Bellatrix
Mitglied
Hallo!
Ich habe jetzt den gesamten Thread gelesen und muss sagen ich bin zutiefst beeindrückt und berührt.
Viele Erkentnisse die ihr erworben habt fand ich sehr interessant und richtig (im Detail alles aufzuzählen würde wohl nochmal über 30 Seiten brauchen).
Ich freue mich für euch, dass ihr euch auf den Weg gemacht habt und sogar Erfolge verzeichnen konntet!
Und wenn ich das mal ganz ehrlich sagen darf: Gerade bei dir, naramudi, habe ich das Gefühl auf Seite 36 eine ganz andere anzutreffen als auf Seite 1. Du wirkst auf mich sehr, entspannt, glücklich und selbstbewusst.
Warum ich mich vom stillen Mitlesen jetzt fürs Schreiben entschieden habe weiß ich selbst noch nicht so genau - vermutlich weil ich immer noch suche.
Ich finde mich hier einfach in so vielem wieder. Ich habe zwar nicht das Ziel abzunehmen, denn das wäre bei mir ungesund, aber meine aktuelle Situation zeigt mir ganz deutlich, dass ich das Körpergefühl komplett verloren habe.
Ich habe Mühe damit Bedürfnisse (sogar die simplen wie Hunger & Durst) richtig wahrzunehmen, manchmal scheine ich sie regelrecht auszublenden.
Mein Körper beginnt unter meiner Ignoranz mir selbst gegenüber zu leiden, die ersten Spuren sind schon sichtbar.
Da ist etwas in mir, dass mir sagt ich muss mich für diesen schwachen Körper schämen, muss ihn bestarfen, muss böse mit ihm sein, muss ihn besiegen. Muss ihm den Trost durch Essen verbieten. Gleichzeitig kann ich mir bei derart kranken Gedanken nur an den Kopf fassen und fragen:
Mädchen, was ist los mit dir? Was tust du dir da an? Willst du dich umbringen.
Ich stehe hier völlig zerbrochen an einer Kreuzung.
Der eine Weg führt mich in den Kampf mit der Person die ich am meisten hasse, die ich ablehne, die ich nicht ertragen kann - mir. Und in eine üble Esstörung. Vielleicht bringe ich mich damit dann echt um. Pech gehabt.
Die andere führt mich einen Weg entlang den ich nicht kenne, der mir Angst macht, voller Steine, voller Entscheidungen, Verantwortung, nichts mehr mit verstecken - auf diesem Weg wird man mich sehen können, werde ich mich sehen können. Und vielleicht irgendwann leben.
Eigentlich sollte die Entscheidung klar sein. Es ist wahrscheinlich nicht nachzuvollziehen, dass ich zögere.
Aber ich habe eine verflixte Angst davor akzeptieren zu müssen, dass ich bin was ich bin - nicht mehr und nicht weniger. Und dass ich trotzdem etwas wert bin - zumindest mehr als mir mein Leben lang eingeredet wurde.
Dass ich nicht die Frau sein kann, die ich sein wollte als ich 12 war. So stark und so selbstbewusst, so unnahbar, so perfekt - so unmenschlich?
Mich von dieser inneren Sperre und Hilflosichkeit zu trennen fällt mir sehr schwer. Es ist eine Gewohnheit, ein Schutz, ein Trost und bei dem Gedanken meine Mauern aufzugeben komme ich mir klein und nackt vor.
Wir ein neugeborenes Tier, ohne seine Sinne gebrauchen zu können, völlig falsch und fremd, geblendet von dem Licht und völlig orientierungslos.
Machtlosigkeit, Orientierungslosigkeit und Verharren im Status Quo können ja auch sehr bequem sein, wenn man Angst hat, aber man macht sich selbst kaputt und unglücklich. Warum macht man es dann?
Ich habe das Gefühl, dass ich in mir drin eine wahnsinns Kraft habe, die ich aber eher gegen mich selbst richte. Das macht mich fertig.
Ich kann sie einfach nicht umlenken, habe Angst bekannte Wege zu verlassen.
Ich habe Angst sie nicht bündeln zu könnnen, nicht kontrollieren zu können.
Dass ich sie verstecken und festketten muss, damit sie mich nicht völlig verlässt. Oder dass sie anfängt mich zu kontrollieren und mit mir davon gallopiert.
Ich bin so eine Sorte Mensch, die Angst vor Fehlern und dem Versagen hat. Immer 200% geben. Und immer alles schnell.
Ich glaube eine Lösung, einen Weg gefunden zu haben aus meinem Problem wieder rauszukommen, springe in die 7-Meilen-Stiefel und überfordere den kleinen Keim Mut, der gerade aus seinem Schneckenhaus rausgeguckt hat, wieder völlig. Dann scheitere ich und schiebe Frust. Wie dumm kann man sein?
