Hallo Nordrheiner,
dass eine Frau im Islam keinen Nicht- Muslimen heiraten darf stimmt. Der Grund den du genannt hast trifft auch zu.
Allerdings bin ich wie ich schon sagte ein sehr moderner Mensch, ich achte NICHT auf alle Regeln des Islam. Ein Kopftuch beispielsweise würde ich niemals tragen. Es kommt für mich darauf an die Grundprinzipien im Islam wie zb.. Jungfräulichkeit zu bewahren. Ich halte mich jedoch nicht an alle Regeln.
Als ich sagte ich bin ein offener Mensch meinte ich genau diesen Aspekt. Ich fühle mich nicht dazu gezwungen allen Regeln des ISlam nachzugehen. Auch wenn ich zugebe dass es in Wirklichkeit so sein sollte, tue ich es nicht.
Denn wir leben in einem neuen Zeitalter und ich bin ein westlicher Mensch, ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, könnte fast schon von mir sagen dass ich eine Deutsche bin.
ABER: Wie ich schon in meinen anderen Beiträgen erwähnt habe, habe ich Angst gerade durch diese Offenheit und Modernheit mein eigenes Ich zu verlieren. Deswegen gibt es für mich einige Punkte, an die ich mich halten möchte um mich selbst nicht von der Außenwelt manipulieren oder ändern zu lassen. Genau hier sind wir wieder bei der Jungfräulichkeit angelangt.
Und genau hier leide ich, denn ich denke dass ich meinen Idealen nicht nachgekommen bin und mich selbst betrogen habe.
Einen Nicht - Muslim würde ich aus dem Grund heiraten, weil ich denke es kommt darauf an, dass er auf einen Gott glaubt und die Liebe zu Gott hat. Ich werde nach meiner Religion leben und er nach seiner. Aber einen Atheisten würde ich niemals heiraten, denn ein Atheist würde mich als Person niemals verstehen können, denn er betrachtet die Welt mit anderen Augen.
LG
Lieber Gast,
die oben fett markierten Sätze sind mir besonders aufgefallen.
Es stellt sich für mich die Frage: Wie wichtig ist die Religionszugehörigkeit?
Die Religionszugehörigkeit ist in meinen Augen wie ein Zug, der z.B: von Köln nach Hamburg fährt.
Da steige ich ein. Aber warum? Will ich denn nach Hamburg fahren oder will ich einfach nur in einem Zug sitzen, reisen, die Landschaft geniessen?
Die meisten Menschen, im „christlichen Abendland“ sowie im Islam sowie in anderen Ländern (z.B. Hinduismus) befinden sich in einem Zug von A nach B weil die Eltern oder die Umgebung, die Tradition dies vorgibt. Der Mensch ist so angelegt, dass er sich einer Gruppe anschließt. Befindet sich der Mensch in einer Gruppe, die ihn akzeptiert, fühlt sich der Mensch wohl.
Ich halte es für gut, wenn ich mich in einer Gruppe befinde und dort wohl fühle. Aber ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe denn das Wichtigste? Wir kommen bei dieser Frage zu Deiner Frage der Identität. Die Frage nach der Identität lautet: Wer bin ich?
Und auf diese Frage gibt es zwei alternative Antworten:
Antwort a) Ich bin ein Mensch, der zu der Gruppe A gehört.
Antwort b) Ich bin ein Mensch, der zu Gott gehört.
Es wäre schön, wenn beide Antworten zusammenfallen. Aber ist das immer der Fall?
Nehmen wir mal an, Gott würde nur in Paris wohnen. Dann würde meine Reise im Zug von Köln nach Hamburg in die verkehrte Richtung gehen. Ich würde mich sicherlich in dem Zug und in der Reisegruppe wohl fühlen. Aber ich wäre in der falschen Richtung unterwegs.
Die Frage an Dich lautet: Egal ob Du alle Regeln des Islam befolgst oder nur die, die Du für wichtig hältst: Was ist Dir am wichtigsten? Willst Du der Mensch sein, der zu Gott unterwegs ist oder ist es Dir wichtiger, dass Du der Mensch bist, der zu Gott unterwegs ist?
Ich weiß, am schönsten ist es, wenn Du Dich in einer Reisegruppe befindest, die unterwegs zu Gott ist. Antwort a und b sollten zusammenfallen. Aber das ist nicht automatisch immer der Fall. Ich denke, der Mensch sollte im Grunde wissen, was ihm im Zweifelsfall am wichtigsten ist. Wir Menschen neigen dazu, anderen Menschen nachzulaufen und uns einer Gruppe anzuschließen, die uns sympathisch ist. Das befreit uns aber nicht von der Selbstverantwortung, uns selbst die Frage zu stellen: Bin ich unterwegs zu Gott?
Du hast Angst, dass Du durch Deine Offenheit und durch Deine Modernheit Dein eigenes Ich verlierst. Nein, diese Gefahr sehe ich nicht als berechtigt an. Ich denke, Gott ist es wichtig, dass die Menschen zu IHM unterwegs sind und dabei ist es weniger wichtig, ob sie modern und offen sind oder nicht.
Modernheit und Offenheit sind nicht unwichtig, aber trotzdem zweitrangig. Zuerst sollte doch die Frage geklärt werden: Bin ich unterwegs zu Gott?
Ich habe für mich die Frage so beantwortet: „Mir ist es am wichtigsten, dass Gott zu mir und zu meinem Leben „ja“ sagt. Und dadurch weiß ich wer ich bin und wohin ich reisen möchte.
Wie beantwortest Du die Frage: Wohin willst du unterwegs sein? Willst Du die Reisende sein, die offen und modern ist – oder willst Du die Reisende sein im Zug in der Gruppe von A nach B oder willst Du die Reisende sein unterwegs zu Gott?
Deine Antwort ahne ich schon. Du wirst sicher antworten wollen: Ich will die moderne und offene Reisende sein im Zug mit der sympathischen Gruppe von Köln nach Paris. Wie lautet die Frage, die sich bei dieser angenommenen Antwort stellt?
Ich hoffe, ich habe nicht zu kompliziert sondern verständlich geschrieben.
Die Suche nach der eigenen Identität halte ich für sehr sehr wichtig. Es ist die Antwort, die Dir helfen soll, Dein Ich zu finden und Deinem Ich ohne Selbstbetrug treu zu sein. Und dann wird ersichtlich, welche Rolle die Jungfräulichkeit spielt.
LG, Nordrheiner