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Wie ticken nicht-schüchterne Menschen?

F

fritzie

Gast
Hallo Sunstark - es ist ok, daß du deine Zeilen abgeschickt hast, und es ist außerdem mutig von dir!

Du fragtest eingangs, wie nicht-schüchterne Menschen ticken.

Ok. Ich bin nicht schüchtern. Es fällt mir nicht schwer, Menschen kennenzulernen, es fällt mir auch nicht schwer, mich in einer größeren Gruppe relativ schnell "einzuleben".

Du schriebst, daß du beständig damit zu tun hast, dir zu überlegen, wie du auf andere wirkst.

- Geht mir nicht anders.

Du scheinst Angst zu haben, daß etwas von dem, was du sagst oder tust, auf andere merkwürdig oder komisch oder so wirkt.

- Ich weiß, daß manches, was ich von mir gebe, ziemlich blöd oder merkwürdig bei anderen ankommt. Ist mir zwar nicht egal, aber ich kenne niemanden, der nicht ab und zu mal "Stuß" redet oder sich merkwürdig benimmt.

Es scheint dir wichtig zu sein, was andere von dir halten.

- halte ich für normal, geht mir auch nicht anders. Allerdings habe ich im Lauf der Jahre gelernt, daß es nicht wichtiger ist, was andere von mir halten, als das, was ich von mir halte. Gelingt mir nicht immer, aber doch schon ziemlich oft. Das kann man üben - dauert aber seine Zeit.

Du bist mutig, finde ich, weil du konkret an deiner Schüchternheit arbeitest. Gib dir etwas Zeit, kein Mensch kann sich so schnell von gewohnten Verhaltensweisen lösen.
 
S

Sunstark

Gast
Welches Recht hat das Mädchen, zu sagen, wenn ihm etwas nicht passt?
Welches Recht hat das Mädchen, sich mal bei jemandem auszuweinen?
Welches Recht hat das Mädchen, sich zu einer Gruppe zu gesellen?
Welches Recht hat das Mädchen, einfach mal seine Emotionen zu zeigen?
Welches Recht hat das Mädchen, sein hübsches Gesicht als Profilbild ins Netz zu stellen?
Welches Recht hat das Mädchen, seine schöne Stimme vorzuführen?
Welches Recht hat das Mädchen, auch mal still zu sein?
Welches Recht hat das Mädchen, jemanden anzuschauen, der ihm gefällt?
Welches Recht hat das Mädchen, zu flirten?
Welches Recht hat das Mädchen, seine Vorzüge anzupreisen?
Welches Recht hat das Mädchen, zu äußern, auf welche Literatur es steht?
Welches Recht hat das Mädchen, seine politische Meinung kundzutun?
Welches Recht hat das Mädchen, eigenes Leiden zu äußern?
Welches Recht hat das Mädchen, die Krankenkassen zu belasten?
Welches Recht hat das Mädchen, Geld für sich auszugeben, obwohl es genug hat?

Es gestattet sich ungewollter Weise sehr wenig und deshalb irrt es manchmal umher. Immer dann, wenn Menschen da sind, aber auch im Alleinsein.


Ich weiß, es klingt nach Selbstmitleid, aber und? So geht es mir nunmal. *michrechtfertigend*

Gibt es eigentlich auch Leidensgenossen, findet sich darin jemand wieder? Also weil es ja absurd klingt...

@Fritzie: Du hast es gut, weil du das einfach kannst. Du denkst zwar auch darüber nach, wie du ankommst, aber immerhin fühlst du dich nicht allzu fehl am Platz.