Da ich mich eigentlich nicht so sehr hasse, dass ich mich nu noch übers Nicht-Essen und Hungern definieren und zugrunde richten möchte und eigentlich noch halbwegs intakten Menschenverstand besitze, habe ich gedacht:
Dein Problem ist das mangelnde Körpergefühl und mangelndes Selbstbewusstsein.
Da du dein Selbstbewusstsein schon seit 8 jahren aufbauen willst und da nicht weiter kommst, geh doch zunächst über das Körpergefühl.
Wenn du dich wieder spührst, kannst du dich vielleicht wahrnehmen, dir bewusst werden, dich ganz vielleicht annehmen und ganz ganz ganz vielleicht irgendwann lieben. Und wer sich liebt kann sich auch abgrenzen und ganz ohne Krampf stark sein und Selbstbeusstsein haben. Kann mit der Macht und der Verantwortung über sich und sein Leben umgehen. Entscheidungen für sich treffen. Weder sich noch anderen schaden.
So viel zur Theorie.
Körpergefühl haben heißt doch sich und seine Bedürfnisse spühren. Seinen Körper wieder bewusst wahr- und anzunehmen.
Sich wieder "eins" mit ihm zu fühlen und sich um ihn zu kümmern - ihm nicht weh zu tun.
Wenn man jegliches Vertrauen und Gefühl verloren hat, was tut man da? - Sport.
Gut. Das ist konkret, das kann ich anpacken.
Also habe ich es in die Wege geleitet, dass ich mein altes Hobby reiten wieder aufnehmen kann (1-2 pro Woche), mich mit einer Bekannten die gerade abnimmt zum Bahnen ziehen Im Schwimmbad verabredet sowie mit Freunden zum Badminton. Will mal sehen, ob das alte Fahrrad in der Garage noch was taugt.
Eiegntlich mache ich all diese Dinge gerne und mit Leuten die mir wichtig sind, aber es hat doch einen faden Beigeschmack, weil ich mich genrell mit (schnellen) Veränderungen sehr schwer tue. Ich behalte gerne die Kontrolle. Ich habe etwas Angst, dass mir irgendwas über den Kopf wächst, sollte nebenbei auch nur ein Alltagsproblem auftauchen (befinde mich gerade etwas im Leerlauf und warte auf Uni-Absagen ... oder Zusagen, wie auch immer). Vielleicht will ich auch hier wieder 200% zu viel von mir?
Gut, da sollte man auf seine innere Stimme hören, aber das ist so schwierig, wenn in einem selbst ein Radau wie auf nem Volksfest oder nem Mental-Konzert herrsscht! Alle woll'se was zu sagen haben, alle ha'm se Recht und alle wollen natürlich nur mein Bestes.
Das geht dann ungefähr so:
Schweinehund: "Du willst das doch gar nicht. Und du kannst das doch auch gar nicht. Lass es wie es ist."
Angst: "Aber es könnte doch gefährlich sein. Sie könnten dir weh tun. Bleib wo du bist, da ist es sicher."
Wut: "Die sind alle Schuld daran, weil sie dir so weh getan haben. Und du bist schuld, weil du es zugelassen hast!"
Hilflosigkeit: "Du kannst das doch gar nicht allein."
Hass:"Du bist es nicht wert. Du bist nichts"
Verzweiflung: "Das schaffst du nie. Du scheiterst"
Mut: "Komm schon, na los, komm schon ... komm, du stirbst nicht davon. Was soll denn passieren. Ist dir doch alles schon passiert, du lebst immer noch"
Hoffnung: "Und wenn es diesmal klappt?"
Wunsch: "Du willst es doch schon immer, kämpf doch bitte für dich."
Kind: "Du warst mal glücklich, weißt du noch? Das kannst du wieder sein. Tu mir nicht weh"
Verstand: "Spinnst du jetzt genrell total? Reiß dich mal am Riemen!"
Herz: "..."
Und dann geht es hin und her, was ich will, was ich nicht will, was ich soll und nicht soll, wer ich war, wer ich bin, wer ich sein soll, wer ich sein will, wer ich sein kann, wer ich sein könnte, und warum überhaupt und was den eigentlich und wie? ... wie in der Politik:
Alle reden, keiner hört zu und getan wird nix.
Ich bin eigentlich ganz glücklich mit meiner Sportauswahl und freue mich darauf, aber das wird nicht reiche. Was kann ich noch tun?
Wie finde ich zurück zu mir? Wie höre ic wieder die Stimme, die mir wirklich gutes will? Und wie bringe ich meine "innere Auszeit" und meinen Alltags-Dschungel unter einen Hut ohne mich zweiteilen zu müssen?
