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Bin ich schuld daran daß meine Tochter gestrauchelt ist?

Daoga

Urgestein
Angeben?
Wenn du meinst, dass das nötig ist^^
Nur weil du früher nichts mit dir anzufangen wusstest musst du das nicht anderen überstülpen.
Mann konnte auch vor 30 Jahren ein erfüllt es Leben haben.
Sogar auf dem Land.
Ohne Internet, ohne 'Volksbildungsstätten", ohne Fernreisen....
Was nennst Du da erfüllt? Dem Gras beim Wachsen zusehen? Was anderes gab es auf der Pampa nämlich nicht. Bauerndorf (Kühe und Schweine alle lebenslänglich in Ställen eingepfercht, keine Pferde oder was anderes cooles), rundherum kilometerweit Äcker, dann Wald. Kein Kino, kein Schwimmbad, keine Fahrten woandershin (kostet Geld und an Sonntagen fuhren keine Busse), die Eltern (bzw. Mutter und Stiefvater) hatten auch nie Lust irgendwohinzufahren, Ruhetag Sonntag hieß für die auch Ruhetag, jede Arbeitswoche war stressig genug, und das Fernsehprogramm bestand damals aus sage und schreibe drei Kanälen, die werktags von 16 -24 Uhr sendeten, am Wochenende gab es immerhin schon Vormittagsprogramme. An Sport in irgendeiner Form hatte ich nie Interesse, und die gefühlt 3 Bücher aus der winzigen Dorfbücherei hatte man ziemlich schnell hundertmal gelesen.

Klar definieren Kinder sich übers "angeben". Mit dem was man hat bzw. natürlich nach dem was die Eltern haben, denn von nix kommt nix, auch in Aufsätzen, weil die zuweilen vor der Klasse dann vorgelesen wurden.
Aufsatzthemen waren generell ein Problem weil es Themen sein mußten wo allen Kindern auch was dazu einfiel, und da waren Vorgaben der Lehranstalten wie "Mein Ausflug ans Meer " natürlich voll für die Katz in der bayrischen Pampa, wo die meisten Kinder irgendein Meer nur als blaue Fläche im Atlas kannten.
Oder "meine letzte Geburtstagsfeier", und ich, hä, welche Feier? Geburtstage wurden nämlich bei uns nicht gefeiert, da gab es einen Glückwunsch nach dem Aufstehen, vielleicht eine Tafel Schokolade oder ein Stück Kuchen, und das wars. Aufwendige Feiern machten nur die Kids der reicheren Familien, die konnten es sich leisten ihre ganzen Freundeskreise dazu einzuladen.
Oder das lästige Kastaniensammeln für die herbsttypischen Bastelarbeiten, wenn es im ganzen Dorf nur zwei Kastanienbäume gab, die natürlich längst von den umwohnenden Kindern abgesammelt worden waren, woher nehmen und nicht stehlen?
Oder die Sache mit den Oliven im Hauswirtschaftsunterricht, woher sollte ich wissen daß man die Dinger entkernen muß, wenn bei uns nie Oliven auf den Tisch kamen außer mal als Öl? Das war mir ein völlig unbekanntes Gemüse.
Ungefähr so lief es ständig, irgendwelche Sachen die von der Schule her als "selbstverständlich" vorausgesetzt wurden aber dummerweise mit meiner Lebensrealität nicht das geringste zu tun hatten. Ständig dieses Gefühl, daß man vom Leben verar***t wird, weil die dämliche (sorry) Mutter nicht gerade bildungsnah war und dann auch noch zu einem Bauern in die Pampa ziehen mußte, statt sich in einer Stadt eine bezahlte Arbeit zu suchen, mit Urlaubsmöglichkeit und allem.

Sorry für den langen Beitrag, aber bei derartig viel Unverständnis geht mir der Hut hoch.
Was Eltern oder alleinerziehende Mütter für sich selber für toll halten, muß es für ihre Kinder keineswegs automatisch auch sein.
 