@ Kena und Gabiii: Ich finde die 3-Sekunden-Regel plausibel. Ich habe versucht, es bei der letzten Mitfahrgelegenheit anzuwenden. Leider hat es so nicht geklappt. Also etwas Spontanes zu äußern ist mir leider nicht gelungen. Aber das nächste Mal hoffe ich doch.
 

whoknows

Mitglied
Gibt es eigentlich auch Leidensgenossen, findet sich darin jemand wieder? Also weil es ja absurd klingt...
Hey Sunstark,

Ja ich kann dich sehr gut verstehen. Was du hast ist vermutlich eine ausgeprägte Angst vor Ablehnung.
Bei mir war das ähnlich. Ich bin introvertiert – mein eher extrovertiert geprägtes Umfeld hat mir suggeriert, dass das nicht der Norm entspreche. Ich bin mit meiner Art also auf viel Unverständnis gestoßen und konnte selbst auch nicht wirklich zu mir stehen. Ich habe deshalb die längste Zeit meines Lebens meine Intraversion mit Schüchternheit verwechselt – was in vielen Dingen überhaupt nicht der Fall war.

Der Hauptunterschied zwischen Introvertierten und Extrovertierten ist die Art, wie sie ihre Vitalität und Lebensenergie beziehen. 75% der Bevölkerung nämlich eher von äußeren Dingen und der Interaktion mit Menschen, 25% eher aus sich selbst heraus, durch eigene Gedanken, Ideen, Vorstellungen. Das ist teils sogar organisch bedingt, weil bei Introvertierten andere Hirnareale stimuliert werden. Es ist aber dennoch völlig normal. ich schrieb bewusst „eher“ denn ein 100% das eine oder das andere gibt es nicht. Bei mir war es auf der Uni beispielsweise sogar oftmals so, dass ich aufgrund meiner dominanten Art und einem guten analytischen Denken bei Gruppenprojekten die Führungsrolle übernahm und sehr selbstbewusst wirken konnte. Aber alles in allem laugen mich derartige Interaktionen auf Dauer ziemlich aus und ich brauche die Erholung durch Isolation. Wenn ich über mehrere Tage ununterbrochen Menschenansammlungen ausgesetzt bin, ist meine Energie schnell verbraten und ich wirke sofort schüchtern und reserviert. Für andere ist das manchmal sehr irritierend.

Vielleicht rührt deine Unsicherheit auch daher, dass du noch nicht zu dir selbst gefunden hast bzw. nicht zu dir stehen kannst. Tipps gegen deine Angst vor Ablehnung kann ich dir gerne zukommen lassen.
 
S

Sunstark

Gast
Hallo WhoKnows,
danke für deine Antwort! Ich habe mich auch mal gefragt, ob ich introvertiert bin. Ich habe auch mal meine Mum deswegen was gefragt und sie meinte, dass ich als Kleinkind schon eher lieber für mich alleine irgendwas gespielt habe... ich fand es zwar auch schön, mit anderen Kindern zu spielen, aber es hat immer ein starkes Drängen benötigt, bis man mich überhaupt mal aus dem Kinderzimmer von dem Spielzeug wegbekam.
Kann das ein Anzeichen sein?
Ich habe aber schon Angst davor, so zu sein. Weil es stimmt irgendwo, dass ich in meinem Umfeld auch viel auf Ablehnung dadurch gestoßen bin. Also ich kann meistens nicht einfach drauflos irgendwas sagen, also nicht in einer Gruppe. Bei einzelnen Personen geht es dann aber doch sehr gut. Oder natürlich, wenn mir das Umfeld vertraut ist. Je vertrauter ich einer Gruppe bin, desto weniger Lust habe ich eigentlich, mich immer zu äußern.
Vielleicht kannst du das ja erkennen?
Andererseits habe ich mal wo gelesen, dass Introvertierte generell erstmal ihre Gedanken sammeln müssen. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich muss... also wenn man mich etwas direkt fragt, dann schon öfters. Und dann stand ich meistens unter Zugzwang.

Aber hast du es geschafft, dich dann anzunehmen? Kannst mir auch PN -mäßig schreiben, fände ich auch gut ;)
+
 
G

Gast

Gast
Hallo zusammen,

auch wenn das Thema schon etwas älter ist, erdreiste ich mich was dazuzuschreiben.