Liebe Grüße,
Bellatrix
Ich habe jetzt den gesamten Thread gelesen und muss sagen ich bin zutiefst beeindrückt und berührt.
Viele Erkentnisse die ihr erworben habt fand ich sehr interessant und richtig (im Detail alles aufzuzählen würde wohl nochmal über 30 Seiten brauchen).
Ich freue mich für euch, dass ihr euch auf den Weg gemacht habt und sogar Erfolge verzeichnen konntet!
Und wenn ich das mal ganz ehrlich sagen darf: Gerade bei dir, naramudi, habe ich das Gefühl auf Seite 36 eine ganz andere anzutreffen als auf Seite 1. Du wirkst auf mich sehr, entspannt, glücklich und selbstbewusst.
Warum ich mich vom stillen Mitlesen jetzt fürs Schreiben entschieden habe weiß ich selbst noch nicht so genau - vermutlich weil ich immer noch suche.
Ich finde mich hier einfach in so vielem wieder. Ich habe zwar nicht das Ziel abzunehmen, denn das wäre bei mir ungesund, aber meine aktuelle Situation zeigt mir ganz deutlich, dass ich das Körpergefühl komplett verloren habe.
Ich habe Mühe damit Bedürfnisse (sogar die simplen wie Hunger & Durst) richtig wahrzunehmen, manchmal scheine ich sie regelrecht auszublenden.
Mein Körper beginnt unter meiner Ignoranz mir selbst gegenüber zu leiden, die ersten Spuren sind schon sichtbar.
Da ist etwas in mir, dass mir sagt ich muss mich für diesen schwachen Körper schämen, muss ihn bestarfen, muss böse mit ihm sein, muss ihn besiegen. Muss ihm den Trost durch Essen verbieten. Gleichzeitig kann ich mir bei derart kranken Gedanken nur an den Kopf fassen und fragen:
Mädchen, was ist los mit dir? Was tust du dir da an? Willst du dich umbringen.
Ich stehe hier völlig zerbrochen an einer Kreuzung.
Der eine Weg führt mich in den Kampf mit der Person die ich am meisten hasse, die ich ablehne, die ich nicht ertragen kann - mir. Und in eine üble Esstörung. Vielleicht bringe ich mich damit dann echt um. Pech gehabt.
Die andere führt mich einen Weg entlang den ich nicht kenne, der mir Angst macht, voller Steine, voller Entscheidungen, Verantwortung, nichts mehr mit verstecken - auf diesem Weg wird man mich sehen können, werde ich mich sehen können. Und vielleicht irgendwann leben.
Eigentlich sollte die Entscheidung klar sein. Es ist wahrscheinlich nicht nachzuvollziehen, dass ich zögere.
Aber ich habe eine verflixte Angst davor akzeptieren zu müssen, dass ich bin was ich bin - nicht mehr und nicht weniger. Und dass ich trotzdem etwas wert bin - zumindest mehr als mir mein Leben lang eingeredet wurde.
Dass ich nicht die Frau sein kann, die ich sein wollte als ich 12 war. So stark und so selbstbewusst, so unnahbar, so perfekt - so unmenschlich?
Mich von dieser inneren Sperre und Hilflosichkeit zu trennen fällt mir sehr schwer. Es ist eine Gewohnheit, ein Schutz, ein Trost und bei dem Gedanken meine Mauern aufzugeben komme ich mir klein und nackt vor.
Wir ein neugeborenes Tier, ohne seine Sinne gebrauchen zu können, völlig falsch und fremd, geblendet von dem Licht und völlig orientierungslos.
Machtlosigkeit, Orientierungslosigkeit und Verharren im Status Quo können ja auch sehr bequem sein, wenn man Angst hat, aber man macht sich selbst kaputt und unglücklich. Warum macht man es dann?
Ich habe das Gefühl, dass ich in mir drin eine wahnsinns Kraft habe, die ich aber eher gegen mich selbst richte. Das macht mich fertig.
Ich kann sie einfach nicht umlenken, habe Angst bekannte Wege zu verlassen.
Ich habe Angst sie nicht bündeln zu könnnen, nicht kontrollieren zu können.
Dass ich sie verstecken und festketten muss, damit sie mich nicht völlig verlässt. Oder dass sie anfängt mich zu kontrollieren und mit mir davon gallopiert.
Ich bin so eine Sorte Mensch, die Angst vor Fehlern und dem Versagen hat. Immer 200% geben. Und immer alles schnell.
Ich glaube eine Lösung, einen Weg gefunden zu haben aus meinem Problem wieder rauszukommen, springe in die 7-Meilen-Stiefel und überfordere den kleinen Keim Mut, der gerade aus seinem Schneckenhaus rausgeguckt hat, wieder völlig. Dann scheitere ich und schiebe Frust. Wie dumm kann man sein?