TangoDelta

Mitglied
Guten Abend,
ich muss es mir mal von der Seele schreiben. Ich kommen nicht damit klar daß meine Tochter durchs Leben stolpert. Anders kann ich es nicht nennen. Ich hadere mit meiner Erziehung, hadere mit ihr!
Bin 48 Jahre alt und meine Tochter wird im Sommer 30. Sie war kein Wunschkind, und ja ich war zu jung. Kurz nach der Geburt trennte sich mein Freund von mir. Er sagte mir, es wäre nicht zum Aushalten mit mir. Kein Wunder, zu Hause hat man mir eine gute Partnerschaft auch nie vorgelebt.
Mir ist jedenfalls bewusst daß ich bei meiner Tochter von Anfang an Fehler gemacht habe. Ich war zu ungeduldig, zu hektisch, schnell überfordert. Manchmal war ich froh wenn ich sie mal bei meinen Eltern unterbringen konnte. Das wird sie gespürt haben.
Als sie 3 Jahre alt war konnte ich sie in die Kita geben. Da ich keine Ausbildung hatte, arbeitete ich als Produktionshelferin. Wir hatten so unser Auskommen, von meinen Eltern bekam ich auch noch ein bisschen finanzielle Unterstützung.
Von der Kita aus meldete man sich sehr bald bei mir daß meine Tochter verhaltensauffällig wäre. Sie reagierte oft bockig und jähzornig. Was ich nicht verstand, denn zu Hause war sie oft ein Musterkind.
Ich schimpfte oft mit ihr, weil sie ständig vor sich hinträumte. Dadurch ging ständig etwas kaputt, nicht nur bei uns in der Wohnung, sondern auch bei meinen Eltern. Beim Spielen mit dem Nachbarskind auf dem Hof und im Garten stürzte sie ständig. Ich ließ sie daraufhin untersuchen, aber man fand keine Ursache.
In der Schule gingen die Probleme weiter. Meine Tochter konnte ganz schnell wunderschön schreiben und sich schriftlich super ausdrücken, ansonsten waren ihre Leistungen schlecht.
Eine Freundin sagte mir mal daß Jessi behindert sein könnte. Vieles würde dafür sprechen. Es wäre nicht normal wie sie oft verträumt vor sich hinstarrt, beim Essen plötzlich seufzende Laute von sich gibt und wie langsam sie reagierte. Ich war wütend und sagte daß meine Tochter nur eine Spätzünderin ist.
Leider setzten sich die Schwierigkeiten aber fort. In der weiterführenden Schule fiel auf wie gut sie sich in Deutsch und Englisch ausdrücken konnte, aber ihre Lehrer sagten: Leider ist der Inhalt aber immer nur heiße Luft. Gut war Jessi nur im Auswendiglernen. Ich machte ihr Vorwürfe was aus ihr werden sollte. Ich wollte nicht daß sie wie ich nur Produktionshelferin wird.
Sie konnte keine Freundeschaften schließen und war deshalb meistens alleine. Kann sein und es war ein Fehler, doch ihc drängte sie dazu mehr auf andere zuzugehen. Wenn wir zusammen in den Urlaub fuhren, forderte ich sie auch schon mal auf mit anderen Kindern zu spielen. Was ihr sehr schwer fiel. Irgendwie konnte ich sie ja verstehen. Sie hatte mit anderen Kindern nie gute Erfahrungen gemacht, wurde nur ausgenutzt oder verspottet. Sie merkte es nie, erst hinterher.
Nach dem Hauptschulabschluss wusste sie erst mal nicht, was sie beruflich machen wollte. Sie traute sich nichts zu und auch ich wusste keinen Rat. Nach einem Jahr wollte ich nicht daß sie nur zu Hause rumhing. Eine Freundin von mir vermittelte ihr eine Stelle als Bufdi im Krankenhaus wo sie die Verwaltung unterstützen sollte. Es war aber so daß Jessi von einer Angestellen dort regelrecht schikaniert wurde wegen ihre Zerstreutheit und Langsamkeit und so beendete sie das nach ein paar Monaten. Da machte ich ihr keine Vorwürfe.
Sie sagte dann sie hätte sich was überlegt. Sie wollte Sozialassistentin werden. Am liebsten später mit behinderten Menschen zusammenarbeiten. Sie begründete das damit daß sie sich auch manchmal behindert fühlen würde.
Die Ausbildung ging 2 Jahre, überwiegend Schule mit Praktikumsstellen zwischendurch. Danach war meine Tochter ein bisschen im Zweifel ob das wirklich etwas für sie ist. Die schriftliche Prüfung hatte sie so gerade geschafft, aber ich machte ihr Mut daß die Praxis anders aussieht.
Ich freute mich für sie daß sie in der Ausbildung ein nettes Mädchen kennengelernt hatte, mit dem sie sich schon mal traf und ausging. Bis es mir komisch vorkam, weil sie häufig nach der Disco bei dem Mädchen übernachtete und fast das ganze Wochenende weg war. Doch ich wollte sie nicht kontrollieren und nahm es so hin.
Sie war gerade 21 geworden und hatte einen Job als Sozialassistentin in einer Behinderteneinrichtung gefunden als sie mir sagte sie müsste mir etwas beichten. Sie hätte seit fast 2 Jahren eine Beziehung zu einem Mann aus Eritrea und wäre jetzt schwanger. Mit ihm hätte sie aber keine Zukunft weil er vor kurzem erst eine Scheinehe mit einer anderen Frau eingegangen wäre. Er hätte sie desöfteren zur Heirat gedrängt, aber sie wollte mich nicht so enttäuschen! Auch wäre es das beste so weil er sie oft betrogen hat. Sie hatte einen HIV-Test gemacht, der negativ war. Das Kind wollte sie unbedingt behalten. Ich war geschockt und machte ihr schwere Vorwürfe. Ja, ich habe geschrieen was das Zeug hielt während meine Tochter weinte. Immer wieder versuchte ich sie zur Abtreibung zu drängen, aber sie setzte sich durch.
Sie bekam ein süßes Mädchen. Das Zusammenleben funktionerte aber nicht mehr, da Jessi faul war und mir vieles überließ. Wenn das Baby schrie, saß sie oft ungerührt am Handy oder vor dem Fernseher. Ich besorgte ihr eine kleine Wohnung und sie musste mit dem Baby aussziehen. Ich sagte ihr sie müsste endlich erwachsen werden.
Nach 8 Jahren kann ich sagen daß sie einigermaßen in die Mutterrolle reingewachsen ist. Am Anfang war es sehr schwer, weil sie den Haushalt total vernachlässigte. Sie schaffte es einfach nicht, alles auf die Reihe zu bekommen. Da habe ich ihr so manches Mal die Wohnung geputzt und die Wäsche gebügelt.
Inzwischen ist meine Enkelin in der Schule, aber meine Tochter ist nie mehr arbeiten gegangen. Sie hat es sich auf Hartz IV so richtig schön eingerichtet, dabei habe ich ihr das nie vorgelebt! Zwischendurch hatte sie 2 Beziehungen, zumindest hat sie mir 2 Männer vorgestellt. Leider taugten beide nichts. Der Eine war auch stinkend faul und gab ständig anderen die Schuld an seinem Versagen, der andere versaute meiner Tochter die Wohnung und wurde irgenwann handgreiflich.