Die Fragestellung finde ich sehr interessant und ich bin ein solcher, nicht-schüchterner Mensch. Im Gegenteil, ich bin enorm extrovertiert und finde nicht nur überall Anschluss, ich bin ein absoluter Alphamensch.

Aber das war nicht immer so. Zu meiner Schulzeit (vor etwa zehn Jahren - Grundgütiger bin ich alt!) hatte ich kaum Freunde, habe mich allein und verurteilt gefühlt. Der Eindruck, dass die anderen mich ansehen und denken "Alter, is die blöd!", war allgegenwärtig. Die normale Reaktion daraus war Ablehnung. "Wenn ihr mich nicht wollt, dann will ich euch auch nicht!". Das führte dazu, dass ich mich darüber lustig machte, wenn sich die Mädels so tussig anstellten, wenn die Jungs sie geärgert haben, obwohl ich nichts lieber wollte als auch geärgert werden. Wenn das ausnahmsweise mal vorkam, haben die anderen mich angesehen und ich war gezwungen entweder heuchlerisch zu sein und genauso tussig zu reagieren, oder zu dem zu stehen, was ich gesagt hatte: Wehr dich richtig, wenn du das nicht willst. Also habe ich mich gewehrt. Das brachte mir zwar nicht die Sympathie der Jungs, aber den Respekt der Mädels. Und so ging es weiter. Ich habe mein Maul aufgerissen und das Verhalten anderer angeprangert, was in ähnlichen Situationen aktives Handeln von mir forderte, auch wenn ich innerlich am liebsten im Erdboden versunken wäre.

Zur Zeit versuche ich mich aktiv in einen schüchternen Menschen zu versetzen. Aus einem albernen Grund, der den Versuch aber nicht weniger wichtig für mich macht. Über die Fragen: Welche Gedanken macht sich ein schüchterner Mensch? Was geht in ihm vor? Wie sieht er die Welt? Wie verhält er sich in einer Gruppe oder in einem Dialog? -habe ich Vergleiche zu mir selbst gezogen.

Meine Herangehensweise an eine neue Gruppe ist natürlich gestützt durch positive Erfahrungen und nicht für jeden zu gebrauchen, da sie auf dem Grundgedanken "die anderen merken es nicht, ob ich selbstbewusst bin oder nur so tu als wäre ich es", basiert. Für mich hat es funktioniert, für andere kann ich das nicht abschätzen, doch ich glaube daran, dass nur die soziale Interaktion uns hilft uns zu entwickeln. Durch die Reflexion durch andere, reflektieren wir uns selbst und erkennen Eigenschaften, die wir nur im Kontakt mit anderen zeigen. Und nur wenn wir sie erkennen können wir sie ändern.

Angst davor zu haben, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen ist völlig normal und meiner Meinung nach auch wichtig, denn sie erinnert uns daran, dass wir einer unter vielen sind. Die anderen machen sich einen Eindruck, sie stellen fest und sie bewerten, egal ob man das machen sollte oder nicht, es wird gemacht. Ihr lest meinen Text, zieht eure Schlüsse und bewertet ihn für euch und damit bewertet ihr mich. Darum bemühe ich mich sinnvoll und zielgerichtet zu schreiben. Und nehme es hin, dass einige von euch denken "Boah eh...laber nich so viel, komm zur Sache!", oder auch "Du hast leicht reden, du hast das Problem nicht." und damit habt ihr Recht. Aber das darf euch niemals davon abhalten es weiter zu versuchen. Lächelt die Leute in der S-Bahn an, grüßt den Mann am Kiosk und lest Zeitung um Smalltalk führen zu können (lest nicht die Weltnachrichten, die Themen da taugen nicht für Smalltalk, sind zu negativ ;) ) und wenn sie nicht wollen, dann sind das drei oder vier von sechs Millarden. Erst wenn ihr mehrere Schulklassen gegen euch aufgebracht habt, solltet ihr euch Gedanken machen ;)

