten. Sie lernte Orgelspielen, später probierte sie Geige aus. Sie gab die Instrumente auf, weil sie selbst merkte daß sie keine musikalische Begabung hatte. Als Teenager häkelte sie auch eine Zeitlang, besuchte einen Tanzkurs, liebte Spaziergänge mit dem Hund unserer Nachbarn. Ich war froh daß mich meine Eltern unterstützen gewisse Dinge für meine Tochter zu finanzieren.
Sie sagte es nie, doch ab und zu wirkte sie traurig, weil sie so wenig Anschluss an Gleichaltrige fand. Doch sie versuchte diese Leere wohl mit ihren verschiedenen Hobbies auszugleichen.
Nein, für mich ist eigentlich ganz offensichtlich daß Jessi gar keine Hilfe wünscht. Klar, sie ist dankbar wenn ich ihr mal die Kleine abnehme oder Ordnung in ihrem Haushalt schaffe. Aber therapeutische/ärztliche Hilfe lehnt sie ab.
Wenn ich auf ihre berufliche Perspektive zu sprechen komme, blockt sie richtig pampig ab und sagt: Du weiß doch dass ich zu allem zu doof und zu langsam bin. Lieber komme ich mit wenig Geld aus als mich in einem Job kaputt zu machen.
Was ist das nur für eine Einstellung?
Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll mit ihr.