Ich sorge mich inzwischen auch um meine Enkelin, die in solchen Verhältnissen aufwächst!
Ich frage mich die ganze Zeit und bitte um eure Meinung, ob ich als Mutter versagt habe?
Bin ich schuld am verpfuschten Leben meiner Tochter?

Viele Grüße
Windröschen
Klar ist es dein Einfluss. Aber hast du das für dich zu dem Zeitpunkt mögliche getan für deine Tochter? Dann ging nicht mehr. Ganz einfach. Außer dir gab es niemanden? Was für eine Leistung. Wirft sie dir versagen vor?
 

TangoDelta

Mitglied
Ich denke, daß Dein Kind schon irgendeine leichte geistige Störung hatte. Leichter Autismus oder was ähnliches. Allerdings kann es auch passieren, daß ein Kind, das sich von allen abgelehnt fühlt, in sich selber abkapselt und mit der als grundsätzlich feindlich empfundenen Umwelt nichts mehr zu tun haben will, was dann zu ähnlichen "Symptomen" führen kann.
Daß sich das aber auch nach der Schule nicht ausgewachsen hat, als sie selbständig wurde und nicht mehr dem Mobbing der Mitschüler (manche Kinder sind einfach sadistische Monster) und auch Deinem seelisch herabziehenden Einfluß nicht mehr ausgesetzt war, deutet darauf hin daß es doch etwas angeborenes ist. Daran läßt sich dann leider nichts mehr ändern, da hätte eine Therapie schon vor 25 Jahren beginnen müssen, als sie noch ein Kind war, und damals hat man noch nicht viel von Autismus, vor allem den leichteren Formen, verstanden.
Das einzige was Du jetzt machen kannst, ist den Zyklus zu zerbrechen, indem Du Sorge trägst, daß diese ungute Kette nicht auch auf die Enkelin weitergegeben wird. Sie sollte wenigstens alle Möglichkeiten im Leben bekommen, Freunde haben, lernen was sie lernen will und dabei auch nicht durch die Unfähigkeit und Untätigkeit ihrer eigenen Hartzer-Mutter behindert werden.
An Deiner Tochter kannst Du nichts mehr ändern, aber das Leben Deiner Enkelin verbessern vielleicht.
Sag mal bist du Ärztin oder was stellst du hier für Hobby Diagnosen? Deine Kommentare sind abwertend und gruselig
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Tut mir leid, aber ich kann mit solchen Diagnosen nicht viel anfangen. Ein "leichtes" ADS klingt für mich nach "Es gibt da eine Einschränkung, aber wir wissen nicht so richtig woran es liegt".
das heißt übersetzt,
dass ein ADS ab einem bestimmten Testwert vorliegt, sog. "cut off" - Wert , so wird im Autismusspektrum auch gemessen.