Zumindest die schüchternen Menschen, deren Fokus immer auch sich selbst liegt und ich haben etwas gemeinsam: Den Fokus auf sich selbst (neben extrovertiert bin ich auch egozentrisch, wäre ich reich wäre das gut. Da ich es nicht bin, wirkt es oft einfach nur arrogant). Vielleicht hilft euch das weiter: Jede Interaktion bringt euch weiter, egal welches Ergebnis sie bringt, sie wirkt auf euch und bringt euch weiter. Um den Fokus in einer Gruppe von euch selbst zu nehmen, könntet ihr euch Fragen, was das Verhalten der anderen zu bedeuten hat. Welche Begegnungen führten dazu, dass sie sich verhalten, wie sie es tun? Dabei werdet ihr kaum auf die wahren Hintergründe kommen, aber es lenkt euch ab und ihr wirkt aufmerksamer, interessierter und weniger ich-bezogen.

Ich hoffe ein bisschen was davon hat euch angesprochen, wirklich helfen kann euch noch so viel guter Wille in Textform nicht.

Grüße,
Deorwine
 
B

Benni01

Gast
. Lächelt die Leute in der S-Bahn an, grüßt den Mann am Kiosk und lest Zeitung um Smalltalk führen zu können (lest nicht die Weltnachrichten, die Themen da taugen nicht für Smalltalk, sind zu negativ ;) ) und wenn sie nicht wollen, dann sind das drei oder vier von sechs Millarden. Erst wenn ihr mehrere Schulklassen gegen euch aufgebracht habt, solltet ihr euch Gedanken machen ;)
Bei uns gibst keine S-Bahn und wenn ich versuche zu lächel hat das eher den Eindruck als wollte ich die Leute am liebsten foltern, selbst Sheldon Cooper kann besser lächeln als ich. Die Nachrichten lese ich schon, dazu noch Physik - und Mathematik Magazine. Aber wie viele 18-24 Jährige lesen schon den Politik- und Wirtschaftsteil und vom Springerverlag distanzier ich mich min. 100km, gucke so gut wie nie RTL, also kann ich nicht mitreden, wie "toll" der letzte Kandidat bei DSDS war. Vermutlich könnte auch ein Star direkt vor mir stehen und würde ihn nicht erkennen.

In der Schule früher diente ich wohl eher als Boxstab, anstatt eines Klassenkameraden.
 
Ein schüchterner Mensch zu sein, ist schwierig. Ich bin so ein Mensch und versuche wirklich offen zu sein, jeden Tag. Aber es ist schwer, ich fühle mich einfach anders, auch wenn ich mir noch so viel Mühe gebe.
 
M

Mr. Pinguin

Gast
Lächelt die Leute in der S-Bahn an, grüßt den Mann am Kiosk und lest Zeitung um Smalltalk führen zu können (lest nicht die Weltnachrichten, die Themen da taugen nicht für Smalltalk, sind zu negativ ;) )
Bei den vielen schlechten Erfahrungen, die ich mit Menschen machen musste, überleg ich mir schon besser sehr genau, wen ich anlächle. Und mich interessieren aber schon vor allem die Weltnachrichten. Die Boulevardpresse oder Sport geht mir sowas von - gähn - am *rsch vorbei. Da brauch ich gar nicht erst versuchen mich dafür zu interessieren.

So einfach mit auf andere zugehen und "das Maul aufreißen" ist das nicht für jeden. Vor allem, wenn man vielleicht noch ein schweres Elternhaus hat oder hatte und ähnliches. Ich z.B. erwarte, dass die Leute normal miteinander umgehen können. Wenn es tobt wie in einem Affenhaus, dann ist das nichts für mich.

Es kommt schon sehr viel darauf an, aus welchem Holz das man geschnitzt ist und ob man dazu passen kann.
 
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