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Bin ich schuld daran daß meine Tochter gestrauchelt ist?

Daoga

Urgestein
Ich kann mit der Tochter mitfühlen, bis zu einem bestimmten Punkt jedenfalls, weil die Schilderung an mein eigenes Leben erinnert. Auch meine Mutter ist leichtsinnig mit mir schwanger geworden, weil sie sich unter Kinderhaben was ganz anderes als die Realität vorgestellt hat (irgendwas von wegen mit einer lebendigen Puppe spielen und sich dafür von den Freundinnen bewundern lassen, vermute ich), ist vom Kindsvater unter demütigenden Umständen sitzengelassen worden, hat sich ihren Lebensunterhalt dann mit Billiglohnarbeit verdienen müssen weil der übermächtige Vater eine anständige geldbringende Berufsausbildung verhindert hat ("anständige katholische Mädchen heiraten und bleiben als Ehefrau zuhause und nehmen keinem Mann den gutbezahlten Beruf weg!") und war darum selten für mich da, Gefühle wie etwa Liebe gab es auch nicht grad im Übermaß, und was soll ich sagen, auch ich war sehr introvertiert, hatte immer Probleme Freunde zu finden, war lieber für mich allein und hing meinen eigenen Träumen und Gedanken nach, was mich geistig abwesend und körperlich ungeschickt erscheinen ließ. Been there, done that. Nur daß ich halt irgendwann volljährig und selbständig wurde und mir mein eigenes Leben aufbaute, meinen eigenen Interessen nachging und lernte, auch was dafür zu leisten, weit weg von der als unfähig empfundenen Mutter, wo ich nur total versumpft wäre, weil sie weder intellektuell noch materiell das bieten konnte, was ich gebraucht hätte.

Aber Deine Tochter war zu letzterem unfähig, dem selbständig leben und für sich selbst Verantwortung tragen. Wahrscheinlich wegen einer angeborenen Behinderung, die nie erkannt wurde.
Daran läßt sich nichts mehr ändern. Die eigene Gefühlsleere mit zweifelhaften Männern und einem ungewollten Kind zu füllen war dann auch nicht die richtige Strategie von ihr, sondern nur ein konsequentes Fortpflanzen ihrer Probleme in die nächste Generation. Ich beging diesen Fehler nicht, indem ich auf eigene Kinder verzichtet habe. Denn auch ich hätte keine positiven Gefühle oder großes Interesse für eigene Kinder übrig gehabt.
Daher noch mal, wenn Du die Problemkette beenden willst, kümmere Dich um Deine Enkelin. Sorge dafür daß sie jetzt notfalls alles von Dir bekommt, was sie von der eigenen Mutter nicht bekommen kann, nicht nur materielle Unterstützung, sondern vor allem menschliche Zuwendung.
Es ist unwahrscheinlich, daß sie die gleiche Behinderung hat wie ihre Mutter. Daher sollte man ihr die Möglichkeit geben, ihre eigenen Potentiale als gesunder Mensch zu entwickeln, mit Deiner Unterstützung wenn ihre Mutter ihr das nicht geben kann.
Das heißt nicht daß Du sie maßlos verhätscheln sollst - der typische Oma-Fehler - sondern daß Du sie fördern, aber auch fordern sollst. Alles geschenkt zu bekommen ist genauso falsch wie nie etwas positives zu bekommen.
 

cucaracha

Urgestein
Diesen Beitrag finde ich sehr gut.

Meine Kindheit und Mutterbeziehung war auch erschreckend ähnlich so wie es hier dargestellt wurde, aber ich hatte als Kind liebe Grosseltern gehabt, welche sich um mich gekümmert haben.

Meine Mutter war sehr jung als sie mich bekam, sie wollte kein Kind und mein Vater hatte schon eine andere Frau genommen.

Durch eine schwierige lieblose Mutterbeziehung entstehen Depressionen, das ist der Beginn vom Suchtverhalten.
Ich hatte auch jüngeren Stiefbruder.
Er brachte sich als Kind um, mein anderer Stiefbruder ist seit 20 Jahen drogenabhängig und meine kluge Halbschwester war 30 Jahre lang in der Psychiatrie untergebracht.
All diese Menschen haben als Kinder unsere liebevolleren Grosseltern nicht mehr erleben können.

