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Wie schaffe ich es, meine Gefühle für einen alten Mann abzustellen?

Werwiewas

Aktives Mitglied
Anschließend machten wir noch eine kurze Pause, setzten uns auf eine Bank und er hielt meine kalten Hände in seinen warmen. Ich habe das als so einen innigen und friedlichen Moment empfunden.
Du redest davon, mehr Distanz einzuhalten und dann kommt wieder sowas. Kapierst du nicht, warum wir seit vielen Monaten niemandem mehr zu nahe kommen und nicht die Hand geben sollen?

Du gefährdest ihn und die anderen BewohnerInnen, mit denen du zu tun hast. Desinfizierst und wäscht du deine Hände nach jedem Kontakt? Der alte Herr sicher nicht.

Lass endlich das Umarmen und Händchenhalten sein, was, wenn dich ein Angehöriger dabei sieht und sich wegen Sicherheitsbedenken über dich beschwert?

Gehst du eigentlich mit Anderen auch auf den Friedhof oder nur mit diesem einen Bewohner?
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Wahnsinn!
Du lernst es leider nicht.
(Sollte dein Gekuschel rauskommen, bist du arbeitslos. Das ist dir klar, oder? Schon mal was von Abstand, Maske und Handhygiene gehört? Du benutzt einen alten, dementen Mann, um dein kaputtes Ego zu stärken. Du bist nicht selbstlos. Im Gegenteil)
 
A

Aljona

Gast
Ich kann euren Ärger und eure Vorwürfe verstehen.

Ich bin ganz ehrlich und gebe zu, dass ich es vielleicht nicht schaffen würde, auf Distanz zu diesem alten Herrn zu gehen. So sehr ich mir das auch vorgenommen habe.

Irgendwie glaube ich nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass ich mein kaputtes Ego stärken möchte. Denn ich habe das bisher ja auch nicht nötig gehabt. Es hat mich immer erfüllt, für alle Bewohner da zu sein. Auch wenn es immer mal welche gibt, die man nicht so gerne besucht und wo es nur eine Pflichterfüllung ist.

Ich hatte auch die ganze Zeit, wo ich mich so auf den alten Herrn fixiert habe, ein schlechtes Gewissen. Ich habe mir teilweise eingeredet, dass ich dazu betragen könnte, dass sich sein Gemütszustand wieder bessert und er den Tod seiner Frau realisieren kann. Leider ist dem nicht so.

Was ein Ansteckungsrisiko betrifft, so habe ich ihn keinen Gefahren ausgesetzt, wenn er mir mal näher gekommen ist. Wir werden ja schon seit ein paar Wochen regelmäßig auf Corona hin getestet.

Heute musste ich erst mal einen - für mich - kleinen Schlag verkraften.
Der alte Herr teilte mir mit, dass er nächste Woche in einen anderen Wohnbereich umziehen wird, da dort ein Einzelzimmer frei wird. Es hat mich in dem Moment unwahrscheinlich traurig gemacht!
Ich habe ihm gesagt, dass wir uns dann leider nicht mehr sehen werden, ich mich aber natürlich für ihn freue. Was ich natürlich nicht getan habe, denn dafür habe ich ihn zu liebgewonnen.

Vor Dienstschluss habe ich ihn noch kurz in seinem Zimmer besucht. Er war schon wieder dabei, seinem unverschämten Mitbewohner Schokolade von seinem Teller abzugeben. Ich fand es einfach rührend. Deshalb sagte ich dem Mitbewohner auch sofort, dass er so einen Lieben nicht mehr aufs Zimmer bekomme.

Morgen auf der Weihnachtsfeier werde ich ihn zum letzten Mal sehen.
Ich weiß, dass es egoistisch ist, aber ich bin unglücklich darüber. Er wird mir fehlen, und es wird für mich fast so sein als wenn er nicht mehr leben würde. Es wird mir nicht möglich sein, ihn mal in seinem Zimmer im anderen Wohnbereich zu besuchen.

Andererseits muss ich mir sagen, dass es für uns beide Vorteile hat.
Er kommt in einem Einzelzimmer endlich zur Ruhe und ich kann mir die nötige emotionale Distanz verschaffen. Viel schlimmer wäre es, wenn ich ihn noch ein halbes Jahr oder länger betreuen würde und er würde dann sterben.