Diesen hatte er wohl knapp überschritten.
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Aber solche unguten in Familien durchgereichten Ketten von Lieblosigkeit, Zwängen und selbstzerstörerischen Handlungen mit erneuter Lieblosigkeit als Ergebnis sind echt ein Thema, das man in Schulen behandeln sollte, damit sich die Schüler die es betrifft selbst erkennen und lernen, welche Auswege es gibt, sei es indem man die Kette einfach per Kinderlosigkeit nicht weiter führt (der einfache Weg) oder indem man bei den eigenen Kindern ganz bewußt anders handelt, was sehr schwer ist.
Das macht man doch;
in der Realschule in Sozialwesen, in der Oberstufe im Bereich Soziologie/Sozialkunde.
es nennt sich "Reproduktion sozialer Ungleichheit" oder "Formen der Armut".
 

Daoga

Urgestein
Seit wann? In meiner Schulzeit gab es solche Inhalte noch nicht. Aber mit Themen in Realschule oder Oberstufe erreichst Du die abgehängten Schüler, die allenfalls Hauptschule schaffen, sowieso nicht. Also gerade die, die am ehesten davon betroffen sind und am meisten von diesem Wissen profitieren würden.
 

Raphaela

Mitglied
Deine Tochter lebt ihr leben, so gut sie es eben mit ihren Traumafolgestörungen kann. Zb hartz IV heißt nicht zwingend, dass sie nicht arbeiten will. Vielleicht KANN sie es nicht!

Ich war vor ca. 12 Jahren auch noch viel "kränker" als heute, und meine Ärztin sagte mal, sie habe mit dieser Krankheitsausprägung exakt 2 Patientinnen, die Vollzeit schaffen. Ich war eine davon...

Deine Tochter sollte eine Therapie machen. Und irgendwann kannst du sie bitten, deine Fehler (die du bestimmt nicht absichtlich gemacht hast) zu verzeihen...
 
A

Aljona

Gast
Hallo Windröschen,

ja, ich denke, dass du in gewisser Hinsicht schuld daran bist, dass deine Tochter "getrauchelt" ist.
Ich will jetzt nicht so sehr auf die Mängel in der Erziehung herumreiten, denn ich kann mir vorstellen, wie schwer man es als Alleinerziehende in so jungen Jahren hat. Vor allem, wenn man dazu noch in Vollzeit berufstätig ist.

Was ich nicht verstehe: warum hast du nicht besser nachgehakt, wo deine Tocher schon als Kind solche auffälligen Defizite hatte? Warum hast du dich abspeisen lassen von der Meinung eines Arztes, dass deine Tochter nur eine Spätzünderin sei?

Tut mir leid, dass ich da so hart mit dir ins Gericht gehe. Vielleicht, weil ich selbst so ignorante Eltern hatte. Sie haben mir von klein auf vermittelt, dass ich einen Schaden habe und leider ein Fehler war. Sie sind mit mir lange Zeit nicht zum Arzt gegangen, sondern haben mich einfach abgestemplt. Sie haben erst gehandelt, als meiner Großeltern sie darauf aufmerksam machten, dass etwas nicht stimmen kann. Denn auch ich war immer schusselig, sehr langsam und bin oft gestürzt.
Sie haben den Kinderarzt gewechselt, der mich an die Neurologie einer Klinik überwiesen hat. Da war ich 12 Jahre alt. Dort stellte sich nach mehreren Untersuchungen heraus, dass ich Epilepsie hatte. Ich habe viele Jahre Antiepileptika genommen, die letztendlich zur Anfallsfreiheit geführt haben. Trotzdem ist nicht alles super gelaufen, denn die Medikamente hatten natürlich auch Nebenwirkungen. Ich habe aber einen halbwegs ordentlichen Schulabschluss geschafft und auch eine Ausbildung. Ohne Therapie meiner Epilepsie hätte ich das vielleicht nie geschafft.

