Erst einmal euch Allen ein frohes und gesundes neues Jahr!
@ Deliverance
Danke für deine verständnisvolle Antwort!
Ich war froh zu lesen, dass es nicht sooo unnormal ist, was mir mit dem alten Herrn passiert ist.
Ich habe lange darüber nachgedacht, warum es soweit gekommen ist. Meine Einsamkeit und mein Bedürfnis nach Halt und Zuneigung haben bestimmt eine große Rolle gespielt. Doch waren das sicherlich nicht die einzigen Gründe, sonst hätte ich mich schon in zwei andere Bewohner "verlieben" müssen, die mir geschmeichelt und Annäherungsversuche gemacht haben.
Es ist auch die Persönlichkeit des alten Herrn, die dazu geführt hat, dass ich mich so zu ihm hingezogen gefühlt habe. Es ist die Mischung aus Intelligenz, Humor und liebevollem Wesen.
Ich glaube, ich habe ihn nicht auf einen zu hohen Sockel gestellt, wenn ich sage, dass er ein ganz besonderer Mensch ist.
Trotzdem ist mir bewusst, dass ich zu weit gegangen bin und gerade auf körperliche Annäherungen hätte verzichten müssen. Ich bin erleichtert, dass er nicht das Coronavirus hat, sondern es sich um eine Bronchitis handelt.
Ich weiß auch, dass es ein großer Fehler war, die anderen Bewohner etwas zu vernachlässigen. Das kann ich jetzt wieder gutmachen. Doch es ärgert mich, dass ich es nicht schaffen würde, wenn der alte Herr nicht auf einen anderen Wohnbereich umziehen würde. Ich dachte eigentlich immer, dass ich willensstärker bin.
Gestern war Silvesterfeier und ich muss ehrlich zugeben, dass er mir gefehlt hat.
Auch wenn ich um alle Bewohner bemüht war und versucht habe, den Abend nett zu gestalten, kam weder bei ihnen noch bei mir Stimmung auf. Das war bestimmt auch der momentanen Situation geschuldet. Niemandem war so richtig nach feiern zumute, und MIR fehlte darüberhinaus sein liebevolles Lächeln und seine freundliche Art, die er jedem entgegenbrachte.
Leider hat mich auch noch die Mitarbeiterin vom Büro des sozialen Dienstes hängen lassen, obwohl sie vorher zugesagt hatte, mich bei der Feier zu unterstützen. Sie kam für kurze Zeit in den Wohnbereich und hüpfte herum und klatschte in die Hände, als meine Chefin raufkam. Ich saß gerade bei einer schwerdementen Bewohnerin, die ängstlich war wegen der lauten Musik, am Tisch. Als meine Chefin das sah, kam sie zu mir und sagte, sie würde dasselbe von mir erwarten, was die Kollegin vom Büro gerade machte. Ich ging daraufhin zu verschiedenen Tischen und versuchte, die Bewohner zu animieren, aber mit wenig Erfolg. Der Abend war dann auch recht schnell zu Ende.
Zuhause hatte ich den ganzen Abend ein ungutes Gefühl, doch ich sagte mir, dass es besser werden wird. Es wäre sicherlich für fast jeden schwer gewesen, Partystimmung bei den alten Menschen aufkommen zu lassen.
Ich hoffe nicht, dass ich mich noch mal zu einem Bewohner so hingezogen fühlen werde. Im Moment besteht da absolut keine Gefahr.
Sollte es dennoch wieder vorkommen, so werde ich mein Bestes geben, professionell damit umzugehen.