Mir ist der Sprung in die Selbständigkeit und Ablösung von der Mutter als Jugendliche gelungen, welches meine Rettung war.
Jetzt sehe ich meine Mutter wesentlich milder und sie ist viel freundlicher geworden.
Auch durch meine Pflegekinder weiss ich wie schwer es ist Kinder gross zu ziehen.

Meine Mutter hatte selber eine schwierige Kindheit gehabt und konnte vermutlich deshalb so wenig Liebe, Verständnis und Halt geben.

Einem Kind Vorwürfe zu machen oder es zu beschimpfen (grade in deren Schwangerschaft) oder es abzuwerten oder deren Männer schlecht zu machen (ausser wenn es fiese, lieblose Männer sind) wirkt wie Gift auf die Seele eines Menschen.

Man kann nur versuchen es jetzt besser zu machen und die Tochter und Enkelin positiv zu bestärken
und liebevoller zu behandeln.

So hat es jetzt auch meine Mutter mit mir getan.
Sie hat sich bei mir für ihr jahrzehntelanges schlimmes Verhalten entschuldigt.
 

Daoga

Urgestein
Auch bei mir war es schon eine Kette von meiner Großmutter mütterlicherseits her, die sich auf meine Mutter auswirkte. Die Großmutter unter der Knute des genannten Ehemanns, flüchtete sich in Sucht (Rauchen) und eine Krankheit vor den Forderungen des Ehemanns, ihm nach den zwei (wenig erwünschten) Töchtern auch noch den geforderten männlichen Erben zu "schenken", an beidem zusammen starb sie schließlich auch, ihre Töchter beide ebenfalls tabaksüchtig, allerdings schaffte meine Mutter es mit dem Rauchen aufzuhören, als sie mit mir schwanger war (immerhin etwas), ihre Schwester ist mit 60 an einer typischen Raucherkrankheit gestorben, sie lebt heute noch.
Da ich mit solchen selbstzerstörerischen Handlungen von Seiten Oma und Tante aufwuchs konnte ich mir das zum Glück verkneifen, sonst wäre bei mir vielleicht auch eine "Karriere" mit Rauchen, Alk oder schlimmeren Drogen samt Hartzer-Karriere ausgebrochen. (Jetzt bin ich nur lesesüchtig, auch eine "Flucht"reaktion. Aber wenigstens eine, die körperlich nicht kaputtmacht und sogar lehrreich ist. Für wirklich selbstzerstörerische Angewohnheiten ist mein Überlebenstrieb, meine "Resilienz" wie man das heute nennt, zu stark.)

Aber solche unguten in Familien durchgereichten Ketten von Lieblosigkeit, Zwängen und selbstzerstörerischen Handlungen mit erneuter Lieblosigkeit als Ergebnis sind echt ein Thema, das man in Schulen behandeln sollte, damit sich die Schüler die es betrifft selbst erkennen und lernen, welche Auswege es gibt, sei es indem man die Kette einfach per Kinderlosigkeit nicht weiter führt (der einfache Weg) oder indem man bei den eigenen Kindern ganz bewußt anders handelt, was sehr schwer ist.
 

cucaracha

Urgestein
Ja...dieses Verhalten wird von der einen Generation in die nächste weiter gegeben.

Meine Mutter ist auch Kettenraucherin und trinkt sehr viel Alkohol .....für mich war es abschreckend.
 
R

RotHändler

Gast
Ja...dieses Verhalten wird von der einen Generation in die nächste weiter gegeben.

Meine Mutter ist auch Kettenraucherin und trinkt sehr viel Alkohol .....für mich war es abschreckend.
Das verhalten darfst du ändern, niemand stirbt mit 25 weil das einer der vorherigen Generation tat:
Denke mal an die kommenden zehn Jahre: Wie sehr wirst du dich vermutlich verändern?
Wir unterschätzen die vor uns liegende Veränderungen.
Wenn wir das wollen, wer sollte dich daran hindern?
Ich will mich ändern – aber wie?
Wir wollen doch nur wissen, wie wir uns glücklich machen, denn das trauen wir uns doch selbst zu.
Damit sind wir dann aber leider weit weg von dem, was ist und noch weiter weg von dem, was wir jetzt gerade wirklich fühlen.
Entstanden aus dem Wunsch danach, sich selbst zu verändern, weil eine Krise zeigte, dass es so nicht weiter gehen kann.
Ein Anfang ist gemacht.
Ich will mich ändern – oder anders Verhalten?
Der Anfang ist immer diese erste andere Bewegung, wie beim tanzen.
Sie beendet den >alten Tanz sofort und dadurch sind auch tiefer gehende Veränderungen möglich.
Wir können also tatsächlich aktiv etwas an unserem Charakter verändern.
"Ich bin eben so, da kann man nichts dran ändern“ ist falsch.
Wer sich ändern will, kann das auch.
Aber jede Veränderung muss mit dem Wollen beginnen.
 