Daher mache ich dir diesen Vorwurf und frage dich, warum du alles hast so schleifen lassen?
Eigentlich hast du deiner Tochter nie eine Chance gegeben.
 
G

Gelöscht 120112

Gast
Guten Abend,
ich muss es mir mal von der Seele schreiben. Ich kommen nicht damit klar daß meine Tochter durchs Leben stolpert. Anders kann ich es nicht nennen. Ich hadere mit meiner Erziehung, hadere mit ihr!
Bin 48 Jahre alt und meine Tochter wird im Sommer 30. Sie war kein Wunschkind, und ja ich war zu jung. Kurz nach der Geburt trennte sich mein Freund von mir. Er sagte mir, es wäre nicht zum Aushalten mit mir. Kein Wunder, zu Hause hat man mir eine gute Partnerschaft auch nie vorgelebt.
Mir ist jedenfalls bewusst daß ich bei meiner Tochter von Anfang an Fehler gemacht habe. Ich war zu ungeduldig, zu hektisch, schnell überfordert. Manchmal war ich froh wenn ich sie mal bei meinen Eltern unterbringen konnte. Das wird sie gespürt haben.
Als sie 3 Jahre alt war konnte ich sie in die Kita geben. Da ich keine Ausbildung hatte, arbeitete ich als Produktionshelferin. Wir hatten so unser Auskommen, von meinen Eltern bekam ich auch noch ein bisschen finanzielle Unterstützung.
Von der Kita aus meldete man sich sehr bald bei mir daß meine Tochter verhaltensauffällig wäre. Sie reagierte oft bockig und jähzornig. Was ich nicht verstand, denn zu Hause war sie oft ein Musterkind.
Ich schimpfte oft mit ihr, weil sie ständig vor sich hinträumte. Dadurch ging ständig etwas kaputt, nicht nur bei uns in der Wohnung, sondern auch bei meinen Eltern. Beim Spielen mit dem Nachbarskind auf dem Hof und im Garten stürzte sie ständig. Ich ließ sie daraufhin untersuchen, aber man fand keine Ursache.
In der Schule gingen die Probleme weiter. Meine Tochter konnte ganz schnell wunderschön schreiben und sich schriftlich super ausdrücken, ansonsten waren ihre Leistungen schlecht.
Eine Freundin sagte mir mal daß Jessi behindert sein könnte. Vieles würde dafür sprechen. Es wäre nicht normal wie sie oft verträumt vor sich hinstarrt, beim Essen plötzlich seufzende Laute von sich gibt und wie langsam sie reagierte. Ich war wütend und sagte daß meine Tochter nur eine Spätzünderin ist.
Leider setzten sich die Schwierigkeiten aber fort. In der weiterführenden Schule fiel auf wie gut sie sich in Deutsch und Englisch ausdrücken konnte, aber ihre Lehrer sagten: Leider ist der Inhalt aber immer nur heiße Luft. Gut war Jessi nur im Auswendiglernen. Ich machte ihr Vorwürfe was aus ihr werden sollte. Ich wollte nicht daß sie wie ich nur Produktionshelferin wird.
Sie konnte keine Freundeschaften schließen und war deshalb meistens alleine. Kann sein und es war ein Fehler, doch ihc drängte sie dazu mehr auf andere zuzugehen. Wenn wir zusammen in den Urlaub fuhren, forderte ich sie auch schon mal auf mit anderen Kindern zu spielen. Was ihr sehr schwer fiel. Irgendwie konnte ich sie ja verstehen. Sie hatte mit anderen Kindern nie gute Erfahrungen gemacht, wurde nur ausgenutzt oder verspottet. Sie merkte es nie, erst hinterher.
Nach dem Hauptschulabschluss wusste sie erst mal nicht, was sie beruflich machen wollte. Sie traute sich nichts zu und auch ich wusste keinen Rat. Nach einem Jahr wollte ich nicht daß sie nur zu Hause rumhing. Eine Freundin von mir vermittelte ihr eine Stelle als Bufdi im Krankenhaus wo sie die Verwaltung unterstützen sollte. Es war aber so daß Jessi von einer Angestellen dort regelrecht schikaniert wurde wegen ihre Zerstreutheit und Langsamkeit und so beendete sie das nach ein paar Monaten. Da machte ich ihr keine Vorwürfe.