Zum Glück sieht niemand, dass bei mir die Tränen fließen, während ich das schreibe.

Im letzten Jahr gab es auch einen Bewohner, den ich sehr mochte und der mir irgendwann sagte, dass er sich in mich verliebt habe. Das hat mich sehr berührt, doch das waren andere Gefühle. Er tat mir leid, weil er sich in seiner Demenz in etwas verrannt hatte. Nach ein paar Monaten zog auch er in einen anderen Wohnbereich. Ich habe ihn kurze Zeit vermisst und dann nur noch wenig an ihn gedacht.

Bei diesem alten Herrn aber trifft es mich hart.
Ich werde diesen ganz besonderen Menschen nie vergessen.
 
G

Gelöscht 69940

Gast
Was ein Ansteckungsrisiko betrifft, so habe ich ihn keinen Gefahren ausgesetzt, wenn er mir mal näher gekommen ist. Wir werden ja schon seit ein paar Wochen regelmäßig auf Corona hin getestet.
Ein Test ist eine Momentaufnahme. Also das Ergebnis gilt nur für den Moment als die Stäbchen in Mund und Nase waren. 1 Sekunde später kannst du dich anstecken. Und die Test sind nicht 100% sicher und können auch mal falsch negativ sein. Von daher sind die Test ein gewisser Schutz zusätzlich! Zum Abstand. Und kein Ersatz dafür.

Du gefährdest also aktiv die Bewohner mit deinem zu nahe kommen und anfassen. Wieso möchtest du dass den nicht einsehen und verstehen? Könntest du dir wirklich verzeihen, wenn du das Virus eingeschleppt/verteilt hast und ein paar Bewohner daran gestorben sind, weil du das Händchen halten nicht sein lassen konntest?
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, in allem, was du über dich und den alten Mann schreibst, das Gute zu sehen.
Leider ist mir das nicht mehr möglich, da du beratungsresistent zu sein scheinst.
Ich versuche es mal mit einer Analogie:
Wie fändest du es, würde ein Erzieher im Kinderheim ein kleines Mädchen besonders gern haben und so mit ihm verfahren, wie du mit dem dementen Mann?
Du benutzt ihn, ganz eindeutig.
Und du weigerst dich sogar, das schlichte Coronarisiko zu sehen.
Dir ist beruflich nicht zu helfen, du bist komplett an der falschen Stelle und eine Gefahr für die Menschen, die du angeblich so "ins Herz geschlossen hast".
Wäre ich eine Verwandte des alten Mannes, würde ich dich anzeigen.
(Vielleicht wird er ja auch verlegt, weil man ihn vor dir schützen will.)
 
G

Gelöscht 116444

Gast
Was ein Ansteckungsrisiko betrifft, so habe ich ihn keinen Gefahren ausgesetzt, wenn er mir mal näher gekommen ist. Wir werden ja schon seit ein paar Wochen regelmäßig auf Corona hin getestet.

Wenn du heute beim Routinetest positiv getestet wirdt, warst du schon tagelang im Zweifel positiv. Man fällt nicht 3 Sekunden nach der Infektion mit Fieber etc auf. Dann hast du den Mann besucht, hast innig Händchen gehalten, warst bei den Kollegen, die zuhause bei ihren Familien, die Kinder bei einzelnen Freunden, diese zuhause bei ihren Familien... Und so munter weiter. Und der alte Herr trägt es auf der Station herum, steckt seinen Zimmergenossen an, der wiederum seine Angehörigen, die ihre Arbeitskollegen...

Und weil das immer noch zu wenige Leute wahrhaben wollen, haben wir jetzt den verschärften Lockdown für alle. Herzlichen Dank.
 
A

Aljona

Gast
Ich sehe es schon so, dass ich die Corona-Problematik verinnerlicht habe.
In erster Linie geht es mir dabei natürlich um die alten Menschen, allerdings auch um meinen eigenen Schutz, da ich Asthma habe und somit zur Risikogruppe gehöre. Ich bin im Allgemeinen sehr anfällig für Atemwegsinfekte und habe mich schon einige Male angesteckt seit ich im Altenheim arbeite.

Ich habe bisher immer einen angemessenen Abstand zu den Bewohnern eingehalten und trage selbstverständlich permanent eine Atemschutzmaske. Seit ein paar Wochen sind wir sogar verpflichtet, trotz regelmäßiger Schnelltests eine FFP2-Maske zu tragen.