Da ich mich eigentlich nicht so sehr hasse, dass ich mich nu noch übers Nicht-Essen und Hungern definieren und zugrunde richten möchte und eigentlich noch halbwegs intakten Menschenverstand besitze, habe ich gedacht:
Dein Problem ist das mangelnde Körpergefühl und mangelndes Selbstbewusstsein.
Da du dein Selbstbewusstsein schon seit 8 jahren aufbauen willst und da nicht weiter kommst, geh doch zunächst über das Körpergefühl.
Wenn du dich wieder spührst, kannst du dich vielleicht wahrnehmen, dir bewusst werden, dich ganz vielleicht annehmen und ganz ganz ganz vielleicht irgendwann lieben. Und wer sich liebt kann sich auch abgrenzen und ganz ohne Krampf stark sein und Selbstbeusstsein haben. Kann mit der Macht und der Verantwortung über sich und sein Leben umgehen. Entscheidungen für sich treffen. Weder sich noch anderen schaden.
So viel zur Theorie.
Körpergefühl haben heißt doch sich und seine Bedürfnisse spühren. Seinen Körper wieder bewusst wahr- und anzunehmen.
Sich wieder "eins" mit ihm zu fühlen und sich um ihn zu kümmern - ihm nicht weh zu tun.
Wenn man jegliches Vertrauen und Gefühl verloren hat, was tut man da? - Sport.
Gut. Das ist konkret, das kann ich anpacken.
Also habe ich es in die Wege geleitet, dass ich mein altes Hobby reiten wieder aufnehmen kann (1-2 pro Woche), mich mit einer Bekannten die gerade abnimmt zum Bahnen ziehen Im Schwimmbad verabredet sowie mit Freunden zum Badminton. Will mal sehen, ob das alte Fahrrad in der Garage noch was taugt.
Eiegntlich mache ich all diese Dinge gerne und mit Leuten die mir wichtig sind, aber es hat doch einen faden Beigeschmack, weil ich mich genrell mit (schnellen) Veränderungen sehr schwer tue. Ich behalte gerne die Kontrolle. Ich habe etwas Angst, dass mir irgendwas über den Kopf wächst, sollte nebenbei auch nur ein Alltagsproblem auftauchen (befinde mich gerade etwas im Leerlauf und warte auf Uni-Absagen ... oder Zusagen, wie auch immer). Vielleicht will ich auch hier wieder 200% zu viel von mir?
Gut, da sollte man auf seine innere Stimme hören, aber das ist so schwierig, wenn in einem selbst ein Radau wie auf nem Volksfest oder nem Mental-Konzert herrsscht! Alle woll'se was zu sagen haben, alle ha'm se Recht und alle wollen natürlich nur mein Bestes.
Das geht dann ungefähr so:
Schweinehund: "Du willst das doch gar nicht. Und du kannst das doch auch gar nicht. Lass es wie es ist."
Angst: "Aber es könnte doch gefährlich sein. Sie könnten dir weh tun. Bleib wo du bist, da ist es sicher."
Wut: "Die sind alle Schuld daran, weil sie dir so weh getan haben. Und du bist schuld, weil du es zugelassen hast!"
Hilflosigkeit: "Du kannst das doch gar nicht allein."
Hass:"Du bist es nicht wert. Du bist nichts"
Verzweiflung: "Das schaffst du nie. Du scheiterst"
Mut: "Komm schon, na los, komm schon ... komm, du stirbst nicht davon. Was soll denn passieren. Ist dir doch alles schon passiert, du lebst immer noch"
Hoffnung: "Und wenn es diesmal klappt?"
Wunsch: "Du willst es doch schon immer, kämpf doch bitte für dich."
Kind: "Du warst mal glücklich, weißt du noch? Das kannst du wieder sein. Tu mir nicht weh"
Verstand: "Spinnst du jetzt genrell total? Reiß dich mal am Riemen!"
Herz: "..."
Und dann geht es hin und her, was ich will, was ich nicht will, was ich soll und nicht soll, wer ich war, wer ich bin, wer ich sein soll, wer ich sein will, wer ich sein kann, wer ich sein könnte, und warum überhaupt und was den eigentlich und wie? ... wie in der Politik:
Alle reden, keiner hört zu und getan wird nix.
Ich bin eigentlich ganz glücklich mit meiner Sportauswahl und freue mich darauf, aber das wird nicht reiche. Was kann ich noch tun?
Wie finde ich zurück zu mir? Wie höre ic wieder die Stimme, die mir wirklich gutes will? Und wie bringe ich meine "innere Auszeit" und meinen Alltags-Dschungel unter einen Hut ohne mich zweiteilen zu müssen?
Liebe Grüße,
Bellatrix