Sie sagte dann sie hätte sich was überlegt. Sie wollte Sozialassistentin werden. Am liebsten später mit behinderten Menschen zusammenarbeiten. Sie begründete das damit daß sie sich auch manchmal behindert fühlen würde.
Die Ausbildung ging 2 Jahre, überwiegend Schule mit Praktikumsstellen zwischendurch. Danach war meine Tochter ein bisschen im Zweifel ob das wirklich etwas für sie ist. Die schriftliche Prüfung hatte sie so gerade geschafft, aber ich machte ihr Mut daß die Praxis anders aussieht.
Ich freute mich für sie daß sie in der Ausbildung ein nettes Mädchen kennengelernt hatte, mit dem sie sich schon mal traf und ausging. Bis es mir komisch vorkam, weil sie häufig nach der Disco bei dem Mädchen übernachtete und fast das ganze Wochenende weg war. Doch ich wollte sie nicht kontrollieren und nahm es so hin.
Sie war gerade 21 geworden und hatte einen Job als Sozialassistentin in einer Behinderteneinrichtung gefunden als sie mir sagte sie müsste mir etwas beichten. Sie hätte seit fast 2 Jahren eine Beziehung zu einem Mann aus Eritrea und wäre jetzt schwanger. Mit ihm hätte sie aber keine Zukunft weil er vor kurzem erst eine Scheinehe mit einer anderen Frau eingegangen wäre. Er hätte sie desöfteren zur Heirat gedrängt, aber sie wollte mich nicht so enttäuschen! Auch wäre es das beste so weil er sie oft betrogen hat. Sie hatte einen HIV-Test gemacht, der negativ war. Das Kind wollte sie unbedingt behalten. Ich war geschockt und machte ihr schwere Vorwürfe. Ja, ich habe geschrieen was das Zeug hielt während meine Tochter weinte. Immer wieder versuchte ich sie zur Abtreibung zu drängen, aber sie setzte sich durch.
Sie bekam ein süßes Mädchen. Das Zusammenleben funktionerte aber nicht mehr, da Jessi faul war und mir vieles überließ. Wenn das Baby schrie, saß sie oft ungerührt am Handy oder vor dem Fernseher. Ich besorgte ihr eine kleine Wohnung und sie musste mit dem Baby aussziehen. Ich sagte ihr sie müsste endlich erwachsen werden.
Nach 8 Jahren kann ich sagen daß sie einigermaßen in die Mutterrolle reingewachsen ist. Am Anfang war es sehr schwer, weil sie den Haushalt total vernachlässigte. Sie schaffte es einfach nicht, alles auf die Reihe zu bekommen. Da habe ich ihr so manches Mal die Wohnung geputzt und die Wäsche gebügelt.
Inzwischen ist meine Enkelin in der Schule, aber meine Tochter ist nie mehr arbeiten gegangen. Sie hat es sich auf Hartz IV so richtig schön eingerichtet, dabei habe ich ihr das nie vorgelebt! Zwischendurch hatte sie 2 Beziehungen, zumindest hat sie mir 2 Männer vorgestellt. Leider taugten beide nichts. Der Eine war auch stinkend faul und gab ständig anderen die Schuld an seinem Versagen, der andere versaute meiner Tochter die Wohnung und wurde irgenwann handgreiflich.

Ich sorge mich inzwischen auch um meine Enkelin, die in solchen Verhältnissen aufwächst!
Ich frage mich die ganze Zeit und bitte um eure Meinung, ob ich als Mutter versagt habe?
Bin ich schuld am verpfuschten Leben meiner Tochter?

Viele Grüße
Windröschen
Willst du dir selbst Vorwürfe machen oder möchtest du an eurer Situation etwas verändern? Es ist nicht wichtig ob du versagt hast sondern wie es bei Euch weitergeht. Oder was von beiden nun? Denn wenn du solche starken Selbstzweifel hast brauchst du 1 Psychiater und wenn du etwas verändern willst dann bräuchtest du einen Berater oder eben viele Meinungen die du auch hier finden kannst . Möchtest du weiterhin für deine Tochter da sein als wäre sie wirklich behindert oder möchtest du eine gute Oma sein die viel Liebe zu geben hat. Ich finde deine Erzählungen werfen ganz viele Fragen auf Punkt die kannst du aber nur selbst beantworten.
 

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