cucaracha

Urgestein
Ich rauche nicht und trinke super selten mal ein Glas Wein.
Als Kind hatte ich häufig bronchiale Erkrankungen mit der Lunge wegen dem extremen Rauchen meiner Mutter.

Wenn uns bestimmte Verhaltensweisen bewusst werden..z.B. die Lieblosigkeit der Mutter, dann kann man viel verändern und es mit den eigenen Kindern besser machen.

Als junger Mensch hatte ich eine Therapie gemacht.

Aber : Unbewusste Verhaltensweisen übertragen sich schnell von der einen Generation in die nächte..
 
W

Windröschen

Gast
Hallo,
ich bin euch sehr dankbar für die zahlreichen Antworten! Damit hätte ich gar nicht gerechnet.
Eure Kritik an meiner Erziehung und meinem Verhalten gegenüber meiner Tochter kann ich verstehen. Es soll auch keine Rechtfertigung sein aber es war tatsächlich so daß ich in meiner Kindheit auch wenig Liebe bekommen habe. Ich habe meine Eltern eigentlich nur arbeitend erlebt. Einerseits war ihr Fleiß sicher positiv, aber sie hatten dadurch nie Zeit für mich. Als ich älter war, wurde ich in ihre Selbständigkeit (sie hatten erst ein Lebensmittelgeschäft, später eine Kneipe) eingebunden. Auch wenn meine Klassenlerhrerin es mir zugetraut hatte, ich durfte nicht das Gymnasium besuchen. Sonst hätte ich ja nicht so viel mithelfen können. WEnn ich mal ungezogen war, tanzte ganz schnell der Kochlöffel. Meine Mutter war da nicht zimperlich.
Ich wusste schon früh daß ich unbedingt mal Kinder haben wollte, nur nicht so früh natürlich. Ich wollte bei meiner Tochter alles anders machen. Doch weil ich von Anfang an berufstätig sein musste, war ich oft überfordert und gereizt, wenn ich von der Arbeit kam. Jessi musste oft meine schlechte Laune aushalten. Sie wollte Aufmerksamkeit und Geborgenheit und ich war meistens zu müde dazu. Als sie in der Schule war, musste ich mit ihr abends manchmal noch Hausaufgaben machen weil sie nicht zurecht kam damit. Leider war ich da auch nicht gerade die Geduldigste.
Ich habe sie gelobt und dafür belohnt wenn sie mal eine gute Note mit nach Hause brachte. Aber insgesamt habe ich ihr zu wenig gezeigt daß ich sie liebe. Ich habe sie fast nie in den Arm genommen, vielleicht weil ich es selbst nie erlebt habe...
Was ich mir heute vorwerfe ist daß ich sie nicht mehr gefördert habe. Ihre Auffälligkeiten sind mir doch schon früh aufgefallen.
Ich fand interessant was Daoga geschrieben hat. Daoga, erst einmal tut es mir leid daß du ein so liebloses Zuhause hattest. Deine Beiträge haben mich sehr berührt. Meine Tochter wirkte ja auch immer geistig abwesend und motorisch ungeschickt. Ich habe das allerdings nie auf Depressionen geschoben, sondern darauf daß etwas nicht stimmte, eben Richtung Behinderung. Aber als man mir beim Arzt nach der Untersuchung sagte daß ich mir keine Sorgen machen brauche "Tochter ist nur eine Spätzünderin", glaubte ich das einfach so und war erleichtert. Ich denke, fast keine Mutter will sich eingestehen daß sie ein Problemkind hat.
Dabei tat sie Sachen, die teilweise nicht ihrem Alter entsprachen. Noch mit 13 Jahren fuhr sie unser Meerschweinchen im Puppenwagen spazieren. Die Nachbarn waren sauer, weil sie in dem Alter noch mit jüngeren Mädchen "Schellemännchen" bei ihnen machte. Mit 17 öffnete sie das Gatter von einer Weide und ein Pony büxte aus. Jessi war dabei beobachtet worden.
Dazu noch die ganzen Sachen, die sie ungeschickterweise kaputt machte.
Ich weiß nicht, ob das alles für eine geistige Beeinträchtigung sprechen könnte. Ich habe sie nie auf ADHS hin untersuchen lassen. Vielleich war auch das ein Fehler...
Eine andere Freundin hat mir mal ein schlechtes GEwissen gemacht. Sie meinte, kein Wunder daß meine Tochter nur Flausen im Kopf hat. Sie wäre zu oft sich selbst überlassen.