Die einzige Ausnahme war tatsächlich, als ich letzte Woche mit dem alten Herrn auf dem Friedhof war. Da haben wir beide die Masken abgelegt und eben auch so auf der Bank zusammen gesessen.
Ich gebe zu, dass das ein bisschen leichtsinnig von mir war.

Gestern habe ich geweint, aber heute habe ich Frieden damit geschlossen, dass er auf einen anderen Wohnbereich ziehen wird. Wie ich gestern schon geschrieben habe, ist das für uns beide nur zum Vorteil. Auch wenn meine Kollegin meinte, dass es für den alten Herrn schwierig wird, weil er dort von den Pflege-und Betreuungskräften evtl. nicht so verstanden wird wie von uns bezüglich der ständigen Fragen nach seiner Frau.
Auch wenn es mir schwer fällt das so zu sehen, aber er ist dement und wird mich schnell vergessen haben. So wird es für ihn kein Problem darstellen, sich an neue Bezugspersonen zu gewöhnen.

Heute war Weihnachtsfeier und ich wusste vorher schon, dass ich mich nicht zu ihm an den Tisch setzen konnte. Damit wäre ich wieder unangenehm aufgefallen.
Daher habe ich ihn vor Beginn der Feier in seinem Zimmer besucht. Er wollte mir wieder näher kommen, aber ich habe das ganz gut abgewehrt.

Bei Dienstschluss habe ich mich von ihm verabschiedet. Er hat mich gefragt, ob wir Weihnachten nicht noch mal spazieren gehen können. In dem Moment hat es mir schon sehr weh getan, denn wir werden nie wieder zusammen spazieren gehen. Doch es hätte nichts gebracht, zu versuchen, ihm das zu erklären. So antwortete ich nur, dass ich Weihnachten nicht im Dienst bin. Ich überspielte meine Traurigkeit und sagte, dass ich mir sein neues Zimmer auf jeden Fall mal ansehen werde.

Ich war sogar in der Lage, noch ein wenig mit ihm zu scherzen. Er meinte, er könne ja mal ganz überraschend bei mir zuhause vor der Tür stehen. Ich sagte daraufhin, das könne er machen, ich würde ihn bestimmt nicht draußen stehen lassen. Seine Antwort mit einem Augenzwinkern war, dass er nicht wisse, ob das gut wäre.

Als ich ging, begleitete er mich noch zur Zimmertür. Sein Mitbewohner fragte hämisch, ob er wieder mit mir flirten würde. Der alte Herr drückte mich ganz kurz und ich verabschiedete mich dann schnell.
Es war ein letztes Zusammensein...

Nein, ich bin ganz sicher, dass ich nicht wieder einen alten, dementen Mann benutzen werde, um meine Einsamkeit zu kompensieren. Wobei ich mein Verhalten dem alten Herrn gegenüber nicht als Benutzen sehe, weil ich ehrliche Gefühle für ihn habe. Ich habe ihn einfach lieb, und das ist mir seit dem Bewohner, der im Frühjahr letzten Jahres verstorben ist, nicht mehr passiert.

Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest und ein besseres Jahr 2021!
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Liebe Aljona, dir und allen anderen hier auch frohe Weihnachten.

Du hast den alten Mann nicht benutzt, Du hast ihm Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Wärme geschenkt und ihn glücklich gemacht. Das ist etwas Kostbares und ich weiss, dass manche Pflegekräfte recht gleichgültig und geschäftsmässig mit den alten Menschen umgehen. Du bist sehr empathisch und warmherzig und natürlich hat da die Zuneigung zu dem alten Mann auch dir gut getan. Das ist kein Ausnutzen, sondern Geben und Nehmen.

Was natürlich nicht geht, ist Händchen Halten und ohne Maske, das ist klar. Und sicherlich ist es für dich besser, in Zukunft etwas mehr Distanz zu halten, so schwer das auch ist. Aber bewahre dir deine mitfühlende, warmherzige Art, das ist ein Geschenk.

Ich hoffe, dass dir der Abschied vom alten Mann nicht zu schwer fällt und dass du bald in deinem Leben einen Mann deines Alters findest.

Lg, Binchy
 
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