Die Frage ist durchaus berechtigt. In meinem Fall, und das mag auf viele andere wohl auch zutreffen, ist es wahrscheinlich beides...Das ist jetzt wieder die Frage nach der Henne und dem Ei. Ist man depressiv, weil man keinen oder nur wenige hat - oder hat man wenige oder niemand weil man , aufgrund der Art , wie man ist, auch der Depressionen, für andere zu anstrengend ist.
Und das ist nicht böse gemeint.
Da gibt es etwa eine familiäre Vergangenheit und äußere Umstände, was sicher auf das Verhalten zeitweise Auswirkungen hatte. Mir wurde etwa schon eine zu negative Art unterstellt, was hier und da auch zugetroffen haben könnte. Das provinzielle Umfeld in der Jugend war auch nicht wirklich das, was meine Interessen und Wünsche wirklich abgebildet hat. Irgendwie fühlte ich mich oft zur falschen Zeit am falschen Ort.
Trotz vieler Kämpfe und Mühen war ich aber nie ein Schreckgespenst, mit dem andere überhaupt nichts zu tun haben wollten. Ich kann durchaus mit Menschen, bin offen und hilfsbereit. Und eigentlich auch nicht besonders verschlossen. Ich stelle allerdings ein verändertes Freundschaftsverhalten fest, insbesondere im Vergleich zur Generation meiner Eltern.
Es wird viel schneller bewertet, aussortiert und "geghostet". Viele Menschen scheinen, so paradox das ist, heute weniger offen. Die Fixierung auf Partner und feste, geschlossene Freundeskreise ist auffällig. Wer geht denn heute noch einfach so in eine Kneipe, um Leute kennenzulernen? Nur als Beispiel. Es gab auch bei mir in Ausbildung und Studium Menschen, mit denen man viel gute Zeit verbracht hat. Kurz nach Um- und Wegzügen haben sie sich nicht mehr auf Nachrichten gemeldet. Andere haben irgendwann nicht mal mehr zum Geburtstag gratuliert, was ich eigentlich immer hinbekommen habe.
Was soll man da machen? Henne oder Ei? Eigentlich sollte Freundschaft ja auf Gegenseitigkeit beruhen, glaube ich. Mehr oder weniger unfreiwillige Umzüge nach nur kurzer Zeit an einem Ort sind für das Sozialleben auch nicht gerade förderlich. Es kommt wohl immer einiges zusammen.
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