Was ich bei Jessi versäumt habe, versuche ich bei meiner Enkelin gutzumachen. Ich hole sie so oft es geht zu mir und wir backen zusammen, machen Spiele oder ich gehe mit ihr in den Zoo oder zu McDonalds. Sie ist ein tolles Mädchen.
Ich sehe auch daß Jessi sich bemüht eine gute Mutter zu sein, aber Mutter sein und Haushalt überfordern sie. Sie ist nun mal extrem langsam und leider auch chaotisch. Eine Berufstätigkeit wäre gar nicht denkbar. Auch wenn ich mir für meine Enkelin so sehr ein gutes Vorbild wünschte!
Ich kann natürlich mit meiner Tochter darüber sprechen, sich doch mal gründlich untersuchen zu lassen ob nicht eine Erkrankung oder Behinderung vorliegt. Leider ist meine Befürchtung daß sie dem aus dem Weg gehen wird, einfach aus Bequemlichkeit heraus. Aber versuchen werde ich es.
 

-sofia-

Sehr aktives Mitglied
Ich kann natürlich mit meiner Tochter darüber sprechen, sich doch mal gründlich untersuchen zu lassen ob nicht eine Erkrankung oder Behinderung vorliegt
Das solltest du auf jeden Fall machen.
Eine neurologische Untersuchung samt IQ Test, kann auch in ihrem Alter noch erfolgen. Allein schon, um eine Diagnose zu bekommen.
Hast du deiner Tochter mal gesagt, dass es dir leid tut, wie du dich in ihrer Kindheit verhalten hast?
Sie mal in den Arm genommen und etwas Schönes mit ihr unternommen?
Es nützt ihr ja auch nichts, wenn du deine Enkelin mit Liebe überschüttest, aber deine Tochter davon nichts abbekommt.
 

Daoga

Urgestein
Was ich bei Jessi versäumt habe, versuche ich bei meiner Enkelin gutzumachen. Ich hole sie so oft es geht zu mir und wir backen zusammen, machen Spiele oder ich gehe mit ihr in den Zoo oder zu McDonalds. Sie ist ein tolles Mädchen.
Ich sehe auch daß Jessi sich bemüht eine gute Mutter zu sein, aber Mutter sein und Haushalt überfordern sie. Sie ist nun mal extrem langsam und leider auch chaotisch.
Wenn sie bis heute langsam ist, ist es mit Sicherheit eine leichte geistige Behinderung, sonst hätte sich das längst gegeben. Vergiß aber nicht, Deine Enkelin auch intellektuell zu fordern und fördern, finanziere ihr vielleicht Kurse die sie haben möchte, Nachhilfe, Sprachen oder Naturwissenschaften oder was ihr sonst gefällt, denn ihre Mutter wird unfähig dazu sein, den Wissensdrang des Kindes zu befriedigen. Und Wissen und Lernen sind heute für die eigenen Zukunftsaussichten und den beruflichen Erfolg sehr wichtig, wie jeder weiß.
 
M

Michaela ccc

Gast
Wenn deine Tochter in der Schule schnell schreiben und sich gut ausdrücken konnte, sogar im auswendig lernen gut war, kann sie nicht geistig behindert sein.
Vielleicht hat sie sogar eine sogenannte Inselbegabung und sie ist nie erkannt worden.
Rede deiner Tochter gut zu einen IQ Test bei einem Facharzt zu machen.
 

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